Fair Stone

Fair Stone

Fair Stone ist der erste vollständige internationale Standard für den globalen Handel in der Natursteinwirtschaft. Er soll dem Natursteinhandel die Sicherheit geben, dass importierte Natursteine in Abbau und Verarbeitung anerkannten sozialen und ökologischen Standards entsprechen. Die Notwendigkeit erklärt sich aus dem veränderten Bewusstsein der Nachfrage besonders privater und öffentlicher Haushalte.

Muster des Fair Stone Logos

Inhaltsverzeichnis

Inhaltliche Abgrenzung

Der erste, vollständige internationale Standard, „Fair Stone“ wurde seit 2006 für die internationale Natursteinwirtschaft entwickelt. Unter dem Standard wird ein Verhaltenskodex beschrieben, an dem sich die Betriebe orientieren, wenn sie internationale Normen und die lokalen Gesetze in der Produktion einhalten wollen. Dazu gehören Steinbrüche, weiterverarbeitende Betriebe und der internationale Handel mit Natursteinen. Gegenwärtig befindet sich der Standard seiner dritten Phase des Stakeholderdialogs, die Ende 2009 endet. Meilensteine des Dialoges waren die erste internationale Konferenz über nachhaltige Natursteinbeschaffung im Juni 2009 in Kopenhagen und die zweite Konferenz am 26. Oktober 2009 im Rathaus von Stuttgart. Es ist zu erwarten, dass sich der Standard auf viele Länder ausdehnen wird. Dies betrifft sowohl die exportierenden Nationen wie China, Indien, Vietnam, Brasilien, Südafrika wie auch die importierenden Länder Europas und Amerikas. Bisher gibt es Kunden und Interessenten in Deutschland, Schweiz, Dänemark, Niederlande und Österreich. Der Fair Stone Standard wurde in 20 Betrieben der Weiterverarbeitung in China entwickelt und wird derzeit in anderen Ländern wie Indien als allgemeiner Standard der Branche ausgebaut. Die Weiterentwicklung von Fair Stone in indischen Steinbrüchen und Betrieben der Weiterverarbeitung hat Anfang des Jahres 2008 begonnen.

Die Relevanz von Fair Stone

Die Globalisierung und hier besonders der internationale Handel haben in den beiden letzten Jahrzehnten auch bei der Natursteinbranche zu einer enormen Dynamik geführt. Neue technische Möglichkeiten, ein relatives Sinken der Transportkosten, niedrige Preise der Natursteine aber auch die Vielfalt der Natursteine haben dazu geführt, dass in einigen europäischen Ländern und Amerika viele Natursteine aus Schwellen- und Entwicklungsländern, besonders Asien, importiert werden. Die Arbeitsbedingungen in den dortigen Steinbrüchen, Fabriken und Werkstätten entsprechen jedoch nur in Ausnahmefällen den internationalen Normen und Bedingungen. In China sind die Mehrzahl der Arbeiter in den Steinbrüchen und vor allem in den weiterverarbeitenden Unternehmen durch Staub, Lärm und schlechte Arbeitsbedingungen gefährdet. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Indien, kommt Kinderarbeit hinzu, die sich vielfach aus Schuldknechtschaft ihrer Familien begründet.

Auf dem Hintergrund eines sich wandelnden Konsumbewusstseins kritisieren Bauherren, Kommunen, aber auch Eigentümer von privatem Wohnraum zunehmend, dass die Natursteinimporte der Industrieländer zur Ausbeutung und zur Verschärfung von Ungerechtigkeiten in den Entwicklungsländern beitragen und dadurch die Dynamik der Globalisierung zu Lasten der Armutsbevölkerung in diesen Ländern geht. Gruppen der Civil Society in Industrieländern, aber auch Globalisierungsgegner haben dieses neue Konsumbewusstsein gefördert. Darauf muss der internationale Natursteinhandel reagieren, in dem er den Standard, Fair Stone, für sich in Anspruch nehmen und dafür bestimmte Anforderungen erfüllen, was durch die Unterschrift auf der Fair Stone Urkunde besiegelt wird.

