Feuerwehren im Römischen Reich

Feuerwehren im Römischen Reich

Im Römischen Reich gab es Feuerwehren als staatliche Organisation erst ab ungefähr Christi Geburt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Kaiser Augustus gründete die erste römische Staatsfeuerwehr

In der Römischen Republik gab es anfänglich keine Feuerwehr. Die Brandbekämpfung wurde zwar von den Nachtwächtern, sogenannten triumviri nocturni ausgeführt; jene waren jedoch schon mehr mit Sicherheitsaufgaben beschäftigt. Politisch fiel die Brandsicherung in das Feld der Ädilen. Hierbei gab es jedoch den Nachteil, dass gemäß dem Annuitätsprinzip jeder Ädil lediglich ein Jahr lang sein Amt versah, was eine effektive Organisation der Brandbekämpfung drastisch erschwerte.

Die immer weiter auswuchernde Metropole Rom hingegen wurde für verheerende Brände immer anfälliger, was vor allem an den tausenden insulae, den mehrstöckigen Mietshäusern für die niedrigeren Schichten, lag, da jene meist eher schlecht als recht gebaut waren. Darum wurden von reichen Römern private Feuerwehren gebildet. Diese jedoch konnten sich nie einer größeren Popularität erfreuen, da manche Reiche ihr Vermögen durch diese Dienste noch zu vergrößern suchten: Nach Ausbruch eines Brandes forderten sie im Gegenzug für einen Einsatz einen Spottpreis vom Hausbesitzer für den Verkauf des Hauses. Weigerte er sich, so zog die Feuerwehr wieder unverrichteter Dinge ab.

Die erste staatliche Feuerwehr

Als sich zu der Bevölkerungsexplosion auch noch das Problem der Brandstiftungen durch Makler zwecks Grundstücksaneignung gesellte, verlangte das römische Volk lautstark nach einer Lösung. Der Ädil Marcus Egnatius Rufus erkannte in den 20er Jahren v. Chr. den politischen Wert dieses Themas. Er bildete aus eigenen Sklaven eine Feuerwehr und stellte sie bei Brandfällen kostenlos zur Verfügung. Die Bürger waren begeistert und dankten es ihm mit der Wahl zum Prätor.

Dies wiederum beschäftigte den seit kurzem regierenden princeps Augustus, der verhindern wollte, dass zukünftig weiter aus der Stadtsicherheit politisches Kapital geschlagen werden konnte. Dazu kam auch noch ein Großbrand im Jahre 23 v. Chr. Als Reaktion bildete Augustus eine Feuerwehr aus 600 Sklaven, legte danach das Thema jedoch vorerst ad acta. Es bedurfte eines neuen Großbrandes im Jahre 6 v. Chr., um ihm die Problematik klar werden zu lassen.

Augustus gründete nun die Organisation der vigiles (wörtlich "Wächter"), bestehend aus 3.500 (später dann im 2.Jhd. aus 7.000) frei gelassenen Sklaven. Dieser Trupp wurde militärisch organisiert: Die Einheit war unterteilt in sieben Kohorten unter je einem Tribun. Jede der Kohorten war für zwei Stadtbezirke verantwortlich. Das Oberkommando wurde einem aus dem Ritterstand stammenden praefectus vigilum übertragen. Später wurden den Feuerwachen sogar eigene Kasernen zur Unterkunft bereitgestellt. Damit war die römische Feuerwehr geboren, und in dieser Form bestand sie jahrhundertelang weiter.[1][2]

Für den Hafen in Ostia stellte Kaiser Claudius im Jahr 50 n.Chr. ein Löschtruppe mit 700 Mann auf. Die Kaserne wurde Ende des 19. Jahrhunderts ausgegraben. Ein Teil dieser Truppe wurde später nach Neapel verlegt.[3]

Arbeit und Aufgaben der vigiles

Graffito aus dem Wachraum der 7. Feuerwehr-Kohorte (vigiles) in Trans Tiberim, dem heutigen Trastevere. Ein Marcus Antonius teilt mit, dass er für die Beleuchtung (sebaciaria = Talglichter) im Wachraum gesorgt hat.[4]

Polizeiliche und juristische Aufgaben

Zuoberst stand bei den Aufgaben natürlich die aktive Feuerbekämpfung. Die Feuerwächter patrouillierten durch ihre Bezirke, suchten nach möglichen Brandquellen und fahndeten nach Verstößen gegen die kaiserlichen Brandschutzvorschriften (die mit der Zeit immer detaillierter und zahlreicher wurden). Später übernahmen sie sogar die Jagd nach Brandstiftern von den Stadtwachen, und ab Trajan führte der praefectus vigilum bei dementsprechenden Prozessen den Vorsitz.

Später fielen den vigiles auch mehr und mehr polizeiliche Aufgaben zu. So konnte der römische Stadtpräfekt sie bei Unruhen als Sicherheits- und im absoluten Notfall sogar als Kampftruppe einsetzen. Auch vor Gericht fielen dem praefectus vigilum immer umfangreichere Aufgaben zu, da die Bürger sich immer öfter auch mit sachfremden Anträgen, zum Beispiel bei Handelsgenehmigungen, an ihn wandten.

