Ex-Gay-Bewegung

Ex-Gay-Bewegung

Mit dem Ausdruck Ex-Gay-Bewegung (engl. ex-gay movement) wird eine Anzahl von meist religiös motivierten Gruppierungen zusammengefasst, die eine Veränderung der homosexuellen Ausrichtung von Menschen für möglich und erstrebenswert halten, und die diese Veränderung mit Beratung und Öffentlichkeitsarbeit bekannt machen und fördern wollen. Neben dem gleichgeschlechtlichen Sex lehnen sie auch andere Aspekte dessen ab, was sie als homosexuellen Lebensstil bezeichnen. Ihre Motivation beruht auf der Ablehnung des in der Sexualwissenschaft, der Psychologie und der Psychiatrie praktisch einhellig akzeptierten Konzepts der sexuellen Orientierung und meist auf religiöser Überzeugung. Da die Bewegung vornehmlich von Evangelikalen getragen wird, ist sie vor allem in den Vereinigten Staaten verankert und hat aufgrund der geringeren Verbreitung der evangelikalen Bewegung in Europa hier weniger Anhänger. Die Ex-Gay-Bewegung stößt in der Lesben- und Schwulenbewegung auf größtenteils massive Ablehnung.

In weiten Teilen der wissenschaftlichen Fachwelt wird der Versuch einer Therapie von Homosexualität durch so genannte Konversionstherapien als unsinnig bzw. potenziell schädlich für den Betroffenen eingestuft. In der Wissenschaft hat sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt, dass Homosexualität als eine der Heterosexualität gleichwertige Variante des sexuellen Begehrens einzuschätzen ist.[1] So sieht etwa der Berufsverband deutscher Psychologen entsprechende Therapieversuche als Verstoß gegen mehrere Aspekte seiner ethischen Richtlinien an, sofern die Behandlungen auf eine Verlernung oder das Abtrainieren einer Homo- oder Bisexualität abzielten.[2] Fachleute haben darauf hingewiesen, dass die angestrebte Änderung im Sexualverhalten häufig mit schweren Depressionen, zentralen Selbstwertproblemen und tiefer Verzweiflung erkauft werde und bis zum Suizid der betreffenden Menschen führen könne. Es sei sogar eindeutig von einem Missbrauch und einer Schädigung durch so genannte therapeutische oder seelsorgerliche Interventionen zu sprechen, wobei besonders fatal sei, dass die Mehrzahl derer, die solche „Umpolungen“ durchführen, keine psychotherapeutisch fundiert ausgebildeten Fachleute seien. Derartige Aktivitäten seien unprofessionell und ethisch nicht vertretbar.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vertretene Sichtweise zur sexuellen Orientierung

Die Bewegung geht davon aus, dass Homosexuelle ihre sexuelle Präferenz durch Willenskraft und die Hilfe von außen – in Form von Beratung, aber auch durch Hinwendung und Gebete zu Gott – hin zur Heterosexualität dauerhaft verändern bzw. umwandeln können. Dass dies überhaupt wünschenswert sein könnte, wird meist als Glaubensfrage gesehen bzw. die These aufgestellt, dass ein Dasein als Christ nicht mit einer homosexuellen Orientierung vereinbar sei.

Dass die sexuelle Orientierung überhaupt willentlich änderbar sei, wird dabei oft als auf modernen sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhend dargestellt. Der Psychologe Udo Rauchfleisch meinte nach Analyse einer entsprechenden Informationsbroschüre: „Unterzieht man die von den Verfassern der Broschüre herangezogenen Quellen einer genaueren Prüfung, so zeigt sich schnell, dass die zitierte Literatur – in tendenziöser Weise – nur ausschnittweise referiert wird, und dies ganz offensichtlich mit dem Ziel, Homosexualität zu pathologisieren und gleichgeschlechtlich empfindende Menschen unter massiven Druck zu setzen, ihre sexuelle Orientierung zu verändern.“ [1] Der von der Ex-Gay-Bewegung häufig in ihrem Sinn zitierte Professor Gunter Schmidt, Sexualwissenschaftler, Sozialpsychologe und Psychotherapeut aus Hamburg, äußerte sich zur entsprechenden Verwendung eines seiner Aufsätze wie folgt:

