FDGB-Pokal 1957

FDGB-Pokal 1957
Szene aus dem Halbfinale: Auf schneebedecktem Untergrund erzielt Lok Leipzig das 1:0 gegen Dynamo Berlin.

Der FDGB-Fußballpokal 1957 war die siebte Auflage dieses Wettbewerbes. Er startete mit 24 Mannschaften der drittklassigen II. DDR-Liga und 120 Pokal-Viertelfinalisten aus den Pokalwettbewerben 1956 in den 15 DDR-Bezirken. Alle Pokalrunden wurden im K.-o.-System ausgetragen, deren Spiele bei Gleichstand nach der regulären Spielzeit durch Verlängerung und gegebenenfalls durch ein Wiederholungsspiel entschieden wurden.

Nach zwei Qualifikationsrunden starteten Anfang Mai 1964 Mannschaften in die 1. Hauptrunde, in die erstmals die 14 Oberligisten und die 14 Mannschaften der I. DDR-Liga eingriffen. Im Achtelfinale waren noch vier Bezirksligisten und je eine Mannschaft aus der II. und I. DDR-Liga vertreten. Von den unterklassigen Teams erreichte nur Bezirksligist Chemie Bitterfeld das Viertelfinale und unterlag dort erst im Wiederholungsspiel dem SC Lok Leipzig mit 0:3. Bereits in der 1. Hauptrunde hatten die Bitterfelder den Titelverteidiger SC Chemie Halle-Leuna mit 2:1 nach Verlängerung aus dem Wettbewerb geworfen.

Das Finale am 22. Dezember in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erreichten der 7. der Oberliga SC Lok Leipzig und der Oberligaaufsteiger SC Empor Rostock. Während es für den favorisierten Oberligisten Leipzig die erste Finalteilnahme war, standen die Rostocker nach ihrer Niederlage 1955 zum zweiten Mal im Pokalendspiel.

Inhaltsverzeichnis

1. Runde

(8. Mai 1957)

BSG Motor Coswig BSG Fortschritt Meerane 2:3
BSG Chemie Riesa SC Wissenschaft Halle 2:1
BSG Aktivist Tiefenort BSG Lok Weimar 1:5
BSG Lok Zwickau BSG Wismut Gera 4:3
SG Dynamo Dresden BSG Motor Zwickau 3:1
BSG Turbine BEWAG Berlin BSG Stahl Stalinstadt 2:1 n.V.
TSC Oberschöneweide SC Einheit Dresden 4:2
BSG Chemie Leuna SC Rotation Leipzig 3:0
ASK Vorwärts Potsdam SC Dynamo Berlin 1:6
BSG Chemie Bitterfeld SC Chemie Halle 2:1 n.V.
ASG Vorwärts Leipzig SC Motor Karl-Marx-Stadt 1:0
BSG Empor Anklam ASK Vorwärts Berlin 0:6
BSG Empor Apolda SC Wismut Karl-Marx-Stadt 3:7 n.V.
BSG Aufbau Meißen SC Aktivist Brieske-Senftenberg 2:3
BSG Traktor Teuchern SC Lok Leipzig 1:3
SG Dynamo Schwerin BSG Motor Mitte Magdeburg 2:0
SG Dynamo Schönberg BSG Lok Stendal 2:3 n.V.
BSG Motor Eberswalde BSG Rotation Babelsberg 1:2
BSG Motor Oberschöneweide BSG Aktivist Senftenberg 1:2
BSG Einheit Burg BSG Lok Lichtenberg 2:0
BSG Lok Wittenberge SC Empor Rostock 0:2
SG Dynamo Eisleben BSG Chemie Zeitz 5:1
BSG Motor Ammendorf BSG Chemie Glauchau 3:1
BSG Aktivist Nachterstedt BSG Motor Magdeburg-Neustadt 0:1
BSG Motor Rathenow SC Traktor Schwerin 2:4
BSG Motor Oberlind Sonneberg SC Turbine Erfurt 2:5
BSG Motor Eisenach SC Motor Jena 1:4
Chemie Grünau-Schmöckwitz BSG Motor Dessau 1:0
BSG Stahl Thale SC Fortschritt Weißenfels 5:2
BSG Aktivist Laubusch BSG Motor Altenburg 3:1
BSG Motor Süd Brandenburg BSG Chemie Wolfen 0:3
BSG Aktivist Amsdorf BSG Empor Wurzen West 0:0 n.V.

