Fischereihafen (Bremerhaven)

Fischereihafen (Bremerhaven)
Fischereihafen
Koordinaten: 53° 31′ N, 8° 35′ O53.5175468.582725Koordinaten: 53° 31′ 3″ N, 8° 34′ 58″ O
Einwohner: 247 (30. Sep. 2009)
Postleitzahl: 27572
Vorwahl: 0471
Weddewarden Lehe Leherheide Mitte Fischereihafen (Bremerhaven) Wulsdorf Geestemünde Surheide Schiffdorferdamm Land Niedersachsen Weser Nordsee Stadtbremisches ÜberseehafengebietKarte
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Lage von Fischereihafen in Bremerhaven

Der Fischereihafen in Bremerhaven ist ein Stadtteil im Stadtbezirk Süd der Stadtgemeinde Bremerhaven im Land Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Fischereihafen besteht aus den Ortsteilen Fischereihafen im Osten und Luneplate im Westen. Er liegt an der Mündung der Weser zwischen den Flüssen Geeste und Lune. Der Stadtteil grenzt östlich an die Stadtteile Geestemünde und Wulsdorf. Der Ortsteil Fischereihafen ist geprägt durch die Gewerbeflächen seines Hafengeländes, die fast den gesamten Ortsteil einnehmen. Die Luneplate ist ein unbewohntes Gebiet, das erst seit 2010 zum Land Bremen gehört.

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl beläuft sich auf nur 247 (Stand 2009).[1] Der Ortsteil Luneplate hat keine Einwohner.

Geschichte und Gegenwart

Museumsschiff Gera im Fischereihafen
Brucheisverladeanlage der Bremerhavener Eiswerke, im Hintergrund Eistransportwagen für die Belieferung von Fischereischiffen mit Brucheis.
Packhalle XIV - erbaut in den 1930er Jahren

Fischereihafen I

1885 nahm der erste deutsche Fischdampfer - die Sagitta - den Fischfang auf. Das Schiff aus Bremerhaven wurde noch an der Westseite des Alten Hafen, also in Bremerhaven gelöscht. Dort entwickelte sich ein erster Fischmarkt. Eine erste Fischauktion fand 1888 dann jedoch in Geestemünde statt. 1892 wurde eine Fischauktionshalle am Alten Hafen in Betrieb genommen.

Von 1891 bis 1896 erfolgte in Konkurrenz zu Bremerhaven der Bau des Fischereihafens I in Geestemünde, der am 1. November 1896 eröffnet wurde: der Geburtstag des Fischereihafens.

Zeitgleich entstand in Geestemünde auch ein Seemannsheim. 1897 wurde der erste Fischsonderzug im Fischereihafen eingesetzt. Die Tecklenborgwerft nahm am Südende des Fischereihafens eine Slipanlage für Fischereifahrzeuge in Betrieb. In der Königlich Preußischen Seemaschinistenschule in Geestemünde in der Bülowstraße wurden ab 1899 auch die Maschinisten der Fischdampfer ausgebildet. 1903 wurde zusätzlich die Seemaschinistenschule in Geestemünde gegründet.

1908 führte bereits eine elektrische Straßenbahnlinie von Wulsdorf und Geestemünde in den Fischereihafen.

Der Betrieb im Fischereihafen entwickelte sich sehr schnell. Die Stadt Geestemünde erfuhr einen rasanten Aufstieg.

Siehe auch: Geschichte von Geestemünde

Fischereihafen II

1919 gründete sich das Institut für Seefischerei in Geestemünde als Vorläufer des heutigen Alfred-Wegener-Instituts.

1920 wurde Wulsdorf nach Geestemünde eingemeindet, um den Fischereihafen vergrößern zu können. 1920 entstand der Fischversandbahnhof. Von 1921 bis 1925 wurde der Fischereihafen II gebaut. Dazu wurde der Weserarm Alte Weser vom Hauptstrom abgeschnitten und somit die ehemalige Weserinsel Luneplate zum Festland. Zunächst wurde ab 1921 die neue Doppelschleuse zum Fischereihafen gebaut. Es folgten dann der Bau der Hafenbecken, weitgehend im Bereich des alten Weserarms. Außerdem wurden zu dieser Zeit auch Flächen auf der Luneplate vorgehalten. Am Neuen Lunesiel entstand zugleich 1924 ein Naturfreibad.

1923 streikten die Fischarbeiter.

Fischtrawler erhielten 1923 erstmals Radioempfangsanlagen.

1924 wurde Geestemünde mit dem Fischereihafen und Lehe Teil der neuen Stadt Wesermünde. 1938 kam auch die bremische Stadt Bremerhaven (heute Mitte) zu Wesermünde in der preußischen Provinz Hannover.

Die Unterweser Reederei baute Fischdampfer und lieferte 1926 die Gylli mit 650 PS Maschinenleistung an eine isländische Reederei. Der Wohnwasserturm von 1927 diente der Wasserversorgung des Fischereihafens. 1930 wurde ein Verbindungskanal vom Fischereihafen zum Handelshafen gebaut.