„…[aus meinem Aufsatz] abzuleiten, Homosexuelle sollten therapeutisch umgepolt werden, ist ein dreistes oder dummes, in jedem Fall manipulatives Unverständnis meines Aufsatzes. Ich halte solche (im übrigen: aussichtslosen) Versuche, seien sie psychotherapeutisch oder somatisch oder was auch immer, für zutiefst inhuman und entsprechend für unchristlich.[3]

Andere, von der Bewegung immer wieder zitierte Autoren wie etwa Nicolosi gelten nach Rauchfleisch in Fachkreisen als eher unbedeutend bzw. als Außenseiter und würden mit ihrer einseitig die Homosexualität pathologisierenden Sicht nicht mehr den heute allgemein vertretenen Ansichten entsprechen.[1]

Gemäß den Ansichten der Ex-Gay-Bewegung sind die Kategorien der sexuellen Orientierung konstruktivistisch zu betrachten, nicht als von Zeit und Kultur unabhängige „Gegebenheiten“, sondern als soziologische Konstrukte aufgrund der aus der jeweiligen Kultur abgeleiteten Bedeutung der Sexualität.[4] Sie differenziert zwischen gelegentlichen homoerotischen oder homosexuellen Empfindungen; Menschen mit konstanter homosexueller Orientierung; Menschen, die entgegen ihren ethischen Grundsätzen homosexuelle Praktiken ausüben; und Menschen, die offen einen schwulen Lebensstil praktizieren.[5]

Die Ursache für homosexuelle Orientierung wird oft in psychologischen Einflüssen in der Kindheit gesehen oder in einer Kombination aus Veranlagung und psychologischen Einflüssen. Während die homosexuelle Orientierung im Normalfall nicht als bewusst gewählt gesehen wird, enthalten aus Sicht der Ex-Gay-Bewegung homosexuelle Praktiken, wie alle sexuellen Praktiken, in der Regel auch eine Willenskomponente. Insbesondere bei Menschen, die einen Konflikt zwischen ihrer sexuellen Orientierung oder Praxis und ihren ethischen oder religiösen Grundsätzen erleben, sieht die Ex-Gay-Bewegung die Lösung dieses Konflikts in einer Veränderung der sexuellen Orientierung statt in einer Anpassung der ethischen oder religiösen Grundsätzen. Einige Gruppen sehen auch die homosexuelle Orientierung an und für sich als von Gott nicht gewollt an, und manche sehen Homosexualität als eine psychologische Fehlentwicklung, die geheilt werden kann.[6]

Sexuelle Orientierung wird, im Gegensatz zum Essentialismus, nicht als eine von der Persönlichkeit nicht zu trennende Identität gesehen. Teile der Ex-Gay-Bewegung vertreten ein Menschenbild, das sie von ihrer Auslegung des Neuen Testaments ableiten. Nach dieser Auslegung kann Sexualität für den Menschen nie die Basis sein, um seine Identität zu definieren oder um im Leben Sinn und Erfüllung zu finden, sondern diese Basis ist in der Identifikation als Jünger Christi zu finden.[7]

Übersicht über die Vertreter der Ex-Gay-Bewegung

Gruppen, die der Ex-Gay-Bewegung eindeutig zuzuordnen sind, sind nur in den USA anzutreffen. Dazu gehören beispielsweise das evangelikale Exodus International, Desert Stream Ministries, das mormonische Evergreen International, das jüdische JONAH, die religionsübergreifende Dachorganisation PATH, die muslimische StraightWay Foundation und die nach eigenem Selbstverständnis wissenschaftlich ausgerichtete NARTH. Im deutschsprachigen Raum ist die Bewegung weniger weit verbreitet. Es gibt nur wenige Gruppen und Organisationen, zu denen Wuestenstrom und das „Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft“ (DIJG) der Offensive Junger Christen (OJC) gezählt werden.[8] Zu den prominentesten Ex-Gay-Theologen im deutschsprachigen Raum zählt Roland Werner (heute Generalsekretär des CVJM); seine Schriften zur Homosexualität werden so auch vom DIJG empfohlen, dem er selbst bis 2010 als Mitglied des „Wissenschaftlichen Beirats“ verbunden war.[9]

