Fangelsbachfriedhof

Fangelsbachfriedhof
Übersichtsplan

Der Fangelsbachfriedhof in Stuttgart-Süd ist einer der bedeutendsten historischen Friedhöfe in Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Fangelsbachfriedhof wurde 1823 außerhalb der Stadtgrenzen, im Gebiet Immenhof, einer einstigen Siedlung aus dem Mittelalter, angelegt. Heute von der Filderstraße, der Cottastraße und der Heusteigstraße eng umgrenzt, lag er damals im Grünen zwischen Feldern und Wiesen.

Er wurde angelegt, da der Leonhardskirchhof, um die Leonhardskirche, geschlossen worden und der Lazarettfriedhof bereits voll belegt war.

Sein Name ist auf den Fangelsbach zurückzuführen, der bereits 1286 als „Famelspach“ erwähnt wurde. Von diesem Bach leitete sich dann die Flurbezeichnung und schließlich auch die Namensgebung für den Friedhof ab.

Die erste Erweiterung des Friedhofs wurde 1840 notwendig, 1865/67 wurde der Friedhof ein weiteres Mal erweitert, bis er seine heutige Größe 1869 erhielt.

Von 1906 bis 1908 wurde die Markuskirche von Heinrich Dolmetsch im Jugendstil errichtet.

Denkmäler

Kriegerdenkmal

Kriegerdenkmal

Am 2. Dezember 1874, dem vierten Jahrestag der Schlacht von Champigny-Villiers,[1] wurde auf dem Fangelsbachfriedhof ein Kriegerdenkmal eingeweiht „als gemeinsames Grabmal für 124 deutsche Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, welche während des Kriegs 1870 und 71 hier ihre Ruhestatt gefunden haben“.[2]

Die am Aufbau des Denkmals beteiligten Künstler und ihre Beiträge sind in der untenstehenden Tabelle aufgeführt. „Das würfelförmge Denkmal mit vier Eckpostamenten mit Bronzekandelabern, dazwischen auf einem Sockel ein Sarkophag, war gekrönt mit der Figur des »Vaterlandes« in antikem Gewand. Sie hielt mit beiden Händen Lorbeerkränze zu den Gefallenen in den Gräbern hin. Auf dem Unterbau des Denkmals wurden auf 10 Erztafeln die Namen der 124 Soldaten, die im Fangelsbachfriedhof und der 14 Soldaten, die im Hoppenlaufriedhof beigsetzt worden waren, festgehalten.“[3]

Das Denkmal wurde im Juli 1944 durch eine Fliegerbombe sehr stark zerstört. Drei der zehn Gedenkplaketten gingen ganz verloren.[4] Anstelle des zerstörten Denkmals wurde 1963 das jetzige Mahnmal errichtet.

Beteiligte Künstler
Name Beitrag
Adolf Gnauth Gesamtentwurf, Überwachung der Ausführung
Ernst Rau Modell der Figur des „Vaterlandes“ (auch als Germania bezeichnet)
Friedrich Specht Schild und Löwenkopf
Wilhelm Pelargus Bronzeguss
Ernst Macholdt Steinmetzarbeiten

Mahnmal

Mahnkmal

Das heutige Mahnmal steht an der gleichen Stelle, an der das zerstörte Kriegerdenkmals stand. Es ist den Gefallenen von 1870/1871 und zusätzlich den Kriegstoten der beiden Weltkriege 1914–1918 und 1939–1945 gewidmet. Das Denkmal aus rötlichem Schwarzwaldgranit wurde von dem Bildhauer Hubert Albert Zimmermann entworfen und am 4. Dezember 1963 eingeweiht.[5]

Über vier Stufen betritt man einen gepflasterten Weg auf einem leicht erhöhten Plateau, der zu dem Mahnmal führt. Der querrechteckige Gedenkstein ist an einer Stele über einer rechteckigen Bodenplatte befestigt. Die Stirnfläche des Steins ist mit stilisierten Bronzesilhouetten gefallener und trauernder menschlicher Gestalten besetzt. Die beiden Seitenflächen und die hintere Fläche des Gedenksteins tragen Inschriften.

  • Linke Inschrift: „Hier ruhen 148 Gefallene / Deutsche und Franzosen / aus dem Kriege 1870-1871“.
  • Hintere Inschrift: „Errichtet im Jahre 1963 an Stelle / des im Zweiten Weltkrieg / zerstörten Denkmals von 1870-1871“.
  • Rechte Inschrift: „Zum Gedenken an die Toten / des Krieges 1870-1871 / und der beiden Weltkriege / 1914-1918 1939-1945“.