Die Standards von Fair Stone

In dem Standard werden zunächst die Übereinkommen (Conventions) der internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation ILO) berücksichtigt:

  • C182 Übereinkommen gegen ausbeuterische Kinderarbeit
  • C138 Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung
  • C105 und C29 gegen Zwangsarbeit und ihre Abschaffung
  • C155 Übereinkommen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
  • C148 Übereinkommen zum Schutz der Arbeitnehmer vor Luftverunreinigungen, Lärm, Vibrationen
  • C170 Übereinkommen über Umgang mit Chemikalien.

Weiterhin berücksichtigt Fair Stone die nationale Gesetzgebung für Beschäftigte, in diesem Fall für China. Gleiches gilt in der Zwischenzeit auch für Indien.

Fair Stone wurde von Win=Win in zwei Jahren in enger Kooperation mit Managern einer Lieferkette für Natursteine aus China nach Europa, Experten der „International Social Security Association (ISSA)“ , die von der deutschen Steinbruchs-Berufsgenossenschaften (StBG) und internationalen Arbeitsrechts- und Sozialexperten entwickelt und steht nun als allgemein gültiger Standard der Importwirtschaft zur Verfügung. Fair Stone bemüht sich um eine weltweite Verbreitung mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen der Menschen in der Natursteinwirtschaft besonders in Asien, Lateinamerika und Afrika zu verbessern.

Funktionsweise des Fair Stone Standards

Die Funktionsweise des Fair Stone Standards ähnelt anderen Standards wie Forest Stewardship Council (FSC), Marine Stewardship Council (MSC), SA8000, der Business Social Compliance Initiative (BSCI) oder auch Fair Trade. Unternehmen, die ihre Lieferketten an den Standard Fair Stone orientieren, müssen von ihren Lieferanten, d.h. den Verantwortlichen der Steinbrüche und Betriebe der Weiterverarbeitung, eine schriftliche Erklärung (Vorbedingung) beibringen in der diese versichern, dass es bei ihnen keine Kinderarbeit gibt, keine Zwangsarbeit gibt, sie sich verpflichten ihre Arbeitsbedingungen entsprechend dem vorgegebenen Standard zu verbessern. Wenn diese Erklärung Win=Win, dem Träger des Siegels Fair Stone vorliegt, werden die Betriebe als „Fair Stone Lieferanten“ und das importierende Unternehmen und sein Exportpartner als „Fair Stone Partner“ registriert. Lieferanten und Partner haben sich im Rahmen eines Partnerschaftsvertrages dazu verpflichtet, in ihren Lieferbetrieben innerhalb von drei Jahren den Standard Fair Stone einzuführen und jährlich über die Fortschritte zu berichten. Unabhängige Prüfer führen spätestens nach drei Jahren eine Auditierung in den Betrieben durch und erteilen Fair Stone-Zertifikate. Erfüllt der Lieferant die Bedingungen des Standards nicht, kann er nach spätestens einem weiteren Jahr erneut auditiert werden, bevor er das Recht verliert, sich als Fair Stone-Lieferant zu bezeichnen.

Teile und Abschnitte des Standards Fair Stone

Der Standard Fair Stone ist in fünf Teile gegliedert: (1) Steinbrüche, (2) Natursteinfabriken, (3) Lieferketten = Importeure/Exporteure, (4) Steinmetze/Händler und (5) die Rolle von Win-Win und internationaler Auditierung. Die Kriterien wurden von den Experten der ISSA und weiteren Fachleuten auf der Basis von mehreren Besuchen in den chinesischen Produktionsbetrieben erarbeitet.