In der Ausgabe von 2009 des Handbuchs Essential Psychopathology and Its Treatment steht: „Während viele Fachleute und Berufsverbände auf dem Gebiet der geistigen Gesundheit erhebliche Skepsis ausgedrückt haben, dass sexuelle Orientierung mit Psychotherapie verändert werden kann, und ferner angenommen haben, dass therapeutische Versuche einer Umorientierung schädlich seien, zeigen neuere empirische Beweise, dass eine homosexuelle Orientierung bei motivierten Klienten tatsächlich therapeutisch verändert werden kann, und dass Reorientierungstherapien keinen emotionalen Schaden verursachen.“ Dieses Fazit zieht das Buch jedoch aufgrund von Studien, die überwiegend von Mitgliedern der Ex-Gay-Bewegung selbst durchgeführt wurden. (Byrd & Nicolosi, 2002; Byrd et al., 2008; Schaeffer et al., 1999; Spitzer, 2003). (While many mental health care providers and professional associations have expressed considerable skepticism that sexual orientation could be changed with psychotherapy and also assumed that therapeutic attempts at reorientation would produce harm, recent empirical evidence demonstrates that homosexual orientation can indeed be therapeutically changed in motivated clients, and that reorientation therapies do not produce emotional harm when attempted (e.g., Byrd & Nicolosi, 2002; Byrd et al., 2008; Schaeffer et al., 1999; Spitzer, 2003). [10]

Kritik

Die Positionen der Ex-Gay-Bewegung werden in der psychologischen und psychiatrischen Fachwelt weithin abgelehnt bzw. sind höchst umstritten, da sie den praktisch einhellig akzeptierten wissenschaftlichen Annahmen und Erkenntnissen über sexuelle Orientierung fundamental zuwiderlaufen. Im Gegensatz zu einer der Grundannahmen der Ex-Gay-Bewegung hat sich in der wissenschaftlichen Welt mittlerweile die Einschätzung durchgesetzt, dass Homosexualität als eine der Heterosexualität gleichwertige Variante des sexuellen Begehrens einzuschätzen ist.[1] Insbesondere Vertreter der Gay Affirmative Psychotherapy, aber auch die weltweit führenden psychiatrischen und psychologischen Fachverbände sehen in den propagierten Konversions- bzw. unkorrekt auch Reparativtherapien ein problematisches Vorgehen, da es in den Klienten Identitätskrisen und damit verbundene psychische Störungen (Depression, Suizidalität) induziere oder verschärfe. Damit würden diese Ansätze nicht nur nichts nützen, sie würden vielmehr den Klienten schaden.

Die von der Ex-Gay-Bewegung vertretene Sicht der Homosexualität wird auch von Medizinern, von den psychiatrischen und psychologischen Berufsverbänden sowie den Krankenkassen nicht geteilt.[11] Nach Ansicht von Armin Traute, Hauptgeschäftsführer des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen, verstößen reparative Therapien gegen die ethischen Richtlinien seines Verbandes, spezifisch gegen die gebotene „Achtung der Würde und Integrität des Individuums,“ den „Schutz der Rechte der beruflich anvertrauten Personen“ sowie die Sorgfaltspflicht heilkundlich tätiger Psychologen.[12]

Obwohl 1995 in den USA über die Hälfte (53 %) der Psychologen die Behandlung von Homosexualität als „unethisch“ ablehnte, therapierten damals (mit dem Ziel einer Umkehrung der sexuellen Orientierung) etwa 13 % „regelmäßig“ Homosexuelle, etwa 10 % „selten“. Diese Zahlen wurden in der Fachwelt so bewertet, dass die Psychologen – wie die Gesellschaft insgesamt – sich nur allmählich vom Stigma der Homosexualität als etwas negativ Bewertetem lösen würden. Laut einer Schätzung aus dem Jahr 2006 sollen diese Daten auch etwa die Situation in Deutschland widerspiegeln.[2]

