Fasanenstraße

Fasanenstraße

Die Fasanenstraße ist eine rund zwei Kilometer lange Straße in der Berliner City-West im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Ihren heutigen Namen trägt die Fasanenstraße seit 1901 zur Erinnerung an eine 1755 von König Friedrich II. angelegte Fasanerie, die 1841 der Anlage des Zoologischen Gartens weichen musste und nach Potsdam verlegt wurde. Frühere Bezeichnungen waren Ringstraße II, Wolfenbütteler Straße und Gravelotter Straße.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf und Abschnitte

Die Fasanenstraße führt geradlinig in nord-südlicher Richtung von der Müller-Breslau-Straße (am Charlottenburger Tor bzw. an der Straße des 17. Juni) im Ortsteil Charlottenburg über Hardenbergstraße, Kantstraße, Kurfürstendamm, Lietzenburger Straße, Fasanenplatz (mit Schaperstraße und Ludwigkirchstraße) sowie Pariser Straße bis zum Hohenzollerndamm und endet am Hohenzollernplatz im Ortsteil Wilmersdorf.

In ihrem Verlauf (Einbahnstraße in nord-südlicher Richtung von Hardenbergstraße bis Fasanenplatz, durchgehend gebührenpflichtige Kurzparkzone) ändert die relativ verkehrsarme und baumbestandene zweispurige Straße mehrfach Ihren Charakter:

Müller-Breslau-Straße bis Hardenbergstraße

Von der parallel zum Landwehrkanal verlaufenden Müller-Breslau-Straße bis zur Hardenbergstraße grenzt die Fasanenstraße an das Südgelände der Technischen Universität Berlin (TUB). Im nördlichsten Teil dieses sehr uneinheitlich bebauten Abschnitts sind Institute der TUB angesiedelt wie z. B. das Institut für Kraftwerkstechnik und Apparatebau (KWT) im ehemaligen Kraft- und Fernheizwerk (um 1884, Fasanenstraße 1) sowie das Kessel- und Maschinenhaus (um 1884, Fasanenstraße 1a).

Vor der Einmündung der Hertzallee und gegenüber dem Campus der Technischen Universität liegt die 2005 eingeweihte gemeinsame Bibliothek von TUB und UdK, die Volkswagen-Bibliothek (Architekten: Lothar Jeromin, Walter A. Noebel).

In diesem Bereich hatte Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Jahre 1742 für Friedrich II. eine Fasanerie angelegt, die sternförmig mit Wegen durchkreuzt war. Der Hauptweg der Fasanerie wurde durch die heutige Hertzallee und deren Verlängerung auf den TU-Campus gebildet. 1846/1847 legte Peter Joseph Lenné anstelle der Fasanerie ein Hippodrom an, das die Fläche zwischen Fasanenstraße, Hertzallee und Müller-Breslau-Straße einnahm. Im Osten reichte der Reitplatz bis in das heutige Zoogelände hinein. Lennés Gestaltung wurde 1875 durch den Bau der Berliner Stadtbahn beeinträchtigt, die das östliche Drittel abtrennte. Sie blieb aber in Teilen bis 1945 bestehen, wobei der größere, westliche Teil als Sportplatz genutzt wurde.

Auf dem 14.000 m² großen Gelände des alten Wirtschaftshofs des Zoologischen Garten an der Hertzallee will die World Wheel Berlin bis Herbst 2009 ein 185 Meter hohes Riesenrad errichten. Die städtebauliche Entwicklung des Umfeldes soll mit dem Riesenrad in Einklang gebracht werden. Dessen Unterbau soll in Form einer wellenförmigen Bogenkonstruktion aus Stahl, Glas und Grünflächen aus der Landschaft herauswachsen. Der Zoo wird zur Hälfte am Grundstückserlös beteiligt, den das Land Berlin erzielt hat und kann damit einen geplanten Neubau auf der Nordfläche des alten Geländes finanzieren. Zu Füßen des Riesenrades soll ein Busparkplatz mit 17 Stellflächen entstehen, wobei das Verkehrskonzept des Senats davon ausgeht, dass die überwiegende Zahl der erwarteten zwei Millionen Besucher jährlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist.

Südlich der Hertzallee auf der westlichen Straßenseite befindet sich der 1902 fertiggestellte Altbau der ehemaligen Hochschule für Musik (heute Teil der Universität der Künste Berlin, UdK); Architekten: Heinrich Kayser und Karl von Großheim).

