Festung Špilberk

Festung Špilberk
Burggebäude Spielberg
Blick auf die Wehranlagen
Ansicht vom zwischen Stadt und Burg liegenden Park auf einen Eingang

Die Festung Špilberk (deutsch: Spielberg) befindet sich im südmährischen Brünn in Tschechien. Sie hat eine wechselvolle Geschichte als mittelalterliche Burg, Festung, Kaserne und Gefängnis. Heute befinden sich in ihr Ausstellungen und ein Restaurant. Špilberk ist ein kultureller Ort und Ausflugsziel der Brünner Bevölkerung geworden. Durch ihre Lage auf einer Anhöhe bietet sie einen guten Blick über die Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Schema der Festung Špilberk (Spielberg)

Die ehemalige Festung Spielberg liegt auf einem Berg oberhalb der Altstadt von Brünn.

Geschichte

Festung

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg Spielberg angelegt. Sie machte im Laufe der Jahrhunderte einige Wandlungen durch. Anfangs war es die gotische Burg der böhmischen Könige und Sitz des mährischen Markgrafen. Mitte des 17. Jahrhunderts ist daraus eine mächtige Barockfestung erwachsen. Mitte des 18. Jahrhunderts bildete sie mit der damals nicht minder befestigten Stadt Brünn das bedeutendste Bollwerk in Mähren.

Die 1742 fertiggestellten Kasematten waren ein wichtiger Schritt im Ausbau zur Festung. Sie sollten als Unterstand für ein 1200 Mann starkes militärisches Corps dienen. Letztlich waren hier jedoch nur Depots für militärisches Material. Im Jahr 1783 wurde auf Beschluss Kaiser Josephs II., im Zuge der Reform des österreichischen Gefängniswesens, dort ein Gefängnis für die gefährlichsten und schlimmsten Verbrecher eingerichtet. 1785 wurde auch der südliche Teil der Kasematten in ein Gefängnis umgebaut, der sogenannte Leopoldinische Trakt. Die gemeinsame Nutzung als Festung und ziviles Gefängnis brachte einige Schwierigkeiten mit sich.

Nach Zerstörung wichtiger Festungsteile durch das abziehende napoleonische Heer im Jahre 1809, verlor die Festung ihre militärische Bedeutung. Sie wurde 1820 aufgegeben. Die gesamte Festung Spielberg wurde zu einem zivilen Gefängnis, welches Franz Joseph I. 1855 wieder aufhob. Weitere hundert Jahre war die Festung wiederum Kaserne und Militärgefängnis.

Brunnen

Der Brunnen der Burg hat mittelalterlichen Ursprung. In den Jahren 1716-1717 wurde seine ursprüngliche Tiefe von 39 m auf 112 m vergrößert, sodass der Grund unter dem Wasserspiegel des Flusses Svratka in Alt-Brünn liegt. Der obere Teil des Brunnens ist aus Naturstein und Ziegeln gemauert, während der untere Teil nur aus Felsen besteht. Der durchschnittliche Durchmesser beträgt 3,5 m. Der Wasserstand beträgt 90 m, sodass das Volumen über 1.000 m³ ausmacht. Am Grund des Brunnens befinden sich zwei horizontale Schächte mit 17 m bzw. 26 m Länge.

Durch die französischen Truppen wurde mit der Zerstörung der Burg auch der Brunnen zugeschüttet, in den Folgejahren wurde er aber wieder ausgeräumt. Oberhalb des Brunnens war ein Brunnenhaus mit einem Holzrad, das von Sträflingen angetrieben wurde, um das Wasser heraufzuholen. Dieses Haus wurde erst in den Jahren 1939 - 1941 durch die deutsche Wehrmacht abgetragen. Die letzten Reinigungsarbeiten in den Jahren 1990 und 1991 waren mit Forschungen verbunden, dabei wurden 308 m³ Material aus dem Brunnen befördert. Dabei wurden interessante Funde freigelegt, die im Museum der Burg ausgestellt sind. Unter diesen findet sich auch ein Skelett eines Soldaten von Ende des 19. Jahrhunderts. Die Identität ist aber unbekannt.

