Fahrt ins Blaue

Fahrt ins Blaue

Blau

Blau: Die Farbe eines klaren Wintertages (51° Nord), fast am Mittag, Blickrichtung West

Blau ist der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, bei dem das Maximum im Wellenlängenintervall zwischen 460 und 480 nm[1] liegt. Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort „Blau“ stammt vom althochdeutschen blao für schimmernd, glänzend.

Farblehre

Zwei Grundfarben

Es gibt zwei blaue Grundfarben: Violettblau (B) und Cyanblau (C). Die Farbempfindung Violettblau entsteht durch ein Spektrum mit kurzwelligerem Anteil. Der Farbreiz des Cyanblau enthält einen mehr mittelwelliger Anteil.

Mittelblau

Azurblau

Lilablassblau

Lichtblau

Hellblau

Dunkelblau

Graublau

Cyanblau des CMYK

Violettblau

Cyanblau

Die Farbvalenz Cyanblau entsteht, wenn Licht wahrgenommen wird, dessen spektrale Verteilung im Maximum zwischen 475 und 500 nm liegt. Die Wahrnehmung Türkis liegt zwischen Grün und Blau. Ein anderer Begriff für diesen Farbton ist Türkis.

Farbtöne

Farbtöne von Blau sind Mischungen wie Grünblau, Violettblau (mit Rot), Himmelblau (mit Weiß), Nachtblau (mit Schwarz) oder Taubengrau (mit Schwarz und Weiß).

Farbvalenzen im Blau

Die menschlichen Sehzellen für Blau verarbeiten ein sehr enges Band des Lichtspektrums, daher reagiert das Auge sehr empfindlich auf Rotanteile in Blau. Ein Farbton ist sehr deutlich entweder Blau oder Violett, es gibt keinen ausgesprochenen Mischton. Rotstichige Blautöne werden als warmes Blau bezeichnet. Das erwähnte Ultramarinblau ist ein Beispiel dafür, blaustichige Rottöne heißen kühles Rot.

Farbmittel

Bekannte blaue Farbmittel sind Ultramarinblau, Kobaltblau, Berliner Blau, Azurit, Indigo. Weitere Pigmente und Farbstoffe finden sich in den zugehörigen Listenartikeln.

Eine alte Technik des Textildrucks benutzte beständige blaue Farbstoffe, vor allem Färberwaid und seit dem 17. Jahrhundert Indigo, im Blaudruck.

Auch für die Bürgeler Keramik ist das dekorative Blau im Einsatz.

Die Blaupause ist ein fotografisches Edeldruckverfahren bei dem Methylenblau eingesetzt wird.

Wirkung und Symbolik

Verkehrszeichen für Richtgeschwindigkeit
  • Blau ist eine Farbe, die auf den Menschen meist kalt wirkt. Die blauen Schatten in sonnig bestrahltem Eis und Schnee bewirken - insbesondere im Eisblau - das Gefühl von Kälte. Blau gehört zu den kalten Farben.[2]
  • Begünstigt durch das Blau des Himmels und dessen Widerspiegelung im Wasser steht Blau in Literatur und Grafik für Ferne und Sehnsucht. Siehe dazu unten den Absatz "Blau in Kunst und Kultur". Im Weiteren wird dem Blau eine emotional ausgleichende, beruhigende und mäßigende Wirkung zugeschrieben.
  • In der „endlosen“ Ausdehnung des blauen Himmels findet sich Beständigkeit, daraus folgend Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit.
  • Blau und Grün werden nicht in allen Kulturen so unterschieden wie bei uns [3]. Auch bei uns ist der Grenzfall, das Türkis, in seiner Zuordnung vom individuellen Empfinden abhängig.
  • Blau hat im Gegensatz zu Rot im Allgemeinen eine beruhigend-angenehme Wirkung auf den Menschen. Es fördert angeblich die Konzentration und hält wach.
  • Blau ist die Lieblingsfarbe für den überwiegenden Teil der Menschen in Deutschland [4].

Politik

  • Da es auch für Jugend und Hoffnung steht, haben Symbole von Jugendorganisationen diesen Farbton.
  • In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden vorbeugend inhaftierte Emigranten mit einem „blauen Winkel“ gekennzeichnet. Dieses auf der Spitze stehende blaue Dreieck diente der Wachmannschaft zur Unterscheidung von anderen Häftlingskategorien. Emigranten aus Deutschland oder den verbündeten Staaten wurden nach ihrer Wiederergreifung in den KZ in „Schutzhaft“ genommen[5].
  • Die Blaue Division von spanischen Freiwilligen, die als Erwiderung bei der Niederschlagung der Spanischen Republik 1936-1939 in den Jahren 1941 bis 1943 am Russlandfeldzug teilnahmen.