Konzertsaal der Udk
Skulptur von Hans Nagel

Auf dem Gelände des vorderen Bauteils der ehemaligen Hochschule für Musik an der Ecke Hardenbergstraße steht heute der zwischen 1952 und 1954 errichtete Konzertsaal der UdK (Architekt: Paul Gotthilf Reinhold Baumgarten). Der unter Denkmalschutz stehende Saal mit seinen 1360 Plätzen und bemerkenswerter Akustik war einer der ersten größeren Nachkriegsbauten in West-Berlin. Baumgarten nahm stilistisch wenig Rücksicht auf die benachbarten Altbauten und setzte vor allem auf Leichtigkeit und Transparenz. Dem Konzertsaal ist an der Hardenbergstraße ein zweigeschossiger verglaster Flachbau als Foyer vorgelagert, durch dessen Fenster die Treppenanlagen sichtbar sind. Die tagsüber eher unauffällige Fassade entfaltet ihre Wirkung bei Dunkelheit, wenn das Licht aus dem Foyer nach außen dringt. An der Fasanenstraße ist die Fassade schlicht und hell mit einfachen Fenstern gestaltet. Von dieser Seite aus ist auch das geschwungene Saaldach zu erkennen. Vor dem Gebäude befindet sich am Rande des auch als Parkplatz genutzten Vorplatzes eine schwarze Skulptur von Hans Nagel aus PVC.

Ein Teil des Skulpturenensemlbes Stadtzeichen (Raumzeichen)

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen Hertzallee und Hardenbergstraße zeichnet sich der Nachkriegsbau des Berliner Dienstgebäudes des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben allenfalls durch seine Unauffälligkeit aus. Davor und im Innenhof befindet sich das Skulpturenensemble Stadtzeichen (Raumzeichen) von Otto Herbert Hajek. Das umliegende Areal gerät immer wieder in den Fokus von Stadtplanern, die die gute innerstädtische Lage für zukunftsweisende Bebauungslösungen nutzen wollen. Auf dem Gelände sollte z. B. laut Plänen von Florian Mausbach, dem Präsidenten des BBR, und dem Architekten Josef Paul Kleihues aus dem Jahre 1999 eine Ortslage namens „Europolis“ errichtet werden. Er sollte aus etwa einem Dutzend Neubaublöcken bestehen, die eine Art „Central Park“ im Kleinformat umrahmen, gekrönt von einem 300 Meter hohen Wohnturm.

Hardenbergstraße bis Kantstraße

Das Ludwig-Erhard-Haus von Norden gesehen

An der Ecke zur Hardenbergstraße liegt das ehemalige Gebäude der Industrie- und Handelskammer (1954–1955, Architekten: Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller), an das sich der an der Fasanenstraße dazugehörige Neubau, das architektonisch außergewöhnliche Ludwig-Erhard-Haus (1994–1998, Architekt: Nicholas Grimshaw) – im Volksmund „Gürteltier“ genannt – anschließt. Auf einem Teil des heutigen Grundstücks des Ludwig-Erhard-Hauses stand zuvor das Gebäude des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), ein Baudenkmal der 1950er-Jahre.

Über einen begrünten Innenhof mit Restaurant, unter dem sich ein Parkhaus befindet, ist die Fasanenstraße auf dieser Höhe mit der parallel verlaufenden Uhlandstraße verbunden.

Das Theater des Westens an der Kantstraße von der Fasanenstraße gesehen

Kurz vor der Kreuzung mit der Kantstraße liegen sich das Savoy Hotel Berlin mit der berühmten Havanna Bar, in der schon Thomas Mann verkehrte, sowie der an das Theater des Westens angrenzende, erhöht gelegene Delphi-Filmpalast (1927–1928, Architekt: Bernhard Sehring) gegenüber. Das Delphi-Palais, wie es damals hieß, wurde als Tanzlokal errichtet und nach starker Kriegszerstörung 1948/1949 zum Kino mit ca. 1200 Plätzen umgestaltet (1981 auf 725 reduziert). Heute ist der Delphi-Filmpalast als Filmkunstkino mit gehobenem Filmangebot eine Institution in Berlin und eines der wenigen Berliner Kinos mit Vorführtechnik für klassische 70-mm-Filme. Der erste und einzige Betreiber des Kinos, Walter Jonigkeit, residiert mit über 100 Jahren noch immer im Büro seines Kinos.

