Freie Stadt Lübeck

Freie Stadt Lübeck
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Lübeck Deutschlandkarte, Position der Stadt Lübeck hervorgehoben 53.86972222222210.68638888888913Koordinaten: 53° 52′ N, 10° 41′ O
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Kreisfreie Stadt
Höhe: 13 m ü. NN
Fläche: 214,14 km²
Einwohner: 211.541 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 988 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 23501–23570
Vorwahlen: 0451 (Hansestadt Lübeck) und 04502 (Lübeck-Travemünde)
Kfz-Kennzeichen: HL
Gemeindeschlüssel: 01 0 03 000
Stadtgliederung: 10 Stadtteile mit 35 Stadtbezirken
Adresse der Stadtverwaltung: Breite Straße 62
23552 Lübeck
Webpräsenz:
Bürgermeister: Bernd Saxe (SPD)

Die Hansestadt Lübeck[1] (Adjektiv: lübsch, lübisch, heute auch lübeckisch) ist eine kreisfreie Stadt im Norden Deutschlands und im Südosten Schleswig-Holsteins an der Ostsee (Lübecker Bucht). Sie hat nach der Landeshauptstadt Kiel die meisten Einwohner und ist eines der vier Oberzentren des Landes. Flächenmäßig ist sie die größte Stadt in Schleswig-Holstein. Die mittelalterliche Lübecker Altstadt ist Teil des UNESCO-Welterbes.

Nächste größere Städte sind Hamburg etwa 65 km südwestlich, Kiel etwa 78 km nordwestlich und Schwerin etwa 68 km südöstlich. Lübeck grenzt unmittelbar an die Europäische Metropolregion Hamburg an. Lübeck wird auch „Stadt der Sieben Türme“ und „Tor zum Norden“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Wahrzeichen Lübecks: das Holstentor;
links die Türme der Marienkirche,
rechts der Turm der Petrikirche, davor die historischen Salzspeicher. Aufnahme 2004.
Blick auf die Innenstadt (Altstadt) aus Norden in Richtung Süd-Südwest im Morgenlicht; rechts oben die Trave. Luftaufnahme 2006.

* Zu erkennen sind im Uhrzeigersinn links der Bildmitte die Türme von: St.Aegidien (li.o.), Dom (Doppeltürme am ob. Bildrand), rechts der Bildmitte: St.Petri (Turm vor Grünzone), Holstentor (kl. Doppeltürme westl./re. der Petrikirche), St.Marien (größte Doppeltürme zwischen St.Petri und Holstentor), St. Jakobi (nördl./unterhalb der Marienkirche), im Norden das Burgtor mit sonnenglänzendem Dach (am unteren Bildrand rechts), Kanal-Hafen (li. u.) mit direktem Anschluss (li. außerhalb des Bildes) an den Elbe-Lübeck-Kanal (li. ob. im Bogen bis Mitte ob. Bildrand).
* Im Zuge der Verkehrsberuhigung der Altstadt entstand in den 1970er/1980er−Jahren für den Individualverkehr auf ehemals altem Industrie- und Lagerareal die erforderliche Parkzone (Bildrand li. und unten). Eine neue Nutzung fand ebenfalls das frühere Bahn- und Lagergelände nördl./re. vom Holstentor durch die Musik- und Kongresshalle, genannt „MuK“, die über eine Fußgängerbrücke direkt aus der Altstadt erreichbar ist (Bildrand re.o.). Vor der Musikhalle ist auf der Untertrave der südliche Abschnitt des Museumshafens Lübeck erkennbar, der sich entlang des Altstadtufers nach Norden/nach rechts weiter außerhalb des Bildes erstreckt.
Rundblick über die Altstadt vom Turm der Petrikirche aus; links die Marienkirche (Doppeltürme), auf der rechten Bildhälfte das Holstentor (mit Bauplane).
Rundblick über die Altstadt vom Turm der Petrikirche aus; links die Marienkirche (Doppeltürme), auf der rechten Bildhälfte das Holstentor (mit Bauplane).

Geographie

Blick von St. Petri nach Norden mit Marienkirche, …
… nach Osten, …
… nach Süden mit dem Dom …
… und im Westen die Trave, …
… vielfältige Giebelformen …
… und das im Winkel stehende, historische Rathaus am Markt neben der Marienkirche.

Die Stadt liegt in der Norddeutschen Tiefebene an der unteren Trave, einem schiffbaren Fluss, der etwa 17 km von der Altstadt entfernt im Stadtteil Travemünde in die Ostsee mündet. Die Altstadt liegt auf einem Hügel, der einen Werder zwischen den Wasserläufen der Trave und der Wakenitz bildet. Ferner durchzieht der Elbe-Lübeck-Kanal das Stadtgebiet von Krummesse bis zur Trave. Die umgebende Landschaft gehört zum Ostholsteiner Hügelland und ist geprägt von der Weichseleiszeit (Pleistozän). Die geografische Lage an der Trave, die kurz vor Travemünde den Baltischen Höhenrücken durchbricht, begünstigte die Entwicklung der Stadt als Ostseehafen und begründete ihren rasanten Aufstieg zum nordeuropäischen Machtzentrum des Mittelalters.

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet Lübecks ist seit der Neustrukturierung durch Bürgerschaftsbeschluss vom 28. September 1972 amtlich in zehn Stadtteile eingeteilt. Diese wiederum sind in insgesamt 35 Stadtbezirke gegliedert. Die zehn Stadtteile mit ihren amtlichen Nummern und den Einwohnerzahlen der Stadtteile:

Andere Bezeichnungen von Stadtteilen wie Hochschulstadtteil, Ringstedtensiedlung, Edelsteinsiedlung oder Planetensiedlung entsprechen nicht der Verwaltungsgliederung.

Die Lübecker Stadtteile haben im Laufe der Zeit jeweils ihr eigenes Bild entwickeln können.

01: Die Innenstadt ist das touristische Kernstück Lübecks, der älteste und flächenmäßig kleinste Stadtteil. Die Innenstadt liegt hauptsächlich auf der Altstadtinsel zwischen Trave und Wakenitz, die in etwa eine Ausdehnung von zwei Kilometer von Nord nach Süd und einen Kilometer von West nach Ost hat. Einige wesentliche Gebäude, die zur Innenstadt gerechnet werden, liegen auf umliegenden kleineren Inseln, wie etwa das Holstentor, das am Fuß der so genannten Wallhalbinsel liegt. Um die Innenstadt zu verlassen, muss jeweils eine Brücke im alten Befestigungsgürtel um die Stadt (Wallanlagen) überquert werden. Die Neustädte schließen sich nicht wie in den meisten anderen Städten unmittelbar an die mittelalterliche Altstadt an. Die nördliche Wallhalbinsel, auf der sich zurzeit die Media Docks und einige Lagerhallen des Hafens befinden, soll in den nächsten Jahren zu einer Hafen City ähnlich dem Projekt in Hamburg ausgebaut werden.

05/06: Westlich des Holstentors liegen die beiden Vorstädte St. Lorenz-Nord und St. Lorenz-Süd, die durch die Bahnstrecke getrennt werden. Namengebend ist die Kirche St. Lorenz am Steinrader Weg, die auf die Kapelle eines Pestfriedhofs aus dem 16. Jahrhundert zurückgeht. Hier wurde Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Vorstadt für die Unter- und Mittelschicht errichtet, in der sich schon bald eine entwickelte Arbeiterkultur etablierte. In der Meierstraße in St. Lorenz-Süd wurde 1913 Willy Brandt geboren. An der Lutherkirche in St. Lorenz-Süd arbeitete Karl Friedrich Stellbrink, einer der Lübecker Märtyrer im Nationalsozialismus. Auch heute dominieren die beiden Stadtteile Geschosswohnungen sowie Industrie (Drägerwerk) und nur wenige Grünanlagen.

03/04: Jenseits der Bahngleise in St. Lorenz-Süd folgen dann die beiden Stadtteile Buntekuh und Moisling, die durch Wohnblocks aus den 1960er Jahren geprägt sind. In Buntekuh befinden sich ebenfalls weitläufige Gewerbegebiete entlang der A 1. Moisling blickt im Unterschied zu Buntekuh auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurück. Bereits im 17. Jahrhundert gab es hier eine damals noch zu Dänemark gehörende Siedlung, die vor allem von Juden bewohnt war. Auch heute findet sich hier noch ein jüdischer Friedhof. Der Stadtteil Buntekuh verdankt seinen Namen einem bäuerlichen Gut, das hier bis Ende der 1950er Jahre existierte. Das Gut wiederum wurde nach der HansekoggeBunte Kuh“ benannt, die 1401 den Angriff auf den Seeräuber Klaus Störtebeker führte.

02: Im Süden der Altstadt und auf der Wakenitzhalbinsel auch den östlichen Altstadtrand umfassend liegt der mit Abstand flächengrößte Stadtteil St. Jürgen, der im nördlichen Teil durch gründerzeitliche Villenviertel, dann südlich des St.-Jürgen-Rings eher durch Wohnblocks der 1950er bis 1970er Jahre geprägt ist. Im Süden läuft St. Jürgen mit einem breiten Grüngürtel voller Felder und Wiesen in die lauenburgische Landschaft aus. Im Osten wird der Stadtteil von der Wakenitz begrenzt, wo in den Auen aufgrund der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze ein reichhaltiges Naturschutzgebiet entstanden ist. In St. Jürgen liegen die beiden größten Hochschulen Lübecks, die Universität und die Fachhochschule. St. Jürgen war ursprünglich eine Vorstadt mit Gärtnereien und Weiden. Heute sind nur noch vier Gärtnereien vertreten, denn die Grünflächen wurden größtenteils bebaut. Wichtigstes Neubauprojekt ist der Hochschulstadtteil, der als gemischtes Wohn- und Geschäftsviertel angelegt wurde, und das Neubaugebiet Bornkamp.

Im äußersten Süden Lübecks schließen sich mehrere dörfliche Stadtteile an wie Vorrade, Beidendorf, Wulfsdorf und Blankensee mit dem Flughafen, die noch zum Gebiet von St. Jürgen gehören. Außergewöhnlich ist der Grenzverlauf im Dorf Krummesse. Hier gehören die alten Bauernhöfe mit ihren Hufen abwechselnd zu Lübeck und zum Herzogtum Lauenburg, so dass die territoriale Zugehörigkeit einem Flickenteppich ähnelt.

07: St. Gertrud im Norden der Altstadt ist ebenso wie St. Jürgen direkt in Altstadtnähe durch klassizistische Sommerhäuser und Gründerzeitvillen rund um den Stadtpark und die Wakenitz geprägt. Weiter im Osten folgen modernere Wohnviertel für alle sozialen Schichten. An der Trave findet sich das auch sehr sehenswerte Fischerdorf Gothmund mit einigen reetgedeckten Fischerkaten. Hier liegt auch der Lübecker Stadtwald Lauerholz, in dem sich die Grenze zur ehemaligen DDR nachvollziehen lässt.

08: Jenseits des Stadtwaldes Lauerholz liegt der kleine Stadtteil Schlutup, der durch seinen an der Trave gelegenen Fischereihafen geprägt ist. Er wandelt sich zu einem modernen Papierumschlaghafen. In Schlutup befand sich vor der Wende der nördlichste Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik und der DDR: die Transitstrecke nach Rostock und Sassnitz im Zuge der B 105.

09: Nördlich der Trave liegt Kücknitz, das alte Industrieviertel von Lübeck. Hier wurde bis in die 80er Jahre bei den Metallhüttenwerken Roheisen sowie Koks, Zement und Kupfer hergestellt. Daran erinnert noch das Museum für Arbeiterkultur in der Geschichtswerkstatt Herrenwyk. In Kücknitz liegt ein wichtiger Teil des Lübecker Hafens, der unter anderem aus einem neu erbauten Containerterminal besteht. Die Flenderwerft, die traditionsreiche Werft des Stadtteils, meldete im Jahr 2002 Insolvenz an. Seit 2006 befindet sich auf dem ehemaligen Werftgelände der Seeland Kai der Lübecker Hafengesellschaft sowie ein Fährterminal der Lehmann-Gruppe.

10: An der Mündung der Trave liegt schließlich Travemünde, das bereits im 14. Jahrhundert von Lübeck erworben wurde und seit 1801 als Seebad anerkannt ist. Hier lockt ein breiter Sandstrand sowohl am eigentlich Ortskern als auch auf der Priwallhalbinsel, die zu Vor-Wende-Zeiten nur per Fähre erreicht werden konnte, weil sie am Ende von der DDR begrenzt wurde. Südlich der Priwallhalbinsel, der Ostsee abgewandt, liegt die Pötenitzer Wiek, eine große Bucht der Trave, die aufgrund ihrer Grenznähe auch als artenreiches Gebiet konserviert werden konnte. In Travemünde liegt auch der Skandinavienkai, der größte Ostseefährhafen Deutschlands. Von dort fahren Fähren in viele Ostseehäfen wie Trelleborg, Helsinki und Klaipėda.

Nachbargemeinden

Folgende Gemeinden, die mit Ausnahme von drei Gemeinden, die in Mecklenburg-Vorpommern liegen, alle zu Schleswig-Holstein gehören, grenzen an die Stadt Lübeck:

Die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn gehören bereits zur Europäischen Metropolregion Hamburg. Lübeck als Oberzentrum bildet aus Sicht der Raumordnung mit Stockelsdorf, Bad Schwartau, Ratekau und Groß Grönau eine Agglomeration, auch in den mecklenburgischen Nachbargemeinden entwickelt sich durch das Fördergefälle ein Speckgürtel. Mit der Gemeinde Krummesse bestehen in Deutschland einmalige, bizarre Grenzverhältnisse; die Gemeinde Krummesse hat hierdurch bedingt die längste Gemeindegrenze Deutschlands bezogen auf ihr Gemeindegebiet. In den Gemeinden der Agglomeration wohnen in etwa weitere 70.000 Einwohner, so dass der Ballungsraum Lübeck etwa 283.000 Einwohner hat.

Klima

Klimadiagramm von Lübeck

[2]

Geschichte

Chronik: Geschichte der Hansestadt Lübeck

Erste Besiedlung

Das Pöppendorfer Großsteingrab, Westseite (mit Eingang)

Von einer ersten Besiedlung nach der Weichseleiszeit künden heute noch zahlreiche Hünengräber der Jungsteinzeit im Stadtgebiet und der näheren Umgebung wie das Pöppendorfer Großsteingrab im Waldhusener Forst.

Slawische Besiedlung

Im Osten Holsteins begann die slawische Besiedelung ab zirka 700 nach Christus, nachdem vorherige germanische Bewohner nach Westen abgewandert waren. Der etwa zur Zeit Karls des Großen (748–814) entstandene Ort Liubice („die Liebliche“ [3]) lag nördlich der Lübecker Altstadtinsel zwischen der heutigen Teerhofinsel und der Mündung der Schwartau in die Trave. Als wichtiges Bodendenkmal wurde er durch eingehende Ausgrabungen untersucht. In diese Zeit gehört auch der Pöppendorfer Ringwall. Seit dem 10. Jahrhundert war Liubice neben Oldenburg in Holstein (Starigard) die wichtigste Siedlung der Abodriten. Das in der Mecklenburg und Liubice sesshafte Geschlecht der Nakoniden lag mit den Liutizen in ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Wahrscheinlich war Liubice bereits in dieser Zeit burgartig befestigt. Nach der dendrochronologisch auf das Jahr 819 bestimmten Gründung der Burg [4] wurde Liubice erstmals um das Jahr 1076 von Adam von Bremen [5] erwähnt, der auch von der Steinigung des Ansverus im Jahr 1066 bei Einhaus berichtet. Im Jahr 1093 übernahm der christliche Nakonide Heinrich die Herrschaft über die Abodriten und machte Liubice zu seiner Residenz. Nach seinem Tod im Jahr 1127 wurde der Ort von den Ranen niedergebrannt.

