Foro Italico

Foro Italico
Sportlerstatuen im Stadio dei Marmi aus Carrara-Marmor
Stadio dei Marmi, Statue eines "Herrenmenschen"
Mosaik eines propagandistischen Schriftzuges „Duce“ im Foro Italico

Das Foro Italico, ehemals Foro Mussolini, ist ein monumentaler, von 1928 bis 1938 errichteter Sportstättenkomplex in Rom, der zunächst der paramilitärischen, auf körperliche Ertüchtigung ausgerichteten Jugendorganisation des faschistischen Regimes, der Opera Nazionale Balilla, diente. Eine Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 1940 durch das faschistische Italien durch Mussolini war geplant. Die Sommerspiele wurden schließlich nach Japan vergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Foro Italico Ort zahlreicher Sportveranstaltungen, beispielsweise der Olympischen Sommerspiele 1960, der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 und der Schwimmweltmeisterschaften 2009.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Bautradition

Die am Fuß des Monte Mario gelegene, dem aus der gleichen Epoche stammenden Palazzo della Farnesina (damals Palazzo del Littorio) benachbarte Anlage umfasst unter anderem das Olympiastadion Rom, das von überlebensgroßen „heroischen“ Sportlerfiguren gesäumte Stadio dei Marmi (Marmorstadion), ein Schwimmstadion und Tennisanlagen, den Mussolini-Obelisken, den Piazzale dell' Impero mit dem marmornen Sphärenbrunnen mit der 3 Meter im Durchschnitt messenden steinernen Weltkugel. Die direkte Zuwegung zum Olympiastadion über den Tiber wird über die steinerne Brücke Ponte Duca d'Aosta hergestellt während die zweispurige Verkehrswegung entlang des Tibers an der Anlage vorbeiführt. Auf einer Achse zum Stadion liegt die Brücke über den Tiber, der Mussolini-Obelisk und der Sphärenbrunnen. Der Sphärenbrunnen, in dessen Mitte sich die Weltkugel befindet, ist mit großflächigen Mosaiken arondiert und bis zum Obelisken mit zahlreichen Mosaiken gepflastert.

Das Foro Italico bietet ein typisches und gut erhaltenes Beispiel der Instrumentalisierung des Sports für die Zwecke der Ideologie des Faschismus und seines Herrenmenschentums.[1]

Die italienischen Faschisten idealisierten römische Traditionen und knüpften an die antike Baukunst an. In ganz Italien wurde der Baustil durch den Bau von Monumentalbauten wie Foren, Triumphbögen und Monumentalstatuen angepasst. Das Forum Mussolini, das an den Ufern des Tibers liegt und neu geschaffen wurde, bildete den unmittelbarsten Ausdruck dieser Vorstellungen. An anderen vorhandenen Bauten Italiens wurden teilweise faschistische Symbole angebracht; im Mussolini-Forum wurde durch die Schaffung neuer Sportarenen, die von monumentalen Bildwerken aus Carrara-Marmor gesäumt sind, unmittelbar an antike Vorbilder des Bauens angeknüpft und der Mussolini-Obelisk bildet das Zentrum dieses Forums.[2][3] Neben den Monumentalstatuen sind großflächige farbige Mosaiken figurativer Darstellungen von Wesen und Tieren auf Wänden und Böden eingebracht. In den Mosaikböden sind bis zum heutigen Tage die Inschriften DVCE („Führer“), DVCE A NOI („Unser Duce“), MOLTI NEMICI MOLTO ONORE („Viel Feind, viel Ehr“) und DVCE LA NOSTRA GIOVINEZZA A VOI DEDICHIAMO („Duce, wir schenken Euch unsere Jugend“) eingelegt.

Baugeschichte

Mussolini-Obelisk mit Schriftzug MUSSOLINI DUX (Mussolini, der Führer) im Zentrum des Foro Italico

Das Foro Italico wurde von Enrico Del Debbio und Luigi Moretti entworfen. Der Ausbau mit Carrara-Marmor war eng an hohe Festtage des faschistischen Regimes geknüpft. Am 4. November 1932, nach Abschluss der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum des Marsches auf Rom weihte der Duce die erste Gruppe von Bauten: den Palazzo dell'Accademia Fascista, den Mussolini-Obelisk und das Stadio dei Marmi. Am 9. Mai 1937, zum ersten Jahrestag der Gründung des faschistischen Imperiums weihte Mussolini den Palazzo delle Terme, den Piazzale dell' Impero, die Casa delle Armi und das Olympische Stadion ein. Am 15. Dezember 1938 wurde der Sportstättenkomplex schließlich offiziell fertiggestellt. Etwa gleichzeitig begann der Bau des benachbarten Palazzo del Littorio, Sitz der faschistischen Parteizentrale und heute des Außenministeriums.

Die 220 m lange und 30 m breite Ponte Duca d’Aosta über den Tiber aus Naturstein des Architekten Vincenzo Fasolo wurde von 1939 bis 1942 fertiggestellt und erschließt den direkten Zugang zum Forum. Auf den Pylonen der Brücke befinden sich halbplastische Reliefs kriegerischer Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts.[4]

Sportliche Ereignisse

Literatur

  • Giorgio Muratore: Die Kultstätte der faschistischen Jugend in Jan Tabor: Kunst und Diktatur, Ausstellungskatalog, Wien 1994
  • Robert Schediwy: Städtebilder - Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik, Wien 2005 (speziell S. 210 ff.), ISBN 3-8258-7755-8

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Foro Italico. In: archINFORM. Abgerufen am 17. Oktober 2009
  2. Ute Schleimer: Die Opera Nazionale Balilla bzw. Gioventù Italiana del Littorio und die Hitlerjugend. Eine vergleichende Darstellung. S. 60. Waxmann, Münster 2004. ISBN 978-3-8309-1445-7. Online verfügbar, abgerufen am 24. Oktober 2009
  3. Nanni Baltzer: Noi dobbiamo creare (...) un’arte dei nostri tempi, un’arte fascista“ (Mussolini). Fotografie und Architektur im Faschismus. In: Thesis, Wissenschaftliche Zeitschrift der Bauhaus-Universität Weimar 2003, Heft 4, S. 180 f. (PDF).
  4. Abbildungen der Ponte Duca d'Aosta
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