Zu beiden Seiten des Wegs sind links drei und rechts vier Liegesteine aufgereiht, auf denen die erhalten gebliebenen sieben Bronzeplaketten des Kriegerdenkmals angebracht sind. Auf einer der Plaketten sind auch die Namen der beiden Taube-Brüder, der Grafen Erich und Axel von Taube aufgeführt, die beide am gleichen Tag in der Schlacht von Champigny-Villiers fielen. Das unglückliche Ereignis wurde damals viel beachtet und erregte allgemeine Anteilnahme.

Bekannte Gräber

Grab Familie Schiller

Legende

  • Abt. = Abteilung, in der sich das Grab befindet. Die Lage der Abteilungen geht aus den Übersichtsplan des Friedhofs (siehe oben) hervor.
  • P = Grab eines Prominenten
  • K = Grab mit Kunstwerk
  • Wenn in einer Spalte neben der Überschrift das Symbol Pfeil nach oben/Pfeil nach unten erscheint, kann durch Klicken auf einen Pfeil auf- bzw. absteigend nach dem Spalteninhalt sortiert werden.
Abt. P K Vorname Familienname * Beruf, Anmerkungen
09 P Carl Beisbarth 1809 1878 Architekt
03 K Heinrich Bolley 1770 1847 Obertribunalpräsident, Parlamentarier
14 K Viktor Capeller 1831 1904 Bildhauer
06 P Gustav Adolf Closs 1864 1938 Künstler und Heraldiker
12 P Immanuel Fichte 1796 1879 Philosoph
12 P Eberhard Fraas 1862 1915 Direktor des Königlichen Naturalien-Kabinetts
und Geologe
12 P Oscar Fraas 1824 1897 Direktor des Königlichen Naturalien-Kabinetts
10 P Karl Grunert 1810 1869 Hofschauspieler
06 P Georg Hambrecht 1780 1823 Wundarzt, Grabstätte von 1832
11 P K August Hedinger 1841 1910 Arzt und Anthropologe
08 K Anton Kamenzin 1890 1979
15 P Sixt Karl Kapff 1805 1879 Dekan und Pfarrer
10 P Albert Knapp 1798 1864 Pfarrer
01 P Anton Kreidler 1863 1942 Industrieller
02 K Albertine Müller geb. Erhard 1816 1838
05 P Eduard Paulus 1837 1907 Archäologe
07 P August Friedrich Pauly 1796 1845 Philologe und Topograph
07 P Ludwig Pelargus 1783 1843 württembergischer Hofzinngießer
12 P K Wilhelm Pelargus 1820 1901 Kunstgießer
10 P Johann Baptist Pischek 1814 1873 Opernsänger
12 P Charlotte Reihlen 1805 1868 Diakonisse
04 P Carl Friedrich Ludwig von Schiller 1793 1857 Oberförster, Sohn Friedrich Schillers
04 P Friedrich Ludwig Ernst von Schiller 1826 1877 Major, Sohn Carl von Schillers
10 P Adolph Gottlieb Ferdinand Schoder 1817 1852 Politiker
10 P K Gustav Siegle 1840 1905 Fabrikant und Großindustrieller
10 K Theodor Strauss-Rueff 1838 1901 Kaufmann
12 K Maximilian Sucro 1858 1923 Kaufmann
08 P Nikolaus von Thouret 1767 1845 Baumeister
02 K Friedrich Ehregott Tiedemann 1865 1893 Kunstmaler
07 P Gustav Friedrich Werner genannt Affenwerner 1809 1870 Cafetier und Tiergartenbesitzer

Literatur

  • NN: Stuttgart 1864 bis 1889 : Festgabe der Königlichen Haupt- und Residenzstadt zur Feier des Fünfundzwanzigjährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät des Königs Karl von Württemberg, 25. Juni 1889, Stuttgart 1889, Seite 50-51, Tafel 22.
  • Hermann Ziegler: Friedhöfe in Stuttgart. 5. Band: Fangelsbachfriedhof. Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-608-91641-5, (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart 61).
  • Mammut-Verlag (Herausgeber und Redaktion): Stuttgart, Der Friedhofwegweiser, DIESSEITS und JENSEITS, Stuttgart 2011, Seite 36-38 (kostenlos erhältlich, u. a. bei der Infothek im Rathaus).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Im Park der Villa Berg ließ Herzogin Wera nach 1870 zum Gedenken an die Schlacht von Champigny-Villiers das Champigny-Denkmal errichten.
  2. NN 1889, Seite 50.
  3. Ziegler 1994, Seite 30.
  4. Ziegler 1994, Seite 31.
  5. Ziegler 1994, Seite 31.
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