Frank Holt

Frank Holt
Erich Münter unmittelbar nach seiner Festnahme

Professor Erich Münter, auch Muenter geschrieben (* 25. März 1871 in Uelzen; † 6. Juli 1915 in Mineola, Nassau County), war ein deutsch-amerikanischer Hochschullehrer und Attentäter.

Münter unterrichtete ursprünglich Germanistik und deutsche Literatur an der Harvard University. Am 15. April 1906 verstarb seine Frau, Leone Krembs-Münter, und Münter wurde verdächtigt, sie mit Arsen vergiftet zu haben. Daraufhin tauchte Münter unter.

Er legte sich eine neue Identität zu und nannte sich fortan Frank Holt. Unter diesem Namen begann er ein Studium am Fort Worth Polytechnic Institute und begab sich nach vier Jahren an die Cornell University in New York, wo er ein Examen ablegte und einen neuen Doktorgrad erwarb.

Am Nachmittag des 2. Juli 1915 begab Münter sich in das Kapitol in Washington, in dem sich kaum jemand befand, da eine sitzungsfreie Periode herrschte. Ungehindert und unbemerkt gelangte er in den Empfangsraum des Senats und verbarg dort einen Sprengsatz. Da er nicht die Absicht hatte, Menschen zu Schaden zu bringen, stellte er den Zeitzünder auf einen Zeitpunkt, an dem das Gebäude seiner Einschätzung nach leer stehen sollte. Dann verließ er das Kapitol und beobachtete das weitere Geschehen aus sicherer Distanz.

Der Sprengsatz explodierte um 23:23 Uhr wie vorgesehen lautstark, doch ohne Menschen zu verletzten oder zu töten und verursachte nur geringfügigen Sachschaden. In einem anonymen Bekennerschreiben, das er an die Zeitung Washington Evening Star schickte, erläuterte Münter seine Beweggründe: Er hoffte, die Explosion würde ...genügend Lärm verursachen um die Stimmen derer zu übertönen, die den Krieg fordern. Diese Explosion ist ein Ausrufezeichen in meinem Aufruf zum Frieden. Besonders wütend war Münter über die amerikanischen Bankiers, die trotz der bislang gültigen offiziellen Neutralität der USA im Ersten Weltkrieg Großbritannien bei seinen Kriegsanstrengungen gegen das Deutsche Reich unterstützten.

Am Morgen des folgenden Tages, dem 3. Juli 1915, kehrte Münter nach New York City zurück. Er begab sich nach Long Island zum Anwesen des Bankiers John Pierpont Morgan Jr., dem bedeutendsten amerikanischen Unterstützer Großbritanniens und wichtigsten Vermittler von Munition, Lebensmitteln und Kriegsmaterial an das Vereinigte Königreich. Münter verschaffte sich unter Androhung von Waffengewalt Einlass und ließ sich zu Morgan führen. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem Münter zwei Schüsse aus seiner Pistole abfeuerte. Morgan wurde in den Unterleib getroffen, konnte Münter jedoch trotz der Verletzungen mit Hilfe seines Butlers entwaffnen und überwältigen.

Bei den folgenden Vernehmungen gab Münter zunächst an, sein Name sei Frank Holt. Seine Aussagen über seine Beweggründe waren dieselben, die er in seinem Bekennerschreiben zum Bombenanschlag im Kapitol genannt hatte. Er verneinte, Sympathien für Deutschland zu haben und sagte, dass er einfach nur gegen Massenmord sei.

Am 6. Juli verübte Münter im Nassau County Jail Suizid, indem er sich aus drei Metern Höhe kopfüber auf einen Betonfußboden stürzte. Erst nach seinem Tod wurde er von zwei früheren Kollegen, Professor Hugo Münsterberg und Professor Chester Nathan Gould als Erich Münter identifiziert.

Literatur

  • Ron Chernow: The House of Morgan. An American Banking Dynasty and the Rise of Modern Finance. Grove Press, 2001, ISBN 0802138292
  • Thomas Joseph Tunney und Paul Merrick Hollister: Throttled! The Detection of the German and Anarchist Bomb Plotters. Small, Maynard & Company, 1919 OCLC 349392
  • Morris Bishop: A History of Cornell. Cornell University Press, 1962, ISBN 0801400368
  • The Harvard Graduates' Magazine. Harvard Graduates' Magazine Association, 1934
  • The New York Times Current History. The European War, Volume IV. The New York Times Co., 1915

Weblinks


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