Im DSM-IV der American Psychiatric Association und in der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation wird Homosexualität bereits seit 1973 nicht mehr als Störung erwähnt und daher auch nicht als „therapiebedürftig“ angesehen. Die Gruppen, die der Ex-Gay-Bewegung zugerechnet werden, halten diese Einordnung für unwissenschaftlich, weil sie der Ansicht sind, dass die Klassifikationen nicht aufgrund von wissenschaftlichen Erkenntnissen nach entsprechender Forschung, sondern durch einen politischen Prozess geändert worden seien.[13][14] Das Coming Out, bei dem das Sexualverhalten des Betroffenen oft eine sichtbare Änderung erfährt, und das von der Ex-Gay-Bewegung als Beweis für die Variabilität der sexuellen Orientierung gedeutet wird, ist nach den Erkenntnissen von Sexualwissenschaft und Psychologie jedoch ein Schritt zur Äußerung einer schon immer vorhandenen, latenten Homosexualität, die zuvor durch rollenkonformes heterosexuelles Verhalten überdeckt wurde.

Der US-amerikanische Fachverband der Psychologen, American Psychological Association nahm am 5. August 2009 eine Entschließung an, die feststellt, dass es Fachleute im Gebiet der seelischen Gesundheit vermeiden sollten, ihren Klienten zu erklären, dass sie ihre sexuelle Orientierung durch Therapie oder andere Behandlung ändern könnten. Die Resolution zu geeigneten affirmativen Antworten auf Spannungen im Zusammenhang mit sexueller Orientierung und zu Veränderungsanstrengungen empfiehlt auch, dass Eltern, Erziehungsberechtigte, junge Menschen und ihre Familien Behandlungen vermeiden sollten, die Homosexualität als geistige Krankheit oder als Entwicklungsstörung darstellen. Statt dessen sollen sie sich nach Psychotherapie, sozialer Unterstützung und Erziehungs-Diensten umsehen, die „genaue Information zu sexueller Orientierung und Sexualität bieten, Unterstützung durch Familie und Schule vergrößern und Ablehnung von Jugendlichen, die einer sexuellen Minderheit angehören, reduzieren.“[15][16]

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag fasste die deutsche Bundesregierung 2008 den Stand der wissenschaftlichen Forschung zur Frage von Therapien für Homosexuelle zusammen: „Homosexualität bedarf weder einer Therapie noch ist Homosexualität einer Therapie zugänglich. … Die vor allem in den 60er und 70er Jahren häufig angebotenen so genannten ‚Konversions‘- oder ‚Reparations‘-Therapien, die auf eine Änderung von gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten oder der homosexuellen Orientierung abzielten, werden heute in der Fachwelt weitestgehend abgelehnt. Dies gründet sich auf die Ergebnisse neuerer wissenschaftlicher Untersuchungen, nach denen bei der Mehrzahl der so therapierten Personen negative und schädliche Effekte (z. B. Ängste, soziale Isolation, Depressionen bis hin zu Suizidalität) auftraten und die versprochenen Aussichten auf ‚Heilung‘ enttäuscht wurden. Für therapeutische Hilfen aus dem Bereich der so genannten affirmativen Therapien konnte dagegen ein Nutzen im Sinne einer geringeren Anfälligkeit bezüglich psychischer Erkrankungen nachgewiesen werden. Bei diesem Ansatz geht es um die unterstützende therapeutische Begleitung der Entwicklung der sexuellen Identität, die Integration der sexuellen Orientierung in das Selbstbild und die Stärkung des Selbstwertgefühls des Klienten.“[17]