Nahe dem Brunnen befindet sich noch eine barocke Zisterne, in der das Regenwasser der umliegenden Dächer aufgefangen wurde.

Seit 1990 befindet sich an der Rückwand des Burghofes ein Glockenspiel, das aus 15 Glocken mit einem Gewicht zwischen 16 kg und 220 kg besteht.

Kasematten

Die Kasematten sind als zweistöckiger militärischer Unterstand (für 1.200 Mann) mit angeschlossener Kerkeranlage unterhalb der Burggebäude angelegt. 1746 bis 1749 wurde hier Franz Freiherr von der Trenck inhaftiert, seine sterblichen Überreste befinden sich in der Gruft des Kapuzinerklosters in der Brünner Altstadt. 1783 ließ Kaiser Joseph II. das obere Geschoss der nördlichen Kasematten in ein Gefängnis umbauen. Hierher kamen die schlimmsten und gefährlichsten Verbrecher. 1784 wurden per kaiserlichem Dekret im unteren Stockwerk, den tiefsten und ärgsten Kasematten, die lebenslänglich Verurteilten einquartiert. Dazu entstanden 29 aus Brettern gezimmerte Einzelzellen, in denen die Gefangenen angeschmiedet wurden. Spielberg wurde zum gefürchtetsten Gefängnis des Landes. Es galt als ausbruchsicher. Auch die landesweit verbreitete Erzählung von dem einen einzigen, jemals auf Burg Spielberg gelungenen Gefängnisausbruch, des damals sehr berühmten tschechischen Räubers Babinsky ist nur eine seiner zahlreichen persönlichen Legenden, von dem ehemaligen Spielberg-Häftling Nummer 1042 nach seiner Entlassung verbreitet. 1785 wurde auch das obere Geschoss der südlichen Kasematten zum Gefängnis. Ab 1824 war der italienische Dichter Silvio Pellico mehrere Jahre als politischer Gefangener, zuletzt in Spielberg, inhaftiert. Nach seiner Freilassung im Herbst 1830 verfasste er seine Erinnerungen „Le mie prigioni“, die das Gefängnis in ganz Europa bekannt machten.

1855 wandelte Kaiser Franz Joseph I. das bisherige Zivil-Gefängnis in ein Militär-Gefängnis um. Mit der Eröffnung des neuen Zuchthauses in Karthaus wurden 1857 die ersten Schwerverbrecher dorthin überführt. 1880 wurden die Kasematten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Während des Zweiten Weltkriegs richtete sich die deutsche Wehrmacht in Spielberg ein. Diese führte an den Kasematten erhebliche bauliche Änderungen durch, um sie als Schutzkeller nutzbar zu machen. Auch die Gestapo richtete hier wieder ein berüchtigtes Gefängnis ein. Heute lassen sich die Kasematten neben Ausstellungen in der Burg besichtigen.

Heute

Während der Jahre 1987-1992 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Es sollte der Zustand des ausgehenden 18. Jahrhunderts wiedergegeben werden, also die Zeit des Umbaus von einer Festung zum berüchtigten Kerker der josephinischen Zeit.

Neben einem Rundgang durch den Kerker und die Kasematten befinden sich noch ca. fünf Ausstellungen in den Räumlichkeiten der Burg. Neben temporären Ausstellungen finden sich dauerhafte Installationen zu Brünn und zur Geschichte von Spielberg mit alten Dokumenten. Ein Restaurant und ein Aussichtsturm im inneren Teil der Burganlagen bieten einen Überblick. Im Hof der Burg finden im Sommer regelmäßig Konzerte statt.

Weblinks

 Commons: Špilberk – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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