Albert Roth

Albert Roth
Albert Roth

Emil Albert Roth (* 10. September 1893 in Liedolsheim; † 7. Januar 1952 in Karlsruhe) war Reichstagsabgeordneter der NSDAP.

Leben

Roth arbeitete nach dem Besuch der Volksschule im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern.[1] Im Ersten Weltkrieg war Roth ab 1914 Soldat im Fußartillerie-Regiment Nr. 14 in Straßburg. Nach eigenen Angaben wurde er an der Somme verschüttet und bei einem Gasangriff verwundet.[2] Wegen starker Kurzsichtigkeit wurde Roth im April 1917 aus der Armee entlassen.

Im Zivilleben arbeitete Roth als Landwirt und entwickelte sich aufgrund seiner rhetorischen Fähigkeiten zu einem Bauernführer. Albert Roth gehörte 1920 zusammen mit Robert Roth[3] zu den Gründern der Liedolsheimer Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes. Im Juli 1923 nahmen Albert und Robert Roth an einem Turnfest in München teil, in deren Verlauf es zu einer persönlichen, einstündigen Begegnung mit Hitler kam. Hitler lehnte die Bitten nach Unterstützung und einem Besuch in Liedolsheim ab: Er könne derzeit keinen einzigen Mann in Bayern entbehren.[4] Der NSDAP (Mitglieds-Nr. 28.199), die in Baden seit Juli 1922 verboten war, trat Roth noch in München bei.

Roth war zeitweise Leiter der nach der Wiederzulassung der Partei gegründeten NSDAP-Ortsgruppe in Liedolsheim, die als „älteste Ortsgruppe im Gau Baden“[5] bezeichnet wurde, zudem leitete er die Partei im Kreis Bretten. Liedolsheim entwickelte sich in der Weimarer Republik zu einer frühen Hochburg der NSDAP und ihrer Ersatzorganisationen: Auf den Völkisch-Sozialen Block entfielen bei der Reichstagswahl im Mai 1924 51,9 % der Stimmen (Baden: 4,8 %, Reich: 6,6 %).[6] Bei der badischen Landtagswahl 1929 erzielte die NSDAP vor Ort 38 % (Baden 7,0 %), Roth gelang der Einzug in den Landtag. Zu diesem Zeitpunkt war er ausgebildeter NSDAP-Reichsredner und aus Sicht der sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht“ „einer der übelsten nationalsozialistischen Agitatoren“.[7] Im Parlamentsbetrieb bewährte sich Roth nach rückblickenden Angaben von Walter Köhler, nach 1933 badischer Ministerpräsident, weniger: Roth habe auf Versammlungen mit einstudierten Phrasen Erfolge erzielt, zeigte aber im Parlament Schwächen bei der flexiblen Reaktion auf Zwischenrufe des politischen Gegners.[8]

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt Roth im November 1933 ein Mandat im Reichstag, der in der Zeit des Nationalsozialismus bedeutungslos war. Der SS trat er am 9. November 1934 im Rang eines SS-Hauptsturmführers bei (Mitglieds-Nr. 261.909). Zuletzt am 9. November 1943 zum Standartenführer befördert, war Roth dem Stab im Rasse- und Siedlungsamt der SS zugeordnet. Zudem war er Mitglied des Deutschen Reichsbauernrates und Hauptabteilungsleiter bei der Landesbauernschaft Baden.

Einzelnachweise

  1. Biographische Angaben bei:
    • Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste Verlag, Düsseldorf, 2004. ISBN 3-7700-5254-4, S. 526;
    • Johnpeter Horst Grill: The Nazi movement in Baden, 1920 - 1945. University of North Carolina Press, Chapel Hill 1983, ISBN 0-8078-1472-5, S. 69f;
    • Ernst Otto Bräunche: Die Entwicklung der NSDAP in Baden bis 1932/33. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 125. Band (NF 86. Band) 1977, S. 331-375. Hier S. 342.
    • Biographie im Handbuch des Reichstags
  2. Biographie im Handbuch des Reichstags
  3. Nach den Angaben bei Lilla waren Albert und Robert Roth Brüder, Grill spricht hingegen von einer „nicht direkten Verwandtschaft“ (S. 69)
  4. Grill, Nazi movement, S. 70.
  5. Lilla, Statisten, S. 527.
  6. Örtliche Wahlergebnisse bei Monika Rummel, Uwe Rummel: Dettenheim: Wendepunkte in der Geschichte von Liedolsheim und Rußheim. Gemeinde Dettenheim, Altlußheim 1998, ISBN 3-00-003405-6, S. 49 und Bräunche: Entwicklung, S. 342. Überörtliche Wahlergebnisse siehe Wahlen in der Weimarer Republik.
  7. Volkswacht 19. Jahrgang, Nr. 135 vom 6. Juli 1929 S. 5, zitiert bei Bräunche: Entwicklung, S. 342.
  8. Unter Berufung auf Köhler: Bräunche: Entwicklung, S. 342.

Weblinks


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