Udo Rauchfleisch, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Basel, schreibt zu solchen Umerziehungsprogrammen: “Es zeugt von wenig Fachwissen, wenn (…) ausgeführt wird, die gleichgeschlechtlichen Orientierungen seien ‘erwiesenermaßen’ nicht angeboren, und man könne mit den Sexualwissenschaften ‘davon ausgehen’, ‘die sexuelle Orientierung sei veränderbar’. (…) Häufig wird die Änderung im Sexualverhalten mit schweren Depressionen, zentralen Selbstwertproblemen und tiefer Verzweiflung erkauft und kann bis zum Suizid der betreffenden Menschen führen, die an dem Konflikt zwischen dem äußeren und dann von ihnen verinnerlichten Druck einerseits und dem Gefühl, ein Leben im Gegensatz zu ihrer sexuellen Orientierung zu führen, zerbrechen. Hier muss man eindeutig von einem Missbrauch und einer Schädigung durch so genannte therapeutische oder seelsorgerliche Interventionen sprechen. Dabei ist besonders fatal, dass die Mehrzahl derer, die solche „Umpolungen“ durchführen, keine psychotherapeutisch fundiert ausgebildeten Fachleute sind. Es ist deshalb wichtig, dass die medizinischen und psychologischen Fachverbände eindeutig Stellung nehmen gegen derartige unprofessionelle und ethisch nicht vertretbare Aktivitäten.”[1]

Der kanadische Fernsehsender CTV, der nach Protesten gegen einen Fernsehwerbespot der Ex-Gay-Bewegung den Spot nicht länger übertrug, sah in der Botschaft der Bewegung eine diskriminierende Aussage, die gegen die eigenen Antidiskriminierungsrichtlinien des Senders verstoßen würde.[18]

Zu einer detaillierten Kritik und der Presseberichterstattung über die Arbeit von wuestenstrom, der größten einschlägigen Organisation in Deutschland, siehe dort.

Ex-Ex-Gay

Mittlerweile gibt es auch Menschen, die sich als „Ex-Ex-Gay“ betrachten, weil sie ehemals der Ex-Gay-Bewegung angehörten und diesen Weg für falsch erkannten; sie kritisieren deshalb die Thesen und das Vorgehen der „Ex-Gay-Bewegung“.

Gründe für die Aussteiger der Ex-Gay-Bewegung nennt der Psychoanalytiker und Professor für Klinische Psychologie an der Universität Basel Udo Rauchfleisch: „Die eigentliche sexuelle Orientierung mit den daran geknüpften Gefühlen, den erotischen und sexuellen Phantasien sowie den sozialen Präferenzen lässt sich nicht verändern. Die vielen Beispiele von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen, die unter massivem Druck von außen eine Veränderung vorgenommen haben – also angeblich ‚geheilt‘ waren – und über kurz oder lang wieder entsprechend ihrer ursprünglichen sexuellen Orientierung leben, legen ein beredtes Zeugnis für diese prinzipielle Unveränderbarkeit der sexuellen Orientierung ab.“[19]

Oft übernehmen Ex-Ex-Gays Formulierungen der Ex-Gay-Bewegung und münzen sie um bzw. setzen sich kritisch mit ihnen auseinander. So sagt Günter Baum von Zwischenraum zu dem Ex-Gay-Konzept eines postulierten „Recht auf Veränderung“: „Auch Zwischenraum tritt für ein Recht auf Veränderung ein und zwar eine Veränderung hin zu einem Menschsein, das die von Gott gegebene sexuelle Orientierung in all seiner Vielfältigkeit und seinen Formen als lebenserfüllendes Geschenk begreift und integriert. Wir sind sehr dankbar, dass wir den Weg der Veränderung gehen und dabei erleben dürfen, wie wir durch das Annehmen unserer Sexualität und deren Integration in unser Menschsein unserer Berufung als Menschen ein Stück näher gekommen sind.“[20]

Filmische Verarbeitung

  • Eine satirische Rezeption der Bewegung ist der Film „Weil ich ein Mädchen bin“ („But I’m a Cheerleader“) von Jamie Babbit (USA 1999).
  • Im Film Brüno spielt Sacha Baron Cohen einen homosexuellen Fashion-Reporter, der in den USA zum Star werden möchte. Weil er vermutet, dass er dabei als Schwuler wenig Chancen hat, geht er unter anderem zu einem evangelikalen Therapeuten, um heterosexuell zu werden.
  • Im Film Religulous wird ein Anhänger der Ex-Gay-Bewegung auf satirische Weise von Moderator Bill Maher interviewt

