Fraktursatz

Fraktursatz
Historisches Beispiel für Fraktursatz mit fremdsprachigen Wörtern, 1768

Fraktursatz bezeichnet den Schriftsatz deutschsprachiger Texte in der Fraktur und anderen gebrochenen Schriften. Folgende orthographische und typographische Regeln unterscheiden sich vom Antiquasatz.

Inhaltsverzeichnis

Langes s, rundes s und Eszett

Wachs-tube mit rundem s, Wach-stube mit langem s und st-Ligatur.

Die Fraktur unterscheidet zwischen zwei Varianten des Buchstaben »s«. Das lange s (»ſ«) kann nur am Wortanfang und im Wort erscheinen. Am Silben- oder Wortende wird das runde s (»s«) (oder Schluss-s) geschrieben. Deshalb muss in Muskel, Donnerstag oder Arabeske ein rundes s stehen, ebenso wie vor k innerhalb einiger eingedeutschter Wörter: brüsk, grotesk, Kiosk, Obelisk.

Das „lange ſ“ steht sonst fast überall, insbesondere am Silbenanfang (auch vor k) und immer bei ſch, wenn dies den einheitlichen Laut sch bedeutet, und bei ſp, ſſ und ſt innerhalb eines einfachen, nicht zusammengesetzten Worts. Als Ausnahme von der Regel steht ſ auch, wenn die Silbentrennung nach dem ſ erfolgt (Knoſ-pe, Waſ-ſer, faſ-ten).

Diese Unterscheidung kann bisweilen sogar die Wortbedeutung klarer machen: „Wachſtube“ wäre also eine Wach-stube, „Wachstube“ eine Wachs-tube.

Es können nie zwei runde s aufeinanderfolgen. Sollten am Wortende zwei s aufeinanderfolgen, müssten sie in Fraktur deswegen als ſs gesetzt werden. Heyse, der Entwickler der Heyseschen ß-Schreibung („dass“, „muss“, „Fluss“) selbst schrieb am Ende eines Wortes oder einer Silbe ſs (Meſsergebnis, daſs) und hatte dafür sogar eigene Ligaturen.[1] Für den heutigen Fraktursatz empfiehlt unter anderem der (reformierte) Duden ebenfalls, „Faſs“ statt „Faß“ zu setzen. Wortzusammensetzungen, die in Antiqua sss enthalten würden, wären in Fraktur also mit ſsſ zu setzen, etwa bei „Fluſsſchifffahrt“ oder „Nuſsſchokolade“.

Ligaturen und Trennregeln

Zwangsligaturen ch, ck, ſt und tz bleiben im gesperrten Satz erhalten.

Im Fraktursatz finden sich viele Ligaturen, von denen einige obligatorisch und bedeutungsunterscheidend sind. Das sind insbesondere die Zwangsligaturen ch, ck, ſt und tz.[2][3] Der Buchstabe ß wird auch nicht gesperrt. Es gibt noch weitere Ligaturen, die jedoch nicht zwingend verwendet werden müssen, wie etwa tt und ſch. Diese werden im Sperrsatz in ihre Bestandteile aufgelöst und gesperrt.

Auszeichnungen

Da Fraktur-Schriften in der Regel selten über einen fetten und fast nie über einen passenden kursiven Schriftschnitt verfügen, und weil Kapitälchen oder Versalsatz wegen der schnörkeligen Gestalt der Großbuchstaben nur schlecht zu lesen wäre, werden Textstellen üblicherweise durch Sperren hervorgehoben. Im Sperrsatz werden Ligaturen aufgelöst, mit Ausnahme der Zwangsligaturen ch, ck, ſt und tz.

Eine verbreitete Methode zur Textauszeichnung im Fraktursatz war die Verwendung einer zweiten gebrochenen Schrift. Eine beliebte Kombination war lange Zeit die Verwendung von Schwabacher zur Auszeichnung von einzelnen Wörtern oder Satzteilen in Fraktur-Texten.

Antiqua

Lateinische und andere fremdsprachige Abschnitte werden in Antiqua gesetzt, ebenso einzelne fremdsprachige Wörter oder Floskeln, die nicht als eingedeutscht gelten (wie en masse oder in flagranti oder auch etc.). Wegen besserer Lesbarkeit werden auch Abkürzungen aus Großbuchstaben (wie BGB oder USA) in Antiqua gesetzt.

Ziffern

Die Ziffern werden üblicherweise als Minuskelziffern gesetzt.

Belege

  1. Wolf Busch: Heysesche s-Schreibung in Frakturschrift. http://flitternikel.onlinehome.de/heyse-s.html
  2. Richard L. Niel: Satztechnisches Taschen-Lexikon. Wien, 1925. S. 871.
  3. Duden, Band 1, „Rechtschreibung der deutschen Sprache“. 20., neubearb. und erw. Auflage, 1991. Dudenverlag Mannheim, Wien, Zürich. Richtlinien für den Schriftsatz, S. 73. ISBN 3-411-04010-6

Literatur

  • Duden – Die deutsche Rechtschreibung. 22. Auflage. Bibl. Inst. & F. A. Brockhaus, Mannheim 2000, ISBN 3-411-04012-2
  • J.E. Wülfing, A.C. Schmidt (Hrsg.): Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter nach den für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln. 9. Auflage, Bibl. Inst., Leipzig und Wien 1915 (gesetzt in Fraktur)
  • F. Forssman, R. de Jong: Detailtypografie. 2. Aufl., Hermann Schmidt, Mainz 2004, ISBN 3-87439-642-8

Weblinks


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