Fredi Murer

Fredi Murer

Alfred Melchior Murer (* 1. Oktober 1940 in Beckenried/Nidwalden) ist ein Schweizer Filmemacher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fredi M. Murer kommt 1940 als jüngstes von sechs Kindern zur Welt. Die Familie siedelte bald nach Altdorf (Uri) über, wo Murer auch zur Schule ging. Mit knapp 13 Jahren sah er zum ersten Mal im Leben einen Film ("The Kid" von Chaplin). Das Ereignis fesselte ihn in den kommenden Wochen so sehr, dass er sogar manchmal die Schule vergass.

Ab 1959 studierte Murer an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Anfänglich besuchte er Kurse für Zeichnen, wechselte dann aber bald Richtung Fotografie. Seit 1965 lebt er vom Filmen. 1975 machte er einen Studienaufenthalt in den USA. Heute lebt Murer in Zürich.

Werk

Das Schaffen von Murer ist stark durch seine Jugendzeit im Kanton Uri geprägt. Er wurde durch die Bildwelt von Heinrich Danioth und die Sammlung mit Urner Sagen von Pfarrer Josef Müller beeinflusst. In Kritiken zu Murer wird von „seinen Berglern“ gesprochen, die er zeigt. Murer hat ein einmaliges Werk geschaffen. Seine Filme überzeugen mit ihrer Zurückhaltung (die Murer selbst auch nur zu eigen ist), Einfachheit und Schlichtheit.

Im Dokumentarfilm „Wir Bergler in den Bergen ...“ näherte er sich zum ersten Mal deutlich der Mystik und Magie, die mit der Bergwelt und deren Bevölkerung verbunden sind. Der Film zeigt die Situation in drei verschiedenen Seitentälern des Kantons Uri: Das Madranertal, das noch sehr natürlich ist; das Schächental, in dem die Bevölkerung Touristen ausgesetzt ist und die Bauern das Einkommen mit zusätzlicher Fabrikarbeit aufbessern müssen; und das Göschereralptal, wo das Dorf einem Stausee weichen musste. In einem Tal bleibt die Bevölkerung noch, im zweiten muss sie ausziehen, im dritten ist sie bereits ausgezogen.

Der Film „Grauzone“ zeigt das urbane Gebiet, in das viele Bergler umgezogen sind. Der Film ist ganz in grau gehalten. Murer bemerkte durch sein Beobachten, dass ein Überwachungsstaat sehr naheliegend ist. Wegen der Fichenaffäre wurde er dann vielfach als Prophet dargestellt.

Das Meisterwerk von Murer ist der Spielfilm „Höhenfeuer“. Er zeigt das Verhalten der Menschen, wenn sie isoliert und einsam sind. Die Geschichte spielt zwar in einem Urner Tal, könnte aber gleichsam irgendwo zwischen Island und Kasachstan spielen. Der Film kommt mit einem Minimum an Dialog aus, inhaltlich könnte man ihn daher beinahe als Stummfilm bezeichnen. Murer meisterte die Schwierigkeiten, die das Thema bietet, anscheinend mit Leichtigkeit.

Im Dokumentarfilm „Der grüne Berg“ lieferte Murer einen Beitrag zur Diskussion um die Lagerung radioaktiver Abfälle bei Wolfenschiessen (Nidwalden). Im Film diskutieren scheinbar Parteien miteinander, die in Wahrheit nicht mehr miteinander geredet haben.

Der Spielfilm Vollmond wollte die Beziehung und die Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenenleben aufzeigen. Ursprünglich waren zwei Filme geplant („Zweimal die ganze Wahrheit“). Fehlende Finanzmittel machten eine Reduktion des Projektes notwendig. Der Film erhielt eher schlechte Kritiken, er war kein zweites „Höhenfeuer“. Murer zeigt sein Talent aber wenigstens darin, dass er mit Leichtigkeit etwa 50 Personen (Sprechrollen) im Film einführt und der Zuschauer trotzdem den Überblick nicht verliert.

Das aktuelle Werk Murers ist der Spielfilm „Vitus“. Er erzählt die Geschichte eines hochbegabten Jungen, seines Widerstands gegen seine überambitionierten Eltern und der Beziehung zu seinem Großvater. Auch die Finanzierung dieses Films erwies sich als überaus schwierig: fünf Jahre dauerte es, bis der Dreh schliesslich zustande kam. Vitus hatte einige Publikumserfolge an internationalen Festivals feiern können. Bei der Oscar-Ausscheidung hat er sogar das Halbfinale erreicht. Vitus ist auf die Shortlist der besten neun Filme gekommen, doch für die Endrunde als bester ausländischer Film hat es nicht gereicht.


Ende Juli 2008 wurde die Schweizer Filmakademie gegründet, deren Leitung Murer übernimmt. Die Akademie soll sich zukünftig um die Organisation und das Nominierungsverfahren des Schweizer Filmpreises kümmern.[1]

Spezielles

Im September 2008 erschien bei der Schweizerischen Post eine von Fredi M. Murer kreierte Briefmarke - dies im Rahmen der Marken-Serie «Prominente gestalten eine Briefmarke». In der Serie durften bisher Emil Steinberger, Stephan Eicher, Nina Corti und Clown Dimitri eine eigene Marke kreieren.

Filme

  • 1962: Marcel
  • 1965: Pazifik - oder die Zufriedenen
  • 1965: Sylvan
  • 1966: Chicorée
  • 1966: Bernhard Luginbühl
  • 1967: High and Heimkiller
  • 1969: Sadis - fiction
  • 1969: Vision of a blind man
  • 1969: Swissmade - 2069
  • 1972: Passagen
  • 1973: Christopher und Alexander
  • 1974: Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, daß wir da sind
  • 1979: Grauzone
  • 1982: A New Face of Debbie Harry
  • 1985: Höhenfeuer
  • 1987: Sehen mit anderen Augen
  • 1987: Jenatsch (Darsteller)
  • 1990: Der grüne Berg
  • 1991: Die verborgene Fiktion im Dokumentarfilm
  • 1998: Vollmond
  • 2004: Downtown Switzerland (Produktion, Regie, Buch)
  • 2006: Vitus

Einzelnachweise

  1. vgl. SDA: Schweizer Filmpreis 2009 Kompromiss zwischen BAK und Filmakademie bei nzz.ch, 30. Juli 2008 (aufgerufen am 31. Juli 2008)

Weblinks


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