Vom Theatergarten und heutigen Biergarten an der Ecke zur Kantstraße blickt man auf den prunkvollen ursprünglichen Haupteingang des Theaters des Westens (1895/1896, Architekt: Bernhard Sehring), der über die „Kaisertreppe“ erreicht wurde. In dem Haus war Anfang der 1920er-Jahre die Große Volksoper untergebracht. Die Gartenanlage, die Kaisertreppe, sowie die historischen Fassaden des Delphi wurden 1997/1998 rekonstruiert.

Unterhalb des Delphi befindet sich der Jazzkeller Quasimodo, einer der ältesten Berliner Jazzclubs, in dem seit 1969 Lifemusik (Jazz, Funk, Soul, Latin, Blues, Rock) gespielt wird. Im Erdgeschoss zur Kantstraße hin gibt es ein gleichnamiges und mit dem Kino verbundenes Café.

Die Künstlerbewegung Berliner Secession um Max Liebermann, Max Slevogt, Lesser Ury und Lovis Corinth wurde 1899 in einem von März bis April 1899 von dem Architekten Hans Grisebach errichteten ersten Ausstellungshaus auf dem späteren Delphi-Gelände an der Kantstraße 12 gegründet. Dort wurden von der Eröffnung am 20. Mai 1899 bis zum Umzug zum Kurfürstendamm 208/209 im Jahre 1905 Werke damals umstrittener Künstler gezeigt.

Das zwischen 1954 und 1956 errichtete Büro- und Geschäftshaus (Volkswohlbund-Haus, Architekt: Curt Hans Fritzsche) Kantstraße 13 bildet die nordwestliche Ecke zur Kantstraße. Als typisches Beispiel für die Architektur der 1950er-Jahre steht es heute unter Denkmalschutz. Kennzeichnend sind die horizontale Gliederung durch Fensterbänder, einen Balkon im ersten Obergeschoss und das auskragende Dachgesims. Die Ecke wird durch die Abrundung und eine vertikale Fensteranordnung mit Lisenen betont und von einer Rotunde auf dem Dach als Dominante und höchstem Element bekrönt. Das Gebäude wurde 2006 restauriert und mit einem stilistisch angepassten Dachaufbau erweitert.

Kantstraße bis Kurfürstendamm

Zwischen Kantstraße und Kurfürstendamm befindet sich eine Reihe interessanter Bauten:

Kant-Dreieck

Theater des Westens (links), Turmhaus von Josef Paul Kleihues (rechts)

Die nach Kriegszerstörungen nur mit eingeschossigen Gebäuderesten bebaute Dreiecksfläche zwischen Kantstraße, Fasanenstraße und Stadtbahn wurde Anfang der 1990er-Jahre unter Berücksichtigung der Ergebnisse eines städtebaulichen Ideenwettbewerbes bebaut. Ziel der Neubebauung des sogenannten „Kant-Dreiecks“ war eine deutliche Abgrenzung gegenüber der westlich der Fasanenstraße anschließenden gründerzeitlichen Blockbebauung.

Direkt gegenüber dem Theater des Westens erhebt sich nun ein elfgeschossiges Turmhaus, das in 36 Metern Höhe von einem beweglichen Segel aus genietetem Blech gekrönt wird (1992–1995, Architekt: Josef Paul Kleihues).

Das Bebauungskonzept war zur Bauzeit mit Verweis auf die Gebäudehöhen im Umfeld auf die realisierten elf Geschosse reduziert worden. Der ursprüngliche Entwurf sieht – anstelle des auf dem fünfgeschossigen Gebäudesockel aufsetzenden sechsgeschossigen Würfels – einen in der Höhe verdoppelten zwölfgeschossigen Turmaufbau vor.

Aufgrund der in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre auf südlich des Kant-Dreiecks gelegenen Flächen (ehemaliges Victoria-Areal) realisierten 16-geschossigen Bebauung und anderer – im weiteren Umfeld erteilter – Baugenehmigungen soll die vom Bauherrn beabsichtigte Aufstockung der Turmbebauung des Kant-Dreiecks auf 17 Geschosse nunmehr entsprechend einem aktuellen Bebauungsplan gestattet werden.

Im Keller des Hauses wurde im Dezember 2006 nach eineinhalbjähriger Bauzeit der Nobel-Club Cascade eröffnet. Ein russischer Investor hat hier 1,8 Mio. Euro investiert. In den ehemaligen Räumen der Raab Galerie legen wechselnde DJs vor allem House-Musik auf. Von der Bar aus blickt man durch die verglaste Front auf die Wasserkaskade, nach der der Club benannt ist.

