Frank Arnau

Frank Arnau

Frank Arnau (* 9. März 1894 bei Wien als Heinrich Karl (Harry Charles) Schmitt; † 11. Februar 1976 in München) war ein Schriftsteller, der als Schweizer geboren wurde. 1920 erhielt er die deutsche Staatsangehörigkeit, die ihm 1934 wieder entzogen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Schweizer Hotelleiters wurde unter dem Namen Heinrich Schmitt geboren und begann seine schriftstellerische Tätigkeit 1912 als Zeitungs-Journalist mit Polizeireportagen. Er weitete seine literarische Tätigkeit danach auf die Bereiche Film und Theater aus und war auch als Wirtschaftsberater tätig. Arnau konnte sich aber vor allem im Bereich des Kriminalromans durchsetzen. 1919 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. 1930 beantragte er eine Namensänderung, nachdem bereits 11 Bücher unter seinem Pseudonym Frank Arnau erschienen waren. Bis 1970 erreichten seine Bücher eine Auflage von 1,4 Millionen verkauften Exemplaren.

Emigration

Mit dem politischen Aufstieg Hitlers wurde Arnau aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus zur Emigration gezwungen. 1933 flüchtete er über die grüne Grenze nach Holland, worauf bewegte Exiljahre vor allem in Spanien, wo Arnau fast drei Jahre lang gelebt hat, in Frankreich, Holland und der Schweiz folgten. Die sechs europäischen Exiljahre waren durch Kampf gegen den Nationalsozialismus gekennzeichnet, wobei ein erster Höhepunkt dieses Kampfes wohl die Zeitungsveröffentlichung seines Romans Die braune Pest in der Volksstimme von Saarbrücken im Jahr 1934 war. Noch im selben Jahr wurde er ausgebürgert („Einstein-Liste“) und sein Vermögen konfisziert. Aufgrund seiner Artikel in der französischen Presse und in den deutschen Exilzeitungen über Deutschlands Aufrüstung und die Nazipropaganda im Ausland wurde Arnau ständig von der Gestapo bespitzelt und mit der Entführung und dem Tod bedroht.

Arnau war in den Skandal um die Exilzeitung Das Pariser Tageblatt verwickelt, bei dem die Redakteure 1936 gegen ihren Verleger Poliakov putschten und ihn öffentlich der Nazikumpanei bezichtigten. Die Redakteure gründeten mit Arnaus Hilfe ein Konkurrenzblatt Die Pariser Tageszeitung. Die Redakteure und ihre Verbündeten fanden in der Exilöffentlichkeit große Unterstützung, weil allzu viele Menschen bereit waren, diesen unbewiesenen Anschuldigungen Glauben zu schenken. Dazu verübten die Redakteure und ihre Unterstützer noch einige kriminelle Attacken. Sie überfielen den neuen Chefredakteur des Pariser Tageblatts Richard Lewinsohn und schlugen ihn krankenhausreif, zerstörten die Ausgabe des Pariser Tageblatts, die über diesen Coup berichtete und stahlen das Kundenarchiv. Daraufhin musste das Pariser Tageblatt seinen Betrieb einstellen. Ein in Exilkreisen gegründeter Untersuchungsausschuss, der auf das Betreiben der Zeitschrift Das Neue Tagebuch von Leopold Schwarzschild zustande kam und dem auch Georg Bernhard und Berthold Jacob angehörten, stellte wenig später fest, dass die Anschuldigungen gegen Poliakov haltlos waren und zu Unrecht erfolgt waren.[1] Arnau hingegen hielt noch in seiner Autobiographie vom 1972 an der Version fest, dass Poliakov mit den Nazis angebändelt hätte.

Exil in Brasilien

Arnau kam am 28. Mai 1939 – nach seinen eigenen Angaben, auf Einladung der Regierung Vargas – in Brasilien an. Obwohl er Nazi-Gegner war, schrieb er in der regierungsfreundlichen Zeitung A Noite Artikel in Portugiesisch. Außerdem gewährte ihm der Chef der Presse- und Propagandaabteilung, Lourival Fontes, den Status eines Journalisten, obwohl dies gesetzwidrig war, da nur Brasilianer Berufsjournalisten sein durften. Arnau, der als Schweizer Staatsbürger in Brasilien eingereist war, lebte mit seiner ersten Frau und seiner Tochter in Rio de Janeiro, wo er als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitungen, u.a. die Correio da Manhã, arbeitete. Seine Haupteinnahmequelle war aber die Arbeit als Berater des Informationsbüros der britischen Botschaft und ab 1942 in gleicher Eigenschaft der US-Botschaft. Er wurde aufgrund dieser Tätigkeiten verdächtigt, als englischer oder deutscher Spion oder Doppelagent tätig zu sein. Für die brasilianischen Zeitungen hatten seine kartografischen Arbeiten eine besondere Bedeutung. Er zeichnete Karten von den Kriegsschauplätzen und dem deutschen Rückzug.

