Flavische Dynastie

Flavische Dynastie
Vespasian, der erste Kaiser aus der Dynastie der Flavier

Die Flavier waren ein römisches Herrschergeschlecht. Als Flavier können grundsätzlich auch alle anderen Träger des römischen Namens Flavius bezeichnet werden.

Das Haus der Flavier stellte von 69 bis 96 n. Chr. drei römische Kaiser: Titus Flavius Vespasianus (kurz: Vespasian), seinen Sohn Titus Flavius Vespasianus (kurz: Titus) und den zweiten Sohn Titus Flavius Domitianus (kurz: Domitian). Die Herrschaft der Dynastie endete mit der Ermordung Domitians am 18. September 96 n. Chr.

Die Flavier entstammten nicht wie die bisherigen römischen Kaiser der alten Senatsaristokratie, sondern einer italischen Ritterfamilie aus Latium. Erst Vespasian war der Aufstieg zum Konsul (und damit die Aufnahme in die Reichsaristokratie) geglückt. Trotz ihrer insgesamt nur 27-jährigen Herrschaft prägten sie das römische Reich nachhaltig und legten den Grundstein für die größte Ausdehnung des Reiches in der Geschichte, die unter ihrem mittelbaren Nachfolger, dem Adoptivkaiser Trajan zustande kam, dessen politischer Werdegang durch flavisches Vorbild maßgeblich geprägt wurde.

Besonders Vespasian sanierte nach der Herrschaft Neros das finanziell marode und von Korruption zerfressene Staatssystem und konnte auch außenpolitisch weitreichende Stabilisierung erzielen. Sein Sohn Titus setzte die erfolgreiche Politik seines Vaters fort und vollendete während seiner Amtszeit den von Vespasian begonnenen Bau des berühmten Kolosseums. Die Beurteilung des letzten Flavier-Kaisers Domitian ist heute umstritten. Auch er setzte das flavische Talent zur Verwaltung und Organisation gewinnbringend ein, geriet aber durch sein autoritären Herrscherstil mehr und mehr in Konflikt mit dem römischen Senat und der Aristokratie, was schließlich zu seiner Ermordung führte.

Da die flavischen Kaiser recht viele Freilassungen und Bürgerrechtsverleihungen vollzogen, was stets zur Übernahme des Gentilnomens "Flavius" durch die Begünstigten führte, blieb "Flavius" in den folgenden Jahrhunderten ein recht häufiger Bestandteil römischer Namen.

Unter Konstantin dem Großen, der ebenfalls diesen Namen trug, wurde der Name Flavius geradezu zu einem Bestandteil des Herrschertitels. Die Konstantinische Dynastie wird deshalb auch als Zweite flavische Dynastie oder, vor allem im englischen Sprachraum, als Dynastie der Neo-Flavier bezeichnet. Vom 4. bis 6. Jahrhundert trugen zudem die meisten Amtsträger in kaiserlichen Diensten den Namen Flavius, der sich somit in der Spätantike praktisch zu einem Titel entwickelt hatte.

Literatur

  • Hermann Bengtson: Die Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Geschichte eines römischen Kaiserhauses. Beck, München 1979, ISBN 3-406-04018-7. (Darstellung, die in Inhalt und Quellenkritik höchst umstritten ist[1]).
  • Miriam Griffin: The Flavians. In: Alan K. Bowman, Peter Garnsey und Dominic Rathbone (Hrsg.): The Cambridge Ancient History 11. The High Empire, A. D. 70–192. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-26335-2, S. 1–83.
  • Stefan Pfeiffer: Die Zeit der Flavier. Vespasian, Titus, Domitian. Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20894-4.

Anmerkungen

  1. Werner Eck: Rezension von Hermann Bengtson. Die Flavier. Vespasian, Titus und Domitian. In: Gnomon. Band 53, 1981, S. 343–347.

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