Künstlerhaus St. Lukas

Künstlerhaus St. Lukas

Das Gebäude ist in einem interessanten eklektischen Stil errichtet (1889–1890, Architekt: Bernhard Sehring). Durch das große schmiedeeiserne Tor sieht man nur einen Teil der mächtigen Anlage, die um einen efeuberankten Brunnenhof angelegt wurde. Das burgartige Gebäude aus Rathenower Ziegeln mit teilweise zweigeschossigen Wohnungen wird durch Erker, Zinnen, Türmchen, Balkone, sowie teilweise bizarre Details geprägt. Es beherbergte nach seiner Errichtung etwa zwanzig Bildhauerei, zu denen zeitweise Ernst Barlach, Karl Ludwig Manzel, Rudolf Marcuse und Carl Max Kruse (der zusammen mit seiner Ehefrau Käthe Kruse von 1910 bis 1915 gleich daneben in der Fasanenstraße 13 lebte) zählten. Auch heute noch sollen einige Ateliers und Wohnungen von Künstlern genutzt werden. In dem Haus befindet sich die bekannte Galerie Springer & Winckler.

Viadukte

Die Bahn-Viadukte an der Fasanenstraße

Die Viadukte der Berliner Stadtbahn und der Fernbahn, kreuzen auf diesem Abschnitt die Fasanenstraße und begrenzen das Kant-Dreieck. In den an den fußläufigen „Lotte-Lenya-Bogen“ anschließenden sogenannten „Fasanenbögen“ unter den Viadukten befinden sich beidseitig zugängliche Geschäfte und gastronomische Betriebe. Entlang der Bögen ist ein Durchgang von der Fasanenstraße zu dem neu erbauten Quartier Neues Kranzler-Eck (Architekt: Helmut Jahn) und zur Kantstraße möglich. Es gibt zwar Pläne zur Einrichtung eines durchgängigen Fußweges entlang der Stadtbahnviadukte zwischen den Bahnhöfen Savignyplatz und Zoologischer Garten. Bis zum Sommer 2008 befand sich auf der dafür notwendigen Trasse Richtung Savignyplatz direkt an der Fasanenstraße sowie in den Stadtbahnbögen noch ein Trödelmarkt. Dort soll nun ein Gastronomiekonzept verwirklicht werden. Ein Durchgang Richtung Savignyplatz wird aber auch dann vorerst noch durch eine Tankstelle an der parallel verlaufenden Uhlandstraße verhindert.

Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus

Das ehemalige Jüdische Gemeindehaus (1957–1959, Architekten: Dieter Knoblauch und Heinz Heise) befindet sich an der Stelle der 1912 eingeweihten Synagoge, die in der Pogromnacht 1938 ausbrannte. Vor dem Neubau des Gemeindehauses wurden das alte Portal, die Skulptur einer zerstörten Thorarolle, sowie ein Gedenkstein für die im Holocaust ermordeten Juden aufgestellt. Eine Gedenktafel an dem Gebäude, das heute u. a. für die Jüdische Volkshochschule sowie ein koscheres Restaurant genutzt wird, erinnert an die Widerstandskämpferin Recha Freier.

Das ehemalige Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße

Mit etwa 13.000 Mitgliedern ist die Berliner Jüdische Gemeinde eine der größten in Deutschland. Nach dem Fall der Mauer hat sich das jüdische Leben wieder mehr in die historische Mitte Berlins verlagert. Dort – um die Oranienburger Straße und das ehemalige Scheunenviertel herum – liegen die Wurzeln der Gemeinde und viele Baudenkmäler erinnern an die wechselvollen Geschichte der Berliner Juden.

Im Juli 2006 hat die Jüdische Gemeinde ihren Sitz von der Fasanenstraße in das Centrum Judaicum (Neue Synagoge) an der Oranienburger Straße verlegt. Zu dem auch aus Platzgründen erforderlichen Umzug, von dem der Vorstand, die Dezernate und die Geschäftsführung sowie der Jüdische Kulturverein betroffen sind, hatte aus Sicherheitserwägungen auch die Berliner Senatsinnenverwaltung gedrängt. Im bisherigen Gemeindehaus wurde eine Servicestelle eingerichtet, in der die Mitglieder u. a. auch Synagogen- und Konzertkarten erhalten können.

Nach der Oktoberrevolution im Jahr 1917 wohnten zahlreiche jüdische Intellektuelle aus Russland in Charlottenburg, insbesondere im Gebiet um die Kantstraße und den Kurfürstendamm, weshalb es von den Berlinern auch „Charlottengrad” genannt wurde. Anfang der 1920er-Jahre erschienen nirgendwo so viele russische Bücher wie in Berlin und es kam zu einer kurzen Blüte des Berliner Westens als geistiger Ersatzhauptstadt der russischsprachigen Welt. Heute hat Berlin (außerhalb von Israel) die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde der Welt, denn viele neue Berliner sind Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, sodass der Bezirk Charlottenburg gelegentlich schon wieder „Charlottengrad” genannt wird.

