Französisch-Äquatorial-Afrika

Französisch-Äquatorial-Afrika
Französisch-Äquatorialafrika

Französisch-Äquatorialafrika (frz. Afrique Équatoriale Française; Abk. AEF) war eine französische Kolonie im zentralen Afrika zwischen Golf von Guinea und dem westlichen Sudan von 1910 bis 1958. Hauptstadt war Brazzaville.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgliederung

Die Kolonie hatte eine Größe von ca. drei Millionen km² und besaß ca. sechs Millionen Einwohner. Ihre Verwaltung untergliederte sich in vier ursprünglich selbständige Einheiten:

Errichtung der Kolonialherrschaft

Nachdem im Küstengebiet des späteren Gabun seit dem 15. Jahrhundert die Portugiesen dominierten, errichtete Louis Edouard Bouet-Willaumez dort 1839 die ersten französischen Stützpunkte. 1875 wurde Gabun französische Kolonie. Die Expansion in das Binnenland setzte erst in den 1880er Jahren ein. Sie ist insbesondere mit dem Namen des Grafen Pierre Savorgnan de Brazza verbunden, der ab 1880 den Mittelkongo (Moyen-Congo) zur französischen Interessens- und Einflusssphäre erklärte. Der Versuch, in Äquatorialafrika ein französisches Kolonialreich vom Atlantik bis zum Indischen Ozean zu errichten, scheiterte aber 1898, als die Franzosen in Faschoda am Nil auf die Briten trafen (Faschoda-Krise).

Die faktische Okkupation des Oubangui-Chari-Territoriums setzte 1899 mit der Errichtung des ersten französischen Stützpunkts in Bangoui ein. Von hier aus wurde das Gebiet bis 1894 weitgehend unter französische Kontrolle gebracht. Der Widerstand der indigenen Gesellschaften dauerte aber noch bis an den Vorabend des Ersten Weltkrieges an.

Mit Schlacht bei Kousseri (22. April 1900), in der drei vereinigte französische Militärexpeditionen unter dem Kommando von Amédée-François Lamy über die Truppen des afro-arabischen Usurpators Rabih b. Fadlallah siegten, wurde die französische Machtstellung am Tschadsee zementiert. Am 5. September 1900 erfolgte die Einrichtung des Militärterritoriums Tschad (Chad) als weitere Verwaltungseinheit. Sitz der Verwaltung wurde das Kousseri gegenüber am Logone gegründete, nach dem in der Schlacht gefallenen Truppenführer benannte, Ft. Lamy (heute N´Djamena). Erst in den folgenden Jahren unterwarfen die Franzosen ihrer Herrschaft auch die zentralsudanesischen Länder Kanem (1901-1905), Wadai (1903-1911), Borku und Tibesti (1911-1918) im Norden der Kolonie.

1906 wurden zunächst Oubangui-Chari und das Tschad-Territorium zur Kolonie Oubangui-Chari-Chad vereinigt. 1910 wurden dieses Gebilde mit den bis dahin selbständigen Kolonien Gabun und Moyen-Congo zur Föderation Französisch-Äquatorialafrika zusammengeführt und Brazzaville zur Hauptstadt bestimmt. Teile wurden allerdings bereits mit dem Vertrag vom 4. November 1911 (Marokko-Kongo-Abkommen) an die deutsche Kolonie Kamerun abgetreten (Neukamerun). Sie kehrten auf Grund der Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 an Französisch-Äquatorialafrika zurück.

Unabhängigkeitsbewegungen

Der Weg in die Unabhängigkeit zog sich über mehrere Jahre hin. 1946 erhielten die Afrikaner ein eingeschränktes Mitbestimmungsrecht. Am 30. November 1958 wurde Französisch-Äquatorialafrika aufgelöst und aus den bisherigen Gliedstaaten vier Republiken innerhalb der Communauté Française gebildet. 1960 wurden die vier Länder Kongo (Brazzaville), Gabun, Zentralafrikanische Republik und Tschad unabhängig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten sich in allen Landesteilen Parteien und Unabhängigkeitsbewegungen, die schon vor der formellen Entlassung in die Unabhängigkeit um die Macht kämpften.

In Gabun wurde 1946 der Bloc Démocratique Gabonais (BDG, 1948 die Union Démocratique et Sociale Gabonaise (UDSG) gegründet. Der BDG fand seine Anhänger vor allem in den Städten, während die ethnisch von Fang dominierte UDSG ihre Hochburgen eher in den ländlichen Regionen hatte. Bis 1957 war die UDSG die stärkere Gruppierung. Sie wurde dann vom BDG mit Hilfe der europäischen Bevölkerungsschichten in der Regierung abgelöst. Vorsitzender des BDG war L. M´Ba, der das Land 1960 auch in die Unabhängigkeit führte.

In Moyen-Congo, wo es bereits in den 1920er und 30er Jahren massive antikoloniale Widerstandsäußerungen gab, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch Jean-Félix Tchicaya die Parti Progressiste Congolais (PPC) gegründet, die von der Kolonialadministration scharf bekämpft wurde. Die Franzosen setzten stattdessen auf die europäerfreundliche Politik der Union Démocratique de Défense des Intérêts Africains (UDDIA) des Abbé Fulbert Youlou, der mit massiver französischer Hilfe 1958 Regierungschef der autonomen Republik Kongo innerhalb der Communauté Française wurde. Im Februar 1959 gelang es Youlou bei ethnischen Konflikten in der Hauptstadt Brazzaville wichtige Rivalen aus dem eigenen Lager auszuschalten. Zugleich wurde die sozialistische Opposition unterdrückt, so dass die UDDIA aus dem Parlamentswahlen am 14. Juni 1959 mit 51 Sitzen als stärkste Kraft hervorging. Youlou wurde auch nach der Unabhängigkeit am 15. August 1960 erster Staats- und Ministerpräsident.

In Zentralafrika entstand im September 1947 die von Antoine Darlan geführte Union Ubangienne als erste Befreiungsbewegung. Ihr folgte 1952 der Mouvement pour l´Évolution Sociale de l´Afrique Noire (MESAN) von Barthélmy Boganda, der zum wichtigsten Führer der Unabhängigkeitsbewegung avancierte.

Literatur

  • Karl Hänel: Französisch-Äquatorial-Afrika, Bonn 1958

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