Religion

Die Farbe Blau des Himmels symbolisiert im Judentum Gott, Glauben und Offenbarung, auch trifft diese religiöse Interpretation für den blauen Davidstern in der Flagge Israels zu.

Im Christentum ist Blau die Farbe der Gottesmutter Maria.

Geschlechterdifferenzen

Blaustrumpf war die abwertende Bezeichnung für die ersten Angehörigen der Frauenbewegung.

Heinrich VIII. wurde als Ritter Blaubart bekannt und steht im Ruf des Mordes an seinen Ehefrauen. Der Begriff "Blaubart" wurde so für Frauenmörder übernommen.

Lange Zeit galt nicht das Blau als „männliche“ Farbe. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf,[6]. Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe von Maria. Nach dem Ersten Weltkrieg, ab etwa 1920, fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik. Jungen trugen die zu Anfang des 19. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge.[7]. Diese Betrachtungen sind auch bei den „kleinen“, „kindlichen“ Farben Rosa und Hellblau anzutreffen.

Verkehr und Signal

Bei Verkehrszeichen wird Blau als Signalfarbe eingesetzt und steht hierbei für „vorgeschrieben“ und ist die Grundfarbe der Gebotsschilder.

Aber auch Rettung soll Blau verdeutlichen. Eine wichtige Signalflagge ist der Blauer Peter.

Die Blaue Zone ist der Innenstadtbereich mit blau markierten Parkflächen.

Die Signalwirkung geht aber auch auf die bewusste Abgrenzung der hellen Farben: Rot, Gelb, Grün:

  • Blaues Band, die Ehrung für das schnellste Schiff auf der Transatlantik-Route
  • Blaue Liste, der Zusammenschluss deutscher Forschungsinstitute unterschiedlicher Fachrichtung.
  • Blaulicht, das Signal von Einsatzfahrzeugen, insbesondere der Feuerwehr und des Rettungsdienstes.
  • Blauhelm, die Friedenstruppen der Vereinten Nationen tragen blaue Helme in auffälliger und seltener Militärfarbe.
Blauvariationen

Alkohol

  • blau sein bedeutet „betrunken sein“, die Entstehung der Redewendung ist nicht sicher geklärt. Im Französischen spricht man stattdessen von „grau sein“ (être gris) und bei schwerer Trunkenheit von „schwarz sein“ (être noir).
  • Im Blauen Kreuz ist diese Bedeutung für die Ablehnung von Alkohol gesetzt, eine christliche Organisation, die sich um Hilfe für Suchtkranke bemüht.

Blaues Blut

Die früher „Blausucht“ genannte Zyanose beruht grundsätzlich auf einem Sauerstoffmangel im Blut, der dieses blau-violett erscheinen lässt. Bei bestimmten Vergiftungen (z.B mit Zyanwasserstoff, „Blausäure“) kann auf Grund der besseren Bindung der Giftstoffe an das Hämoglobin die Sauerstoffaufnahme des Blutes behindert sein.

Der Ausspruch Blaues Blut besitzen für „von adliger Herkunft sein“ ist dagegen symbolischer Art. Adlige, also jene die nicht bäurisch im Freien, in der Landwirtschaft arbeiteten, haben eine (ungebräunte) blasse und durchscheinende Haut. Das venöse Blut schimmert dabei blau durch die Haut.

In diesem Sinnzusammenhang mit dem Adel steht Blau für „edel“.

Ferne

  • Die Fahrt ins Blaue stammt aus früheren Zeiten, als noch häufig der blau blühende Flachs angebaut wurde. Machte man einen Ausflug in die Natur, so fuhr man ins Blaue.
  • Blauer Montag ist die Bezeichnung für einen arbeitsfreien (geruhsam verbrachten) Montag. Darauf bezogen ist „Blau machen“ ist umgangssprachlich ein Synonym für „krankfeiern“, das Fernbleiben von einer Pflichtveranstaltung, insbesondere der Arbeit und der Schule.
  • Freiheit
  • Blaue Berge, die Blue Mountains auf Jamaika, die fernen Berge sind durch die Luftfilterung blau.