Geestemünde und Bremerhaven verständigten sich 1930 in einem Preußisch-Bremischen-Staatsvertrag auf die gemeinsame Verwaltung der Fischereihäfen, was dazu führte, dass im Alten Hafen von Bremerhaven die Fischwirtschaft aufgegeben wurde und die letzte Auktion 1935 stattfand. Gegründet wurde die Fischereihafen-Wesermünde-Bremerhaven-GmbH.

1932 streikten die Besatzungen der Fischdampfer und die Fischarbeiterinnen an Land. 1934 stellte die Fähre Kanalbrücke-Fischereihafen den Betrieb ein. Die Deutsche Hochseefischerei AG Nordsee siedelte nach Nordenham um. 1937 wurde die Auktionshalle XI fertiggestellt.

Der Fischereihafen war 1938 der bedeutendste des europäischen Kontinents. 21 Reedereien betrieben hier insgesamt 193 Fischdampfer. 194 Fischgroßhändler und 56 Betriebe der Fischindustrie verarbeiten 280.000 Tonnen Fisch.

Am 22. Juni 1944 wurde auch der Fischereihafen und die Seebeckwerft durch einen Luftangriff schwer getroffen.

1947 wurde die Stadt Wesermünde in das Land Bremen eingegliedert und in Bremerhaven umbenannt.

Seit 1949 nennt sich die frühere Seefischmarkt Wesermünde GmbH nun Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH Bremerhaven. Im Fischereihafen wurde die Fähre vom Seedeich zur Halle XV eingerichtet. Die ersten Fischauktionen fanden wieder statt. Der Hafen belebte sich, so dass 1950 hier 118 Fischdampfer mit 50.735 BRT stationiert waren, das waren 51 % der deutschen Fischereiflotte.

Der Tag des Hochseefischers fand 1953 erstmals statt. 1955 wurde das Fischereiforschungsschiff Anton Dohrn im Beisein von Bundespräsident Theodor Heuß in Dienst gestellt. Von 1957 bis 1962 bestand die Jungfischerschule am Seedeich.

Bis in die 1960er Jahre hinein war der Fischereihafen der größte auf dem europäischen Festland. So gehört Grimsby mit dem größten Fischereihafen Großbritanniens zu Bremerhavens Partnerstädten. Noch heute ist der Fischereihafen der wichtigste in Deutschland, was der Stadt den Spitznamen Fishtown eingebracht hat.

Niedergang

Flächen gem. Staatsvertrag
rot zu Bremen,
blau zu Niedersachsen

1967 waren noch 85 Fischtrawler mit 78.000 BRT und 21 Logger in Bremerhaven stationiert. Mit dem Aufkommen der Fabrikschiffe sank die Bedeutung von Bremerhavens Fischereihafen rapide, zumal Cuxhaven manchen Reedereien vorteilhafter schien. Der gerade erst elektrifizierte Güter- und Fischbahnhof in Geestemünde wurde kaum genutzt und ab 1976 demontiert.

Siehe auch: Güterbahn in Geestemünde

1968 nahm die Rickmerswerft im Fischereihafen ihren Schiffsreparaturbetrieb auf und stationierte 1972 ein Schwimmdock. Die älteste Fischerei-Reederei Friedrich Busse feierte 100-jähriges Bestehen. 1971 war der Fischereihafen mit seiner Betreibergesellschaft 75 Jahre alt und auch die Nordsee - damals das größte fischwirtschaftliche Unternehmen Europas - konnte auf 75 Jahre Betrieb zurückblicken. Das Nordseemuseum für Fischerei wurde 50 Jahre alt.

1971 wurde der Fischereihafen bei der Neueinteilung von Bremerhaven ein Stadtteil.

2008 umfasste die Fläche des eigentlichen Fischereihafens rd. 450 ha, die von rd. 150 ha Wasserfläche umgeben sind. Wegen der 2010 durch Staatsvertrag mit Niedersachsen erfolgten Eingliederung der Luneplate als Ortsteil und des Gebietes Reithufer in den Ortsteil Fischereihafen, wuchs die Fläche des Stadtteils um 1506 ha.

Siehe auch: Luneplate

Entwicklung der Fisch- und Hafenwirtschaft

Auktion in Halle XV (1964)
Die Fischräucherei von Franke

In den Anfängen des Fischereihafens wurde der Fisch direkt von Bord der Fischereischiffe an die Händler verkauft - oft waren die Reeder der Fischereischiffe auch zugleich Händler. Im Verlauf seiner mehr als 100-jährigen Geschichte entwickelte sich der Fischereihafen immer weiter. Um den rasant steigenden Wasserbedarf des Fischereihafens zu decken, wurde 1927 der Wohnwasserturm in Wulsdorf gebaut.