Nach dem Krieg gründete Arnau eine Firma für Luxusdrucksachen, die Artes Gráficas Arna. Außerdem ist er als Sonderkorrespondent für brasilianische Zeitungen viermal nach Deutschland gereist und hat dabei mühelos Kontakte mit dem wiedererwachten deutschen "Großkapital" geknüpft, indem er Beratung anbot und durch seine Beziehungen zu den brasilianischen Regierungskreisen und Industriellen leichteren Zugang zu Brasilien verschaffen konnte.

Arnau hatte die besten Voraussetzungen, nämlich Sprachkenntnisse (Französisch, Spanisch und schließlich Portugiesisch), die Fähigkeit, sich an die brasilianische Mentalität anzupassen und journalistische Erfahrung, um in Brasilien Karriere zu machen. Seine Unfähigkeit, sich auf das Schicksal anderer Exilierter einzulassen, kommt in seiner Autobiografie, in der sie nicht einmal erwähnt werden, sehr deutlich zum Ausdruck. Einer der Exilierten, der sich ebenfalls in Brasilien aufhielt, gab ein aufschlussreiches Urteil über Arnau ab:

„Arnau war eine schillernde Figur, die Romanfigur seiner selbst!“

Rückkehr nach Deutschland

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war Arnau als Redakteur für die Zeitschrift Stern sowie als freier Nachrichtenhändler tätig. Er setzte seine Karriere als umstrittener Enthüllungsjournalist fort, wobei er u.a. den Bundespräsidenten Heinrich Lübke der Lüge bezichtigte. Lübke hatte nämlich stets behauptet, dass er niemals etwas mit Konzentrationslagern zu tun gehabt hätte. Zudem war er zeitweilig Präsident der Deutschen Liga für Menschenrechte. 1968 erhielt er den Ehrendoktortitel der Humboldt-Universität in Berlin ( DDR). 1970 übersiedelte er nach Bissone im Schweizer Kanton Tessin.

Werke (Auswahl)

  • 1934 Die braune Pest
  • 1944 Die Maske mit dem Silberstreifen (Krimi)
  • 1956 Der verchromte Urwald Licht und Schatten über Brasilien
  • 1958 Heißes Pflaster Rio (Krimi)
  • 1959 Panik vor Torschluss Der Roman eines Industriellen. Wetzlar 1959
  • 1959 Nur tote Zeugen schweigen (Krimi)
  • 1959 Kunst der Fälscher - Fälscher der Kunst. 3000 Jahre Betrug mit Antiquitäten
  • 1959 Lautlos wie sein Schatten (Krimi)
  • 1960 Der perfekte Mord (Krimi)
  • 1961 Die Dame im Chinchilla (Krimi)
  • 1962 Im Schatten der Sphinx
  • 1964 Warum Menschen töten
  • 1966 Jenseits der Gesetze
  • 1967 Rauschgift - Träume auf dem Regenbogen
  • 1967 Die Straf-Unrechtspflege in der Bundesrepublik
  • 1968 Menschenraub
  • 1971 Tatmotiv Leidenschaft
  • 1972 Lexikon der Philatelie
  • 1972 Gelebt, geliebt, gehasst (Autobiographie)
  • 1974 Watergate - Der Sumpf

Weblinks

Einzelbelege

  1. Lieselotte Maas, Kurfürstendamm auf den Champs-Elysées? Der Verlust von Realität und Moral beim Versuch einer Tageszeitung im Exil, ein Beitrag in Exilforschung-Ein Internationales Jahrbuch Band 3, Gedanken an Deutschland im Exil und andere Themen, Hrsg. Gesellschaft für Exilforschung, München 1985, S. 112ff

Siehe auch


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