Deutsche Kolonisation und Lübecker Burg

In der heutigen Lage auf dem Hügel Buku, Standort einer ehemaligen wendischen Burg zwischen Trave und Wakenitz, wurde die Stadt Lübeck 1143 durch Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee neu begründet. Er legte hier die erste für Lübeck dokumentarisch aufgeführte Burg, einen Holz-Erde-Wall, an, welche 1147 von Helmold von Bosau [6] erwähnt wurde. Mittels Grabungen aus der Neuzeit konnte ein Brunnen für die Zeit um 1155 bestimmt werden. Die Burganlage musste Adolf 1158 an Heinrich den Löwen abtreten, als er durch seine Einmischung in die dänischen Thronstreitigkeiten dessen Unzufriedenheit erregt hatte. Nach Heinrichs Sturz wurde die Burg von 1181 bis 1189 kaiserlich, anschließend bis 1192 dann wieder herzoglich-sächsisch. Für den kurzen Zeitraum von 1192 bis 1201 ist sie wieder in gräflich-holsteinischem Besitz gewesen und wurde 1217 von König Waldemar II von Dänemark übernommen. Nach dessen Niederlage in der Schlacht bei Bornhöved (1227) wurde an ihrer Stelle das Burgkloster errichtet, in das Dominikanermönche einzogen.[7][8].

Die Zeit der Hanse bis zum Frieden von Stralsund

Anfänge

Friedrich I. Barbarossa
Heinrich der Löwe mit seiner 2. Frau Mathilde von England (1188)
Reichsfreiheitsbrief der Stadt Lübeck aus dem Jahr 1226
Stadtsiegel von 1280

Nach einem Brand 1157 wurde Lübeck von Heinrich dem Löwen wiederaufgebaut, der hierfür seine Stadt Bardowick aufgab. 1160 erhielt Lübeck das Soester Stadtrecht. Dieser Zeitpunkt wird heute von Historikern [9] als der Beginn der Kaufmannshanse (im Gegensatz zur späteren Städtehanse) angesehen. Wichtigstes Argument für diese Position stellt dabei das Artlenburger Privileg von 1161 dar, in dem Lübecker Kaufleute den bisher im Ostseehandel dominierenden gotländischen Kaufleuten rechtlich gleichgestellt werden sollten. In dieser Zeit begann durch Helmold von Bosau und seinen Nachfolger Arnold von Lübeck [10] mit der Chronica Slavorum die umfassende schriftliche Überlieferung des Zeitgeschehens in Nordostdeutschland.[11] Das Barbarossa-Privileg von 1188 sicherte der Neugründung den territorialen Bestand und die Handelsmöglichkeiten.

Die der Stadt von Heinrich dem Löwen mitgegebene Ratsverfassung beruhte auf einem Stadtrat von 24 Ratsherren, der sich aus den Zusammenschlüssen der Kaufleute selbst durch Zuwahl ergänzte und aus seiner Mitte bis zu vier Bürgermeister wählte. So konnten nur die wirtschaftlich stärksten Kaufmannsfamilien in den Rat gelangen, es durfte allerdings nur jeweils ein Mitglied einer Familie im Rat sein, nie zwei gleichzeitig. Dieses Modell der Verfassung blieb bis zum 19. Jahrhundert weitgehend erhalten. Damit war die Grundlage für den ausschließlich an den Interessen der Fernhandelskaufleute ausgerichteten rasanten Aufstieg Lübecks zur Handelsmacht in Nordeuropa von der inneren Struktur gelegt. Um 1200 nahm der Hafen und die Schifffahrt weiter Aufschwung: Lübeck wurde der Auswanderungshafen für die Ostkolonisation des Deutschen Ordens in Livland, die unter dem Hochmeister Hermann von Salza ihren Höhepunkt erreichte (Goldene Bulle von Rimini vom März 1226).

Kurz darauf erlangte Lübeck im Juni 1226 von Kaiser Friedrich II. mit dem Reichsfreiheitsbrief die Reichsfreiheit und wurde reichsunmittelbare Stadt. Die Stadt nahm durch ihre günstige geografische Lage und den neuen Schiffstyp Hansekogge, die ein Vielfaches an Frachtgut im Vergleich zu früheren Schiffstypen befördern konnte, rasch Aufschwung. Die Bedrohung der Eigenständigkeit durch die dänische Machtausdehnung unter Waldemar II. wurde in der Schlacht bei Bornhöved erfolgreich abgewehrt.

Lübeck als Königin der Hanse

Lübecker Goldgulden von 1341

Lübeck wurde zum Hauptort der Hanse, die sich im 13. Jahrhundert zur Städtehanse wandelte, (auch Königin der Hanse genannt) und entwickelte sich zur zeitweise wichtigsten Handelsstadt im nördlichen Europa. Es entstand der Verband der wendischen Städte unter Lübecks Führung. Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Lübeck 1340 das Goldmünzrecht. 1356 fand der erste allgemeine Hansetag in Lübeck statt. Die ständigen Auseinandersetzungen mit Dänemark unter König Waldemar IV. führten nach der Niederlage der Hanseatischen Flotte unter dem Befehl des Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg im Öresund zu dem für die Hansestädte ungünstigen Frieden von Vordingborg (1365) und im Jahr 1367 zur Bildung der Kölner Konföderation. 1369 fiel jedoch die dänische Festung Helsingborg nach der hansischen Belagerung unter Bruno von Warendorp. Mit dem Frieden von Stralsund erreichte Lübeck den Höhepunkt seiner Macht im Ostseeraum.

Durch die Gründung des Wendischen Münzvereins 1379 wurde die lübische Mark zur Leitwährung im Ostseehandel. Kaiser Karl IV. besuchte als erster römisch-deutscher König seit Friedrich I. 1375 die Stadt.

1380 kam es um zu inneren Unruhen, den sogenannten Knochenhaueraufständen. Die vom Rat ausgeschlossenen Handwerker und kleinen Kaufleute, die durch immer wieder erhöhte Steuern und finanzielle Einbußen den kostspieligen Krieg gegen Dänemark mitgetragen hatten, forderten unter der Führung der Knochenhauer mehr Freiheiten für die Ämter und Mitspracherecht im Rat. Nach einer Machtdemonstration des Rats kam es zu einem Kompromiss, der jedoch nicht lange hielt: 1384 nutzte Hinrik Paternostermaker, ein mit seinen Geschäften unzufriedener Kaufmann, den nach zu vor gärenden Unmut in den Ämtern zu einer Verschwörung gegen den Rat. Der Anschlag wurde verraten und blutig niedergeschlagen.

Lübeck von Osten (1572) von Frans Hogenberg
Die Lisa von Lübeck; Nachbau einer Hansekogge aus dem 15. Jahrhundert, deren Heimathafen Lübeck ist

Im 14. Jahrhundert war Lübeck neben Köln und Magdeburg eine der größten Städte des Reiches. Das Lübecker Stadtrecht (lübisches Recht), welches aus dem Soester Stadtrecht hervorgegangen war, galt in vielen Hansestädten, vor allem im Ostseeraum, und der Lübecker Rat war als Oberhof Appellationsinstanz für alle Hansestädte des Lübecker Rechtskreises.

Hamburg und Lübeck arbeiteten eng zusammen: Während Hamburg insbesondere den Nordseeraum und Westeuropa abdeckte, orientierte sich der Seeverkehr Lübecks nach Skandinavien und in den Ostseeraum vom Bergener Kontor Bryggen bis nach Nowgorod (Peterhof). Politisch ist der Einfluss Lübecks auch im Hansekontor in Brügge und im Londoner Stalhof von herausragender Bedeutung für die Entwicklung des hansischen Handels gewesen. Der Handelsverkehr zwischen den beiden Hansestädten wurde vorwiegend über Land, beispielsweise über die Alte Salzstraße, durchgeführt, aber auch per Binnenschiff durch den Stecknitz-Kanal, über den auch das Salz aus Lüneburg, eines der wichtigsten Exportgüter Lübecks in Richtung Norden und Osten, transportiert wurde. Das Salz wurde im Ostseeraum benötigt, um Fisch zu konservieren. Der Hering war im Mittelalter im Binnenland eine beliebte Fastenspeise.

Zum Schutz der Handelsinteressen der Hanse und zum Schutz gegen Seeräuber, wie die Vitalienbrüder statteten Lübecker Kaufleute eine bedeutende Anzahl Orlogschiffe (Kriegsschiffe) aus.

Die Hansezeit nach dem Frieden von Stralsund bis zur Reformation

Haupthandelsrouten der Hanse
Notkes Totentanz, Fragment in St. Nikolai in Reval
Vorwort zum Missale Aboense mit der Druckermarke Bartholomäus Ghotans, 1488

Auch der Beginn des 15. Jahrhunderts war von 1408–1415 durch innere Unruhen geprägt. In deren Verlauf kam es zur zeitweisen Absetzung des Rates. So geriet Lübeck 1410 vorübergehend in Reichsacht. Durch die Chroniken dieser Zeit aufgezeichnet durch die Lesemeister Detmar und Hermann Korner besteht zusammen mit den Urkundensammlungen für diese Zeit bereits eine herausragende Quellenlage und Geschichtsschreibung.

Der Vertrag von Perleberg führte 1420 unter Mithilfe Hamburgs zu einer Beordnung des Verhältnisses zu den Herzögen von Sachsen-Lauenburg. Fortan wurden Bergedorf und die Vierlande bis ins 19. Jahrhundert gemeinsam verwaltet.

Die Einführung des Sundzolls 1429 für die Durchfahrt durch den Öresund durch König Erik VII. führte zu einer erneuten Eskalation zwischen den Hansestädten und Dänemark, die 1435 mit dem Frieden von Vordingborg mit einer Bestätigung der Privilegien der Hanse beigelegt wurde. Gleichwohl mussten die Hansestädte schon bald mit dem Frieden von Kopenhagen - das Ende der Hansisch-niederländische Krieg - die aufkommende niederländische Konkurrenz in der Ostsee hinnehmen.

Die ständigen Einschränkungen der Privilegien der Hanse am Londoner Stalhof führen 1470 zur Kriegserklärung der wendischen und preußischen Städte der Hanse gegen England. Der Seekrieg wird als Kaperkrieg geführt und für die Hanse durch den Frieden von Utrecht (1474) durch den Bürgermeister Hinrich Castorp erfolgreich abgeschlossen.

Der Ostseehandel der Lübecker in dieser Zeit wurde nicht nur von Salz, Heringen aus Schonen und Stockfisch aus Nordnorwegen geprägt. Nordeuropa wurde von hier aus mit Waren des täglichen Bedarfs versorgt. Auch Kunstgegenstände wie die Werke des Malers und Bildhauers Bernt Notke und dessen Zeitgenossen Hermen Rode finden sich, ebenso wie in Lübeck hergestellte Flügelaltäre im gesamten Ostseeraum.

Die Handelsbeziehungen der Hanse förderten auch den Absatz von Büchern. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks wurde Lübeck Ende des 15. Jahrhunderts durch Drucker wie Lucas Brandis und seinen Bruder Matthäus, Johann Snell, Bartholomäus Ghotan (der 1488 mit dem Missale Aboense das erste für Finnland gedruckte Buch herstellte), Steffen Arndes (Niederdeutsche Bibel, 1494) und später Johann Balhorn zum Druck- und Buchvertriebszentrum des Ostseeraums. Die von Hans van Ghetelen 1498 herausgegebene niederdeutsche Übersetzung des Reynke de vos (Reineke der Fuchs) war in Deutschland und Skandinavien zu der Zeit nach heutiger Diktion ein trivialer Bestseller. In Deutschland übertraf Lübeck im Markt für Druckerzeugnisse in mittelniederdeutscher Sprache die Stadt Köln, da diese durch den prägenden Katholizismus den Markt nicht in der geforderten Art und Weise bedienen konnte.[12]

1500 wurde Lübeck Teil des Niedersächsischen Reichskreises.

Die Fehden mit Dänemark nahmen nach 1509 aufgrund der Hegemonialpolitik des dänischen Königs Christian II. wieder zu, wurden aber zunächst im Frieden von Malmö (1512) durch den Bürgermeister Thomas von Wickede beigelegt. Sie loderten jedoch bald wieder auf. Lübeck verhalf Gustav I. Wasa 1523 auf den schwedischen Thron, König Christian II. wurde unter Mitwirkung des Bürgermeisters von Wickede abgesetzt und Friedrich I. zum neuen König von Dänemark gekrönt; im Gegenzug wurde die Insel Bornholm von 1525 an für fünfzig Jahre lübisch. Für Dänemark endete hiermit die Zeit der Kalmarer Union.

Johannes Bugenhagen

Die Zeit von etwa 1522 bis 1530 war geprägt durch das Vordringen der Reformation. 1531 berief der Rat Johannes Bugenhagen, um das Gemeinwesen (Kirche, Schule, Sozialfürsorge) im reformatorischen Sinn neu zu ordnen. Seine Der Keyserliken Stadt Lübeck christlike Ordeninge erschien im Mai 1531; Ende des Jahres zwang der Rat das Domkapitel in einem Vertrag zum Verzicht auf das Kirchenvermögen in der Stadt. Erster Superintendent und Rektor der neu gegründeten Lateinschule Katharineum wurde Hermann Bonnus.

Im selben Jahr führte der Eintritt Lübecks in den Schmalkaldischen Bund dazu, dass die katholischen Bürgermeister Nikolaus Brömse und Hermann Plönnies die Stadt verließen. In den darauf folgenden Unruhen gelang es Jürgen Wullenwever, den Rat mit seinen Anhängern zu besetzen. Nach seinem Scheitern und Brömses Rückkehr trat Lübeck wieder aus dem Bund aus.

Lübecks Rolle als führende Handelsmacht in der Ostsee wurde in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zunehmend durch niederländische Kaufleute gefährdet, die unter Umgehung der Lübecker Stapels direkt die Städte im östlichen Teil der Ostsee ansteuerten. Nachdem der Friedrich I. nicht bereit war, Lübeck als Lohn für seine Hilfe bei der Gefangennahme Christian II. 1532 die Sundschlösser zu überlassen, versuchte Jürgen Wullenwever mit militärischen Mitteln, die alte Vormachtstellung im Ostseeraum wiederherzustellen und die Grafenfehde zu Gunsten Lübecks zu beeinflussen. Zur Finanzierung seiner militärischen Abenteuer ließ er unter anderem den Kirchenschatz einschmelzen. Doch er scheiterte dramatisch, musste 1535 die Stadt verlassen, wurde vom Erzbischof von Bremen gefangen genommen und 1537 hingerichtet. Damit war Lübecks Zeit als „Königin der Hanse“ endgültig vorüber. Und auch die Bedeutung der Hanse schwand.

