Fes (Kopfbedeckung)

Fes (Kopfbedeckung)
Ein Fes

Der Fes (auch Fez oder Tarbusch) ist eine früher im Orient und auf dem Balkan weit verbreitete Kopfbedeckung in der Form eines Kegelstumpfes aus rotem Filz mit flachem Deckel und mit meist schwarzer, blauer oder goldener Quaste, benannt nach der Stadt Fès in Marokko.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sultan Mahmud II. mit einem Fes nach seiner Kleiderreform

Um das Jahr 930 wurde der Haddsch für fast zwei Jahrzehnte unterbrochen[1] und die Pilgerfahrt der westlich des Nils lebenden Gläubigen wurde damit auf Fès umgeleitet. Ein Handwerker dieser Stadt erfand diese neue Kopfbedeckung, die bald vor allem von den Schülern einer bestimmten Schule genutzt wurde. So wurde der Hut ein Zeichen von Intelligenz und verbreitete sich an der gesamten nordafrikanischen Küste. Der Fès in dieser ursprünglichen Form wird heute noch in Tunesien und Marokko getragen und ist etwa doppelt so hoch sowie mit längeren Quasten bestückt als der sonst bekannte Fes. 1453 (nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen) kam diese Kopfbedeckung über Venedig als Dienertracht sowohl bei Männern und Frauen in Mode.[2]

1826 hatte der osmanische Sultan Mahmud II. das Ziel, die offizielle Traditionskleidung der Reichsbediensteten zu reformieren. Zunächst hatte er dabei den europäischen Dreispitz im Blick, doch seine Berater wiesen ihn auf den Zusammenhang zur christlichen Vorstellung der Dreieinigkeit hin. Da soeben eine Schiffsladung Fes aus Tunesien angekommen war, wurden diese stattdessen als neue Kopfbedeckung gewählt. Das Tragen der bis dahin üblichen orientalischen, sogenannten alttürkischen Tracht, zu der neben Pluderhosen auch der Turban gehörte, wurde untersagt. Der Fes als Kopfbedeckung sowie "Röhrenhosen" nach westeuropäischem Muster wurden zunächst für Staatsbedienstete vorgeschrieben. Das Tragen des Fes setzte sich nach anfänglicher Ablehnung durch, er nahm bald die Bedeutung eines politischen Dienstabzeichens an und jeder - auch nichtmuslimische - Bürger hatte ihn zu tragen. Die Farbe der Quaste bestimmte dabei den Rang des Trägers und auch Frauen trugen den Fes, allerdings in einer kleineren Version, die keine Quaste hatte. Nach einer gewissen Übergangszeit wurde der Fes so zu einem starken patriotischen Symbol.

Kontrolle und Verbot

Die Stadt Fès hatte zunächst ein Monopol auf die Herstellung des Fes, da sie die Verbreitung der Kermes-Schildlaus, die zur charakteristischen Färbung der karminroten Hüte diente, kontrollierte. Nach der Entdeckung der synthetischen Anilinfarben im 19. Jahrhundert wurde dann der Weg frei für die Fertigung der Hüte in Frankreich, Deutschland und Österreich. [3]Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden so Strakonitz in Südböhmen und Guben in der Niederlausitz zu Zentren der Fes-Produktion.

Kemal Atatürk hielt den Fes für ein Zeichen der Rückständigkeit und kleidete sich selbst auf westliche Art (er trug einen Panama-Hut). Neben vielen anderen Reformen wurde daher am 30. August 1925 per Hutgesetz das Tragen des Fes verboten, um die Türkei zur „modernen Welt“ hin zu öffnen. Etwa 1930 war der Fes fast vollständig aus der Öffentlichkeit verschwunden. Das Tragen des Fes ist in der Türkei eben seit 1925, aber auch in Ägypten seit 1953 als „Zeichen anachronistischer Rückständigkeit“ bis heute bei Strafe verboten.

Das Tragen eines Fes war im Biedermeier als ein Zeichen der Gemütlichkeit in Teilen Europas verbreitet. Ebenso war der Fes oft fester Bestandteil der Uniformen verschiedener Milizen im faschistischen Italien. Mit großer Quaste und in einer nahezu beutelartigen Form ist der Fes auch Bestandteil der griechischen Nationaltracht.[4]

Literarisches Echo

In dem Roman Le Tarbouche (1992) von Robert Solé wird unter anderem ausführlich die Herstellung, der Vertrieb, die Trageweise und die symbolische Bedeutung des Tarbuschs, der ägyptischen Variante des Fes, beschrieben. Das Buch handelt vom Aufstieg des Geschäftsmanns und Händlers Georges Batrakani zum führenden Tarbusch-Fabrikanten in Ägypten bis zum Ende des Tarbuschs in den 1950er Jahren.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • Markus Purkhart: Die österreichische Fezindustrie. Dissertation, Universität Wien 2006.

Weblinks

 Commons: Fes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://home.arcor.de/grandmaster84/JG-Homepage/vortrag/islam.pdf.
  2. http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,2750EDF7ECC71013E0440003BA5E0921,,,,,,,,,,,,,,,.html
  3. http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=105610#Fes
  4. dtv-Lexikon, Band 6, 1976 Seite 131

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