François Hotman

François Hotman
François Hotman.

François Hotman (latinisiert auch Franciscus Hotomanus, gelegentlich Hottomannus oder Hotomannus geschrieben) (* 23. August 1524 in Paris; † 12. Februar 1590 in Basel) war ein humanistisch geprägter französischer Rechtsgelehrter des 16. Jahrhunderts.

Leben

Seine Familie scheint aus Schlesien eingewandert zu sein. Sein Vater Pierre Hotman, streng katholisch, war als Jurist am Parlament zu Paris tätig und bestimmte ihn, als er 15 Jahre alt war, ebenfalls Jura zu studieren. Nach drei Jahren an der Universität Orléans schloss er ab und begann er seine berufliche Karriere als Strafverteidiger, doch sagte ihm dies nicht zu, so dass er sich zu weiteren Jura- und Literaturstudien entschloss. 1546 wurde er Dozent für Römisches Recht an der Universität Paris.

Die Standhaftigkeit, mit der Anne Dubourg trotz Folter bei der protestantischen Glaubensrichtung blieb und als Ketzerin verbrannt wurde, beeindruckte ihn; er gab seinen Posten auf und zog 1547 nach Lyon, später nach Genf und Lausanne, wo er auf Empfehlung von Johannes Calvin Professor für klassische Sprachen und Geschichte wurde. Er heiratete dort die wegen ihres Glaubens aus Orléans geflohene Claudine Aubelin.

1555 wurde er vom Magistrat der Freien Reichsstadt Straßburg berufen und 1556 dort als Nachfolger von François Baudouin, den er noch aus der Universität Paris her kannte, Professor der Rechtswissenschaften. Berufungen nach Hessen und Preußen und durch Königin Elisabeth I. nach England lehnte er ab. Bei seinen Besuchen in Deutschland im Jahre 1556 wurde er von den Führern der Protestanten mit diplomatischen Missionen betraut, eine zu Catharina von Medici, Königin in Frankreich. 1560 war er einer der Anstifter zu der Verschwörung von Amboise, die zum Auslöser für einen konfessionellen Bürgerkrieg wurde. 1562 schloss er sich Louis I. de Bourbon, prince de Condé, dem Führer der (protestantischen) Hugenotten, an.

1564 wurde er Professor für bürgerliches Recht an der Universität zu Valence. 1567 folgte er Jacques Cujas an der Universität Bourges nach. Dort wurde sein Haus und seine Bücherei durch katholischen Pöbel wenige Monate später in Brand gesteckt, weshalb er über Orléans nach Paris floh, wo er die Stelle eines Historikers des Königs erhielt. Er wurde als Vertreter der Hugenotten nach Blois entsandt und unterhandelte dort den Frieden von 1568. Zurückgekehrt nach Bourges wiederholten sich die Anfeindungen und Gewalttaten und zwangen ihn nach Sancerre. Während einer Belagerung dieser Stadt schrieb er sein erst 1593 ediertes Werk Consolatio e sacris litteris. Nach dem Frieden von 1570 kehrte er erneut nach Bourges zurück, von wo er nach der Bartholomäusnacht 1572 ein drittes Mal fliehen musste.

1573 publizierte er sein berühmtestes Buch „Franco-Gallia“, eines der wichtigsten Werke für die Infragestellung des absolutistischen Königtums, das weder bei Protestanten noch Katholiken gute Aufnahme fand. Danach kehrte er Frankreich für immer den Rücken und begab sich mit seiner Familie nach Genf, wo er als Professor für Römisches Recht wirkte. Auf Betreiben des Herzogs von Savoyen ging er 1579 nach Basel, 1580 wurde er von Heinrich von Navarra, dem französischen König Heinrich IV., zum Staatsrat ernannt. Wegen der Pest floh er 1582 nach Mömpelgard, seiner Zeit württembergisches Territorium, jetzt im Département Doubs gelegen. Dort starb seine Frau. 1584 kehrte er nach Genf zurück, wo er sich der Alchemie und der Erforschung des Steins der Weisen widmete. 1589 ging er ein letztes Mal nach Basel, wo er 1590 starb und in der dortigen Kathedrale beigesetzt wurde. Er hinterließ zwei Söhne und vier Töchter.

Werkauswahl

  • De gradibus cognationis. 1546
  • Consolatio e sacris litteris. 1570
  • Franco-Gallia. 1573
  • Brutum fulmen. 1585, ein Pamphlet gegen eine Bulle von Papst Sixtus V.

Literatur

  • Roman Schnur: Die französischen Juristen im konfessionellen Bürgerkrieg des 16. Jahrhunderts. Berlin, 1962,
  • Günter Stricker: Das politische Denken der Monarchomachen. Heidelberg, 1967
  • Hermann Vahle: Calvinismus und Demokratie im Spiegel der Forschung
  • Liermann, Hans: Hotomanus, Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 655.
  • Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 13, Blatt 519.

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