In kultureller Hinsicht führte die Reformation zu einem Abbruch der künstlerischen Produktivität der Stadt, da die Auftraggeber für sakrale Kunstwerke dem Zeitgeist entsprechend fehlten. Allein der Terrakottabildhauer Statius von Düren, der Maler Hans Kemmer und die Familie des Bildschnitzer Tönnies Evers d. Ä. bereicherten noch die Renaissance in Norddeutschland. Ihnen folgen als Künstler der Übergangszeit der Bildschnitzer Tönnies Evers d. J. und der Maler Johannes Willinges nach.

Nordische Kriege, Dreißigjähriger Krieg und Niedergang der Hanse

Im Zuge des Dreikronenkrieges zwischen Dänemark und Schweden, bei dem die Hansestädte den dänischen König unterstützten, erreichte Lübeck als einzige Macht seine Kriegsziele, da der Frieden von Stettin von 1570 der Stadt die Narva-Fahrt garantierte. Allerdings offenbarte sich auch die von nun an eingeschränkte Machtposition der Stadtstaaten im Verhältnis zu den Flächenstaaten.

Lübeck 1641 aus der Werkstatt des Matthäus Merian

1615 erhielt Lübeck mit der Lübecker Stadtbefestigung ein modernes Befestigungsanlagensystem nach niederländischer Manier. Die Anlagen wurden von Johann von Ryswyck und Johan van Valckenburgh entworfen, der auch für die Befestigungen von Hamburg, Bremen und Ulm verantwortlich war. Im Gegensatz zu dem ungefähr gleichzeitig entstehenden Hamburger Bastionsring sowie den Anlagen in Braunschweig und Bremen verzichtete man in Lübeck im Hinblick auf die topografische Situation der Stadt auf eine vollständige Umwallung der Stadt. Die Fertigstellung erfolgte ab 1634 durch den niederländischen Festungsbauer Johann von Brüssel.

Im Dreißigjährigen Krieg gelang es Lübeck, neutral zu bleiben. 1629 wurde hier der Friede von Lübeck zwischen den kaiserlichen Truppen und König Christian IV. von Dänemark geschlossen. Im Zuge der Vorbereitungen für einen umfassenden Friedenskongress während der Verhandlungen über die Hamburger Präliminarien 1641 waren auch die beiden Städte Hamburg und Lübeck als Kongressorte im Gespräch. An den Verhandlungen und dem Abschluss des Westfälischen Friedens waren die Hansestädte durch den späteren Lübecker Bürgermeister David Gloxin vertreten.

Wirtschaftlich profitierte die Stadt zu Anfang des Krieges zunächst durch ihre offen kaiserliche Haltung, so dass noch Wallenstein bei seinem Zug gegen Dänemark die finanziellen Transaktionen über Lübeck abwickeln ließ. Mit dem Kriegseintritt Schwedens übernahm zunehmend Hamburg die Abwicklung der notwendigen Finanzaktionen und wurde zum wichtigsten Umschlagsplatz für Waffen, Salpeter und andere kriegsnotwendige Materialien im Norden.

Wenn Lübeck auch nicht unmittelbar von den Kriegsereignissen betroffen war, so führte die gleichzeitig stattfindende Umorientierung der europäischen Handelsströme nach Westen und das zunehmende Eindringen niederländischer Schiffe in die Ostsee zu einem erheblichen Bedeutungsverlust für den Lübecker Fernhandel. Dies vermochte auch der ab 1665 verstärkt aufgenommene, aber durchaus risikoreiche Walfang nicht zu ändern.

Der letzte Hansetag fand 1669 in Lübeck statt. Die drei Städte Lübeck, Hamburg und Bremen wurden zu Sachwaltern der Hanse und ihres Restvermögens eingesetzt.

Stadtplan Lübecks um 1750 (Matthäus Seutter)

Auch innenpolitisch steht das Jahr 1669 für einen Umbruch. Mit der Kassarezess genannten Verfassungsreform räumten die Patrizierfamilien dem Bürgertum der Stadt widerwillig erweiterte Mitspracherechte, insbesondere bei der Kasse, dem Finanzhaushalt, ein. Der Kassarezess war die einzige wesentliche Änderung der Verfassung von den Anfängen der Stadt bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Gleichwohl verfiel die Stadt – ob des gewonnenen status quo – in eine orthodox-konservative Denkweise, die bis zum 20. Jahrhundert anhielt. In diese Zeit vor der Aufklärung fällt das Wirken des voraufklärerischen Polyhistors und Hauptpastors an St. Marien Jacob von Melle. In dieser Zeit importiert der Kaufmann Thomas Fredenhagen die Bildhauerkunst eines Thomas Quellinus aus den Niederlanden. Lübecker Künstler wie die Gebrüder Kneller hingegen verlassen die Stadt, die ihnen mit ihrem geistigen Klima nicht genügend Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Von der Aufklärung zur Moderne

Stadtplan Lübecks um 1888
Markt in Lübeck um 1820 mit der Marienkirche (hi. li.) und dem Rathaus (Mitte u. re.)
Rathaus um 1880
Holstentor, Holstenbrücke über die Trave und dahinterliegende Salzspeicher, von der Stadtseite gesehen (1820)
Holstentor, ebenfalls Stadtseite (um 1900)

Der Siebenjährige Krieg verlief dank der diplomatischen Beziehungen des Lübecker Stadtkommandanten Graf Chasot ohne größeren Schaden für die Stadt. Gegen Ende des 18. Jahrhundert entstanden auch in Lübeck aufgeklärte Salons wie um Deutschlands erste promovierte Philosophin Dorothea Schlözer, die mit dem Ratsherrn und späteren Bürgermeister Mattheus Rodde verheiratet war. In Lübeck wirkte um dieser Zeit der Maler Johann Jacob Tischbein. Vor den Toren der Stadt entstand mit der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur eine über die Grenzen Norddeutschlands hinaus anerkannte Werkstatt. Der bürgerliche Geist der Zeit führte zur Gründung der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die seither einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt nimmt.

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 blieb Lübeck noch reichsunmittelbare Stadt, um dann mit Fortfall des Heiligen Römischen Reiches 1806 ein souveräner deutscher Staat zu werden. Allerdings erfolgte am 6. November 1806 in Folge der für Blücher vernichtenden Schlacht bei Lübeck im Rahmen des vierten Koalitionskrieges die Besetzung der neutralen Stadt durch die Truppen Napoleons unter Bernadotte verbunden mit der den Handel lähmenden Durchsetzung der Kontinentalsperre. Von 1811 bis 1813 fand sich Lübeck wider Willen vorübergehend als Teil des französischen Kaiserreiches wieder; es wurde bonne ville de l'Empire français und Arrondissement im Département des Bouches de l'Elbe; die Stadt wurde zeitweilig von einem Maire und einem Munizipalrat regiert.

Hauptartikel: Lübecker Franzosenzeit

Die wirtschaftlichen Folgen der Ausblutung durch die Besatzung waren für die Stadt bis zur Mitte des Jahrhunderts spürbar. Ab 1829 gab es auf Initiative von Karl von Schlözer und finanziert durch Ludwig Stieglitz eine regelmässige Dampfschiffahrtslinie nach St. Petersburg.

1815 wurde Lübeck auf dem Wiener Kongress als Freie und Hansestadt Lübeck völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes. Gesandtschaften und Konsulate wurden zumeist gemeinsam mit den beiden Schwesterstädten Bremen und Hamburg in wichtigen Haupt- und Hafenstädten unterhalten. Die hanseatischen Ministerresidenten wie Vincent Rumpff in Paris oder James Colquhoun in London, zugleich auch der letzte hanseatische Stalhofmeister verhandelten die völkerrechtlichen Verträge mit den wichtigsten Handelspartnern. Das Postwesen betrieb jede Stadt für sich.

Der Kunsthistoriker Karl Friedrich von Rumohr bewirkte mit seiner Veröffentlichung Altertümer des transalbingischen Sachsen 1813 den Anstoß zum Erhalt der Lübecker Denkmäler und Kulturgüter. Seine Gedanken wurde von dem Zeichenlehrer Carl Julius Milde in Lübeck tatkräftig umgesetzt und bilden heute den Grundbestand der Museen für Kulturgeschichte der Hansestadt.

1835 stiftete der Senat die Medaille Bene Merenti für herausragende Dienste um und in Lübeck. Sie ist bis heute die bedeutendste Auszeichnung der Hansestadt. Die Stadt wurde durch ihre Erneuerungsbewegung Jung-Lübeck und den Germanistentag des Jahres 1847 zu einem wichtigen Symbolort des Vormärz, überstand aber aufgrund der weitvorangeschrittenen Vorbereitung einer neuen Verfassung das Revolutionsjahr 1848 ohne größere Unruhen.

In der Frankfurter Nationalversammlung 1848 wurde Lübeck durch den Abgeordneten Ernst Deecke vertreten.

Wappen
Wappen des freien Hansestadt Lübeck in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches
Karte
Karte der freien Hansestadt Lübeck 1815–1937
Daten aus dem Jahre 1905
Fläche 297,7 km²
Einwohner 105 857
Bevölkerungsdichte 356 Ew./km²
Stimmen im Bundes- bzw. im Reichsrat 1 Stimme

Norddeutscher Bund und Deutsches Kaiserreich

Lübeck trat 1866 dem Norddeutschen Bund sowie 1868 dem Zollverein bei und wurde 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches; damit endet die seit 1806 bestehende völkerrechtliche Souveränität Lübecks. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein. Die Bevölkerungszahl wuchs rapide und die Vorstädte breiteten sich mit Aufhebung der Torsperre im Jahr 1864 aus.

Hauptartikel: Städtebauliche Entwicklung Lübecks seit 1864

1895 wurde die Deutsch-Nordische Handels- und Industrie-Ausstellung in Lübeck abgehalten, für die Bürger des kleinen Stadtstaates „ihre Weltausstellung“.

20. Jahrhundert

Der Zusammenbruch des Kaiserreichs 1918 führte in Lübeck zwar als nächster Stadt nach Kiel zu einem Matrosenaufstand, jedoch in Lübeck als einzigem Staat des Deutschen Reiches nicht zu revolutionären Verwerfungen durch die Novemberrevolution. Bürgermeister Emil Ferdinand Fehling und alle Senatoren blieben im Amt, aber bereits im gleichen Jahr kam es zu einem neuen, zeitgemäßen Wahlrecht des Staates und im Mai 1920 zu einer neuen, ersten demokratischen Verfassung im modernen Sinne. Die Gemeinsamkeit der Hanse endete in diesem Jahr insofern, als die Freien Städte nunmehr keine gemeinsame, sondern fortan jeweils eigenständige Vertretungen beim Reich unterhielten. Ansonsten wurde Lübeck von den Unruhen der frühen Weimarer Republik kaum betroffen. Wie vielerorts in Deutschland nahmen in den 20er Jahren auch in Lübeck Kunst und Kultur einen Aufschwung auch wenn die bemerkenswerte Kunstsammlung des Lübecker Mäzens Max Linde der Inflation zum Opfer fiel. Der Museumsdirektor Carl Georg Heise förderte viele Künstler wie Asmus Jessen, Hans Peters, Leopold Thieme, Karl Gatermann d.Ä. und Erich Dummer. Der Grafiker Alfred Mahlau änderte den Außenauftritt der Stadt prägend und gestaltete Marken wie Niederegger und Schwartauer Werke.[13] 1926 feierte die Stadt mit einem großen Fest und einem großen kostümierten Festumzug die 700-jährige Wiederkehr der Reichsfreiheit.

Im Bereich des Schulwesens gehörte Lübeck unter dem Direktor der Oberschule zum Dom und späteren Landesschulrat Sebald Schwarz bis zur Gleichschaltung 1933 zu den fortschrittlichen Ländern im Deutschen Reich.

Nach dem folgenschweren Lübecker Impfunglück 1930 erregte der anschließende Calmette-Prozess international Aufsehen und schrieb im Ergebnis Rechtsgeschichte.

Im März 1933 setzte die NSDAP in Lübeck die Gleichschaltung verbunden mit dem Rücktritt des SPD-Bürgermeisters Paul Löwigt und den weiteren sozialdemokratischen Senatoren durch und die demokratischen Verfassungsprinzipien außer Kraft; Friedrich Hildebrandt, der Reichsstatthalter für Mecklenburg und Lübeck, ernannte zum 30. Mai seinen Stellvertreter, Otto-Heinrich Drechsler, zum Bürgermeister. Die Auseinandersetzung der Nationalsozialisten mit den demokratischen Parteien führte zur Verhaftung von Julius Leber am 1. Februar 1933. Herbert Frahm (Willy Brandt) konnte sich der Verfolgung nur durch seine Flucht nach Skandinavien entziehen.

Die Lübecker Bücherverbrennung fand am 26. Mai 1933 auf dem Buniamshof statt.[14]

Durch das Groß-Hamburg-Gesetz verlor Lübeck 1937 seine 711 Jahre alte territoriale Eigenständigkeit und wurde Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.[15] Vorangegangen war ein Tauziehen zwischen dem nationalsozialistischen Gauleiter von Schleswig-Holstein (Hinrich Lohse) und dem von Mecklenburg (Friedrich Hildebrandt), dem Lübeck von 1933 bis 1937 unterstellt war. Die Vaterstädtische Vereinigung Lübeck von 1949 versuchte nach Kriegsende ein Volksbegehren über die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lübecks zu initiieren, welches jedoch vom Bundesinnenminister abgelehnt wurde. In der gegen die Ablehnung erhobenen Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht unterlag der Verein im Lübeck-Urteil 1956 endgültig.

Im September 1941 wurden 605 Insassen der Heilanstalt Strecknitz auf Veranlassung der Nationalsozialisten abgeholt und ermordet (Aktion T4).

Von den in Lübeck lebenden Juden waren bis 1939 über die Hälfte ausgewandert oder auf Binnenwanderung gegangen, die 203 verbliebenen wurden teils am 6. Dezember 1941 mit einem Transport von 90 Personen in das Konzentrationslager Jungfernhof bei Riga verbracht, die letzten Transporte gingen 1942/43 in das Ghetto Theresienstadt. Nur drei Personen überlebten Deportation und Lager.

Marienkirche: als Mahnmal erhaltene Bombenschäden
Brennende Domtürme 1942

„In der Nacht zum Palmsonntag“ vom 28. März auf den 29. März 1942 erfolgte der Luftangriff auf Lübeck. Lübeck wurde damit zur ersten deutschen Großstadt, die im Rahmen der kurz zuvor erlassenen britischen Area Bombing Directive angegriffen wurde. Das Zielgebiet bildete die dichtbewohnte mittelalterliche Altstadt. Bei dem Angriff wurden insgesamt 320 Menschen getötet und 1.044 Gebäude zerstört oder beschädigt, unter ihnen die Marienkirche, die Petrikirche und der Dom.

C. J. Burckhardt

Der Schweizer Diplomat und Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz Carl Jacob Burckhardt erreichte 1944, dass der Lübecker Hafen zum Umschlaghafen für Schiffe des Roten Kreuzes wurde und die Stadt somit vor weiteren Bombardierungen geschützt werden konnte. Hierfür wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt zuteil. Außerdem trägt das 1957 neu gegründete naturwissenschaftliche und neusprachliche Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in der Ziegelstraße seinen Namen.

