Festspielhaus St. Pölten

Festspielhaus St. Pölten

Das Festspielhaus St. Pölten ist ein Festspielhaus in der niederösterreichischen Landeshauptstadt Sankt Pölten. Es gehört neben dem Landesmuseum, der Landesbibliothek, dem Landesarchiv und dem Klangturm zum Kulturbezirk der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Das am 1. März 1997 eröffnete Haus wurde ein Jahr später über den regelmäßigen Konzertbetrieb hinaus als Musiktheaterbühne und insbesondere als Tanzhaus positioniert. Intendanten des Festspielhauses waren Dieter Rexroth (Konzeptionierung 1995/1996), Mimi Wunderer (1997 bis 2002) und der ehemalige Solo-Tänzer der Wiener Staatsoper Michael Birkmeyer (2002 bis 2009). Seit September 2009 ist der deutsche Tänzer, Choreograf und Regisseur Joachim Schloemer künstlerischer Leiter des Festspielhauses[1]. Das Festspielhaus führt ca. 70 Eigenveranstaltungen pro Saison durch und hat etwa 70.000 Besucher im Jahr. Insgesamt zwölf Abonnementzyklen werden von knapp 4.000 Abonnenten genützt.

Im September 2009 wurden neue Spielräume in Form der Verwandlung des Haydn-Saals in die sogenannte „Box“ sowie der Eröffnung des Café Publik mit Kurator Andreas Fraenzl (Bauchklang) geschaffen. Das Café bietet DJ-Lines, Konzerte, Live Acts, Partys, Lectures, Diskussionen aber auch neue Formate wie zum Beispiel Pecha Kucha. Darüber hinaus setzt das Festspielhaus einen Schwerpunkt in der Jugendarbeit wie in der regionalen Verwurzelung. Es bietet u.a. regelmäßige Tango-Workshops sowie Chor-Gesang an und veranstaltet den Jugendklub/300, bei welchem sich jährlich 300 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren versammeln und an vielen verschiedenen Workshops mit Künstlern wie zum Beispiel Mieze Medusa oder monochrom teilnehmen können.[2]

Architektur

Großer Saal / Eiserner Vorhang

Das vom österreichischen Architekten Klaus Kada entworfene Festspielhaus verfügt über insgesamt vier Säle, welche auf Grund ihrer unterschiedlichen räumlichen Dimensionierung für Kulturveranstaltungen verschiedenster Größenordnung geeignet sind. Neben Orchesterkonzerten und Tanzproduktionen werden auch Brauchtumsveranstaltungen, Konzerte der Unterhaltungsmusik und Opern-Aufführungen präsentiert.

Der Große Saal des Hauses verfügt im Zuschauerraum über maximal 1.063 Sitzplätze, 70 Stehplätze und 4 Rollstuhlstellplätze. Die Ausstattung der Bühne ermöglicht Musik- und Tanztheateraufführungen. Für Orchesterkonzerte wurde eine eigene Orchestermuschel gefertigt. Durch geringe mechanische Veränderungen bietet der Große Saal gute Bedingungen für Tanz sowie auf Grund seiner Akustutik ebenso für Konzerte und Musiktheater. Die möglichen Veränderungen beziehen sich auf Decke, Wand und Bühnenportal. Die Konzertmuschel ist ein wesentliches Element der Akustik. Der Eiserne Vorhang, welcher den Zuschauerraum vom Bühnenraum trennt, stellt mit fast 20 Metern Breite und einer Höhe von über 10,5 Metern das größte Bildende Kunstwerk des Landes dar. Die gesamte Konstruktion wiegt 14,5 Tonnen. Er wurde von der Künstlerin Eva Schlegel gestaltet.

Neben dem Großen Saal gibt es die Box mit 170 Sitzplätzen. Sie ist gänzlich in schwarz gehalten und stellt einen Ort der kleineren Segmente dar, eher wie ein Club. Hier wird die Schnittstelle zur großen Bühne aufgebaut. International wie regional bekannte Künstler spielen hier ebenso, wie junge, aufstrebende Musiker und Tänzer. Eine „Regiegalerie“ am Ostende des Saales dient zur Aufnahme von technischen Einrichtungen. Für Veranstaltungen im kleineren Rahmen stehen „Probebühne 1“ und „Probebühne 2“ zur Verfügung:

  • Probebühne 1 ist rundum mit einer schwarzen Holzverkleidung ausgestattet. Die verglaste Südfassade ist mittels einer Holzlamellen-Konstruktion völlig verdunkelbar. Die Bestuhlung kann variabel mit bis zu 100 Sitzplätzen eingerichtet werden.
  • Probebühne 2 liegt unmittelbar über Probebühne 1 und verfügt über dieselben Abmessungen. Sie ist primär als Ballettsaal konzipiert, kann aber auch als Konzert- und Vortragssaal sowie für kleine Empfänge verwendet werden. Die teilweise aus einer Glaskonstruktion bestehende Saaldecke ermöglicht einen Blick zum Himmel. Die technischen Einrichtungen entsprechen jenen der Probebühne 1.