Wiederholungsspiel (11. Mai 1957)

BSG Empor Wurzen West BSG Aktivist Amsdorf 0:3

2. Runde

(30. Mai 1957)

BSG Lok Stendal ASG Vorwärts Leipzig 3:0
SC Aktivist Brieske-Senftenberg BSG Chemie Riesa 7:0
BSG Motor Magdeburg-Neustadt BSG Einheit Burg 1:3
BSG Fortschritt Meerane SG Dynamo Schwerin 4:1
SC Dynamo Berlin BSG Lok Zwickau 4:1
SC Wismut Karl-Marx-Stadt SG Dynamo Eisleben 5:0
SC Traktor Schwerin TSC Oberschöneweide 3:5
BSG Aktivist Senftenberg BSG Motor Ammendorf 0:3
SC Empor Rostock BSG Chemie Leuna 6:1
ASK Vorwärts Berlin SG Dynamo Dresden 5:1
SC Motor Jena BSG Turbine BEWAG Berlin 14:1
SC Turbine Erfurt BSG Stahl Thale 5:1
BSG Chemie Wolfen BSG Chemie Bitterfeld 1:1 n.V
SC Lok Leipzig BSG Aktivist Amsdorf 4:2 n.V.
BSG Rotation Babelsberg BSG Aktivist Laubusch 1:0
BSG Lok Weimar BSG Chemie Grünau Schmöckwitz 0:0 n.V.

Wiederholungsspiele (2. Juni 1956)

BSG Chemie Bitterfeld BSG Chemie Wolfen 4:2
BSG Chemie Grünau Schmöckwitz BSG Lok Weimar 3:1

Achtelfinale

(17. / 18. August 1957)

SC Aktivist Brieske-Senftenberg BSG Fortschritt Meerane 2:0
BSG Rotation Babelsberg SC Motor Jena 1:0
SC Wismut Karl-Marx-Stadt SC Dynamo Berlin 1:4
BSG Einheit Burg SC Lok Leipzig 2:4 n.V.
BSG Motor Ammendorf SC Empor Rostock 0:1
TSC Oberschöneweide ASK Vorwärts Berlin 1:4
BSG Chemie Grünau-Schmöckwitz BSG Lok Stendal 1:2
BSG Chemie Bitterfeld SC Turbine Erfurt 1:0

Viertelfinale

(8. Dezember 1957)

SC Empor Rostock SC Aktivist Brieske-Senftenberg 7:2
BSG Lok Stendal ASK Vorwärts Berlin 0:2
SC Lok Leipzig BSG Chemie Bitterfeld 1:1 n.V.
SC Dynamo Berlin BSG Rotation Babelsberg 2:1

Wiederholungsspiel (11. Dezember 1957)

BSG Chemie Bitterfeld SC Lok Leipzig 0:3

Halbfinale

(15. Dezember 1957)

ASK Vorwärts Berlin SC Empor Rostock 1:2
SC Lok Leipzig SC Dynamo Berlin 2:1

Finale

Statistik

Paarung SC Lok LeipzigSC Empor Rostock
Ergebnis 2:1 n.V. (1:1, 0:0)
Datum 22. Dezember 1957
Stadion Ernst-Thälmann-Stadion, Karl-Marx-Stadt
Zuschauer 6.000
Schiedsrichter Lothar Green (Limbach)
Tore 0:1 Arthur Bialas (53.), 1:1 Heinz Schoppe (58.), 2:1 Heinz Fröhlich (104., Handelfmeter)
SC Lok Leipzig Günter Busch – Walter Stieglitz, Dieter Busch, Karl-Heinz Brandt – Gerhard Polland, Siegfried Söllner – Werner Walther, Dieter Fischer (46. Günter Konzack), Heinz Schoppe, Heinz Fröhlich, Günther Behne
Trainer: Fritz Wittenbecher
SC Empor Rostock Manfred SchröblerErwin Schmidt, Kurt Zapf, Karl-Heinz SingerKarl Pöschel, Heinz MinuthRudolf Schneider, Arthur Bialas, Rolf Leeb, Horst Zedel, Hans Speth (100. Hans Levknecht)
Trainer: Heinz Krügel