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Stellungnahme von Professor Dr. Udo Rauchfleisch zur Broschüre: “Homo-Ehe!? Nein zum Ja-Wort” der Seelsorgeorganisation „Wüstenstrom“ (gesehen am 11. Dezember 2009)
  2. a b Armin Traute: "Christliche Sexualberatung" durch Wüstenstrom e.V.; Therapie v. Homosexualität. Bund Deutscher Psychologen und Psychologinnen (bpd), 16. Februar 2006, S. 4/5, archiviert vom Original am 2. Januar 2010, abgerufen am 17. Februar 2011 (PDF, deutsch): „Valide, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die erfolgreiche und dauerhafte Behandlung von Homo- und Bisexualität liegen nicht vor. Insofern verstöße die Behandlung einer Homo- oder Bisexualität mit dem Ziel von deren Verlernung/Abtrainieren nicht nur gegen Absatz 1 Satz 2 (Achtung der Würde und Integrität des Individuums), Absatz 2 Satz 3 (Schutz und Wohl der Menschen) und Absatz 3 Satz 2 (Schutz der Rechte der beruflich anvertrauten Personen) der Präambel der Ethischen Richtlinien, sondern auch gegen Absatz 5 Satz 1.“
  3. V. Hinck: "Grotesk" - Ex-Gay-Literatur und die Wissenschaftler, auf die sie sich beruft www.zwischenraum.net, Juni 2005
  4. Jones und Yarhouse: The Controversy. Abgerufen am 10. Mai 2010 (PDF).
  5. Heinzpeter Hempelmann: Liebt Gott Schwule und Lesben?: Gesichtspunkte für die Diskussion über Bibel und Homosexualität. 2. Auflage. Verlag der Liebenzeller Mission gGmbH, Bad Liebenzell 2004, ISBN 3921113423, S. 110 f. (128 S.).
  6. Tanya Erzen: Straight to Jesus: Sexual and Christian Conversions in the Ex-Gay Movement. University of California Press, Berkeley 2006, ISBN 0520245822, S. 17 (293 S.).
  7. Richard B. Hays: The Moral Vision of the New Testament: Community, Cross, New Creation – A Contemporary Introduction to New Testament Ethics. HarperSanFrancisco, San Francisco 1996, ISBN 006063796X, S. 390 f. (528 S.).
  8. Hedwig Porsch: Sexualmoralische Verstehensbedingungen. Gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften im Diskurs. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008. S. 139-142.
  9. Hedwig Porsch: Sexualmoralische Verstehensbedingungen. Gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften im Diskurs. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008. S. 141ff.
  10. Jerrold S. Maxmen, Nicholas G. Ward, Mark D. Kilgus: Essential Psychopathology and Its Treatment: Third Edition, W. W. Norton & Company, 2009, ISBN 978-0-393-70560-7 S 488
  11. Deutsches Ärzteblatt:Homosexualität: Diskriminierung gibt es noch immer
  12. Armin Traute, Bund Deutscher Psychologen und Psychologinnen (bpd): Christliche Sexualberatung durch Wüstenstrom e.V. - Therapie von Homosexualität. 16. Februar 2006. Weite Auszüge veröffentlicht in:
    Armin Traute: Zur "Therapie von Homosexualität". In: Report Psychologie. ISSN 0344-9602, Nr. 31, 5. Jg., Mai 2006, S. 244-246.
  13. Charles W. Socarides, M.D.: Sexual Politics and Scientific Logic: The Issue of Homosexuality. In: The Journal of Psychohistory. 10, No. 3, New York/London 1992.
  14. Stellungnahme der DIJG S.3: „Das Ergebnis war nicht eine Entscheidung, die auf der Annäherung an wissenschaftliche Wahrheit, wie sie mit der Vernunft erfassbar ist, basierte, sondern auf den Forderungen eines ideologischen Klimas dieser Zeit.“, Zitat nach Homosexuality and American Psychiatry: The Politics of Diagnosis. New York 1981, S. 3-4.
  15. Positionserklärung (Press Release) der American Psychological Association (APA) zu Konversionstherapien auf: huk.de 5. August 2009.
  16. US-Psychologen: Einmal schwul, immer schwul! auf: queer.de
  17. BT-Drs. 16/8022 Bundestag: Stellungnahme der Bundesregierung zu Antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten.
  18. http://www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-7078.html sowie http://www.ctvglobemedia.com/downloads/ctvglobemedia_code_of_conduct(1).pdf
  19. Stellungnahme zur Broschüre: «Homo – Ehe?! Nein zum Ja-Wort» der Seelsorgeorganisation "Wüstenstrom" von Dr. Udo Rauchfleisch, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Basel und Psychotherapeut in privater Praxis in Binningen, Schweiz
  20. http://www.zwischenraum.net/2003-01-07.htm

