Flugkolbenmotor

Flugkolbenmotor

Ein Flugkolbenmotor oder atmosphärischer Motor von Otto und Langen ist ein Motor, bei dem der Kolben über eine Zahnstange und nicht über einen Kurbeltrieb seine Energie weitergibt. In dem stehenden, oben offenen Einzylindermotor fliegt der Kolben nach Einleitung und Zündung des Gas-Luftgemisches nach oben. Vom Antrieb ist die Zahnstange durch einen Freilauf während der Aufwärtsbewegung entkoppelt. Auf diese Weise wird die zerstörerische Wirkung der durch die explosionsartige Verbrennung hervorgerufenen Stöße auf den Antriebsmechanismus umgangen. Erst beim Zurückgehen des Kolbens, ausgelöst durch den höheren Druck der umgebenden Luft (Atmosphäre) im Verhältnis zur im Brennraum rasch abkühlenden Verbrennungsgase, und zum geringen Teil durch sein Eigengewicht, ist die Kolbenstange durch den jetzt geschlossenen Freilauf mit der Antriebswelle verbunden, die gewünschte Drehbewegung wird erzeugt. Dadurch, dass die Leistungsabgabe von der Abkühlung der Verbrennungsgase abhängt, ist die Zündfrequenz begrenzt und die Leistung im Vergleich zum Viertaktmotor vergleichbarer Größe erheblich geringer. Das Gas-Luftgemisch muss in den Brennraum eingeleitet werden, es findet kein Ansaugvorgang statt, und ebenso keine Vorverdichtung. Dafür findet aber bei jedem Kolbenhub eine Verbrennung und damit Leistungsabgabe statt.

Entwickelt wurde der Motor, wie der Name auch andeutet, von Nikolaus Otto und Eugen Langen, in der von beiden 1864 gegründeten Firma "N. A. Otto & Cie.".

Auf der Weltausstellung Paris 1867 wurde der Motor erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Diese neue Motorenentwicklung hatte ein Drittel des Kraftstoffverbrauchs der bis dahin bekannten Motoren von Etienne Lenoir. Sie wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Bis zur Markteinführung des Otto-Viertaktmotor im Jahr 1876 wurden von Otto-Langen-Motoren in Deutz und deren Lizenznehmern beinahe 5000 Flugkolbenmotoren gebaut.

Der Flugkolbenmotor ist wegen seiner fehlenden Kurbelwelle eine technische Besonderheit innerhalb der Kolbenmaschinen.

Weblinks

Literatur

  • Gustav Goldbeck: Kraft für die Welt, 1864-1964 Klöckner-Humboldt-Duetz AG, 1964, Econ-Verlag Düsseldorf, keine ISBN

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