Gastspiele und Auftritte

Nach dem venezolanischen Videokünstler Victor Morales, dem Schweizer Musiker und Kulturentrepreneur Etienne Abelin Etienne Abelin, dem flämisch-marokkanische Choreograf und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui Sidi Larbi Cherkaoui und dem italienischen Gitarristen und Komponisten Maurizio Grandinetti sind in der Saison 2011/2012 der österreichische Musiker, Komponist und Dirigent Christian Muthspiel Christian Muthspiel sowie die österreichische Choreografin und Tänzerin Doris Uhlich Artists in Residence am Festspielhaus St. Pölten.[3][4] [5] [6] [7]

Weiters ist das Festspielhaus die Residenz des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, das pro Saison ca. 15 Konzerte und auch einige Spezialprojekte - etwa unter der Leitung von Heinz Holliger, Carlos Kalmar, Michail Jurowski, Wayne Marshall, Eiji Oue, Frank Strobel, Mario Venzago, Hugh Wolff, Christian Zacharias, oder Lothar Zagrosek - im Haus spielt. Seit September 2009 ist Andrés Orozco-Estrada Chefdirigent dieses Orchesters. Im Rahmen des Strings Exchange wurde ein Austausch von niederösterreichischen und südafrikanischen Streicher in Kooperation mit dem Cape Festival initiiert. Dieser wird in einem gemeinsamen Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester Niederösterreich fortgesetzt und gilt als Musterbeispiel für den Schwerpunkt der Kulturvermittlung an diesem Theater.

Innerhalb der Festivals MM Jazzfestival, Tastenmusik, Polifonica, Nox Illuminata und Österreich TANZT gastieren u. a. die Künstler Christine Schornsheim, Fazıl Say, Otto Lechner, Marianne Mendt, Joy Fleming, Carole Alston, Ines Reiger, Anne Bennent, Katia und Marielle Labèque, Etienne Abelin, Andreas Staier, Take 6, das Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach, Ingrid Kaiserfeld, Hermine Haselböck, Herbert Lippert, Manfred Aichinger, Nikolaus Selimov, The Flying Pickets, Michael Wollny, Gianni Coscia, Gianluigi Trovesi, Hélène Grimaud oder Clemens Hagen im Festspielhaus.

Im Bereich Tanz sind u.a. mehrere Produktionen des Sadler's Wells Theaters zu Gast, wie zum Beispiel Sidi Larbi Cherkaoui (mit seinem neuesten Stück nach dem "Walt Disney Japans" Osamu Tezuka), Sylvie Guillem, Akram Khan oder Wayne McGregor. Weiters werden Choreografien von Mats Ek und Jiří Kylián zu sehen sein. Künstler und Ensembles aus dem Bereich der E-Musik sind unter anderem das Freiburger Barockorchester, Boris Wadimowitsch Beresowski, Maria Bill, Ian Bostridge, Michelle Breedt, Sarah Chang, ChorWerkRuhr, Johannes Chum, Murat Coşkun, Martin Fröst, die Dresdner Philharmonie unter Rafael Frühbeck de Burgos, Iván Fischer, Gottfried von der Goltz, Werner Güra, das Hagen-Quartett, Håkan Hardenberger, Chloë Hanslip, Daniel Hope (Violinist), Soile Isokoski, Isabelle van Keulen, Jens Kilian, das Konzerthausorchester Berlin, Genia Kühmeier, François Leleux, Hans Jörg Mammel, Yannick Nézet-Séguin, Christiane Oelze, Luba Orgonášová, Emmanuel Pahud, Klemens Sander, Baiba Skride, die Tschechische Philharmonie, Lars Vogt, dei Wiener Philharmoniker, der Wiener Singverein und Dominik Wörner; die U-Musik umfasst etwa Rabih Abou-Khalil, Bauchklang, Jarrod Cagwin, Fabrizio Cassol, Michel Godard, Angélique Kidjo, Mísia oder Fatima Spar.

Neu ist ab der Saison 2011/2012 die Reihe Musik & Literatur“, in welcher musikalische Literaturabende mit Künstlern wie Josef Hader, Anne Bennent, Sabine Haupt, Chris Pichler uvm. präsentiert werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joachim Schloemer
  2. Jugendklub/300
  3. Maurizio Grandinetti
  4. Sidi Larbi Cherkaoui / East-man
  5. Etienne Abelin
  6. Christian Muthspiel
  7. Doris Uhlich
48.20091115.631048

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