Fernando Álvarez de Toledo

Fernando Álvarez de Toledo
Der Herzog von Alba auf einem Gemälde von Tizian

Don Fernando Álvarez de Toledo y Pimentel, 3. Herzog von (Duque de) Alba (* 29. Oktober 1507 in Piedrahita (Ávila) Kastilien; † 11. Dezember 1582 in Lissabon) war ein spanischer Edelmann, Feldherr und Staatsmann im Dienste des Kaisers und spanischen Königs Karls V. und seines Sohnes, des spanischen Königs Philipps II.

Er war Mitglied im Orden vom Goldenen Vlies.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Er entstammte aus dem Haus Álvarez de Toledo, der Familie der Herzöge von Alba, war der Sohn von Don Garcia Álvarez de Toledo († 1512), Marqués de Coria, und Beatriz de Pimentel, und Enkel des 2. Herzogs von Alba, Fadrique Álvarez de Toledo. Er wurde später auch „der Eiserne Herzog“ genannt.

Frühe Jahre

Bereits als Jugendlicher nahm er 1525 an der Schlacht bei Pavia teil und erhielt dafür eine Auszeichnung. Von Kaiser Karl V. zu einem militärischen Kommando berufen, nahm er an der erfolgreichen Belagerung von Tunis 1535 teil.

Daraufhin wurde er einer der engsten Berater des Kaisers und war in dieser Funktion zu einem der wichtigsten Würdenträger bei Hofe geworden. Während der Abwesenheit des Kaisers wurde er für den Kronprinzen von Spanien zu einer wichtigen Stütze.

Schmalkaldischer Krieg

Unter Kaiser Karl V. war er siegreicher Heerführer gegen den Schmalkaldischen Bund und siegte 1547 in der entscheidenden Schlacht bei Mühlberg vollständig über die protestantische Seite, die von Johann Friedrich I. (Sachsen) angeführt wurde. Dieser Sieg konnte durch politisch ungeschicktes Verhalten Seitens des Kaisers aber keine weitreichenden Früchte tragen. In den Comentarios de la guerra de Alemaña hecha por Carlos V. en 1546 y 1547 beschrieb der General und Günstling Karls V., Don Luís de Ávila y Zúñiga den Feldzug in einfacher, lebendiger und geistreicher, jedoch parteiischer Weise. Daraufhin wurde er vom Kaiser an den englischen Hof geschickt, um dort dessen Sohn Philipp II. diplomatisch zu unterstützen, der zu diesem Zeitpunkt mit der englischen Königin Maria I. verheiratet war und den Titel eines Königs von England trug.

In die Zeit des Schmalkaldischen Krieges fällt die Einführung des burgundischen Hofzeremoniells am spanischen Königshof. Alba erhielt als erster die führende Stellung des Oberhofkämmerers.

Frankreich- und Italienfeldzug

1552 wurde Fernando Álvarez de Toledo mit dem Kommando über die Armee betraut, die Frankreich erobern sollte und war einige Monate gegen seinen Willen mit der erfolglosen Belagerung von Metz beschäftigt, da er lieber in offener Feldschlacht gegen die Franzosen vorgegangen wäre, der Kaiser jedoch die Festung und Stadt Metz wieder zurückgewinnen wollte. Als Folge des Erfolgs der französischen Waffen im Piemont wurde er zum Generalkommandeur der kaiserlichen Truppen in Italien mit unbeschränkter Macht befördert. Als seine ersten Angriffe relativ erfolglos blieben, wurde er zum Rückzug in sein Winterquartier gezwungen. Nach der Abdankung von Karl V. verlängerte Philipp II. sein Kommando, hielt ihn jedoch von extremen Maßnahmen ab, da Alba dem Papst schon schriftlich mit der Eroberung von Rom gedroht hatte. Er unterwarf Kampanien und stand vor den Toren Roms, als Philipps Befehle ihn zwangen, den Frieden von Cave-Palestrina (12. September 1557) auszuhandeln und damit zwang er dann auch Papst Paul IV. zum Nachgeben. Der Papst musste Spaniens Hegemonie in Süditalien anerkennen und sich von weiteren Bündnissen mit Frankreich und den Moslems in Konstantinopel abwenden.