Villa Ilse

Die Villa Ilse mit der Gebäudebrücke Phoenix

Die Villa Ilse wurde von ihrem Bauherrn Leopold Ilse im einstigen Hochschulviertel zwischen Hardenbergstraße und Kurfürstendamm im italienischen Villenstil errichtet (1872–1874, Architekt: H. Sobotta). Stilistisch ist das Gebäude mit seinem – von einem Pyramidendach gekrönten – Aussichtsturm von Schinkel beeinflusst. Die Straßenfassade wurde durch einen Verandavorbau aus dem Jahre 1922 stark verändert, über dem man noch den typischen Quergiebel und das Obergeschoss mit dem Mittelvorbau erkennt.

Das Gebäude ist über die extravagante Gebäudebrücke Phoenix (1995, Entwurf: Mona Fux) mit den als Glas- bzw. Steinhaus bezeichneten ehemaligen Berliner Verwaltungsgebäuden (1991–1993, Architekt: Wolf-Rüdiger Borchardt) des Bankhauses Löbbecke verbunden, das im November 2006 in das Behren-Palais am Bebelplatz, die neue Hauptstadtrepräsentanz des Hamburger Bankhauses M.M.Warburg & CO, im alten Berliner Bankenviertel in Berlin-Mitte umgezogen ist.

Hotel Kempinski

Hotel Kempinski an der Fasanenstraße Ecke Kurfürstendamm

Das legendäre Hotel Kempinski Bristol Berlin (1951/1952, Architekt: Paul Schwebes), das 2006 an der abgerundeten Ecke zum Kurfürstendamm durch ein architektonisch gut angepasstes zweigeschossiges Café und Restaurant mit Aussichtsterrasse (als Ersatz für das Kempinski-Eck) erweitert wurde. Das Haus mit seiner – unter Denkmalsschutz stehenden – Sandsteinfassade war der erste Hotelneubau West-Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg und galt lange Zeit als Inbegriff für erstklassige Berliner Hotellerie mit illustren Gästen wie Sophia Loren, dem Dalai Lama, Michael Gorbatschow, Mick Jagger und Fidel Castro. Der Name des Hotels geht auf die später enteigneten jüdischen Besitzer (Gedenktafel) des seit 1926 an diesem Ort befindlichen vornehmen Restaurants zurück, in dem täglich 2000 Gäste bewirtet wurden. Gemäß der Philosophie und Marketingstrategie der Besitzer wurden dort auch halbe Portionen zu halben Preisen für die weniger Betuchten angeboten. Beim Neubau wurde die der historischen Bebauung entsprechende gerundete Ecke beibehalten. Im Erdgeschoss des heutigen Hauses befinden sich neben einigen Modegeschäften auch die elegante „Bristol Bar“ sowie das Restaurant Kempinski Grill.

Gedenktafel am Hotel Kempinski

Neben dem Hoteleingang wurde 1994 auf Initiative des Familienangehörigen Fritz Teppich nach jahrelanger Auseinandersetzung mit den Hoteleignern eine Messing-Gedenktafel für die Gründerfamilie in 3½ Metern Höhe mit folgender Aufschrift angebracht:

„Hier stand seit 1928 ein Kempinski-Restaurant. Es war ein weltweit bekanntes Symbol Berliner Gastlichkeit. Weil die Besitzer Juden waren, wurde diese berühmte Gaststätte 1937 »arisiert«, unter Zwang verkauft. Angehörige der Familie Kempinski wurden umgebracht, andere konnten fliehen. Das 1952 eröffnete Bristol Hotel Kempinski möchte, dass das Schicksal der Gründerfamilie nicht vergessen wird.“

Die Forderung der jüdischen Überlebenden der Familie Kempinski, als einen der „Arisierer“ Paul Spethmann zu benennen, der in den 1950er-Jahren Vorstandsvorsitzender der Hotelbetriebs-AG war, war von den Hoteleignern abgelehnt worden. Auch die Deportation und Vergasung jüdischer Zwangsarbeiterinnen wurde auf der Tafel nicht erwähnt. Zur Enthüllung wurden die Überlebenden nicht eingeladen. Erst wenig später wurde eine andere alte Forderung erfüllt: von der Fassade des Hotels wurde die zur Zeit des Nationalsozialismus eingeführte sogenannte „Hitlertraube“ entfernt.