Himmler 1938 in Lübeck bei einem Polizeisportfest

Am 23. April 1945 traf Heinrich Himmler in Lübeck den schwedischen Grafen Folke Bernadotte, dem er ein Waffenstillstandsangebot unterbreitet. Präsident Harry S. Truman lehnte das Angebot ab. Die British Army besetzte Lübeck am 2. Mai 1945 fast kampflos, 42 Deutsche kamen ums Leben, weil die Briten eine Gegenwehr vermuteten, die nicht gegeben war.

Am 3. Mai 1945 ereignete sich in der Lübecker Bucht eine besonders tragische Katastrophe der Seefahrt, als alliierte Flieger drei Schiffe, darunter die Cap Arcona versenkten, auf denen die SS KZ-Häftlinge eingepfercht hatte. Etwa 7.000 bis 8.000 Menschen kamen dabei ums Leben.

Weltweites Aufsehen erregte im September 1947 die Internierung der Emigranten der Exodus durch die Britische Regierung in einem Lager in Lübeck-Kücknitz.

Nach 1945 vergrößerte sich Lübecks Einwohnerzahl durch Zuzug von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten erheblich. Es wurde Bestandteil des von den Alliierten gebildeten Bundeslandes Schleswig-Holstein, genoss aber im kulturpolitischen Bereich wie in der Denkmalpflege einen Ausnahmestatus kommunaler Zuständigkeit. Bis 1989 blieb Lübeck Grenzstadt an der innerdeutschen Grenze mit einer gesamten Grenzlänge von etwa 44 Kilometer. In Schlutup befand sich dabei der nördlichste innerdeutsche Grenzübergang. Relikte des Kalten Krieges finden sich als vorbereitete Sperren (hier Stecksperren) bei der Possehlbrücke oder am Burgtorteller. Die deutsche Teilung trennte Lübeck zwar vom mecklenburgischen Teil seines Hinterlandes, verschaffte aber andererseits seinem Fährhafen Travemünde eine bevorzugte Stellung im Fährverkehr zwischen Westeuropa und den Ostseeländern Schweden und Finnland. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist Lübeck wieder Oberzentrum auch für das westliche Mecklenburg.

Am 18. Januar 1996 starben bei einem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in der Hafenstraße zehn Menschen, 30 werden schwer, 20 leicht verletzt. Die Tat konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.

Einzelaspekte

Weltkulturerbe

100-Euro-Gedenkmünze Gold, Deutschland 2007
Ägidienstraße und Turm von St. Aegidien

Am 14. Dezember 1987 wurden die erhaltenen Teile des mittelalterlichen Stadtkerns auf der Altstadtinsel von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Damit wurde erstmals in Nordeuropa eine ganze Altstadt als Weltkulturerbe anerkannt. Ausschlaggebend waren dabei der exemplarische Charakter der Altstadt für die mittelalterliche Stadtentwicklung im Ostseeraum, die markante Stadtsilhouette mit den sieben Türmen der fünf Hauptkirchen und die geschlossen erhaltene vorindustrielle Bausubstanz. Hinzu kam als weitere schützenswerte Besonderheit der für die archäologische Erforschung des mittelalterlichen Städtewesens außerordentlich ergiebige Untergrund.

Der von der UNESCO geschützte Bereich bezieht die wichtigsten Bauwerke Lübecks ein: den Baukomplex des Rathauses, das Burgkloster, den Koberg – ein vollständig erhaltenes Viertel des späten 13. Jahrhundert – mit Jakobikirche, Heiligen-Geist-Hospital und den Baublöcken zwischen Glockengießer- und Aegidienstraße, das Viertel der Patrizierhäuser des 15. und 16. Jahrhundert zwischen Petrikirche und Dom, das Holstentor und die Salzspeicher am linken Traveufer.

Geschichte der Eingemeindungen und Gebietsänderungen

Stadtplan Lübecks um 1910

Wie die meisten ehemaligen Freien Reichsstädte konnte auch Lübeck im Laufe der Geschichte neben dem eigentlichen Stadtgebiet umliegende Dörfer und Städte (etwa Travemünde im Jahre 1329) erwerben. Das Staatsgebiet der Freien Reichsstadt Lübeck bestand daher bis 1937 aus dem eigentlichen Stadtgebiet und dem so genannten Landgebiet, also einer Vielzahl von Landgemeinden, die zum Teil auch als Exklave außerhalb des sonst geschlossenen Gebiets lagen. Die Gemeinden des Landgebiets hatten eine eigene Verwaltung beziehungsweise die Bewohner dieser Orte des Landgebietes des Lübschen Staates (des Niederstadtgebietes unter Verwaltung des Niederstadtprokurators) hatten andere Rechte als die der eigentlichen Stadt. Auch die Gerichtsbarkeit war eine andere, nämlich die des Niedergerichts, das in der Gerichtslaube auf dem Koberg Recht sprach. Das Landgebiet war in folgende Teilgebiete eingeteilt: „Vor dem Burgtor“, „Vor dem Holstentor“, „Vor dem Mühlentor“ und „Gebiet außerhalb der Landwehr (inklusive Exklaven)“. Für das Bewaffnungswesen war das gesamte Staatsgebiet Lübecks in fünf Bezirke eingeteilt: Holstentor-, Mühlentor-, Burgtor-, Ritzerauer und Travemünder Bezirk. 1804 vergrößerte sich das Landgebiet erheblich, als der Senat durch einen Vergleich mit dem Herzog von Oldenburg das durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisierte Stiftsland des Domkapitels und den Landbesitz des St. Johannisklosters aufteilte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich für die Vorstädte, also die Gebiete vor den Stadttoren, eigene Bezeichnungen durch: St. Jürgen, St. Gertrud, St. Lorenz. 1861 wurden die Grenzen der Vorstädte offiziell festgelegt. Später wurden die Vorstädte um Gebiete der angrenzenden Landgemeinden vergrößert. Die erste größere Eingemeindung wurde 1913 vollzogen, als Travemünde und 11 Landgemeinden mit der Stadt Lübeck vereinigt wurden. Das Stadtgebiet umfasste danach zunächst noch zwei getrennte Teile. Dazwischen lagen mehrere Landgemeinden. 1935 wurden jedoch beide Teile des Stadtgebiets durch die Eingliederung weiterer Landgemeinden geschlossen. Die Landgemeinden außerhalb des geschlossenen Gebiets (Exklaven) blieben zunächst noch bei Lübeck. Sie wurden 1937 mit dem Groß-Hamburg-Gesetz, als die Stadt Teil der Provinz Schleswig-Holstein wurde, vollständig von Lübeck abgetrennt und den benachbarten Landkreisen zugeordnet.

Im Einzelnen wurden die Landgemeinden des Staates Lübeck wie folgt in die Stadt Lübeck eingegliedert:

  • 1903: ein Teil der Landgemeinde Vorwerk
  • am 1. April 1913: (die eingegliederten Gemeinden waren danach „Vorstädte“)
    • Stadt Travemünde und Landgemeinde Gneversdorf: Sie bildeten fortan den Stadtteil Kurort und Seebad Travemünde
    • Landgemeinde Siems: Sie bildete mit dem Gebiet der Trave von der Mündung der Schwartau abwärts bis zum Durchstich bei der Herrenfähre den Stadtteil Siems-Dänischburg
    • Landgemeinden Kücknitz (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Pöppendorf) und Herrenwyk sowie kleinere umliegende Gebiete: Sie bildeten den Stadtteil Kücknitz-Herrenwyk
    • Landgemeinden Krempelsdorf, Vorwerk, Moisling und Genin: Sie wurden jeweils eigenständige Stadtteile
    • Landgemeinde Schlutup: Sie bildete mit umliegenden Gebieten den Stadtteil Schlutup.
    • Landgemeinden Gothmund und Israelsdorf (zum Teil, der Rest kam zur Landgemeinde Wesloe): Sie gehörten fortan zur Vorstadt St. Gertrud
  • am 12. September 1921: Landgemeinden Schönböcken und Wesloe
  • am 1. April 1927: Landgemeinde Strecknitz (nördlicher Teil)
  • am 12. März 1932: Rest der Landgemeinde Strecknitz (sie wurde Teil von St. Jürgen)
  • am 1. Mai 1935: die eingegliederten Landgemeinden wurden danach zu äußeren Vorstädten
    • Landgemeinden: Beidendorf, Blankensee, Brodten, Dummersdorf, Ivendorf, Kronsforde, Krummesse, Moorgarten, Niederbüssau, Niendorf, Oberbüssau, Pöppendorf, Reecke, Rönnau, Teutendorf, Vorrade und Wulfsdorf.

Einwohnerentwicklung

Die Insellage der Altstadt mit intensiver Ufernutzung führt bei vielen Anwohnern zu besonderer Identifikation mit ihrem Wohnbereich, hier an der Obertrave unweit des Domes; Aufnahme 2007.

Hauptartikel: Einwohnerentwicklung von Lübeck

Im Jahre 1911 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1945 verdoppelte sich diese Zahl auf 219.000. Im Jahre 1968 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt mit 243.121 ihren historischen Höchststand. Zukunftsforscher sagen für die weitere Entwicklung bis 2020 einen Einwohnerverlust von circa fünf bis sechs Prozent voraus. Im Gegensatz dazu gab es zum Jahresende 2007 einen Anstieg der Zahl der Einwohner auf 213.865. [16]

Geschichte der Konfessionen in Lübeck

Mission

Mit dem Wiederaufbau der Stadt verlegte Heinrich der Löwe 1160 den Bischofssitz aus Oldenburg (Holstein) hierher und stiftete den Dom als Bischofskirche. Die persönliche Residenz des Bischofs blieb in Eutin, das dadurch später zum Zentrum des Fürstbistums Lübeck wurde.

Siehe auch:

Reformation und Lutheraner

Ab 1524 hielt die Reformation Einzug in der Stadt (erste evangelische Predigt), und 1530/31 führte der Rat der Stadt eine neue Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen ein. Danach war Lübeck über viele Jahre eine protestantische Stadt, die sich 1577 bei Abfassung der Konkordienformel aktiv für den orthodoxen Lutherismus, veröffentlicht 1580 im Konkordienbuch, entschied, was zu einer Abgrenzung von den umliegenden Gebieten Holsteins führen und großen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Geisteslebens in der Stadt haben sollte. Als Freie Reichsstadt hatte in Lübeck der Senat das landesherrliche Kirchenregiment inne und konnte die kirchlichen Angelegenheiten selbst regeln. Die Verwaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lübeck erfolgte durch das Konsistorium, das jedoch eher ein kirchliches Gericht als eine Behörde war, sowie durch das Geistliche Ministerium, an dessen Spitze bis 1796 ein Superintendent, dann ein Senior stand. 1921 erhielt die Landeskirche eine neue Verfassung. 1933 fanden in Lübeck Kirchenwahlen statt, die eine Mehrheit für die faschistischen Deutschen Christen erbrachte. Eine Opposition mit dem Ansatz eines Kirchenkampfes formierte sich erst im Laufe des Jahres 1934. Diese Anhänger der Bekennenden Kirche um Axel Werner Kühl erkannten den neugewählten Bischof Erwin Balzer nicht an. 1937 wurde zwischen den beiden widerstreitenden Bekenntnissen ein Kompromiss erzielt, der jeder Seite die Koexistenz bis zum Kriegsende ermöglichte. 1948 wurde die Lübecker Kirche Gründungsmitglied der EKD. 1977 schloss sie sich der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche an und wurde Sitz des Sprengels Holstein-Lübeck dieser neuen Landeskirche. Die Kirchengemeinden der Stadt gehören zum Kirchenkreis Lübeck. Mit Elisabeth Haseloff erhielt Lübeck 1958 die erste Pastorin Deutschlands; Bärbel Wartenberg-Potter wurde 2001 dritte Bischöfin in Deutschland.

Evangelisch Reformierte

1666 entstand in Lübeck eine reformierte Gemeinde; hinzu kam 1689 eine französisch-reformierte Gemeinde, die sich aus zugewanderten Hugenotten rekrutierte. Beide Gemeinden vereinigten sich 1781 zur „Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Lübeck“, welche 1926 der Evangelisch-reformierten Landeskirche der Provinz Hannover beitrat. Das bedeutende klassizistische Gebäude der Reformierten Kirche in der Königstraße wurde 1826 in Betrieb genommen.

Katholiken nach der Reformation

Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt. 1849 erhielten sie eine erste Rechtsordnung und 1888 wurde die erste katholische Kirche Lübecks, die Herz-Jesu-Kirche – heute Propsteikirche Herz-Jesu – gebaut. Weitere katholische Gemeinden wurden im 20. Jahrhundert gegründet. Sie gehörten zunächst zum „Apostolischen Vikariat der Nordischen Missionen“ und ab 1930 aufgrund des Preußischen Konkordates von 1929 zum Bistum Osnabrück. Aus den nördlichen Gebieten dieses Bistums entstand 1993 das neue Erzbistum Hamburg, zu dem die Stadt Lübeck nunmehr gehört. Offiziell errichtet wurde das Erzbistum Hamburg allerdings erst am 7. Januar 1995. Die Pfarrgemeinden der Stadt Lübeck gehören innerhalb der Erzdiözese Hamburg zum Dekanat Lübeck.

Juden in Moisling und Lübeck
Jüdischer Friedhof in Moisling mit altem und neuem Gräberfeld 2007

Die ersten jüdischen Familien, die sich 1656 im Dorf Moisling – außerhalb der Lübecker Landwehr gelegen – niederließen, waren vor den Pogromen des ukrainischen Kosakenaufstandes (1648–1657) unter Hetman Bohdan Chmelnyzkyj aus dem multinationalen Großreich Polen-Litauen geflohen. Der Eigentümer von Dorf und Gut Moisling, der Lübecker Bürgermeister Gotthard von Höveln (1603–1671), der die aschkenasischen Juden aus ökonomischen Erwägungen ansiedelte, stieß damit auf starken Widerstand bei Rat und Bürgerschaft, die bis dahin eine jüdische Ansiedlung sowohl im Lübecker Stadt- als auch Landgebiet verhindert hatten.

Nach einer Eskalation des Streits unterstellte von Höveln sein Dorf 1667 königlich-dänischer Territorialhoheit. Der Erbe, sein Schwiegersohn von Wickede, erlangte 1686 und 1697 auf Grund königlicher Konzessionen das Niederlassungsrecht für Juden in Moisling und deren unbeschränkte Handels- und Verkehrsfreiheit im dänischen Gesamtstaat. Doch die holsteinischen Landjuden bedurften, um den täglichen Lebensunterhalt zu bestreiten, für ihre Handelstätigkeit des Lübecker Marktes. Der aber blieb ihnen bis 1852 weitgehend verschlossen.

