Eustathius von Antiochien

Eustathius von Antiochien

Eustathios von Antiochia (lat. Eustathius; * in Side, Pamphylien) war ein antiker Bischof. Zunächst Bischof von Beroea, wurde Eustathios Mitte der 320er Jahre zum Patriarchen von Antiochia gewählt. Er kämpfte verbissen gegen die Arianer, denen es schließlich gelang, ihn absetzen und verbannen zu lassen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eustathios stammte aus Side im kleinasiatischen Pamphylien.[1] Er wurde zunächst Bischof von Beroea in Syrien (heute Aleppo). In dieser Zeit lernte er Alexander kennen, den einflussreichen Bischof von Alexandria, der zu dieser Zeit in einen Streit mit dem Presbyter Arius geriet (arianischer Streit). Alexander verfasste ein Rundschreiben gegen die Lehre des Arius, zu dessen Empfängern auch Eustathios gehörte.[2] Schon jetzt war er also als Gegner des Arianismus etabliert. Als Philogenius starb, der Patriarch von Antiochia, wurde Eustathios auf einer Synode, die unter der Leitung des antiarianischen Bischofs Ossius von Córdoba stand, Anfang 325 zu seinem Nachfolger gewählt. In diesem Zusammenhang befreundete er sich mit Ossius.[3]

Auf dem Ersten Konzil von Nicaea 325, das den arianischen Streit schlichten sollte, trat er als einflussreicher Patriarch[4] entschieden gegen den Arianismus ein. Seine Partei konnte schließlich ein Bekenntnis durchsetzen (Nicaenum), das die Wesensgleichheit Gottes mit seinem Sohn Jesus Christus feststellte und damit den arianischen Vorstellungen einer Wesensähnlichkeit widersprach. Auch nach dem Sieg setzte er sich gegen den Arianismus ein, so verwehrte er verschiedentlich Arianern die Aufnahme in den Klerus. Von dieser Maßnahme waren auch etwa die späteren Bischöfe Eustathius von Sebaste, Stephanos von Antiochia, Leontios von Antiochia, Georgios von Laodikeia, Theodosius von Tripolis und Eudoxius von Germanicia betroffen.[5] Noch unbeliebter machte sich Eustathios aber im arianischen Lager, als er dem einflussreichen Bischof Eusebius von Caesarea Abweichungen vom Nicaenum vorwarf, das dieser zuvor unterschrieben hatte.[6]

326 wurde der Nicht-Arianer Ossius von Córdoba, der bis dahin der Hofbischof Konstantins des Großen gewesen war, entlassen. In der Folge übernahmen arianische Bischöfe, vor allem Eusebius von Nikomedia, die kirchenpolitische Macht am Hof. Der neuerstarkte Arianismus setzte sich nun gegen seine Feinde zur Wehr. Auf einer Synode, die zwischen 327 und 330/331 in Antiochia stattfand, warf ihm Kyros, sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Beroea, Sabellianismus vor, woraufhin er abgesetzt wurde.[7] Eine andere Variante der Absetzung überliefert Theodoret: Eusebius von Nikomedia habe mit einigen anderen arianischen Bischöfen eine Prostituierte bestochen, die daraufhin aussagte, ein Kind von Eustathios empfangen zu haben. Diese Erzählung scheint jedoch spätere Erfindung zu sein.[8]

In der Stadt kam es daraufhin zu heftigen Unruhen, sodass der Kaiser in den Streit eingreifen musste. Er verhörte Eustathios,[9] dem nun noch zusätzlich vorgeworfen wurde, Helena beschimpft zu haben, die Mutter Konstantins.[5] Der Kaiser bestätigte den Beschluss der Synode, den Patriarchen abzusetzen, und verbannte ihn und viele seiner Gefolgsleute nach Trajanopolis in Thrakien. In Antiochia bildeten die verbliebenen Anhänger des Eustathios eine eigene Gemeinde und es kam zu einem Schisma. Eustathios selbst scheint in der Verbannung noch länger gelebt zu haben, da er eine Schrift gegen Photinus von Sirmium verfasste. Das genaue Todesdatum ist jedoch unsicher. 482 wurden seine Gebeine als Reliquien nach Antiochia überführt.[10]

Das einzige vollständig erhaltene Werk des Eustathios ist die theologische Abhandlung De Engastrimytho contra Origenem. Hier kritisiert er die allegorische Methode des Origenes bei der Bibelexegese am Beispiel von dessen Interpretation der Geschichte um die Hexe von Endor (1. Buch Samuel 28). Seine übrigen Schriften sind nur fragmentarisch erhalten. Die erhaltenen Fragmente seiner Schriften lassen, was seine dogmatisch-theologische Position angeht, viele Fragen offen. Klar ist, dass er strikt anti-arianisch dachte und in Bezug auf den Logos von einer „wahren göttlichen Zeugung“ sprach, wobei er anders als die Arianer zwischen „gezeugt“ und „erschaffen“ klar unterschied.

Sein Festtag ist der 21. Februar.

Literatur

Ausgaben der Werke des Eustathios
  • De Engastrimytho contra Origenem. Hrsg. von A. Jahn. Leipzig 1886 (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur II/4).
Sekundärliteratur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Hieronymus, de viris illustribus 85.
  2. Theodoret, Kirchengeschichte 1,4,62.
  3. Hilarius von Poitiers, in: Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum 65,66,16–28; Sozomenos 3,11,16.
  4. Theodoret berichtet, dass Eustathios sogar Vorsitzender des Konzils gewesen sei und die Begrüßungsrede gehalten habe (Kirchengeschichte 1,7,10; Brief 151). Dies wird jedoch von keinem anderen Autor berichtet und scheint eher unwahrscheinlich; Lorenz, in: TRE, Bd. 10, S. 544, vermutet dahinter eine „antiochenische Lokaltradition“.
  5. a b Athanasius, historia Arianorum 1,4.
  6. Sokrates Scholastikos 1,23,8; Sozomenos 2,18,3f.
  7. Sokrates Scholastikos 1,24,2.
  8. Theodoret 1,21. Dazu Lorenz, in: TRE, Bd. 10, S. 544: „hagiographische Legende“.
  9. Zu den Unruhen in Antiochia Eusebius von Caesarea, Vita Constantini 3,59, der auch das Verhör erwähnt.
  10. Theodorus Lector, epitome 435.

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