Franz von Schönthan

Franz von Schönthan

Franz von Schönthan, eigentl. Franz Schönthan von Pernwaldt (* 20. Juni 1849 in Wien; † 2. Dezember 1913 ebenda) war ein österreichischer Journalist, Schauspieler und Schriftsteller.

Franz von Schönthan, ca. 1896
Schönthan (links) mit Gustav Kadelburg, Porträt von C.W. Allers.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz von Schönthan stammt aus einer alten Kaufmannsfamilie; sein jüngerer Bruder war der Schriftsteller Paul von Schönthan. Auf Wunsch seiner Familie trat er 1867 als Kadett in die k.k. Kriegsmarine ein. Doch bereits vier Jahre später quittierte er aus gesundheitlichen Gründen den Dienst.

In der Folgezeit nahm Schönthan private Schauspielstunden und konnte bald schon in einer kleinen Statistenrolle am Hoftheater Dessau debütieren. Anschließend wechselte er mit verschiedenen Ensembles u.a. von Zerbst, Köslin und Wesel; dabei avancierte er vom Statisten bis zum „jugendlichen Liebhaber“. Höhepunkt dieser Karriere war sein Gastspiel am königlichen Schauspielhaus und kurze Zeit darauf sein Auftritt am Residenztheater.

Bereits während dieser Jahre begann Schönthan zu schreiben. Anfangs für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften Essays und kleinere Beiträge fürs Feuilleton, später entstanden dann die ersten Bühnenstücke, Seinen Durchbruch als Schriftsteller erlebte er am 20. Februar 1879 mit der Uraufführung seiner Komödie „Das Mädchen aus der Fremde“. Unter den Premierengästen befand sich auch der Direktor der Ersten Berliner Lustspielbühne, Theodor Lebrun, der ihn am selben Abend für sein Wallner-Theater engagierte.

Ab dieser Zeit gab Schönthan das Theaterspielen nahezu auf. 1883 berief man ihn als Oberregisseur an das Wiener Stadttheater; dieses Amt verlor er, als ein Jahr darauf diese Spielstätte durch einen Brand zerstört wurde. Er zog sich für einige Zeit auf sein Gut in Brunn am Gebirge (Niederösterreich) zurück und wohnte dann auch immer wieder für einige Zeit in Berlin. Dieses Pendeln war nötig geworden, da er ab 1887 in der Redaktion der „Berliner Lustigen Blätter“ mitarbeitete und daneben aber auch immer wieder für das „Wiener Tagblatt“ schrieb. Zwischen 1888 und 1896 ließ er sich als Schriftsteller in Blasewitz (Dresden) nieder.

1896 ging Schönthan zurück nach Wien und blieb dort für den Rest seines Lebens. Er starb dort mit 64 Jahren und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Döblinger Friedhof in Wien, Gruppe 32, Grab Nr. 29. In seinem letzten Lebensjahr hatte er noch das Drehbuch zu einem frühen deutschen Detektivfilm beigesteuert: Wo ist Coletti? (1913).

Im Jahr 1961 wurde in Wien Donaustadt (22. Bezirk) den Schönthanplatz nach ihm und seinem Bruder Paul von Schönthan benannt.

Rezeption

Bis auf seine Komödie Der Raub der Sabinerinnen (1884), ein gemeinsam mit seinem Bruder verfasstes Stück, war Schönthan mit seinen Theaterstücken kein längerer Erfolg beschieden. Bei der Uraufführung 1885 spielte er darin den Theaterdirektor Striese. In vielen seiner Stücke thematisierte er überspitzt die Zustände beim Militär, die aber beim Publikum kaum über das Tagesinteresse hinausreichten. Neben seinem Bruder arbeitete er auch mehrere Male mit den Schriftstellern Franz Koppel-Ellfeld, Gustav von Moser u.a. zusammen.

Werke

  • Circusleute. Lustspiel. 1902.
  • Die goldene Eva. Lustspiel.
  • Die goldene Spinne. Schwank. 1886.
  • Kleine Hände. Lustspiel 1883 (frei nach Eugène Marin Labiche)
  • Kleine Münze. Epigramme und Sinnsprüche. 1890.
  • Kleinere Humoresken. Erzählungen. 1882-1887 (4 Bde., zusammen mit Paul von Schönthan)
  • Komtesse Guckerl. Lustspiel 1895 (zusammen mit Franz Koppel-Ellfeld)
  • Krieg im Frieden. Lustspiel. 1880 (zusammen mit Gustav von Moser)
  • Das Mädchen aus der Fremde. Lustspiel. 1879.
  • Maria Theresia. 1903.
  • Der Raub der Sabinerinnen. Lustspiel. 1879 (zusammen mit Paul von Schönthan)
  • Roderich Heller. Lustspiel. 1884.
  • Der Schwabenstreich. Lustspiel. 1883.
  • Sodom und Gomorrha. Lustspiel. 1890.
  • Unsere Frauen. Lustspiel. 1881 (zusammen mit Gustav von Moser)
  • Villa Blancmignon. Lustspiel. 1884. (frei nach Henri Chivot)
  • Der Zugvogel. Schwank. 1880 (zusammen mit Gustav von Moser).
  • Zum wohltätigen Zweck. Lustspiel (zusammen mit Franz Koppel-Ellfeld).

Literatur

Weblinks


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