Das Hotel Kempinski ist über eine die Fasanen- und die Uhlandstraße verbindende Passage mit dem Geschäftshaus „Kempinski Plaza“ verbunden, ein Beispiel für die Öffnung der Hofbereiche von Geschäftsbauten für die Öffentlichkeit in der Berliner City West.

Kurfürstendamm bis Lietzenburger Straße

Durch die abgeschrägten Ecken der flankierenden Gebäude entsteht an der Kreuzung mit dem belebten Kurfürstendamm (Ausgang des U-Bahnhofs Uhlandstraße) eine für diesen Boulevard typische Platzsituation.

Die Berliner Wasserbetriebe haben eine alte Tradition wieder aufgenommen und stellten an der nordöstlichen Ecke der Kreuzung 1985 ihren ersten Trinkbrunnen aus Gusseisen auf. Die in den Sommermonaten ständig sprudelnden blauen Wasserspender sind mittlerweile über die ganze Stadt verteilt und auch in deutschen und ausländischen Städten wie München, Zürich, Linz, Wien und Luxemburg zu finden. Den attraktiven Standort nutzt seit Ostern 2007 auch die Coffeeshop-Kette Starbucks.

Südlich des Kurfürstendamms bis zur Lietzenburger Straße zeigt die Fasanenstraße dann ihre attraktivste Seite mit hochherrschaftlichen Häusern aus der Gründerzeit, dessen besonderer Charakter auch durch eine nächtliche Fassadenbeleuchtung betont wird.

Wintergartenensemble

Prägend für diesem Abschnitt ist das denkmalgeschützte, malerische Wintergartenensemble mit dem Literaturhaus Berlin, dem Käthe-Kollwitz-Museum und der Villa Grisebach, das sich inmitten gepflegter, miteinander verbundener Stadtgärten mit altem Baumbestand befindet. In dem repräsentativen Umfeld dieser Gebäude, die noch von der ursprünglichen Villenbebauung zeugen, haben sich auch Galerien, Geschäfte, Kanzleien, Arztpraxen, Verlagsniederlassungen, gastronomische Einrichtungen, ein Hotel und zwei Pensionen angesiedelt.

Shopping

In den 1980er- und 1990er-Jahren drängten sich in diesem Teilstück Filialen internationaler Top-Marken wie Chanel, Cartier, Bulgari und Louis Vuitton, die der Fasanenstraße den Ruf einer „Luxusmeile“ einbrachten. Nach dem kontinuierlichen Fortzug dieser Geschäfte an den Kurfürstendamm bis etwa 2005 und einer Phase hohen Leerstandes wurde dieser Bereich der Straße durch Standortmarketing in Zusammenarbeit der Vermieter mit einer Makleragentur neu positioniert: Als „Straße für das Besondere“ mit überwiegend inhabergeführten Geschäften. Allein 15 Neueröffnungen gab es daraufhin auf diesem Abschnitt im Jahre 2006 gemäß einem Artikel der Berliner Zeitung. Mit der Ansiedlung mehrerer Galerien wird auch an eine durch die vergangene „Luxusphase“ beeinträchtigte Tradition der Fasanenstraße als edle Kunst- und Galerienmeile angeknüpft.

Über die Fasanen- und die Uhlandpassage sowie einen Innenhof mit Restaurant und Geschäften ist die Fasanenstraße in diesem Abschnitt mit der parallel verlaufenden Uhlandstraße verbunden.

