Filialkirche St. Johannes Baptist (Meringerzell)

Filialkirche St. Johannes Baptist (Meringerzell)
Gesamtansicht von Südosten
Innenansicht nach Osten
Das Malereifragment über dem Eingang
Das „Jüngste Gericht“ (Südwand)
Der Ostteil mit dem Stifterbild
Mittelteil: Die Seligen
Mittelteil: Die Verdammten
Mittelteil: Christus als Weltenrichter
Westteil: Apostel als Beisitzer

Die katholische Filialkirche St. Johannes Baptist liegt auf einem Hügel am ehemaligen Ortsrand des Meringer Ortsteiles Meringerzell im Landkreis Aichach-Friedberg in Schwaben. Das schlichte Gotteshaus ist einer der ältesten Sakralbauten des Augsburger Umlandes, dessen mittelalterliche Ausmalung 1985 teilweise freigelegt werden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wahrscheinlich entstand die Kirche um 1010, als Herzog Welf II. den Ort dem Kloster Altomünster übereignete. Möglicherweise lag vorher ein befestigter Hof des Ortsadels „von Cella“ auf dem Hügel. Die Zeller waren sicherlich Dienstmannen der Herren von Mering, die der welfischen Ministerialität angehörten. Das Kloster Altomünster war während der Ungarneinfälle zerstört worden, der Wiederaufbau wurde von den Welfen gefördert. Einige Historiker vermuten hier die sogar die Taufkirche der Pfarrei Mering, die bereits 982 bis 988 errichtet worden sein soll.

Von der hochmittelalterlichen Kirche haben sich noch große Teile erhalten, die eine Datierung um das Jahr 1000 bestätigen. Etwa hundert Jahre später erweiterte man den Gründungsbau um einen nahezu quadratischen östlichen Altarraum.

Um 1400 wurde dieser Altarraum abgebrochen und durch einen größeren, dreiseitig schließenden Polygonalchor ersetzt. Im nördlichen Chorwinkel wuchs ein Turm in die Höhe, dessen Untergeschoss als Sakristei diente. Meringerzell war damals ein eigenständiger Pfarrsitz. (1427 Hainrich der Motz, Pfarrer zu Meringerzell).

Ihrem Rang als Pfarrkirche entsprechend wurde die Kirche aufwändig ausgemalt. Auch das Äußere scheint damals bemalt worden zu sein, wie das Fragment über dem Portal nahelegt. Das auf den ersten Blick „romanisch“ wirkende Heiligenbild wird auf etwa 1430 datiert und entstand damit etwa gleichzeitig mit dem 1985 freigelegten „Jüngsten Gericht“ der Innenwand.

In der Barockzeit gestaltete man den Innenraum um, errichtete den zweigeschossigen Sakristeianbau auf der Südseite und vergrößerte die Fenster.

Das 19. Jahrhundert empfand diese Barockausstattung als nicht mehr zeitgemäß. Um die Mitte des Jahrhunderts begann die Neuausstattung der Kirche in neugotischen Stilformen. Der heutige Hochaltar kam 1881 in das Presbyterium.

1954 verlängerte man die Kirche nach Westen und baute die Empore ein. 1960 entfernte man die beiden Seitenaltäre und veränderte das Gestühl nach praktischen Gesichtspunkten.

1982 bis 1985 wurde eine aufwändige Sanierung durchgeführt. Durch die Freilegung der bedeutenden mittelalterlichen Wandmalereien konnte die einstige Bedeutung einer der ältesten erhaltenen Kirchen Bayerisch-Schwabens wieder erlebbar gemacht werden.

Beschreibung

Außenbau

Das Gotteshaus liegt inmitten des Friedhofes auf einer Anhöhe, die von einer verputzten Umfassungsmauer mit Strebepfeilern umlaufen wird. Langhaus und Chor tragen ein gemeinsames, ziegelgedecktes Satteldach. Der Chor ist nur wenig eingezogen. An seiner Nordseite steigt der Turm in die Höhe. Auf dem quadratischen hochmittelalterlichen Sockelgeschoss sitzen zwei Obergeschosse, die im 19. Jahrhundert historisierend verändert und mit einem steilen Pyramidenhelm bekrönt wurden. Die Ecken der Obergeschosse sind abgeschrägt und werden durch Lisenen gerahmt.

Gegenüber springt der Sakristeianbau nach Süden aus.