Die erste Fischauktion fand am 13. Juni 1888 statt. Sie war das einzige Mittel, um Preisabsprachen unter den Fischfängern und den Fischhändlern zu unterbinden. Die Auktionatoren waren wegen ihrer zwar kaum verständlichen, aber rasanten Sprechweise Besuchermagnet in den frühesten Morgenstunden.

Nachdem die ursprüngliche Nutzung des Fischereihafens I immer mehr zurückgegangen war, wurde das Schaufenster Fischereihafen mit dem Erlebniszentrum Atlanticum (Aquarium und Fischereimuseum) in der authentischen Umgebung des Fischereihafens I ab Ende 1990 auf ca. 12 Hektar in 5 Stufen realisiert. Im Schaufenster Fischereihafen gibt es eine ganze Reihe von Fischrestaurants mit Blick auf Schiffe. Der Name des Schaufenster Fischereihafen rührt daher, dass man bei der Verarbeitung von Fisch zusehen kann, z.B. beim Räuchern. Den Fisch kann man dann auch gleich erwerben.

Früher wurde im Fischereihafen Frischfisch umgeschlagen. Heute werden überwiegend Frostfische angeliefert. Aus dem Umschlag entstanden ist die Lebensmittelverarbeitung als ein starker Zweig der Lebensmittelindustrie mit Schwerpunkt in der Verarbeitung von Fisch und Tiefkühlkost (Fisch, Gemüse, Fertiggerichte).

Sehenswertes

Das Atlanticum am Fischereihafen

Eine maritime Erlebniswelt rund um den Fisch und das Meer findet sich um den Fischereihafen I im Schaufenster Fischereihafen mit dem Atlanticum (Aquarium und Fischereimuseum). Der Besucher kann Einblick nehmen in die Be- und Verarbeitung von Fischen und alles Wissenswerte rund um den Fisch und das Meer erfahren:

  • Das Atlanticum beinhaltet ein 150.000 Liter fassendes Seewasseraquarium.
  • In der ehemaligen Fischpackhalle IV befinden sich Restaurants, Hafenkneipen und Geschäfte mit maritimem Zubehör und Fisch.
  • Auf dem Marktplatz finden von April bis Oktober vielfältige Veranstaltungen statt.
  • Das Museumsschiff Gera (ein Seitentrawler)
  • Das Dampfschiff Welle
  • Die Hafenrundfahrten
  • Das Kartoffelschiff Hansa (auf diesem Schiff werden Speisen serviert, die Kartoffeln verwenden.)
  • Als Restaurant- und Angelschiff die Wilhelm Peter, ein ehemaliger Kriegsfischkutter (KFK 185) und Lachsfänger

Verkehr

Mehrere Buslinien der BremerhavenBus (früher: Straßenbahn Bremerhaven) verbinden den Stadtteil mit Geestemünde, Wulsdorf, Mitte und Lehe.

Zudem wird der Fischereihafen an einigen Sonntagen mit eigenem Bahnhof von der Museumsbahn angefahren, die die Bahnstrecke Bremerhaven–Bederkesa betreibt.

Mit dem Auto ist der Stadtteil über die Bundesstraße 6, die Bundesstraße 71 und die Bundesautobahn 27 (Anschlussstellen Bremerhaven-Süd, -Wulsdorf und -Geestemünde) zu erreichen.

Wirtschaft

  • Betriebe der Lebensmittelindustrie:
    • Frozen Fish International
    • Frosta, ein 1962 gründetes mittelständisches Unternehmen der Tiefkühlkostbranche, das seine Ursprünge im Jahr 1905 mit Gründung der Hochseefischerei Nordstern AG hat.
    • Diverse andere kleine und mittelständische Betriebe.
  • Die SSW Schichau Seebeck Shipyard ist eine Werft, spezialisiert auf Umbauten, Sektionsbau und Neubau kleiner Containerschiffe.
  • Die Betriebe der Gastronomie, des Fischhandels und das Hotel Comfort-Hotel im Schaufenster Fischereihafen
  • Die Betriebe der Fischerei und Fischauktion
  • Das Fischereihafen-Restaurant Natusch am Fischbahnhof
  • Die Betriebe des Fischandels (Handel, Räucherein, Lagerung)

Sonstiges

Bekannt ist auch das Fischereihafen-Rennen für Motorräder auf dem zum Teil holperigen Kopfsteinpflaster im Hafengebiet, das seit 1952 alljährlich zu Pfingsten ausgetragen wird.[2]

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt und Wahlamt Bremerhaven: Bevölkerungsstand nach kommunaler Fortschreibung 2009
  2. Jeder Kult hat seinen Anfang, Geschichte des Bremerhavener Fischereihafenrennens

Literatur

  • Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Bremen: Bremerhaven der führende Fischereihafen. Der größte Loggerhafen Bremen-Vegesack. Bremen 1953

Weblinks


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