Gesandter

1559 entsandte der König ihn an der Spitze einer glänzenden Gesandtschaft nach Paris, um im Namen seines Herrschers um Elisabeth von Valois, die Tochter des französischen Königs Henri II. (siehe auch: Frieden von Cateau-Cambrésis) zu werben. Die Werbung war erfolgreich und Alba schloss in Vertretung Philipps die Ehe für diesen mit ihr.

Statthalter der Niederlande

Portrait vom Herzog von Alba

Von 1567 bis 1573 war Alba Statthalter der Spanischen Niederlande und Nachfolger der Halbschwester des Königs, Margarethe von Parma, wo er ein Schreckensregiment führte, da seine Vorgängerin der immer stärker werdenden niederländischen Rebellion nicht Herr werden konnte.

In der Absicht, die religiöse und politische Unruhe vom August 1567 zu unterdrücken, versuchte er, Kontrolle über die Buchdruckereien in einem Teil Europas zu erlangen, in dem der Buchdruck die Quelle abweichender Meinungen war und als Massenmedium die Masse der Bevölkerung erreichen konnte. In einem Jahr wurden einige Drucker verbannt und einer letztlich sogar exekutiert. Buchhändler und -drucker wurden durchsucht, um verbotene Schriften und Bücher zu finden; viele neue Bücher gelangten zusätzlich auf den Index Librorum Prohibitorum, den päpstlichen Zensurindex für verbotene Bücher.

Alba schlug den protestantischen Aufstand mit blutiger Gewalt nieder. Alba gelang es auch zunächst, die regionalen Aufstände mit Hilfe von Sondergerichten, dem so genannten Blutrat von Brüssel, zu unterdrücken. Bei dieser Aktion wurden mehr als 6.000 niederländische Unabhängigkeitsbefürworter hingerichtet oder verbrannt, unter ihnen Lamoral Graf von Egmont.

1567 griffen spanische Truppen Antwerpen an und plünderten es drei Tage, was als die „Spanische Raserei“ bekannt wurde. Die Soldaten wüteten mordend und brandschatzend durch die Stadt, forderten von den Bürgern Tribut und zündeten die Häuser derjenigen an, die sich weigerten oder nicht zahlen konnten. Bei den Gemetzeln in Mecheln und Antwerpen ließ Alba mehr als 18.000 Menschen hinrichten, darunter auch Philipp Graf von Hoorn, einen der adeligen Führer des Aufstandes.

In mehreren Feldzügen gelang es Alba im Achtzigjährigen Krieg, die niederländischen Unabhängigkeitskämpfer militärisch zu schlagen oder durch sein Erscheinen auf dem Schlachtfeld zum Rückzug zu bewegen. In der Schlacht von Jemgum vernichteten seine Truppen den größten Teil der Rebellenarmee. Daher vermieden es die Rebellen ab 1570, sich offenen Feldschlachten zu stellen und begannen einen Guerillakrieg. 1573 wurde Alba von Philipp II. zurückberufen und wurde durch Don Luis de Zúñiga y Requesens als Statthalter abgelöst.

Letztlich war die Mission Albas in den Niederlanden gescheitert, da er durch sein brutales Regime und seine marodierenden Söldner den Widerstand erst auf breiter Front entfachte und zuvor an der niederländischen Unabhängigkeitsbewegung desinteressierte Bürger zur Rebellion brachte. So fiel er gerade durch den Misserfolg dieser Mission beim König in Ungnade und wurde sogar 1579 bis zum Portugal-Feldzug 1580 vom Hof samt seiner Familie zeitweilig verbannt, da sein Sohn Fadrique unerlaubterweise seine Cousine María de Toledo geheiratet hatte.