Zwischen 1702 und 1762 gehörte das Dorf gottorfischen bzw. dänischen Eigentümern. Die autonome jüdische Zivil- und Zeremonialgerichtsbarkeit des Unterrabbinats Moisling stand dem Altonaer Oberrabbiner zu. 1762 wurde das Dorf lübeckisches Privateigentum, so dass die Stadt ihre antijüdische Politik kontinuierlich durchzusetzen vermochte. Per Staatsvertrag zwischen Dänemark und Lübeck gelangte 1806 die Landeshoheit über Moisling an die Reichsstadt, wodurch die nunmehr 300 rechtlosen Landjuden Lübecker Staatsangehörige wurden; deren ungeregelter Rechtsstatus blieb bis 1848 unverändert.

Die in der napoleonischen Phase (1811–1813) oktroyierte bürgerliche Gleichstellung der Juden, die zur Folge hatte, dass die Hälfte der Moislinger jüdischen Gemeinde nach Lübeck gezogen war, nahm der Senat 1814 zurück und vertrieb die Juden aus der Stadt. Im abseitigen Moislinger Zwangsghetto ernährten sich die kontinuierlich verarmenden Juden hauptsächlich vom Hausierhandel in benachbarten Territorien.

Die traditionell gesetzestreue Gemeinde stellte 1825 einen altfrommen polnischen Rabbiner auf Lebenszeit an, konnte 1827 eine neue Synagoge weihen und 1837 eine Elementarschule einrichten. In der internen Auseinandersetzung um die Reform des Judentums obsiegten die Traditionalisten. Ihre politisch-rechtliche Emanzipation erlangten die Juden 1848 im Rahmen eines verfassungsrechtlichen Modernisierungsprozesses der freien Hansestadt Lübeck. Die ökonomisch-soziale Emanzipation bekräftigte abschließend und unwiderrufen ein 1852 verkündetes Gesetz, ebenso wie die Zulässigkeit einer interkonfessionellen Eheschließung (Mischehe).[17] 1880 wurde während des Rabbinats von Salomon Carlebach (1845–1919) eine neu erbaute Synagoge in der Lübecker St.-Annen-Straße fertiggestellt. Carlebach begründete eine Rabbinerdynastie, die in Deutschland, Großbritannien, den USA und Israel vertreten ist.

Sonstige

Lübecker Märtyrer

Von besonderer Bedeutung für die Ökumene in Lübeck ist das Gedenken an die Lübecker Märtyrer. Die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink wurden 1942 verhaftet, vom nationalsozialistischen Volksgerichtshof 1943 wegen „Rundfunkverbrechen, landesverräterischer Feindbegünstigung und Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt und am 10. November 1943 in Hamburg durch Enthaupten hingerichtet.

Siehe auch: Aufhebung von NS-Unrechtsurteilen, Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege, Ungesühnte Nazijustiz

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister Bernd Saxe im Juni 2008
Das Lübecker Rathaus;
links die Schaufassade aus der Backsteingotik. Aufnahme 2004.

Die Leitung der Stadt Lübeck oblag über Jahrhunderte dem Rat der Stadt mit dem oder den Bürgermeistern an der Spitze. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Rat mit Senat bezeichnet. Dieser hatte 16 Senatoren und vier Bürgermeister, wobei die beiden ältesten sich im Vorsitz jährlich ablösten. Ab 1848 gab es nur noch zwei Bürgermeister. Sie waren lediglich Vorsitzende des Senats, nicht aber „Staatsoberhaupt“ der Freien Hansestadt Lübeck. Neben dem Senat gab es die „Bürgerschaft“ als „Parlament“. 1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und der Senat verkleinert. Vorsitzender war fortan der „Oberbürgermeister“.

Am 1. April 1937 wurde Lübeck im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert, verlor damit seine Reichsunmittelbarkeit, also seine territoriale Souveränität. 1956 lehnte das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde der Vaterstädtischen Vereinigung Lübeck, die einen Volksentscheid über die Wiedererlangung der Souveränität erreichen wollte, im sogenannten Lübeck-Urteil ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schleswig-Holstein Teil der britischen Besatzungszone. Die Militärregierung führte 1946 eine zweigleisige Verwaltungsspitze ein. Danach gab es zunächst einen Bürgermeister als Vorsitzenden der „Bürgerschaft“ und daneben einen Oberstadtdirektor als Leiter der Verwaltung. Auf die erst seit 1933 geführte Amtsbezeichnung Oberbürgermeister für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wurde verzichtet, weil der Titel Bürgermeister in Lübeck eine lange Tradition hat. Die schleswig-holsteinische Gemeindeordnung von 1950 übertrug den Titel „Bürgermeister“ dem Leiter der Verwaltung und führte für den Vorsitzenden der Bürgerschaft wie bei allen größeren Städten Schleswig-Holsteins die neue Bezeichnung Stadtpräsident ein. Lübecker Bürgermeister ist seit 2000 Bernd Saxe von der SPD; Stadtpräsidentin ist seit 2008 Gabriele Schopenhauer von der SPD.

Bei der Bürgermeisterwahl (amtliches Endergebnis in Klammern) am 4. September 2005 traf Sozialdemokrat Bernd Saxe (47,2 %) auf vier konkurrierende Herausforderer. Der Herausforderer der CDU war Michael Koch (24,0 %). Zudem stellten sich noch Susanne Hilbrecht von Bündnis 90/Die Grünen (4,6 %) sowie die parteilosen Bewerber Gabriele Meißel (3,7 %) und Raimund Mildner (20,5 %) zur Wahl. Da im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen nötig ist, um die Wahl zu gewinnen, traten am 18. September 2005 Bernd Saxe und Michael Koch zur Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters an. Aus dieser ging der Amtsinhaber Bernd Saxe mit 62 % der Stimmen als Sieger hervor.

Siehe auch: Lübecker Bürgermeister und Stadtpräsidenten

Bürgerschaft

Im Mai 2008 wurde die Bürgerschaft im Rahmen der Kommunalwahlen Schleswig-Holstein 2008 neu gewählt. Die CDU und die SPD mussten herbe Verluste verkraften, die SPD wurde jedoch nach dem Debakel von 2003 wieder stärkste Fraktion. Drittstärkste Kraft wurde Die Linke, gefolgt von den Grünen, der Bürgerinitiative Bürger für Lübeck, der FDP und der alternativen Wählerliste BUNT. Aufgrund von Überhangmandaten hat die Bürgerschaft 60 Mitglieder in sechs Fraktionen und zusätzlich eine fraktionslose Abgeordnete. Die Überhangmandate gleichen Direktmandate der SPD aus, die diese über im Verhältnis über ihren prozentualen Stimmenerfolg hinaus errang.

Wappen

Hauptartikel: Lübecker Wappen

Blasonierung: „In Gold ein rot bewehrter schwarzer Doppeladler mit einem von Silber und Rot geteilten Brustschild. Im großen Wappen halten zwei goldene Löwen den Schild; auf diesem ein Helm mit einköpfigem schwarzem Adler als Zier und silbern-roten Decken.“[19]

Das Lübecker Wappen stammt aus dem Jahre 1450 und ist damit das älteste Stadtwappen Schleswig-Holsteins. Bei dem Doppeladler handelt es sich um den „Reichsadler“ als Symbol der ehemaligen Reichsfreiheit der Stadt Lübeck, welche die Stadt bis 1937 genoss, als sie durch das Groß-Hamburg-Gesetz der preußischen Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert wurde.

Flagge

Blasonierung: „Von Weiß und Rot geteilt. Im weißen Feld unmittelbar neben der Stange ein schwarzer, rotbewehrter Doppeladler mit weiß-rot geteiltem Herzschild auf der Brust.“[19]

Die Stadtfarben sind wie bei allen Hanseflaggen Weiß-Rot.

Städtepartnerschaften

  • Kotka (Finnland), seit 1969
  • Wismar (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern), seit 1987
  • La Rochelle (Frankreich), seit 1988, Freundschaftsvertrag bereits seit 1980
  • Klaipėda/Memel (Litauen), seit 1990
  • Visby (Schweden), seit 1999

Freundschafts- und Kooperationsverträge bestehen mit:

Darüber hinaus unterhält Lübeck freundschaftliche Beziehungen mit mehr als 100 anderen europäischen Städten, die regelmäßig an den Hansetagen der Neuzeit teilnehmen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Hafen

RoRo-Fähre

Der Lübecker Hafen ist der größte deutsche Ostseehafen. Er verbindet Lübeck mit Skandinavien, Russland und dem Baltikum. Zahlreiche Fährlinien verbinden die Lübecker Häfen mit dem gesamten Ostseeraum. Im Jahr 2007 wurde 32,6 Millionen Tonnen Waren umgeschlagen und über 350.000 Passagiere abgefertigt

Der Skandinavienkai im Stadtteil Travemünde ist mit etwa 100 regelmäßigen Abfahrten pro Woche der größte Fährhafen Deutschlands: Passagiere und Fracht werden von hier aus nach Schweden, Finnland und ins Baltikum befördert.

Der Nordlandkai ist Umschlaghafen für Papier, Trailer,Container und Neufahrzeuge. Die Reedereien Finnlines und Transfennica sind stark am Nordlandkai vertreten. Die Translumi-Line unterhält Verbindungen nach Kemi und Oulu (Finnland) und transportiert überwiegend SECU-Boxen, die wetterunabhängiges Löschen und Laden von Papiererzeugnissen ermöglichen. Gelegentlich machen am ATR-Getreidesilo größere Überseeschiffe fest, die Getreide für Fernost oder Südostasien laden.

Der „Konstinkai“ war Hauskai der Transfennica-Reederei, die rollende Ladung und Papier von/zu finnischen Häfen befördert. Nach einer Umstrukturierung wird der stadtnahe Terminal jetzt wieder für Papier- und Holzumschlag genutzt. Außerdem gibt es zwei Abfahrten pro Woche nach Russland.

Der Seelandkai ist neuer „Hauskai“ der Transfennica-Reederei. Er wurde 2006 in Betrieb genommen und verfügt unter anderem über zwei Containerbrücken.

Seit 1994 in Betrieb ist der Schlutupkai, an dem hauptsächlich Papier und Zellulose aus Schweden angelandet wird.

Unmittelbar südlich vom Konstinkai ist der Burgtorkai, der früher als Kreuzfahrtterminal diente. Durch die neue Travequerung Nordtangente können große Schiffe den Burgtorkai nicht mehr anlaufen.

In privater Hand sind die Lehmannkais I–III der Lübecker Firma Hans Lehmann, die Anfang 2004 das Gelände der ehemaligen Flender-Werft dazu gekauft hat, um drei oder vier RoRo-Anleger zu bauen. Sie will mit dem Partner DFDS weitere Fährlinien in den russischen und baltischen Raum akquirieren. Ein ähnliches Ziel verfolgt die städtische Lübecker Hafengesellschaft (LHG) mit den Flächen am danebenliegenden Seelandkai. Zwischen Seelandkai und Lehmannkai I betreibt die Hamburger Hafen und Logistik AG durch ihre Tochter Combispeed das moderne Containerterminal-Lübeck mit Containerbrücken zur Bahn-Verladung in Richtung der Containerterminals im Hamburger Hafen.

Am Ostpreußenkai vor der Travemünder Hafenpromenade „Vorderreihe“ legen Kreuzfahrtschiffe und Großsegler an.

Die stadtnahen Häfen Hansekai und Roddenkoppelkai werden heutzutage kaum noch für die gewerbliche Seeschifffahrt genutzt. Am Roddenkoppelkai legt mehrmals monatlich ein Holztransporter an, der Hansekai dient allenfalls Binnenschiffen oder Kurzzeit-Aufliegern als Liegeplatz.

Bug der Lisa von Lübeck im Museumshafen (2007)
Elbe-Lübeck-Kanal
Der Elbe-Lübeck-Kanal ist für Lübecks Hafenwirtschaft nur von untergeordneter Bedeutung, weil die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin seit Jahrzehnten die erforderlichen Ausbaumaßnahmen nicht in Angriff nimmt.
Museumshafen Lübeck 
Direkt vor der Lübecker Altstadt im eigentlichen Hansahafen an der Untertrave ist der Museumshafen Lübeck beheimatet. Viele alte Lastensegler der Ostsee haben hier ihre Liegeplätze und sind im Museumshafen zu Lübeck e. V. organisiert. Da viele Schiffe noch seetüchtig sind und regelmäßig auslaufen, ist der Hafen im Winter besser als im Sommer gefüllt.

Der Lübecker Hafen beherbergt zudem weitere traditionelle Schiffe wie das Feuerschiff Fehmarnbelt, die Kraweel Lisa von Lübeck und den Gaffelschoner Krik Vig.

Unternehmen

Fischverarbeitungsmaschinen der Firma „Nordischer Maschinenbau Rud. Baader“ (1949)

Früher in Lübeck ansässige Schwerindustrie ist nahezu verschwunden. Von 1905 bis 1981 bestand in Lübeck ein großes Hüttenwerk, das Hochofenwerk Lübeck. Auch der einst bedeutende Schiffbau (Flender-Werke, Orenstein & Koppel) wurde ein Opfer des Strukturwandels. Im Spezialmaschinenbau ist die Firma Nordischer Maschinenbau Rud. Baader als Hersteller von Fischverarbeitungsmaschinen bekannt.

In Lübeck haben einige Branchen eine besondere Tradition, so die Medizintechnik, begünstigt auch durch die Universität zu Lübeck. Größter Arbeitgeber in diesem Bereich ist die Drägerwerk AG, von der unter anderem Narkose- und Atemschutzgeräte hergestellt werden. Ein weiteres bedeutendes medizintechnisches Unternehmen ist Euroimmun, ein Hersteller von Laborkits zur Antikörperdiagnostik.

Größter Arbeitgeber mit Sitz in Lübeck ist die Bockholdt Gruppe mit mehr als 4300 Arbeitnehmern. Bockholdt ist einer der großen deutschen Systemdienstleister in den Bereichen Gebäudeservice und Industrieservice.

Eine andere wichtige Branche ist die Lebensmittelindustrie, so zum Beispiel Niederegger, der bekannteste Hersteller von Lübecker Marzipan, außerdem der Suppenhersteller Campbell's Germany, der die Erasco-Gruppe übernommen hat, und der größte deutsche Fischkonservenhersteller Hawesta. Im Bereich des Hafens hat sich der Cerealienhersteller H. & J. Brüggen niedergelassen. Nur knapp außerhalb der Stadtgrenze befinden sich die Schwartauer Werke, auf deren Marmeladengläsern die Lübecker Kirchtürme abgebildet sind.

Weitere in der Stadt ansässige Unternehmen sind die Firmengruppe Possehl, die für unterschiedliche Dienstleistungen zuständig ist, die Lübecker Hafengesellschaft, die Lübecker Nachrichten und die Greater Union Filmpalast GmbH. Außerdem erwähnenswert sind die Firmen Schmidt-Römhild (Deutschlands ältestes Verlagshaus seit 1579) sowie Carl Tesdorpf, Deutschlands ältestes Weinhandelshaus seit 1678, beide in der Mengstraße in der Altstadt ansässig. Der Schöning-Verlag ist der Marktführer für Ansichtskarten in Deutschland. Der Finanzdienstleister Dr. Klein & Co. AG, ursprünglich ein Vermittler von Kommunalfinanzierungen ist Marktführer in der Vermittlung von Immobilienfinanzierungen an den Endverbraucher und die NEUE LÜBECKER e.G., Norddeutschlands größte Wohnungsbaugenossenschaft, vermietet Wohnungen sowohl in Lübeck als auch überregional.