Literatur

Über die Ex-Gay-Bewegung

  • Hedwig Porsch: Sexualmoralische Verstehensbedingungen. Gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften im Diskurs. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3170204393
  • Jack Drescher, Kenneth Zucker: Ex-Gay Research : Analyzing the Spitzer Study and Its Relation to Science, Religion, Politics and Culture, Haworth Press, 2006, ISBN 1-56023-557-8
  • Tanya Erzen: Straight to Jesus: Sexual and Christian Conversions in the Ex-Gay Movement, 2006, ISBN 0-520-24582-2
  • Robert Spitzer: 200 Subjects Who Claim to Have Changed Their Sexual Orientation from Homosexual to Heterosexual - Presentation at the American Psychiatric Association Annual Convention, New Orleans, May 9, 2001 - Original (en), Übersetzung (de) der OJC.
  • Valeria Hinck:Streitfall Liebe. Biblische Plädoyers wider die Ausgrenzung homosexueller Menschen, Claudius Verlag 2003, ISBN 3-532-62293-9
  • Rik Isensee, The God Squad: A Spoof on the Ex-Gay Movement
  • Schneider: Lesbische/lesbisch empfindende Frauen in der Psychotherapie. Psychosoziale Frauenberatungsstelle Donna Klara e.V., Kiel, 2003.
  • Steffens I (Hrsg.): Jahrbuch Lesben-Schwule-Psychologie (im Auftrag des VLSP), Pabst Science Publishers, Digital Druck Ag, Frensdorf, 2003: 72–87.
  • Udo Rauchfleisch, Frossard, Waser, Wiesendanger, Roth: Gleich und doch anders. Psychotherapie und Beratung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen und ihren Angehörigen, Stuttgart: Klett-Cotta, 2002: 36–37, 223–227.
  • Ariel Shidlo, Michael Schroeder, Jack Drescher (Hrsg.): Sexual Conversion Therapy. Ethical, Clinical and Research Perspectives,, The Haworth Medical Press, New York usw. 2001, S. 204-208 (Anhang 2 zum Aufsatz von Jack Drescher: Ethical Concerns Raised When Patients Seek to Change Same-Sex Attractions).
  • Symalla W: Systemische Beratung schwuler Paare, Deutsche AIDS-Hilfe, Heidelberg: Carl-Auer-Systeme, 1997.
  • Erwin J. Haeberle: Bisexualitäten - Ideologie und Praxis des Sexualkontaktes mit beiden Geschlechtern (Herausgeber, mit Rolf Gindorf), Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1994 ISBN 3-437-11571-5
  • Erwin J. Haeberle: Sexualwissenschaft und Sexualpolitik (mit Rolf Gindorf), Gruyter, 1992, ISBN 3-11-012246-4
  • Erwin J. Haeberle: Sexualitäten in unserer Gesellschaft (mit Rolf Gindorf), Gruyter, 1989, ISBN 3-11-011373-2
  • Erwin J. Haeberle: Sexualität als sozialer Tatbestand (mit Rolf Gindorf), Gruyter, 1986, ISBN 3-11-010147-5
  • American Psychological Association: Answers to Your Questions For a Better Understanding of Sexual Orientation & Homosexuality.

Von der Ex-Gay-Bewegung

Weblinks

Pro

Kontra


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