1572 entstand das Vaterunser von Gent als Schmähgebet gegen Alba:

  • Teufel unser, der zu Brüssel du haust, verflucht sei dein Name, vor dem uns graust; von uns dein Reich sich wende zu lang ersehntem Ende; dein Wille mag nie erfüllet werden, wie nicht im Himmel, so nicht auf Erden. Du nimmst uns heute unser täglich` Brot, Weiber und Kinder leiden viel Not; keinem erläßt Du seine Schuld, drum bewahr` uns alle vor deiner Huld. Stets wirst du uns in Versuchung führen, so lang diese Lande dein Wüten spüren. Himmlicher Vater, der über uns thront, mach, daß dieser Teufel uns verschont, samt seinem falschen, blutigen Rat, der stets nur Böses im Sinne hat, und schick` seine spanische Kriegermeute zurückin die Hölle, dem Satan zur Beute. Amen.[1]

Portugalfeldzug und Tod

Der Herzog von Alba im hohen Alter, gestochen von Frans Hogenberg

König Phillipp II. holte den Herzog von Alba aus seiner Verbannung und ließ ihn am Ende seines Lebens gegen Portugal kämpfen, das durch Erbfolge an Spanien gefallen war, aber sich dagegen zur Wehr setzte. Im Jahre 1580 wurde Portugal durch Albas Führung in einem kurzen, strategisch brillant geführten Feldzug erobert und konnte damit der spanischem Krone für mehrere Jahrzehnte einverleibt werden.

Es wird erzählt, dass er noch kurz vor seinem Tode „rüstig wie ein junger Mann“ gewesen sei.

Er starb in Lissabon als Generalgouverneur über das eroberte Portugal eines natürlichen Todes im damals hohen Alter von 75 Lebensjahren.

Nachkommen

Fernando Álvarez heiratete 1527 María Enríquez, Tochter von Diego Enríquez de Guzmán, 3. Graf von Alba de Liste, mit der er vier Söhne und eine Tochter hatte, diese Ehe scheint den Chronisten nach sehr gut gewesen zu sein, denn Mätressen und uneheliche Kinder sind von ihm in Zeiten seiner Ehe nicht bekannt:

  • Don Garcia Álvarez de Toledo (* 1530, † 1548)
  • Don Fadrique Álvarez de Toledo, 4. Herzog von Alba
  • Don Diego Álvarez de Toledo († 1583), Conde de Lerin, ∞ Briande de Beaumont (* 1540, † 1588).
    • Antonio Álvarez de Toledo y Beaumont, 5. Herzog von Alba
  • Doña Beatrix Álvarez de Toledo, ∞ Don Alvaro Pirez d'Osorio, Marqués de Astorga.

Sein ältester Sohn war jedoch der 1527 geborene Don Fernando de Toledo († 1591), dessen Mutter eine Müllerin aus der Gegend von La Aldehuela war. Dieser Sohn wurde 1546 anerkannt und später Großprior von Kastilien ernannt.

Historische Bedeutung

Albas Wirken festigte für mehrere Jahrzehnte Spaniens Weltmachtsstatus. Von manchen Spaniern wird er immer noch als großer und erfolgreicher Kriegsherr verehrt.

Außerhalb von Spanien wird er häufig als „Henker der Niederlande“ angesehen. Er befahl unzählige Gewalttaten, die nach heutigen Maßstäben als Kriegsverbrechen gelten und auch nach den damaligen Verhältnissen als ungewöhnlich grausam angesehen wurden. Johann Wolfgang von Goethe hat dies in seinem Drama Egmont zum Thema gemacht, das aber auch ein sehr verzehrtes Bild von Alba und seinem Widerpart Egmont überliefert.

Alba wird in den meisten Quellen als Mensch von langem Wuchs bezeichnet, hagerem Aussehen und finsterer, ernster Mimik.

Siehe auch

Leyenda negra

Einzelnachweise

  1. Personen der Weltgeschichte, Chronik Verlag S. 19, 1995

Literatur

  • Henry Kamen: El Gran Duque de Alba. La Esfera de Los Libros, 2004; ISBN 84-9734-220-8 (spanisch)
  • ders.: The Duke of Alba. Yale University Press 2004; ISBN 0-300-10283-6 (englisch)
  • Personen der Weltgeschichte, Chronik Verlag, S. 18 und 19, 1995, ISBN 3-577-14510-2

Weblinks


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