Spielverlauf

Das siebte Endspiel um den FDGB-Pokal, kurz vor Weihnachten in Eiseskälte ausgetragen, fand mit 6000 Zuschauern nur wenig Resonanz. Es war ein Minusrekord in der bisherigen DDR-Pokal-Geschichte, auch verursacht für den für die Rostocker Anhänger weit entfernten Austragungsort. Die Partie Oberliga-Siebter (Lok Leipzig) gegen Oberliga-Aufsteiger (Empor Rostock) war auch für das Karl-Marx-Städter Publikum wenig attraktiv. In dieser Hinsicht bewies der Spielverlauf jedoch das Gegenteil. Trotz des weichen und schlüpfrigen Bodens zeigten beide Mannschaften ein technisch hochklassiges Spiel, in dem es an Dramatik nicht fehlte.

Die zweitklassigen Rostocker spielten bis zum Ende nie wie ein Außenseiter. Zwar zeigte Lok Leipzig den technisch besseren Fußball, geriet aber durch die schnellen Spielzüge der Empor-Mannschaft mehrfach in höchste Gefahr. Obwohl die Leipziger sich zahlreiche Eckbälle erkämpften, konnten sie ihren Gegner lange Zeit nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Auf der anderen Seite sorgten Rostocks schnelle Stürmer für Wirbel vor dem Leipziger Tor. Insbesondere der technisch beschlagene Speth sorgte mit seinen schnellen Sprints aus dem Rückraum für Unruhe. Trotzdem spielten die Rostocker zu sehr in die Breite, übertrieben das Kurzpass-Spiel und vernachlässigten das Flügelspiel. Auf der anderen Seite war Regisseur Dieter Fischer nicht in der Lage, dem Leipziger Spiel Durchschlagskraft zu verleihen. So endete die erste Halbzeit nach einem zwar technisch gefälligen aber nicht konsequent geführten Spiel torlos.

Nach der Pause zeigte zunächst Lok Leipzig, dass man gewillt war, mehr Druck in die Partie zu bringen, Trainer Wittenbecher tauschte Fischer gegen Konzack aus. Im Zusammenspiel mit Heinz Fröhlich sorgte dieser auch sofort für zwingendere Aktionen. Das erste Tor erzielte jedoch der SC Empor in der 53. Minute durch eine mustergültige Kombination seiner besten Stürmer Speth und Bialas. Zunächst brachte Bialas Speth in Schussposition, doch dessen Schuss landete am Pfosten. Im Nachsetzen konnte der mitgelaufene Bialas den Ball volley unter die Latte schmettern. Bereits vorher hatte der Leipziger Brandt nur noch im letzten Moment Zedel nach einer Ballstafette über fünf Rostocker stoppen können. Mithilfe des verbesserten Sturmspiels gelang dem SC Lok aber bereits nach fünf Minuten durch Schoppe der Ausgleich. Danach gelang es beiden Mannschaften nicht mehr, innerhalb der regulären Spielzeit die Entscheidung herbeizuführen.

In der Verlängerung hatte zunächst wieder Speth die Möglichkeit zum erneuten Führungstreffer. Nach einem sehenswerten Alleingang schoss er scharf auf das kurze Eck, doch im Nachfassen gelang es Torwart Busch, den Ball unter Kontrolle zu bekommen. Wenig später musste der verletzte Speth durch Levknecht ersetzt werden, was zu einer erheblichen Schwächung des Rostocker Sturmspiels führte. Dadurch gewann Lok Leipzig die Oberhand, Rostocks Abwehr wurde nicht mehr entlastet. Nach nur zwölf Minuten in der Verlängerung führte ein Handspiel im Strafraum des Rostocker Innenverteidigers Zapf zur Spielentscheidung, zwei Minuten später verwandelte Fröhlich den fälligen Elfmeter zum 2:1 für die Leipziger Lok-Mannschaft. Den nun erlahmten Rostockern gelang es danach nicht mehr, dem Spiel noch eine Wende zugeben.

Leipzigs Trainer Wittenbecher gestand nach dem Spiel: „Wir sind in der ersten Hälfte mit dem Rostocker System nicht zurechtgekommen.“ Trainer Krügel vom SC Empor befand: „Es war ein denkwürdiges Pokal-Finale, auf guter Stufe stehend. Meine Spieler konnten besonders in der ersten Halbzeit überzeugen, dann war das Treffen ausgeglichen.“ (Zitate nach fuwo Nr. 52/57).

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