Fluanxol

Fluanxol
Strukturformel

(Z)-Form (= cis-Form) oben und (E)-Form (= trans-Form) unten

Allgemeines
Freiname Flupentixol
Andere Namen
  • (E,Z) -4-[3-(2-Trifluormethyl-9-thioxanthenyliden)
    -propyl]-1-piperazinethanol
    (Isomergemisch)
  • cis-trans -4-[3-(2-Trifluormethyl-9-thioxanthenyliden)
    -propyl]-1-piperazinethyldecanoat
    (Isomergemisch)
  • Flupenthixol
Summenformel C23H25F3N2OS
CAS-Nummer
  • 2709-56-0 (Flupentixol)
  • 2413-38-9 (Flupentixol·Dihydrochlorid)
  • 30909-51-4 (Flupentixol·Decanoat)
PubChem 5281881
ATC-Code

N05AF01

DrugBank DB00875
Kurzbeschreibung weißer Feststoff[1]
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Neuroleptikum

Fertigpräparate

Fluanxol®

Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 434,52 g·mol−1 (Flupentixol)
  • 507,44 g·mol−1 (Flupentixol·Dihydrochlorid)
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
als Dihydrochlorid
R- und S-Sätze R: 20/21/22
S: 36/37/39
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

150 mg·kg−1 (Maus, intraperitoneal)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Flupentixol ist ein Arzneistoff, der als Psychopharmakon verwendet wird. Flupenthixol wurde als Neuroleptikum von Smith Kline & French 1963 patentiert.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologie

Flupentixol hat die Eigenschaft eines herkömmlichen (typischen) Neuroleptikums aus der Thioxanthen-Reihe mit antipsychotischer Wirkung. Es ist ein hochpotentes Neuroleptikum (Chlorpromazinindex etwa 50). Es bindet etwa mit gleicher Affinität zu dopaminergen D1- sowie D2-Rezeptoren; außerdem blockiert es die serotonergen 5-HT2A-, geringfügiger auch die adrenergen α1- und die histaminergen H1-Rezeptoren. Anticholinerge Wirkungen sind in der üblichen Dosierung zu vernachlässigen. Wie alle Thioxanthene liegt auch Flupentixol als Gemisch von zwei isomeren Formen vor: das antipsychotisch wirksame (Z)-(cis)- sowie das weniger wirksame (E)-(trans)-Isomer.

Anwendung

Flupentixol wird angewendet bei akuten und chronischen Schizophrenien bei motorisch ruhigen Patienten; Psychosen, die mit Autismus, Negativismus, Apathie und gesenkter Stimmungslage einhergehen. Psychotische Zustände, besonders bei resistenten Fällen; Paraphrenie; Organische Psychosen. Flupentixol hat eine sogenannte biphasische Wirkung: in niedrigen Dosierungen blockiert es vorzüglich die präsynaptischen Dopaminrezeptoren (sog. Autorezeptoren) und erhöht dadurch den Dopaminumsatz (Ausschüttung des Dopamin), wodurch eine Besserung der sog. Negativ-Symptome der Schizophrenie, wie sozialer Rückzug, affektive Verflachung, aber auch depressiven und ängstlichen Symptomen, sowie manchen Symptomen bei Persönlichkeitsstörungen erreicht wird. In höheren Dosierungen oder als Depot-Injektion, (siehe unten) blockiert es vorrangig die postsynaptischen Dopaminrezeptoren, wodurch die eigentliche neuroleptische Wirkung zustande kommt. Bei jeder Anwendung bzw. Dosierung muss der Arzt die potenziellen extrapyramidalen Störungen, die durch das Neuroleptikum verursacht werden könnten, berücksichtigen.

Flupentixol ist in peroralen galenischen Formen, wie Tropfen und Tabletten zur Einnahme, sowie in sogenannten Depotinjektionen, erhältlich. In der Depotinjektion liegt ein Ester des Neuroleptikums mit der Fettsäure Decansäure (Flupentixoldecanoat) in öliger Lösung zur intramuskulärer Injektion vor; von dieser Präparation werden die Einzeldosen nur einmal pro 2–4 Wochen tief in ein Muskel gespritzt. Das ölige Depot („Speicher, Vorrat“) wird durch den Organismus langsam innerhalb 2–4 Wochen abgebaut und dabei wird das Flupentixol enzymatisch freigesetzt. In oralen Galeniken liegt ein Isomergemisch (cis, trans) vor, während das Depotpräparat praktisch aus reinen (Z)-(cis)-Isomer besteht.

Bis 1991 war Flupentixol zusammen mit dem trizyklischen Antidepressivum Melitracen als Kombipräparat unter dem Namen Deanxit® erhältlich.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen (< 1:10) sind Akathisie (Sitzunruhe), Blickkrampf, Dyskinesie (Störung eines Bewegungsablaufs), Frühdyskinese, Hypokinese (Bewegungsarmut), Hypotonie (verminderter Flüssigkeitsdruck), Müdigkeit, Parkinsonoid, Rigor (Muskelstarre), Schiefhals, Speichelfluss, Tachykardie (Herzrasen) und Tremor (Zittern).

Isomerie

Flupentixol ist ein Alken mit einer unsymmetrisch substituierten Doppelbindung. Folglich gibt es zwei isomere Formen, das (Z)-Isomer (cis-Isomer) und das (E)-Isomer (trans-Isomer). Die beiden Isomeren besitzen unterschiedliche chemische, physikalische und physiologische Eigenschaften. Das (Z)-Isomer ist pharmakologisch wirksamer als das (E)-Isomer.[2] Insofern ist es erstaunlich, dass der Arzneistoff als Gemisch der beiden Isomeren eingesetzt wird.

Literatur

  • Florian Holsboer ; Gerhard Gründer ; Otto Benkert: Handbuch der Psychopharmakotherapie : mit 155 Tabellen. Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-20475-6.

Einzelnachweise

  1. a b c Angaben des Herstellers Sigma-Aldrich
  2. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 716, ISBN 978-0-911910-00-1.
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