Formale Organisation

Formale Organisation

Formale Organisation ist eine fixe Regelung innerbetrieblicher Abläufe und Strukturen. Sie ist eine fest vorgegebene Ordnung, die gewöhnlich auch schriftlich festgelegt ist. Die formale Organisation wird explizit, in Form von Regeln erstellt und lässt zumeist nur geringen Interpretationsspielraum zu.

Die Praxis zeigt, dass es die perfekte formale Organisation nicht gibt und es daher ständig zu einem Wechselspiel zwischen formalen und informalen Organisationen kommt. Es ist daher wichtig informale Organisation zu erkennen, um für die Arbeitsgemeinschaft und den Arbeitserfolg hilfreiche Strukturen zu fördern. Durch informale Organisation bedingtes systematisiertes Fehlverhalten, oder Misswirtschaft, soll aber entgegengewirkt werden.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung der formalen von der informalen Organisation

Bei formaler Organisation handelt es sich zum Beispiel um die Definition der Arbeitsteilung, die Beschreibung von Arbeitsabläufen, oder die Festlegung von Weisungsbefugnissen. Die formale Organisation definiert sich aber eigentlich erst durch ihr Gegenteil – die informale Organisation, wobei beide Organisationsformen einander symbiotisch ergänzen. Man brauchte also die Unterscheidung zwischen formaler und informaler Organisation gar nicht zu treffen, wenn nicht jeder Mitarbeiter, oder jede Arbeitsgruppe einen eigenen kreativen Weg für die Erledigung all dieser Vorgaben finden würde.

Die Hawthorne-Studie

Erstmals wurde diese Abweichung von den organisatorischen Vorgaben, bei den Hawthorne-Experimenten (1924–1932) entdeckt und als informale Organisation bezeichnet. Zunächst wurde diese Erkenntnis aber belächelt und als vermeidbarer Fehler beim Organisieren abgetan, bis man schließlich doch einsehen musste, dass diese ungeschriebenen Gesetze des Arbeitsalltags oft mehr Einfluss auf die Geschicke so mancher Unternehmung hatten, als die wohl durchdachten und formulierten Organisationspläne der Chefetage. Zahlreiche empirische Studien in der sozialwissenschaftlichen Organisationsforschung folgten (vor allem während der so genannten Human-Relations-Bewegung) die immer eindeutiger bewiesen, wie wichtig es ist, die informalen Strukturen innerhalb eines Unternehmens zu durchleuchten, um sich positive Innovationen zu Nutze zu machen und unerwünschte Angewohnheiten aus dem Arbeitsalltag zu verbannen.

Ursachen der Informalen Organisation

Man erkannte eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausprägungen und Gründen für die informale Organisation:

  • Informale Normen, also persönliche Ziele und Interessen der Mitarbeiter die sich von den offiziellen Interessen des Unternehmens unterschieden.
  • Informale Kommunikation, also Veränderungen der Kommunikationswege innerhalb eines Unternehmens auf Grund von persönlichen Beziehungen zwischen Mitarbeitern
  • Informale Gruppen, also Zusammenschlüsse von Mitarbeitern die gleiche Interessen haben, oder z. B. gleicher Herkunft sind.
  • Informale Führer, also Personen die auf Grund Ihres Charismas und Ihrer allgemeinen Beliebtheit, plötzlich mehr Einfluss im Unternehmen gewinnen, als eigentlich für sie vorgesehen wäre.
  • Schwierige Arbeitsanforderungen
  • Unangenehme Arbeitsbedingungen

Die betriebswirtschaftliche Organisationslehre sieht die informale Organisation nach wie vor als eher störend, denn hilfreich an. Nach Ansicht der Systemtheorie und Kybernetik hingegen, rückt die formale Organisation in den Hintergrund und dient allenfalls ergänzend, oder korrigierend. Die durch das Verhalten und die Unterschiede der Mitarbeiter sich stets neu bildenden und veränderten Strukturen stehen hier im Vordergrund und die Fähigkeit zur Selbstorganisation wird als natürliche Eigenschaft eines sozialen Systems anerkannt.

Literatur

  • Manfred Schulte-Zurhausen: Organisation., 3. Auflage 2002 München, ISBN 3-8006-2825-2
  • Alfred Kieser, Herbert Kubicek: Organisationstheorien, 2 Bände, Berlin 1978.
  • Peter M. Blau, W. Richard Scott: Formal Organizations. A Comparative Approach, London 1963.
  • Fritz J. Roethlisberger: Betriebsführung und Arbeitsmoral. Köln 1954.

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