Wirtschaftsförderung

Die Wirtschaftsförderung hat in Lübeck hanseatische Tradition und wird teilweise kommunal sowie auf Landesebene aber auch privatwirtschaftlich gelenkt. Dieser Dualismus ist für Existenzgründer, denen mehrere Gründerzentren zur Auswahl und im Wettbewerb untereinander zur Verfügung stehen von Vorteil. Technologiezentren bestehen in Herrenwyk, den Media Docks, im Haus der Kaufmannschaft und im neuen Hochschulstadtteil. Das unmittelbare Umland Lübecks in Mecklenburg im Fördergebiet bietet vor dem Hintergrund der exzellenten Infrastruktur die weitere konkurrierende Möglichkeit interessanter Kombinationen von Lebensqualität und Fördermitteln. Das Fördergefälle zwischen den Kommunen der Region führt politisch allerdings zu der einen oder anderen Missstimmung. Richtungweisend ist das erste Ländergrenzen überschreitende Förderprogramm Region Aktiv Lübecker Bucht.

Einzelhandel

Von überregionaler Bedeutung ist die Innenstadt, wo sich das Gros der Lübecker Einzelhändler angesiedelt hat.

Die Fußgängerzone erstreckt sich hauptsächlich über die Breite Straße zwischen Pfaffenstraße und Markt mit einigen sie kreuzenden Rippenstraßen. [20] Der Einkaufsbereich für Fußgänger erweitert sich durch den angrenzenden Markt, der lange Zeit fast eine kommerzielle Brache an zentraler Stelle war. Hier wurde Anfang 2005 ein Neubau mit einem großen Modekaufhaus eröffnet, der architektonisch umstritten war. Auch am Übergang von der Breiten Straße zur Sandstraße erweitert die König Passage den Einkaufsbereich für Fußgänger. Sie ist eine relativ gut ausgestattete Ladenpassage.

Neben der Breiten Straße haben sich in der parallel verlaufenden Königstraße sowie in der Verlängerung der Breiten Straße, der Sandstraße, die meisten Einzelhändler niedergelassen. An dieser Stelle finden sich auch Kaufhäuser und größere Modegeschäfte. An der Stelle des ehemaligen Kaufhauses Haerder, das 2007 abgebrochen wurde, entstand in kurzer Bauzeit das Einkaufszentrum Haerder-Center, welches im Oktober 2008 eröffnet wurde.

Die Hüxstraße mit einer Vielzahl von Einzelhandelsgeschäften;
Aufnahme 2007.

Weitere Geschäftsstraßen in der Innenstadt sind die Holstenstraße, die Wahmstraße, die Mühlenstraße, die Große Burgstraße und die Untertrave. Besonders hervorzuheben sind aber die Verlängerungen der Fußgängerzone in der Fleischhauer- und noch mehr in der Hüxstraße. In diesen Seitenstraßen befindet sich ein einzigartiges Ensemble kleiner Läden, Restaurants und Galerien, hauptsächlich in mittelalterlichen Giebelhäusern. Ein innenstadtnahes Gewerbegebiet befindet sich in der Kanalstraße.

Derzeit besitzt Lübeck mehrere Einkaufszentren. Der Citti-Park in Buntekuh ist das Größte davon in unmittelbarer Nähe zur A 1. Neu entstanden sind das Mönkhof Karree im Hochschulstadtteil, die Linden-Arcaden direkt neben dem Hauptbahnhof sowie der Haerder-Center im Zentrum.

Klassische Gewerbegebiete gibt es ebenfalls in Buntekuh/St. Lorenz nahe der A 1 (Gewerbegebiete Herrenholz, Grapengießerstraße, Roggenhorst), in St. Jürgen nahe der A 20 (Gewerbegebiet Geniner Straße) und in St. Gertrud (Gewerbegebiet Gleisdreieck, Glashüttenweg/An der Hülshorst).

Verkehr

Straßenanbindung

Durch das westliche Stadtgebiet führt die Bundesautobahn A 1 HamburgFehmarn, die als so genannte „Vogelfluglinie“ und E 47 weiter über den Fehmarnbelt (Fähre) nach Kopenhagen und über die Öresundverbindung nach Malmö in Schweden führt, also ein Bindeglied zwischen der Metropolregion Hamburg und der Öresundregion darstellt. An dieser Autobahn befinden sich die Abfahrten Lübeck-Moisling und Lübeck-Zentrum. Im Norden der Stadt zweigt beim Autobahndreieck Bad Schwartau die Stadtautobahn A 226 in Richtung Lübeck-Travemünde und Fährhafen Skandinavienkai ab.

Seit 2001 ist der Lübecker Süden über die Anschlussstelle Lübeck-Genin an die Ostseeautobahn A 20 angeschlossen. Die neue Anschlussstelle Lübeck-Süd für den Flughafen Lübeck-Blankensee wurde mit der neuen B 207 hergestellt und verkürzt die Anfahrt von außerhalb erheblich. Die A 20 ist seit dem 7. Dezember 2005 von Lübeck durch Mecklenburg-Vorpommern bis zur polnischen Grenze bei Nadrensee durchgängig befahrbar. Durch die neue Autobahnumgehung im Zuge der A 20 ist für Lübeck eine erhebliche Entlastung des Stadtzentrums wie der B 75/B 104 im Bereich Siems/Schlutup/Selmsdorf eingetreten. Im Westen Lübecks soll die A 20 einmal nördlich und westlich um Hamburg herum führen und nördlich von Rotenburg an die A 1 (Bremen–Hamburg) angeschlossen werden. Die A 20 wird dann bei Bad Segeberg die A 21 nach Kiel kreuzen, so dass irgendwann einmal auch die beiden größten Städte des Landes durch eine Autobahn auf kurzem Wege verbunden sein werden. Die Bauarbeiten vom Autobahnkreuz Lübeck in Richtung Bad Segeberg haben bereits begonnen. Schon die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts zwischen Lübeck und Geschendorf im Jahr 2008 wird zu weiteren Entlastungen im westlichen Stadtgebiet und in Stockelsdorf führen. Weitere wichtige Maßnahmen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur sind der mautpflichtige Herrentunnel (Eröffnet am 26. August 2005) und die neue Travequerung der Eric-Warburg-Brücke im Zuge der Nordtangente sowie die Kreisstraße K 13 zwischen Lübeck und Stockelsdorf.

Bahn

Hauptbahnhof
Bahnhof Lübeck-Travemünde Strand
Dänischer IC3 auf der Vogelfluglinie Hamburg–Lübeck–Kopenhagen

In Lübeck betreibt die Deutsche Bahn folgende Bahnhöfe und Haltepunkte:

Die Einrichtung des folgenden Haltepunktes befindet sich im Planungsstadium[21]:

  • Lübeck-Hochschulstadtteil (Eröffnung bis 2012)

Von Seiten der Politik und Presse wurde mehrfach gefordert, auf den Lübecker Bahngleisen eine S-Bahn einzurichten. Dies wurde in der aktuellen Streckenausschreibung für das Bahnnetz Ost als Option festgehalten. Ein Gutachten macht den Einstieg in das S-Bahn-System von den Passagierzahlen des Flughafens Blankensee abhängig. Der Haltepunkt Lübeck-Flughafen wurde hierfür bereits mit Bauvorleistungen errichtet.

Der Lübecker Hauptbahnhof ist seit dem 1. Oktober 2008 an das elektrische Streckennetz der Deutschen Bahn angebunden; das seit Jahren bestehende Elektrifizierungsprojekt wurde, nach mehreren Investitionsstopps – nicht zuletzt wegen des Mautdesasters, nun fertig gestellt[22]. Die offizielle Eröffnung der Elektrifizierung fand am 14. Dezember 2008 statt.

Fernzugverbindungen bestehen auf der Vogelfluglinie Richtung Kopenhagen durch die Danske Statsbaner (DSB). Bis vor einige Jahre bestehende Fernverbindungen in östliche Richtungen wurden eingestellt oder werden nunmehr an Lübeck vorbei geführt. Seit dem Fahrplanwechsel vom 9. Dezember 2007 ist Lübeck an das deutsche ICE-Netz angeschlossen: spezielle Diesel-ICE binden Lübeck dabei über Hamburg nach Berlin an, in anderer Richtung fahren sie auf der Vogelfluglinie bis Kopenhagen. Diese Verbindung wird den Eurocity langfristig ersetzen. Außerdem fährt jeden Freitag ein durchgehender Intercity nach Passau über Köln und Frankfurt am Main, während der Sommermonate auch an den Wochenenden, dann aber nur bis Frankfurt. Weitere Fernverbindungen nach Abschluss der Elektrifizierungsarbeiten wurden von der DB-Führung bereits in Aussicht gestellt. So verkehrt seit Dezember 2008 täglich ein ICE-Paar zwischen Lübeck und München über Hannover, Kassel und Würzburg.

Regionalzüge der DB Regio fahren nach Hamburg, Lüneburg (auch Halt in Lübeck-Flughafen), Bad Kleinen (auch Halt in Lübeck-Sankt Jürgen), Kiel, Neustadt in Holstein, Puttgarden und Lübeck-Travemünde-Strand (mit Halt in Lübeck-Kücknitz, Lübeck-Travemünde-Skandinavienkai und Lübeck-Travemünde-Hafen). Für Fahrten an die Westküste Schleswig-Holsteins ist Umsteigen in Hamburg bzw. Kiel notwendig, was meist mit längeren Wartezeiten verbunden ist. Die Strecke Hamburg–Lübeck ist in Schleswig-Holstein die Strecke mit der höchsten Frequenz; die öffentliche Ausschreibung wurde durch die nun beschlossene Elektrifizierung auf Eis gelegt. Die schnellste und auch durchgehende Verbindung zwischen Hamburg und Travemünde bestand vor dem Zweiten Weltkrieg durch die Lübeck-Büchener Eisenbahn und später die Reichsbahn.

Auf der Strecke von Lübeck nach Hamburg wurden Diesellokomotiven der Baureihe 218, seit Sommer 2006 in Kombination mit Doppelstockwagen, genutzt. Diese Diesellokomotiven werden nun durch E-Loks ersetzt. Auf anderen Strecken fahren hauptsächlich Dieseltriebwagen der Baureihe 628.

Von 1945 bis 1990 war Lübeck Grenzbahnhof zur SBZ bzw. DDR. Täglich fuhren ein bis zwei Interzonenzüge Richtung Bad Kleinen–Rostock.

ÖPNV

ZOB Lübeck in westlicher Richtung

Die Straßenbahn Lübeck wurde 1959 stillgelegt. Eine Reaktivierung als Stadtbahn ist immer wieder im Gespräch. Besonders die Grünen setzten sich hierfür ein, da das System „Bus“ aufgrund der sehr starken Auslastung nicht mehr erweiterbar sei. Von vielen Anwohnern wird bemängelt, dass die derzeit eingesetzten Busse nicht unbedingt in ihrer Dimension dem Weltkulturerbe angepasst sind. Auch ist zunehmend umstritten, ob wirklich jede Buslinie als Durchmesserlinie quer durch die mittelalterliche Altstadt geführt werden muss oder ob nicht Ringlinien um die Altstadt herum sinnvoller sind. Hauptbetreiber ist die Stadtverkehr Lübeck GmbH (SL).

Es gilt daher in Lübeck und umliegenden Gemeinden weiterhin der Tarif der Tarifgemeinschaft Lübeck (TGL), die von der SL, der Deutsche Bahn AG und der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft mbH (LVG) geschlossen wurde. Zum Gebiet der TGL gehören neben Buslinien der SL und LVG auch alle Bahnhöfe bzw. -halte im Lübecker Stadtgebiet.

Auf dem Linienplan des Stadtverkehr werden die Buslinien, die die Altstadt durchfahren, zur besseren Orientierung farblich gekennzeichnet. Die grünen Linien (2, 6, 7, 9, 16, 17, 19) fahren vom Holstentorplatz über den Kohlmarkt zur Stadthalle (Mühlentor). Die blauen Linien (1, 11, 21, 31, 34) nehmen vom Holstentorplatz den Weg über die Königstraße zum Gustav-Radbruch-Platz am Burgtor (in der Gegenrichtung über die Beckergrube und den Schüsselbuden). Die roten Linien (nur noch 4, 32) durchqueren die Altstadt von Nord nach Süd vom Gustav-Radbruch-Platz bis zur Stadthalle. Die gelben Linien (3, 12) nehmen schließlich den Weg über die Beckergrube zum Holstentorplatz. Die restlichen Linien (5, 10, 30, 40) fahren auf unterschiedlichen Wegen durch die Altstadt.

Die überwiegend signalroten Busse der Lübeck-Travemünder Verkehrsgesellschaft (LVG) verbinden ZOB und Altstadt mit den nördlichen Stadtteilen Kücknitz (Linie 31, 32, 34) und Travemünde (Linie 30 und 40 bis Strandbahnhof). Der Betrieb der populären Doppeldeckerbusse wurde jedoch am 31. Dezember 2007 eingestellt, da die Fahrzeuge zu alt waren und neue Fahrzeuge für die Fahrt durch das Burgtor zu hoch sind.

Die Firma Dahmetal bedient mit ihren Linien 902 die Strecke Lübeck–Großhansdorf, 906 Lübeck–Ahrensburg, 907 Lübeck–Rondeshagen und 930 Kronsforde–Klempau.

Lübeck ist in das von der Autokraft GmbH betriebene schleswig-holsteinische Überlandliniennetz eingebunden.

In Travemünde fährt die Priwallfähre – außerhalb der Tarifgemeinschaft – zwischen der Stadt und der Halbinsel Priwall.

Flughafen

Flughafen

Lübeck verfügt im Süden des Stadtgebiets über den Regionalflughafen Lübeck-Blankensee. Der Flughafen wird seit 2000 von der irischen Fluggesellschaft Ryanair als Flughafen „Hamburg-Lübeck“ angeflogen und verbindet die Region seitdem mit London-Stansted. Inzwischen bietet Ryanair weitere Flüge nach Bergamo, Stockholm-Skavsta, Pisa, Dublin, Palma de Mallorca und Girona bei Barcelona. Die erste innerdeutsche Verbindung besteht seit Herbst 2008 mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn. Angekündigt sind zudem Flüge nach Alghero (Sardinien) und Alicante. Zudem ist seit 2006 die osteuropäische Billigfluglinie Wizz Air mit Flügen nach Danzig in Blankensee vertreten. Die Zukunft des Lübecker Flughafens ist in der Stadt umstritten. Der aktuelle Betreiber Infratil hat den Vertrag mit der Stadt noch bis September 2009 verlängert. Der wirtschaftliche Erfolg des Flughafens wird an einen (heftig umkämpften) weiteren Ausbau gekoppelt sein, zumindest hat Ryanair dies für ein weiteres Engagement in Lübeck zur Vorgabe gemacht. Da allerdings Naturschutzgebiete direkt an den Flughafen grenzen, ist ein unbegrenzter Ausbau nicht möglich. Das Planfeststellungsverfahren zur nächsten Ausbaustufe ist im Frühjahr 2009 abgeschlossen. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten mit dem Flughafen wegen mutmaßlicher Subventionszahlungen an Ryanair wird der Flughafen zurzeit von keiner deutschen Fluglinie wie Lufthansa oder Air Berlin angeflogen, was damit auch bedeutendere innerdeutsche Fluganbindungen beispielsweise nach Frankfurt oder München verhindert. Dennoch hat Lübeck neben Westerland den einzigen Verkehrsflughafen in Schleswig-Holstein und wird auch deshalb von der Landesregierung beim weiteren Ausbau unterstützt.