In der Krise des 3. Jahrhunderts wurden die vigiles auch immer häufiger zu militärischen Einsätzen außerhalb Roms herangezogen.

Methoden der Brandbekämpfung

Bei der aktiven Brandbekämpfung benutzten die vigiles Ausrüstung, die auch heute noch verwendet wird, wie etwa Spritzen, Eimer, Leitern, Stangen, Decken, Körbe, Schwämme, Besen, Lappendecken (mit Wasser getränkt zum Schutz der Nachbarhäuser), Einreißhaken, Sägen und Hämmer. Mithilfe von Pumpen und konisch geformten Strahlrohren war eine Wasserspritzweite von 25-29 Metern erreichbar. Ein Beispiel für ein solches Feuerwehrrohr aus dem deutschen Raum ist im LVR-LandesMuseum Bonn zu besichtigen.[5] Die vigiles selber hatten verschiedene Aufgabengebiete. Es gab Wasserträger, Spritzenleute, andere kümmerten sich um den Einsatz der Löschdecken oder um die Beleuchtung des Einsatzortes.

Im Falle eines Brandes bildeten die Wächter zusammen mit den Anwohnern Eimerketten, die an den in Rom überall angelegten Brunnen ihren Anfang nahmen. Geriet der Brand außer Kontrolle, wurden umstehende Bauten evakuiert und schnellstmöglich abgerissen, um einen Flächenbrand zu verhindern.

Feuerwehren außerhalb Roms

Eine vom Staat aufgestellte Feuerwehr gab es neben Rom in Konstantinopel (nachdem dieses zur zweiten Hauptstadt geworden war) sowie in den Häfen Ostia und Neapel. Alle anderen Gemeinden hatten eine eigene Feuerwehr auf die Beine zu stellen.

Oft übernahmen in diesen Gemeinden die lokalen Handwerkerzünfte die Brandbekämpfung, sogenannte collegiati. Zusätzlich organisierten die Stadtoberen hin und wieder Zeitfeuerwehren, zum Beispiel bei Dürren. Meistens aber waren die Hausbewohner gezwungen, zusammen mit Nachbarn die Brände zu bekämpfen. Nachweislich befanden sich solche Vereine in Oberitalien, wie in Como, Verona oder Faventia, in Venetien (Aquileia und Tergeste) und Istrien (Siscia). Aber auch in Noricum und Pannonien findet man solche Einheiten. Mitarbeiter dieser Gruppen waren fabri subaediani, jene Handwerker, die mit Äxten, Sägen oder Zangen umgehen konnten. Die centonarii waren Teppichhändler, die das Feuer mit Feuerpatschen, die sie mit Wasser oder Essig tränkten, bekämpften. Die utriculari brachten mit den Schläuchen das Wasser. Obwohl sie straff militärisch organisiert waren, kann man sie mit den heutigen Freiwilligen Feuerwehren vergleichen, da sie ebenso neben ihrem Beruf den Brandschutz ausübten. Mitglieder konnten sowohl Bürger, Freigelassene genauso wie Sklaven sein. Auch Frauen waren Mitglieder dieser Gruppen. Dokumentiert sind beispielsweise die collegiati in Virunum in der heutigen Steiermark, wo das Verhältnis Männer zu Frauen 10:9 betrug.[3]

Als Plinius der Jüngere wegen zahlreicher Mängel nach einem Großbrand in Nikomedia im Jahr 100 die Gründung einer beruflichen Löschmannschaft mit mindestens 150 Mann anregte, wurde diese von Kaiser Trajan aus Furcht vor Zusammenrottung unsicherer Elemente abgelehnt.[3]

Aus Flavia Solva fand man Aufzeichnungen, die ungefähr aus den Jahren um 200 stammen, nach denen die Angehörigen der Feuerwehr von Kaiser Septimius Severus per Dekret von den Steuern befreit waren.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Kurt Wallat: Sequitur clades. Die Vigiles im antiken Rom. Lang, Frankfurt am Main [u.a.] 2004. ISBN 3-631-52473-0
  • Renate Lafer: Omnes collegiati, concurrite! Brandbekämpfung im Imperium Romanum. Lang, Frankfurt am Main [u.a.] 2001. ISBN 3-631-35716-8
  • Robert Sablayrolles: Libertinus miles. Les cohortes de vigiles. Ecole Fr. de Rome, Rome 1996 ISBN 2-7283-0365-7
  • Meier, Jens: Feuerwehr: ein alter Hut? Die Feuerwehr im antiken Rom, Brandschutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung, 2/1998, S. 50–56.

Einzelnachweise

  1. Cassius Dio Römische Geschichte LIII 24.6 LV 8; 26.4f
  2. Karl-Wilhelm Weeber: Nachtleben im alten Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. S. 12
  3. a b c d 120 Jahre Bundesfeuerwehrverband Seite 14, ISBN978-3-9502364-8-4
  4. Nach den Namen der Konsulen stammt die Inschrift aus dem Jahr 239.
  5. Bernd Päffgen, Frank Willer: Bergung und Restaurierung eines Feuerlöschpumpen-Strahlrohres des 4. Jahrhunderts. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Archäologie im Rheinland 2002. Stuttgart 2003

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