Franz Paul von Herbert

Franz Paul von Herbert

Franz Paul Freiherr von Herbert (* 25. Mai 1759 in Klagenfurt; † 13. März 1811 in Triest) war ein bekannter Kunstmäzen und gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der Aufklärung in Österreich.

Leben und Werk

Franz Paul von Herbert wurde als Sohn von Johann Michael von Herbert, des Gründers der Klagenfurter Bleiweißfabrik, geboren. Nach Studien in Klagenfurt und Wien trat er den Freimaurern bei und wurde mit der Philosophie Kants bekannt. 1789 reiste er nach Weimar zu Christoph Martin Wieland, der ihn an seinen Schwiegersohn Carl Leonhard Reinhold verwies, der in Jena Philosophie lehrte und das Werk Kants im Teutschen Merkur durch die Briefe über die Kantische Philosophie propagierte. Beim zweiten Besuch in Jena lernte der Aufklärer bei Reinhold Friedrich Schiller, Novalis, Johann Benjamin Erhard, Friedrich Karl Forberg und Friedrich Immanuel Niethammer kennen – allesamt Anhänger der kantischen Philosophie. Erhard besuchte Herbert zweimal in Klagenfurt, Forberg und Niethammer einmal, ebenso Reinholds Freund, den dänischen Illuminaten Jens Immanuel Baggesen. Mit Friedrich Schiller blieb Herbert ebenso verbunden, wie mit Johann Heinrich Pestalozzi, den er 1797 in der Schweiz näher kennenlernte.

Herberts Bestreben zielta auf die Erneuerung von Religion und Sittlichkeit jenseits des Dogmatismus. Er unterstützte als Industrieller die Jenaer Freunde finanziell. Im Gefolge der österreichischen Jakobinerverschwörung wurde Herberts Haus in Klagenfurt von der Staatspolizei durchsucht; dabei wurde auch ein Brief Schillers beschlagnahmt. Die Aktivitäten des Klagenfurter Herbert-Kreises wurden von der Polizei beobachtet. 1797 begrüßte Herbert den Einmarsch der Franzosen unter Napoleon in Klagenfurt und emigrierte in der Folge in die Schweiz. Nachdem bereits seine Schwester Maria von Herbert 1803, die auch in Liebesfragen mit Immanuel Kant korrespondierte, durch Suizid aus dem Leben geschieden war, tat dies auch Herbert.

Franz Paul von Herbert, der nach Errichtung des „Illyrischen Staates“ nach Triest übersiedelt war, erschoss sich dort am 13. März 1811.

Auch Elisabeth Söllner geb. Fortschnitt, die sich mit Johann Benjamin Erhard angefreundet und den Wiesenauer Kreis gegründet hatte, tat dies 1826. Erhard, der Verfasser des verbotenen Werkes Über das Recht des Volkes zu einer Revolution, wurde in Berlin mit dem Schriftsteller Karl August Varnhagen von Ense bekannt. Varnhagen sammelte einen Teil der Korrespondenz Herberts, verfasste eine Biographie über Erhard und bewahrte damit auch Herbert vor dem Vergessen.

Die Herbert-Gesellschaft zur Pflege und Förderung der Aufklärung pflegt das Erbe der Aufklärung im Sinne der Völkerverständigung und der Ablehnung des Deutschnationalismus.

1989 wurde das Werk Herberts in Klagenfurt mit der Ausstellung „Der Herbert-Kreis und das Geistesleben Kärntens im Zeitalter der Französischen Revolution“ geehrt.

Literatur

  • Carl August Varnhagen von Ense: Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes Johann Benjamin Erhard, 2 Bde, 3. Aufl., Leipzig 1874
  • Weimar – Jena – Klagenfurt. Der Herbert-Kreis und das Geistesleben Kärntens im Zeitalter der Französischen Revolution, hg. v. W. Baum, Klagenfurt 1989
  • Friedrich Immanuel Niethammer: Korrespondenz mit dem Klagenfurter Herbert- und Erhard-Kreis, hg. v. Wilhelm Baum u. a., Wien 1995
  • Wilhelm Baum: Der Klagenfurter Herbert-Kreis zwischen Aufklärung und Romantik, in: Revue Internationale de Philosophie 197, 1996, 483–514
  • Anton Victor Felgel: Herbert, Franz Paul Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 39.

Weblinks


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