Ehemaliges Nelson-Theater

Das imposante Eckgebäude Kurfürstendamm 217/Fasanenstraße 74 wurde 1895/1896 von den Architekten Heinrich Mittag und Heinrich Seeling errichtet. Es wurde zum Wohnsitz des damals berühmten Violinvirtuosen und -komponisten und Gründers der Berliner Hochschule für Musik, Joseph Joachim. Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich ursprünglich das Restaurant Sanssouci mit angeschlossener Kleinkunst-Bühne. Von 1921 bis 1928 betrieb dort der Komponist und Pianist Rudolf Nelson das bekannte Nelson-Theater, in dem Revuen aufgeführt wurden. Auch Josephine Baker trat dort 1926 mit ihrem berühmten „Bananenröckchen“ auf, bevor sie ihre sensationellen Erfolge in Paris feierte. Damals war die umliegende Gegend Schauplatz eines weltstädtischen Nachtlebens, das zu der Bezeichnung „Goldene Zwanziger“ beitrug und an das heute noch ein etwas zwielichtiger Nachtclub im Nachbargebäude erinnert. 1934 wurde das Nelson-Theater von Rudolph Möhring zum Kino Astor mit zunächst knapp 500 Plätzen umgebaut (weitere Umbauten 1972 und 1993), in dem bis 2002 anspruchsvolle Unterhaltung gezeigt wurde und das auch als Spielort der Retrospektive innerhalb der Internationalen Filmfestspiele in Erinnerung ist. Der Spielbetrieb im Astor war von 1934 bis 2002 ununterbrochen aufrechterhalten worden. Seit der Schließung befinden sich dort die repräsentativen Verkaufsräume eines amerikanischen Modedesigners, in deren Innenraumgestaltung Teile der Kinoarchitektur einbezogen wurden. Der Kinoname Astor lebte im Dezember 2008 mit der luxuriösen Astor Film Lounge am nahegelegenen Kurfürstendamm 225 wieder auf.

Prominente Anwohner dieses Abschnitts

In der Fasanenstraße 69 (Gedenktafel) lebte von 1931–1937 die dänische Stummfilm-Schauspielerin und Hauptdarstellerin in vielen Filmen der 1920er- und 1930er-Jahre Asta Nielsen, in deren ehemaliger Wohnung sich heute eine Pension befindet. Im Nachbarhaus Fasanenstraße 68 (Gedenktafel) lebte ab 1931 die berühmte und vielfach ausgezeichnete russische Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin Tatjana Gsovsky, die in diesem Haus auch eine eigene Schule betrieb.

Am Haus Fasanenstraße 28 erinnert eine Gedenktafel (Porzellantafel der KPM) an den Politiker und Diplomaten Ulrich von Hassell, der hier von 1940 bis 1944 wohnte. Er gehörte zu den führenden Männern des Attentats vom 20. Juli 1944. Am 8. September 1944 wurde von Hassell zusammen mit anderen Angeklagten zum Tode verurteilt und am selben Tage hingerichtet.

Am Haus Fasanenstrasse 72 wurde im September 2008 eine Gedenktafel für den aserbaidschanisch-deutschen Schriftsteller sowie Russland- und Orientexperten Essad Bey enthüllt, der von 1922 bis 1932 in Berlin im Exil lebte und an seinem Erstlingswerk Öl und Blut im Orient schrieb. Größere Bekanntheit erlangte er später durch seinen Bestseller-Roman Ali und Nino, den er in Wien unter dem Pseudonym „Kurban Said“ verfasst hatte.

In einer in diesem Abschnitt der Fasanenstraße gelegenen Mietwohnung lebte der insbesondere im Hinblick auf seine Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus umstrittene spätere Papst Pius XII. (bürgerlich: Eugenio Pacelli) von seiner Wahl zum päpstlichen Nuntius im Deutschen Reich im Jahr 1920 bis zu seiner Ernennung zum Kardinal 1929. Im südwestlichen Eckgebäude zum Kurfürstendamm 216 führte der obskure Theo Morell ab 1918 – teils durch Vertreter – eine Praxis, bis er 1936 von Adolf Hitler zum Leibarzt erkoren wurde.

Im gegenüber gelegenen südöstlichen Eckgebäude zum Kurfürstendamm schrieb Robert Musil von 1931 bis 1933 an seinem Roman Mann ohne Eigenschaften.

Der Politiker und Rechtsanwalt Gregor Gysi ist heute Teilhaber einer – in diesem Abschnitt gegenüber dem Wintergarten-Ensemble gelegenen – Kanzlei.

Lietzenburger Straße bis Hohenzollerndamm

Brunnensäule auf dem Fasanenplatz

Jenseits der vielbefahrenen Lietzenburger Straße zeigt sich rund um den begrünten Fasanenplatz (Brunnensäule 1987 von Rolf Lieberknecht, Kita im ehemaligen Lehrerhaus des Joachimsthalschen Gymnasiums), auf den auch die Schaperstraße, die Ludwigkirchstraße und die Meierottostraße zulaufen, noch einmal Bürgerlichkeit von ihrer attraktivsten Seite mit schönen Fassaden, viel Grün, Restaurants, Galerien und Geschäften.

Wohnhaus von Heinrich Mann, Fasanenstraße 61

Am prachtvollsten Gebäude des Platzes (Fasanenstraße 61) aus der Gründerzeit erinnert eine Berliner Gedenktafel an Heinrich Mann, der hier (in der damaligen Gravelotter Straße) von 1932 bis zu seiner Emigration 1933 lebte. Der damalige Präsident der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste suchte gern die angesagten Nachtlokale in der Nähe auf, wo er auch die Bardame Nelly Kröger kennenlernte, die ihm später ins Exil folgte und die er 1939 in Nizza heiratete.