Energie

Die örtliche Energieversorgung mit Elektrizität aber auch die Gasversorgung in der Stadt liegt in Händen der Stadtwerke Lübeck GmbH. Das Kraftwerk Siems sollte von der E.ON nach dem Abriss eigentlich neu errichtet werden, die E.ON hat sich an diese Versprechungen und Zusagen jedoch nicht gehalten. Lübeck ist Ausgangspunkt des längsten Hochspannungsseekabels der Welt, des „Baltic-Cables“, einer 450-kV-HVDC-Leitung nach Schweden.

Siehe auch: Gasversorgung Lübeck, Stromversorgung Lübeck

Kommunikation

Die teilprivatisierte Stadtwerke Lübeck GmbH bietet örtlich mit Trave-DSL einen Internetzugang an (als eines der wenigen Unternehmen in Deutschland im Line-Sharing-Verfahren, d.h. ggf. auch ohne zusätzlichen Telefonanschluss). Als weitere regionale Anbieter treten Hansenet und Versatel (ehemalige KomTel) auf. Anschlüsse von Arcor sind auch möglich. In wenigen Bereichen Lübecks ist DSL derzeit nicht verfügbar. Kabel Deutschland bietet in der Hansestadt Internet über den Kabelanschluss an. Ferner installiert die Telekom derzeit ein VDSL-Netz.

Lübecker Erfindungen

Medien

Als Tageszeitung erscheinen in Lübeck die Lübecker Nachrichten in gedruckter und Online-Ausgabe sowie die Online-Tageszeitung HL-live.de. Der Ostsee-Verlag, eine Tochterfirma der Lübecker Nachrichten GmbH, gibt zweimal wöchentlich das Anzeigenblatt Wochenspiegel heraus.

Bedeutende Zeitung in Lübeck war bis 1933 der 1894 gegründete sozialdemokratische Lübecker Volksbote, dessen Chefredakteur von 1921 bis 1933 Julius Leber war. Für die Zeitung schrieb Willy Brandt als Schüler. Zwischen 1942 und 1945 erschien die NSDAP-Zeitung Lübecker Zeitung. Die nach Ende des Zweiten Weltkriegs von der britischen Besatzungsregierung gegründete Lübecker Post sowie die sozialdemokratische Tageszeitung Lübecker Freie Presse und ihr Nachfolger Lübecker Morgen stellten ihr Erscheinen ein. Auch die in Lübeck herausgegebene Nordwoche, eine Wochenzeitung für Schleswig-Holstein, existiert nicht mehr.

Der Sender Offener Kanal Lübeck hat sein Studio in einem mit der Musik- und Kunstschule geteilten Gebäude („Alte Post“) in der Kanalstraße. Diverse Radiosendungen werden zudem im Sendestudio der Media Docks produziert.

Die Stadt ist Sitz eines Regionalstudios des NDR, das Beiträge für die Hörfunkwellen und das Fernsehprogramm produziert.

Neben den Programmen des NDR und des Offenen Kanals sind auch der Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur sowie die privaten Rundfunkveranstalter R.SH, delta radio, Radio NORA und Klassik Radio, ferner auch alle landesweiten Sender aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Niedersachsen zu empfangen.

Öffentliche Einrichtungen

Folgende Behörden beziehungsweise Körperschaften haben ihren Sitz in Lübeck:

Bildung und Wissenschaft

Hochschulen

Siegel der UZL

In Lübeck gibt es vier staatliche Hochschulen. Die Universität zu Lübeck (UZL), damals noch Medizinische Hochschule zu Lübeck, wurde 1973 als Nachfolgerin der II. Medizinischen Fakultät gegründet, welche seit 1964 eine Fakultät der Universität Kiel war. Anfang der 1980er Jahre wurde das Vorklinikum eröffnet, seitdem ist ein vollständiges Studium der Medizin in Lübeck möglich. 1993 wurde der Studiengang Informatik eingerichtet, inzwischen gibt es noch die Bachelor-/Masterstudiengänge Molecular Life Science, Computational Life Science und seit dem Wintersemester 2007 Medizinische Ingenieurwissenschaft sowie den in Kooperation mit der International School of New Media angebotenen Masterstudiengang Digital Media. Im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung wurde 2007 die Graduate School for Computing in Medicine and Life Sciences gegründet. Diese Graduiertenschule bildet Doktoranden auf dem Gebiet der Informatik in der Medizin und in den Lebenswissenschaften aus.

Logo der FHL.
Entwurf: Martin Botsch

Der Campus der Universität liegt mit dem der Fachhochschule im Stadtteil St. Jürgen.

Die Fachhochschule Lübeck (FHL) wurde 1969 als Staatliche Fachhochschule für Technik und Seefahrt durch Zusammenschluss mehrerer Vorgängereinrichtungen gegründet. Hier werden heutzutage hauptsächlich Studiengänge aus dem Bereich Technik, Ingenieurwesen und angewandte Naturwissenschaften angeboten. In Zusammenarbeit mit der Universität werden hier z. B. auch Medizintechniker ausgebildet.

Die Musikhochschule (rechts), dahinter die Türme von St. Petri (re.) und St. Marien (li.)

Die Musikhochschule Lübeck entstand 1973 aus einem bereits 1891 gegründeten privaten Konservatorium. Als einzige der Lübecker Hochschulen befindet sie sich im Bereich der Innenstadt. Die Musikhochschule hat in vielen Ländern der Welt einen ausgezeichneten Ruf, so dass Studenten aus über 30 Nationen der Welt hier studieren.

Die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung – Fachbereich Bundespolizei wurde 1978 gegründet. Der Hauptsitz dieser Fachhochschule befindet sich in Brühl (Rheinland).

Als privaten Hochschule ist noch die International School of New Media (ISNM) in den Media Docks am Ende der Wallhalbinsel untergebracht. Diese ehemaligen Kaianlagen wurden außer für die Unterbringung der ISNM auch für Firmengründungen des Neuen Marktes restauriert. Sie bieten einen hervorragenden Ausblick auf die Altstadt.

Schulen

In Lübeck bestehen drei Integrierte Gesamtschulen: die Geschwister-Prenski-Gesamtschule am Burgtor, die Baltic-Gesamtschule in Lübeck-Buntekuh und die Willy-Brandt-Schule-Schlutup. Mehrere der Lübecker Gymnasien befinden sich direkt in der Innenstadt. In zwei umgebauten Klöstern befinden sich das Katharineum zu Lübeck mit Schwerpunkt im altsprachlichen Bereich sowie das Johanneum zu Lübeck als Gymnasium mit Musikzweig; ebenfalls im Bereich der Altstadt liegen die Ernestinenschule und die Oberschule zum Dom, die bis Anfang der 1980er Jahre als reine Mädchen- beziehungsweise Jungenschule konzipiert waren. Weitere, nicht in der Innenstadt liegende Gymnasien sind die Friedrich-List-Schule (ein Fachgymnasium mit wirtschaftlichem Zweig), die Thomas-Mann-Schule, ein neusprachliches Gymnasium und Europaschule, das Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium, das Trave-Gymnasium im Stadtteil Kücknitz und das Fachgymnasium (Technischer Zweig) in der Gewerbeschule III. Darüber hinaus gibt es einige Fachschulen, Berufsschulen (die im Jahr 2005 als Emil-Possehl-Schule zusammengefasst wurden), Berufsfachschulen, Berufsvorbereitungsschulen und eine Freie Waldorfschule. Außerdem befindet sich neben dem Gelände der Fachhochschule die Akademie für Hörgeräteakustik.

Sonstige Bildungseinrichtungen

In Lübeck besteht seit 1999 der Verbund Weiterbildung in Lübeck, in dem sich auf freiwilliger Basis Einrichtungen der beruflichen, allgemeinen und politischen Bildung zusammengeschlossen haben. Mit über 70 Einrichtungen ist es das größte regionale Weiterbildungsnetzwerk in Schleswig-Holstein. Moderiert von der neutralen Wirtschaftsförderung LÜBECK GmbH informiert der Verbund neutral und objektiv Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen über die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region. Neben den weiter unten genannten Theatern und Museen besteht noch die Volkshochschule Lübeck. Die Volkshochschule hat zwei eigene Standorte, einen in der Innenstadt und einen in Sankt-Lorenz-Nord und nutzt für die zahlreichen Kurse auch Räume in anderen öffentlichen Schulen. Die Sternwarte Lübeck bietet öffentliche Himmelsbeobachtungen und astronomische Vorträge an. Die Stadtbibliothek ist gleichzeitig öffentliche Bücherei und wissenschaftliche Bibliothek. Sie bietet in ihren Räumen in der Hundestraße sowie in einigen Außenstellen ein reichhaltiges Angebot an Fachbüchern und Trivialliteratur und hat in ihren Archiven auch einige Schätze. Die städtischen Urkundensammlungen seit dem Mittelalter und viele Dokumente der Hansezeit verwahrt das Archiv der Hansestadt Lübeck. Die Werkkunstschule Lübeck ist eine Schule für Kommunikationsdesign.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Lübeck bewarb sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2010“, schied jedoch in der Vorrunde aus. Derzeit (2008) bewirbt Lübeck sich als Stadt der Wissenschaft im Wettbewerb mit Konstanz und Oldenburg.

Musik

Die Lübecker Altstadt-Kirchen sind mit ihrer Vielfalt an barocken wie modernen Orgeln für Konzerte gut geeignet, sie haben seit der Norddeutschen Orgelschule den Ruf als Musikstadt maßgeblich begründet. Die Abendmusiken sind seit der Zeit Dietrich Buxtehudes legendär. Im Sommer macht das in Lübeck ansässige Schleswig-Holstein Musik Festival in ganz Schleswig-Holstein auch Dorfkirchen, Gutshäuser und -scheunen zu Konzertsälen. Weitere Konzerthallen und Veranstaltungsräume sind die moderne Musik- und Kongresshalle Lübeck, kurz MuK genannt, das Kolosseum der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, die Konzertsäle der Musikhochschule Lübeck einschließlich der Holstentorhalle, das treibsand und das VeB, in der Alternative Lübeck, kurz „Walli“ genannt, das Rider's Café in Buntekuh, der Werkhof und die Schuppen 6 und 9.

Theater

Dem Wahren Guten Schönen – die Theaterfassade

Das Theater Lübeck ist in einem Jugendstil-Gebäude in der Beckergrube untergebracht und wurde Mitte der 1990er Jahre renoviert. Im Großen Haus finden hauptsächlich Operndarbietungen statt, unterstützt von den Lübecker Philharmonikern. Hier haben Hermann Abendroth, Wilhelm Furtwängler und Christoph von Dohnányi den Ausgangspunkt ihrer Karrieren gelegt. In den Kammerspielen werden Dramen und Komödien sämtlicher Stilrichtungen dargeboten. Daneben gibt es eine für die Größe der Stadt bemerkenswerte Anzahl unabhängiger Theater, unter denen besonders das Lübecker Marionetten-Theater Fritz Fey, das theater combinale, das theater partout, das Volks- und Komödientheater Geisler, das THEATER Haus Lübeck, das Theaterschiff Lübeck, das Lübecker Unterwassermarionettentheater und das ULKNUDEL e. V. sowie die Lübecker Sommeroperette als jährlich stattfindende Open Air-Veranstaltungsreihe hervorzuheben sind.

Kino

Lichtspiele Hoffnung 2008

Lübeck ist Stammsitz der Cinestar-Kinos, die mit den Lichtspielen Hoffnung in der Hüxtertorallee die Basis ihres Konzerns legten. Dieses traditionsreiche Kino steht nach einem Brand Ende Dezember 2004 noch vor der notwendigen Renovierung und galt bis dahin als das schönste Kino Lübecks. Das Kino soll als Veranstaltungssaal wiedereröffnet werden. Mitte der 1990er Jahre wurde in der Stadthalle nach dem Vorbild der Multiplex-Kinos ein Kinopalast mit sieben Sälen eingerichtet, nachdem Cinestar bereits in einigen ostdeutschen Städten solche Kinos erbauen ließ. Hier laufen heute vor allem Filme des Mainstream-Kinos. 2005 und 2007 wurde die Stadthalle renoviert und unter anderem auch neu bestuhlt. Es gibt nur noch ein weiteres kommerzielles Kino, das ebenfalls zur Cinestar-Gruppe gehört: das Filmhaus. Nach einer Renovierung zeigt es jetzt hauptsächlich anspruchsvollere Filme und Lesungen.

Das Kommunale Kino in der Mengstraße, ein kleiner Vorführungsraum mit einem kleinen, ausgewählten Filmangebot, das auch selten Gezeigtes abdeckt und dafür schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, ist das einzige Kino, das nicht der Cinestar-Gruppe gehört. Seit Sommer 2007 führt der Förderkreis Kommunales Kino Lübeck e.V. die Geschäfte des ehemals städtischen Kinos.

Jedes Jahr im Herbst steht Lübeck im Zeichen der Nordischen Filmtage. Auf diesem Filmfestival werden an fünf Tagen Filme aus Skandinavien, dem Baltikum und Schleswig-Holstein gezeigt. Spielort ist vor allem die Stadthalle, während an diesen Tagen das Mainstream-Kino im Filmhaus läuft.

Siehe auch: Liste der Lübecker Kinos

Zeughaus in Lübeck
Heinrich und Thomas Mann – um 1900

Museen

Für viele Interessengebiete kann man Lübecks reichhaltige Museen besichtigen. Im St. Annen-Museum mit der neuen Kunsthalle St. Annen befindet sich eine großartige Sammlung mittelalterlicher Sakralkunst. Weitere Kunstsammlungen sind im Behnhaus und Drägerhaus mit einem international bedeutsamen Schwerpunkt für die Nazarenische Kunst und sowie im Kulturforum Burgkloster. Die Stadtgeschichte Lübecks wird im Holstentor-Museum dargestellt. In der Nähe des Doms befinden sich das Museum für Natur und Umwelt sowie die im mittelalterlichen Zeughaus gelegene Völkerkundesammlung, welche 2007 aus Geldmangel geschlossen wurde. Ebenfalls in der Altstadt kann man das Lübecker Theaterfigurenmuseum am Kolk besichtigen, Literaturinteressierten sind das Buddenbrookhaus und das Günter-Grass-Haus zu empfehlen. Als Gedenkstätte für den in Lübeck geborenen Friedensnobelpreisträger Willy Brandt wurde 2007 das Willy-Brandt-Haus Lübeck eröffnet. Im Marzipansalon im Café Niederegger kann man alles über das „weiße Gold“ erfahren. Außerhalb der Altstadt gibt es die Geschichtswerkstatt Herrenwyk in Kücknitz. Am 12. Juli 2005 öffnete im Burgkloster das Lübecker Museum für Archäologie.

Die Leitung der städtischen Museen obliegt seit dem 1. Januar 2006 der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck.