Blau in Kunst und Kultur

Blaue Blume (Stängelloser Enzian)

Literarische Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert das Motiv der blauen Blume. In Novalis' Roman Heinrich von Ofterdingen steht sie für die Ferne, die Hoffnung. Sie wurde zum Sinnbild der romantischen für die Suche nach Erfüllung. „Die Schöne Lau“ ist ein Kunstmärchen um eine kinderlose Prinzessin von Eduard Mörike, das in Blaubeuren spielt. Die blaue Blume wurde zu einem Motiv der Romantik und der Sehnsucht.

Seit 2000 findet in Nürnberg jedes Jahr Mitte Mai die Blaue Nacht statt. Dabei handelt es sich um eine „Lange Nacht der Museen“, bei der auch in den Straßen künstlerische Installationen und Performances stattfinden. Blau ist die beherrschende Farbe in dieser Nacht (Illumination von Gebäuden, Dekoration teilnehmender Museen), möglichst mit einem „blauen“ Thema, wie Wasser, Luft.

Der Blauer Reiter war ein Zusammenschluss von Malern des Expressionismus.

Der französische Künstler Yves Klein verwendet in vielen seiner monochromen Bilder ausschließlich die Farbe Blau, IKB für International Klein Blue.

Die Regisseure Jean-Luc Godard, James Cameron und besonders Michael Mann setzen Blau hervorgehoben im Kinofilm ein. Krzysztof Kieślowski schuf 1993 Drei Farben: Blau, der eines der Ideale der französischen Revolution behandelt.

Blauer Mond steht für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats und gilt übertragen für ein seltenes Ereignis.

Heraldik

In der Heraldik gehört blau zu den klassischen Tinkturen. Es gehört wie grün, rot und schwarz zu den heraldischen Farben, im Gegensatz zu den Metallen gold und silber.

Siehe auch

Cyanistes caeruleus (Blaumeise)
  • Augenfarbe: blaue Augen korrelieren mit der blonden Haarfarbe.

Literatur

  • Hans Gercke (Hrsg.): Blau: Farbe der Ferne (Ausstellungskatalog), Heidelberg (Verlag Das Wunderhorn) 1990, ISBN 3-88423-063-8
  • H. Dittmar-Ilgen: Wie das Salz ins Meerwasser kommt..... Hirzel-Verlag, Stuttgart
  • Katholisches Institut für Medieninformation und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.): film-dienst 10/02 thema Blau. Nr. 10, KIM Katholisches Institut für Medieninformation, Köln 2002, ISSN 0720-0781. 
  • Harald Küppers: Schnellkurs Farbenlehre, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2005. ISBN 3-8321-7640-3
  • Dietmar Schuth: Die Farbe Blau: Versuch einer Charakteristik, Münster 1995 (Theorie der Gegenwartskunst; Bd. 5)
  • Angelika Overath: Das andere Blau. Zur Poetik einer Farbe im modernen

Gedicht, Stuttgart 1987

  • Angelika Lochmann, Angelika Overath: Das blaue Buch. Lesarten einer Farbe. München 1988

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Wenzel: AGFA-Lichtfiilter. fotokino-verlag, Halle 1957
  2. Hans Gekeler: DuMont's Handbuch der Farben, Köln 1988. Seite 130 ff.
  3. dazu auch der Artikel Der Unterschied zwischen grün und blau in der Sprache
  4. Eva Heller Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. o.A.
  5. KZ-Häftlingskleidung
  6. Birgit Schwaner: Feen, Vamps und Babypuppen, wienerzeitung.at, 23. Dezember 2005.
  7. Caroline Kaufmann: Zur Semantik der Farbadjektive rosa, pink und rot. Dissertation für den Doktor der Psychologie, Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0652-8.

Die in diesem Artikel verwendeten Farben werden auf jedem Monitor anders dargestellt und sind nicht farbverbindlich. Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild: Tritt auf einer oder mehreren der drei grauen Flächen ein Buchstabe (R für Rot, G für Grün oder B für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des korrespondierenden Monitor-Farbkanals korrigiert werden. Das Bild ist auf einen Gammawert von 2,2 eingestellt – den gebräuchlichen Wert für IBM-kompatible PCs. Apple-Macintosh-Rechner hingegen verwenden standardmäßig einen Gammawert von 1,8.


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