  1. Organisatorische Voraussetzungen zur Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
  2. Risikoabschätzung und Prävention
  3. Ausbildung und Instruktion
  4. Wartung und Inspektion
  5. Erste Hilfe und Vermeidung von Feuer
  6. Individuelle Schutzausrüstung
  7. Sicherheit am Arbeitsplatz
  8. Vermeidung von Silikose und mineralischen Stäuben
  9. Vermeidung von Lärm und Vibration
  10. Umgang mit gefährlichen Substanzen
  11. Maschinen und Ausstattung
  12. Elektrische Anlagen
  13. Lagerhaltung
  14. Transport und Hebeeinrichtungen
  15. Ergonometrie
  16. Serviceeinrichtungen für das Personal##
  17. Verschiffung

Arbeitsrechtliche Kriterien

Zu dieser Gruppe gehören auch das Verbot von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit (Schuldknechtschaft), die weiter oben als Voraussetzung von Fair Stone als Lieferanten schon genannt wurden. Die Basis für die arbeitsrechtlichen Fair Stone- Kriterien bilden die schon erwähnten Konventionen der ILO, die Umsetzung dieser Kriterien in anderen Standards wie SA8000 und BSCI sowie Besuche von internationalen Arbeitsrecht- und Sozialexperten in den chinesischen Betrieben:

  1. Vermeidung von Diskriminierung
  2. Berücksichtigung der nationalen Gesetzgebung und Regularien
  3. Arbeitsverträge
  4. Arbeitszeiten, Pausen, Urlaub
  5. Löhne und Gehälter
  6. Soziale Sicherung

Umweltschutz

Bei einem internationalen Standard dürfen heute ökologische Kriterien nicht fehlen. Die Beachtung von Umwelt- und Ressourcenschutz sind notwendig, um die Nachhaltigkeit, d.h. die Chancen zukünftiger Generationen zu sichern. Bei dem ersten Kriterium geht es darum, Abfall zu vermeiden, wenn möglich zu recyceln oder unschädlich zu entsorgen. Beim zweiten Kriterium geht es darum, Energie und Wasser zu sparen:

  1. Abfall
  2. Verbrauch von Energie und Wasser

Die Fortschritte in dem Prozess der Verbesserung der Arbeitsbedingungen müssen dokumentiert werden, um sie auch für externe Prüfer im Prozess nachvollziehbar zu machen. Das Managementsystem Fair Stone sieht unangemeldete Kontrollen in den entsprechenden Steinbrüchen und Werkstätten vor. Damit soll vor allem illegale Kinderarbeit in indischen Steinbrüchen aufgespürt und abgestellt, doch auch die Sauberkeit der Lieferkette überwacht werden. In diesem Zusammenhang kann jedoch von dem Siegel nicht erwartet werden, dass die Kinderarbeit insgesamt verringert, beziehungsweise ausgemerzt wird. Kinderarbeit kann im Rahmen des Fair Stone-Standard nur partiell verringert, beziehungsweise vermieden werden. Um Missbrauch des Handels im Gebrauch des Siegels Fair Stone vorzubeugen, sieht der Verhaltenskodex für den Handel folgende Maßnahmen vor:

In dem Kooperationsvertrag für Fair Stone-Lieferanten und Partner müssen sich diese schriftlich verpflichten, keinen Missbrauch mit dem Siegel zu betreiben. Verstöße gegen die Vereinbarungen werden mit dem Entzug des Siegels oder in schweren Fällen mit Forderungen nach Schadensersatz sanktioniert werden.

Alle Exportlieferungen müssen vom Handel in dem Programm „Tracing Fair Stone“ www.fairstone.win--win.de [1] dokumentiert werden.

Fair Stone Partner werden für ihren Vertrieb „Fair Stone-Aufkleber“ angeboten, die gegenüber Kunden und Behörden belegen, dass es sich bei dem geliefertem Produkten (Grabsteine, Platten, Pflastersteine) tatsächlich um Fair Stone-Ware handelt. Die Entwicklung des Fair Stone-Standards wird durch einen ehrenamtlichen national und international ausgewiesenen Beirat gefördert. Er hat Fair Stone wesentliche Anregungen gegeben. Seit Dezember 2008 gibt es einen Entwurf des Handbuches, der im Rahmen eines weltweiten Dialogprozesses mit Interessierten zur Diskussion gestellt wird.

Quellenangaben


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