Ferdinand von Steinbeis

Ferdinand von Steinbeis
Ferdinand von Steinbeis

Ferdinand von Steinbeis (* 5. Mai 1807 in Ölbronn; † 7. Februar 1893 in Leipzig) war ein württembergischer Wirtschaftspolitiker und wichtiger Förderer der Industrialisierung in Württemberg. Sein Sohn war der Unternehmer Otto von Steinbeis.

Inhaltsverzeichnis

Genealogie

Ferdinand Steinbeis war der Sohn des Pfarrers Johann Jakob Steinbeis und seiner Ehefrau Auguste Charlotte Wilhelmine Steinbeis, geb. Kerner. Seine Mutter war eine Schwester des Dichters Justinus Kerner, des Publizisten Johann Georg Kerner und des württembergischen Innenministers Karl Friedrich Kerner, der als Modernisierer des Hüttenwesens in Württemberg gilt.

Der Ehe zwischen Ferdinand Steinbeis und Friederike Steinbeis, geb. Klumpp,[1] entstammte Tochter Lina. Durch ihre Ehe mit Wilhelm Frommel entstand eine Verwandtschaft zur Familie Otto Frommel.

Leben

Ferdinand Steinbeis wuchs in Ilsfeld auf und studierte in Tübingen, wo er den Titel „Doktor der Philosophie“ ehrenhalber erhielt. Ab 1827 war er Hüttenschreiber bei der Königlichen Eisengießerei Ludwigsthal bei Tuttlingen und wechselte 1831 in die Dienste des Fürsten Karl Egon II. zu Fürstenberg in Donaueschingen. 1842 wurde er Direktor der Eisenwerke Stumm in Neunkirchen (Saar).

Vom württembergischen König Wilhelm I. wurde er 1848 zum Königlich Württembergischen Regierungsrat berufen und war Leiter der Zentralstelle für Handel und Gewerbe. Er gründete mehrere Gewerbeschulen, etwa in Reutlingen, Laichingen, Heidenheim an der Brenz, Rottenburg am Neckar, Geislingen an der Steige, Rottweil, Schwäbisch Gmünd und Heilbronn. Steinbeis suchte und förderte junge Talente, so auch den späteren Automobilerfinder Gottlieb Daimler.

Seine Wirtschaftsförderungspolitik konzentrierte sich auf die dichter besiedelten Realerbengebiete am Neckar und auf der Alb. Die dünner besiedelten Randbereiche wie Hohenlohe und Oberschwaben wurden bei der Wirtschaftsförderung und der Gewerbeschulplanung ignoriert mit weitreichenden Folgen bis über das 20. Jahrhundert hinaus.

Steinbeis war von 1862 bis 1868 Abgeordneter im württembergischen Landtag. 1878 setzte er sich gegen die Schutzzoll-Politik von Reichskanzler Otto von Bismarck zur Wehr, blieb aber erfolglos und nahm daher 1880 Abschied von seinem Regierungsamt.

Ferdinand von Steinbeis wurde in einem Ehrengrab auf dem Alten Friedhof seiner Wahlheimat Ulm beigesetzt. Steinbeis ist Namensgeber für die Steinbeis-Stiftung, die Steinbeis-Hochschule Berlin und viele Schulen und berufliche Fortbildungsstätten, vor allem in Baden-Württemberg.

Ehrungen

Literatur

  • R. Krauß: Steinbeis, Ferdinand von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 789–791.
  • Paul Siebertz: Ferdinand von Steinbeis - Ein Wegbereiter der Wirtschaft. Reclam, Stuttgart 1952
  • Steinbeis-Stiftung (Hrsg.): Ferdinand Steinbeis und die Gewerbeförderung im Königreich Württemberg Stuttgart 2001, ISBN 3-9806293-9-2
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 891. 
  • Quirin Engasser (Hrsg.): Grosse Männer der Weltgeschichte. 1000 Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 1987, ISBN 3-7043-3065-5, S. 444

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Ludwigsburg: Signatur PL 3 Bü 180.
  2. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1866, S. 36

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