Am Nachbargebäude, Fasanenstraße 60 befinden sich zwei weitere Berliner Gedenktafeln, die am 21. Mai 2008 enthüllt wurden. Sie erinnern an Bruno Balz und Michael Jary. Zusammen, Balz zuständig für den Text und Jary für die Musik, schufen die beiden Künstler zahlreiche noch heute bekannte Schlager und Evergreens, wie zum Beispiel Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn oder Davon geht die Welt nicht unter.

Stolperstein vor dem Haus Nr. 60

An eine weitere Bewohnerin des Hauses Fasanenstraße 60 erinnert der vor dem Eingang in das Pflaster eingelassenen Stolperstein. Eine jüdische Bewohnerin des Hauses, Helene Konicki, wurde von den Nationalsozialisten 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und im folgenden Jahr in Auschwitz ermordet.

Die nächste Berliner Gedenktafel befindet sich bereits am Haus Fasanenstraße 58. Sie erinnert eine an Rudolf Breitscheid, der hier von 1904 bis 1932 lebte. Der SPD-Politiker, Reichstagsabgeordneter und preußische Innenminister wurde 1940 vom französischen Vichy-Regime an die Gestapo ausgeliefert und kam bei einem Luftangriff im KZ Buchenwald um.

Einen interessanten architektonischen Kontrast zu den Altbauten bildet die IBA-Wohnbebauung auf der anderen Seite des Platzes (Fasanenstraße 62, 1980–1984, Architekt: Gottfried Böhm), ein siebengeschossiges Gebäude mit betont vertikaler Gliederung durch sechs turmartige, überkuppelte Erker über massiven Betonsäulen.

Geradezu eine Institution ist die gegenüber gelegene Galerie Bremer, die unter der Leitung des 2006 verstorbenen Galeristen und Barkeepers Rudolf van der Lak fünf Jahrzehnte lang kultureller Treffpunkt gewesen war. Sie wird heute in den historischen Räumen mit der vom damaligen Stadtbaudirektor Hans Scharoun 1955 entworfene Bar von einem Nachfolger weiterbetrieben.

Das Haus Fasanenstraße 39 mit dem Giebel im „Bremer-Stil“ wurde 1902 von dem Architekten Hans Grisebach nach Plänen des Bauherrn Dr. Richard Cleve, der auch vorzugsweise in Holland zusammengetragenen Bauteile wie Reliefs, Erker und Säulen in die Fassade mit einbauen ließ, errichtet. Durch die heutige Haupteingangstür aus dem vor 1900 an gleicher Stelle befindlichen Hause Gravelottestraße 9 ging der junge Gerhart Hauptmann einst ein und aus. Dieser hatte sich bereits 1900 durch Grisebach im polnischen Agnetendorf ein kleines Schloss bauen lassen.

Die historische Carstenn-Figur im aktuellen Stadtplan: Links oben der Fasanenplatz

Vom Fasanenplatz sind es nur wenige Schritte bis zum Gebäude der ehemaligen Freien Volksbühne (heute: Haus der Berliner Festspiele, 1962/1963, Architekt: Fritz Bornemann) und dem Spiegelzelt der Bar jeder Vernunft (Kabarett und Varieté) in der Schaperstraße 24.

Der südlichste Teil der Fasanenstraße ein wenig unterhalb des Fasanenplatzes bis zum Hohenzollerndamm/Hohenzollernplatz, der noch einmal von der Pariser Straße gekreuzt wird, nimmt dann den unspektakulären Charakter einer normalen Wilmersdorfer Wohnstraße an.

Dieses Teilstück bildet zugleich die westliche Begrenzung der sogenannten „Carstenn-Figur“, einer regelmäßigen städtebaulichen Figur, die 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde geplant und nach ihm benannt wurde und die sich in ähnlicher Form weiter südlich in Friedenau wiederholt.

Gegen Ende der Straße erblickt man die aus dunkelrotem Klinker erbaute Evangelische Kirche am Hohenzollernplatz (1931/1932, Architekt: Fritz Höger), deren mächtige und eindrucksvolle Gestalt den deutschen Expressionismus widerspiegelt.

Weblinks

52.50444444444413.3280555555567Koordinaten: 52° 30′ 16″ N, 13° 19′ 41″ O


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