Das Langhaus verrät seinen romanischen Ursprung durch den Rungbogensims unter dem Dachtrauf, der bei der Kirchenerweiteung nach Westen weitergeführt wurde. Große Barockfenster belichten das Innere. Über dem Portal auf der Südseite ist ein Fragment der ehemaligen Außenbemalung erhalten. Der sitzende Heilige wirkt auf den ersten Blick romanisch, wird aber auf die Zeit um 1430 datiert. Die Datierung wird vor allem von der Ausführung des Heiligenscheins abgeleitet, dessen dunkel hinterlegte Strahlen typisch für diese Epoche sind. Vielleicht wurde hier ein romanisches Wandbild in gotischer Zeit ausgebessert. Auch unter dem „Jüngsten Gericht“ der Innenwand haben sich ältere Fragmente aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Innenraum

Das rechteckige Langhaus wird von einer einfachen Stuckdecke überspannt. Embleme in kartuschenähnlichen Feldern werden von Bandelwerk und schlichten Rahmungen begleitet. Die Stuckaturen neben den Nischen der Seitenaltäre wurden erst während der Generalsanierung von 1982/85 hinzugefügt. Auch die Nischen selbst stammen von dieser historisierenden Restaurierung. Als Rest der neugotischen Ausstattung wurde der Hochaltar (1881) in der Kirche belassen. Das filigrane Retabel wird durch drei Baldachine gegliedert. Im Zentrum steht die Figurengruppe der Taufe Christi durch den Kirchenpatron. Seitlich stehen die Bistumsheiligen St. Ulrich und St. Afra.

Von den ehemaligen Seitenaltären sind nur die beiden Figuren der Madonna und des hl. Leonhard in der Kirche verblieben und wurden in den Seitenaltarnischen aufgestellt.

Das „Jüngste Gericht“

Das bedeutendste Kunstwerk der kleinen Filialkirche ist das große gotische Wandbild des „Jüngsten Gerichtes“, das lange unter einigen Farbschichten verborgen war. Während der Sanierung von 1982/85 konnte der Eglinger Restaurator Norbert Fischer hier eines der wenigen Zeugnisse gotischer Wandmalerei im Umkreis der ehemaligen Reichsstadt Augsburg freilegen und konservieren. Die Seccomalereien werden um 1410/20 datiert und erinnern an ältere Augsburger Vorbilder, etwa die 1979 bis 1981 aufgedeckten Darstellungen in der Westkrypta des Augsburger Domes. Sie zeigen auch Einflüsse aus Böhmen und Oberitalien, erinnern jedoch gleichzeitig auch an Werke der Volkskunst.

Es lassen sich zwei Künstlerhände unterscheiden. Offenbar war hier ein älterer Meister mit seinem jungen Gesellen am Werk. Der Meister war noch in der Tradition des ausgehenden 14. Jahrhunderts verhaftet, der Geselle ließ bereits modernere Stilmittel in sein Werk einfließen, scheint aber in maltechnischer Hinsicht noch etwas unsicher gewesen zu sein.

Im linken unteren Eck erkennt man ein Stifterbild. Der Stifter kniet vor dem hl. Wolfgang. Rechts davon hat sich ein zugesetztes Fenster erhalten, in dessen Laibung die hl. Krieger als Ritter dargestellt wurden. Ein junger und ein älterer Krieger repräsentieren den „Miles christianus“, den christlichen Ritter.

Darüber sitzen Apostel als Beisitzer beim Gericht. Der Zyklus wird anschließend durch eines der großem Barockfenster gestört, unter dem sich ehemals wohl die Darstellung des Himmelstores befand.

Die Mittelszene zeigt oben Christus als Weltenrichter. Darunter entsteigen die Toten als Selige (links) bzw. Verdammte ihren Gräbern. Einer der Seligen ist ein Herrscher des damals verbreiteten „König-Sigismund-Typs“, auch der Papst darf ins Paradies einziehen. Auf der rechten Seite müssen auch ein Bischof und ein reicher junger Mann den Teufeln in die Hölle folgen.

Rechts oben neben einem weiteren Fenster sind wieder drei Apostel als Beisitzer ausgeführt. Die Szenen wurden oben von einem Maßwerkfries mit Fabeltieren abgeschlossen, der sich nur links erhalten hat. Den unteren Abschluss bildet eine Bordüre mit Vierpässen.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern III; Schwaben (Bearb: Bruno Bushart, Georg Paula). München, Berlin, 1986
  • Kurt Engelhard (Hrsg): Die Kirche St. Johannes der Täufer in Meringerzell – Die Geschichte einer Taufkirche. Sigmaringen, 1987. ISBN 3-7995-4103-9
  • Martin Schallermeir (Hrsg.): Mering - Aus Vergangenheit und Gegenwart. Mering, 1983

Weblinks

 Commons: St. Johannes Baptist (Meringerzell) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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