Als maritime Stadt verfügt Lübeck darüber hinaus über den Museumshafen Lübeck am nordwestlichen Altstadt-Ufer.

Die Literaturstadt

Lübeck sieht einen deutlichen Schwerpunkt des kulturellen Lebens auch in der Auseinandersetzung mit der dort geborenen Literatur der Brüder Thomas Mann und Heinrich Mann, die als Zentrum das Buddenbrookhaus in der Mengstraße neben der Lübecker Marienkirche gefunden hat. Viele Fremde begreifen die Buddenbrooks heute noch auch als einen „Lübeck-Reiseführer“. Die Hansestadt verleiht den Thomas-Mann-Preis. Weitere berühmte Autoren aus Lübeck sind Emanuel Geibel, Gustav Falke, Otto Anthes und Erich Mühsam. Günter Grass lebt heute in der Nähe von Lübeck. In der Hansestadt selbst befindet sich das Günter-Grass-Haus mit dem überwiegenden Teil seiner literarischen und künstlerischen Originalwerke. Es gibt die Erich-Mühsam-Gesellschaft, die den Erich-Mühsam-Preis verleiht. Auch die Schriftsteller Werner Bergengruen und Theodor Storm waren Schüler des Katharineums.

Bauwerke

Das Weltkulturerbe auf der Altstadtinsel besteht aus weit über tausend Gebäuden, die als Denkmäler in die Denkmalliste eingetragen sind. Insofern kann hier nur ein Ausschnitt der wichtigsten erwähnt werden. Das Weltkulturerbe ist jedoch die Gesamtheit des erhaltenen Teils der mittelalterlichen Stadt.

Die sieben Türme

Das Bild der Altstadt wird geprägt durch die sieben Kirchtürme (daher die Bezeichnung „Stadt der sieben Türme“), die den fünf großen Altstadtkirchen zuzuordnen sind. In der westlichen Stadtsilhouette, mit der verschiedentlich als Logo geworben wird, sind dies die in Nord-Süd-Reihenfolge (d.h. von links nach rechts) gezählten Türme von:

Der noch romanisch begründete Dom ist in Lübeck nur die zweitgrößte mittelalterliche Kirche, hat jedoch mit 130 Metern die größte Länge. Er befindet sich eher abgelegen am südlichen Ende der Altstadtinsel in einer ruhigen Umgebung, die noch die alte Domfreiheit erahnen lässt. In der Lage der beiden Kirchen zueinander spiegelt sich der Konflikt zwischen der Lübecker Bürgerschaft und dem Lübecker Bischof wider, der dazu führte, dass die Lübecker Bischöfe ihre Residenz nach Eutin verlegten. Im Unterschied zur Marienkirche ist der Dom seit der Wiederherstellung im Inneren eher nüchtern weiß gestaltet. Hier kann man aber beispielsweise das Triumphkreuz des berühmten Holzschnitzers Bernt Notke bewundern. Ganz in der Nähe, in der Parade, befindet sich die Propsteikirche Herz Jesu, welche 1891 erbaut wurde.

Die 100 Meter lange gotische Marienkirche war die Hauptpfarrkirche des Rates und der Bürgerschaft. Sie steht in prominenter Lage in der Nähe des Marktes direkt hinter dem Rathaus. Die Marienkirche ist heute die drittgrößte Kirche Deutschlands und gilt als Mutterkirche der Backsteingotik. Sie beeindruckt nicht nur durch ihre äußere, sondern auch durch ihre innere Größe. Auch wenn im Zweiten Weltkrieg wesentliche Kunstschätze im Inneren zerstört wurden, wirkt sie heute doch besonders durch das fast 40 Meter hohe Mittelschiff mit reichhaltigen Deckenmalereien eindrucksvoll.

Wie auch Dom und Marienkirche, so wurde auch die Petrikirche im Zweiten Weltkrieg erheblich zerstört und erst als letzte wieder aufgebaut. Ebenfalls in Sichtweite des Marktes gelegen, war sie früher die Stammkirche der Fischer und Binnenschiffer. Heute hat sie keine eigene Gemeinde mehr und wird als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt. Unter anderem ist sie seit 2004 Universitätskirche und wird von den Lübecker Hochschulen für Feierlichkeiten verwendet. Auf ihrem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man bei schönem Wetter bis nach Travemünde und tief ins Mecklenburgische sehen kann. Die Jakobikirche liegt am anderen großen Platz Lübecks, dem Koberg. Die Kirche war die Stammkirche der Seeschiffer und liegt gegenüber der berühmten Schiffergesellschaft, dem Zunfthaus der Kapitäne und heute bekanntesten Restaurant Lübecks mit vielen Schiffsmodellen an der Decke. Ihr Turm besticht durch die vier kugeligen Verzierungen an der Basis des Turmhelms. Die Jakobikirche wurde im Krieg nicht zerstört und bietet daher heute noch das über die Jahrhundert gewachsene Erscheinungsbild. In einer Seitenkapelle steht ein Rettungsboot des 1957 gesunkenen Segelschulschiffes Pamir.

Die Aegidienkirche ist die kleinste der fünf großen Altstadtkirchen und die einzige im Ostteil der Altstadt, dem Wohnviertel der Handwerker und kleinen Leute. Auch sie wurde im Krieg nicht zerstört. Ihr Innenraum konnte daher sein Erscheinungsbild erhalten.

Weitere Sakralbauten

St.-Annen-Museum

Die Katharinenkirche ist eine ehemalige Franziskaner-Klosterkirche des Katharinenklosters. Sie hat keinen Turm und trägt daher nicht zum klassischen Stadtpanorama bei. Ihr Inneres ist aber dennoch überaus sehenswert und gilt als ein Höhepunkt backsteingotischer Architektur. Sie schließt direkt an das Gymnasium Katharineum an und wird heute als Ausstellungsraum genutzt. In ihrer Westfassade finden sich Nischen-Figuren der Bildhauer Ernst Barlach und Gerhard Marcks.

Weitere Sakralbauten des Mittelalters sind das Burgkloster und das St.-Annen-Kloster. Das Burgkloster, ein ehemaliges Dominikaner-Kloster, wurde zum Dank für den Sieg gegen Dänemark in der Schlacht bei Bornhöved (1227) gegründet. Doch von seinem mittelalterlichen Bau sind nur wenige Überreste erhalten geblieben, die durch ein neugotisches Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert ergänzt worden. Dieser Gebäudekomplex hat im Laufe der Zeit unterschiedliche Aufgaben gehabt, war beispielsweise zur Zeit des Nationalsozialismus Gerichtsgebäude und somit Schauplatz einiger Prozesse gegen Regimegegner. Heute befindet sich hier unter anderem ein archäologisches Museum.

Das St.-Annen-Kloster in der Nähe der Aegidienkirche beherbergt heute ein umfangreiches Museum mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. So finden sich bedeutende sakrale Kunstwerke wie eine der größten Sammlungen mittelalterlicher Flügelaltäre und Statuen, dann ein Überblick über Lübecker und Hanseatische Wohnkultur vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, schließlich im neuen Anbau, der Lübecker Kunsthalle St. Annen, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst.

Fassade des Heiligen-Geist-Hospitals

Am Koberg liegt gegenüber der Jakobikirche das Heiligen-Geist-Hospital. Dieses Gebäude ist ein gutes Beispiel für die Formen der Wohltätigkeit in der mittelalterlichen Gesellschaft. Um auch den Armen, Kranken und Alten einen Platz zu bieten, ließen wohlhabende Bürger dieses Gebäude errichten und stifteten regelmäßig für ihren Unterhalt. Bis in die 1970er Jahre hinein wurde die große Halle mit den heute noch zu besichtigenden, im 19. Jahrhundert errichteten Kabäuschen mit je ca. 3 m² Wohnfläche als Altenheim verwendet. Um die Weihnachtszeit findet hier einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte Norddeutschlands statt.

Rathaus

Direkt neben der Marienkirche befindet sich von jeher das Herz der Stadt, der Markt mit dem Rathaus. Das Rathaus ist im Unterschied zu anderen bedeutenden Rathäusern nicht in einem Stil erbaut, sondern man sieht auch heute noch deutlich, dass es seit dem 12. Jahrhundert immer wieder ergänzt wurde. Hier finden sich heute Baustile von der Gotik über die Renaissance bis hin zur Moderne der 1950er-Jahre. Dem Rathaus schließt sich entlang der Breiten Straße das von der Backsteinrenaissance überformte Kanzleigebäude an, dessen Arkaden 2005 renoviert und geöffnet wurden, um die Fußgängerzone der Breiten Straße auch durch Geschäfte auf dieser Seite attraktiver zu gestalten. Der Rest des Lübecker Marktes wurde im II. Weltkrieg zerstört. Die Gestaltung des Marktes ist seitdem bis zuletzt immer wieder Punkt lebhafter Diskussionen gewesen.

Stadttore

Lübeck hatte bis ins 19. Jahrhundert noch vier Toranlagen; heute findet man nur noch zwei Überreste von ihnen. Das Holstentor ist als Wahrzeichen der Stadt sicher deutschlandweit am berühmtesten. Es wird aber schon seit langem vom Verkehr nur noch umfahren und steht auf einem kleinen, parkähnlichen Platz. Im Inneren befindet sich ein Museum zur Stadtgeschichte. Das andere erhaltene Stadttor ist das Burgtor. Es ist in die Überreste der Befestigungsanlagen am nördlichen Stadtrand integriert und muss auch heute noch von jedem durchfahren oder -laufen werden, der sich der Altstadt von Norden her nähert. Es geht direkt über in den Gebäudekomplex des Burgklosters. Das Mühlentor unweit der heutigen Mühlentor-Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal und das Hüxtertor wurden abgerissen, bevor das Geschichtsbewusstsein in Lübeck durchgriff.

Haus der Schiffergesellschaft mit dem typischen BacksteinTreppengiebel; Aufnahme 2007.
Das Buddenbrookhaus in der Mengstraße gegenüber der Nordseite der Marienkirche; Aufnahme 2007.

Museen und Bürgerhäuser

Einige bedeutende Bürgerhäuser in der Innenstadt werden heutzutage als Museen verwendet. So bietet das klassizistische Ensemble aus Behnhaus und Drägerhaus in der oberen Königstraße heute Raum für ein Kunstmuseum. Im Buddenbrookhaus befindet sich heute das Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum. In der Glockengießerstraße findet man seit einigen Jahren schließlich das Günter-Grass-Zentrum.

Die Kaufmannschaft zu Lübeck besitzt im Haus der Kaufmannschaft zwei der schönsten und bedeutsamsten geschnitzten Inneneinrichtungen der Renaissance. Ihr gehört auch das Schabbelhaus in der Mengstraße, das als Restaurant zugänglich ist.

Am Koberg befindet sich neben sehr gut erhaltenen, meist klassizistischen Gebäuden das 1535 errichtete Versammlungshaus der Schiffergesellschaft, in dessen originaler Inneneinrichtung sich heute ein Restaurant befindet.

Die spätromanische Löwen-Apotheke in der Königstraße gilt als der älteste Profanbau Lübecks.

Gänge und Höfe

typisch Lübecker Gang

Die Gänge und Höfe, für die Lübeck bekannt ist, sind eher aus Platznot in den Hinterhöfen der Wohnhäuser entstandene Wohnquartiere, die früher für die Ärmsten der Armen errichtet wurden, heute aber begehrter Wohnraum sind. Die größten und schönsten Höfe sind sicherlich der Füchtingshof und der Glandorpshof in der Glockengießerstraße. Es gibt in der Lübecker Altstadt ca. 85 kleine Gänge.

Vorstädte

Wer mehrere Tage in Lübeck verbringt, sollte sich neben der Altstadt auch die Vorstädte ruhig genauer anschauen. Jenseits der idyllischen Wallanlagen finden sich in St. Gertrud und St. Jürgen sehenswerte Villenviertel mit klassizistischen und aus der Gründerzeit stammenden Villen. Besonders hervorstechend sind hier die Eschenburg-Villa in St. Gertrud an der Travemünder Allee und die Lindesche Villa des dänischen Architekten Lillie in St. Jürgen an der Ratzeburger Allee, die heute als Standesamt genutzt wird. Nur wenige Meter von der Linde-Villa befindet sich außerdem die St. Jürgen-Kapelle aus dem 17. Jahrhundert als Zeichen dafür, dass auch schon vor der Industrialisierung außerhalb der Lübecker Stadtmauern gesiedelt wurde. In St. Gertrud befindet sich außerdem das Fischerdorf Gothmund am Ufer der Trave, ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel, das durch sein geschlossenes Ensemble von Reetdachhäusern besticht.

Travemünde

Fast 20 Kilometer von der Innenstadt schließlich ist das Ostsee-Bad Travemünde zu finden, das drittälteste Seebad Deutschlands. Hier kann man die Altstadt mit ihren kleinen Häusern besichtigen, die Vorderreihe mit den Wohnhäusern der Kapitänswitwen, die Bäderarchitektur vergangener Jahrhunderte bewundern (Casino, Kurhaus) oder hinterfragen (Maritim-Hotel). Zudem befindet sich in Travemünde der älteste Leuchtturm Deutschlands, der nicht mehr in Betrieb ist, aber besichtigt werden kann.

Denkmale und Skulpturen im öffentlichen Raum

Lübeck hat eine Vielzahl bedeutende Standdenkmale und Skulpturen im öffentlichen Raum. Dazu gehören die Löwen von Christian Daniel Rauch vor dem Holstentor, Löwen von Fritz Behn auf der Burgtorbrücke am Rande des Burgfelds sowie die Replik des Braunschweiger Löwen am Dom.

Zu einer Reihe weiterer Werke Behns im Stadtgebiet gehören die Antilope vor dem Holstentor sowie der Panter im Schulgarten an der Wakenitz. Die Bürgergärten sind ein kleiner Skulpturengarten in der Altstadt zwischen Heiligen-Geist-Hospital und Behnhaus.

An der Fassade der Katharinenkirche ist die Gemeinschaft der Heiligen von Ernst Barlach und Gerhard Marcks angebracht. Eine Gruppe von Allegorien von Dietrich Jürgen Boy steht auf der Puppenbrücke vor dem Holstentor. Am Koberg befindet sich zwischen dem Heiligen-Geist-Hospital und der Jakobikirche das Geibel-Denkmal von Hermann Volz. Aus den 1990er Jahren stammt die Gruppe von sechs Offenen Stelen aus Eiche von Jan Jastram, die als Leihgabe der Possehl-Stiftung vor dem Gerichtshaus aufgestellt wurde.

Als Exponate der documenta 9 in Kassel wurde die Gruppe von Tonskulpturen Fremde des Bildhauers Thomas Schütte bekannt. Einige dieser Skulpturen befinden sich jetzt als Possehl-Stiftung auf dem Dach der Musik- und Kongresshalle.

In der Grünanlage am Lindenplatz ist Kaiser Wilhelm I. nach einem Modell des Bildhauers Louis Tuaillon zu Pferde dargestellt. Es war das letzte Reiterstandbild, das dem Kaiser in Deutschland errichtet wurde. Ihm gegenüber steht das Standbild des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck von Emil Hundrieser.

Am Rande des Burgfelds steht auf einer Grünfläche der Nachguss der Mädchengruppe von Karl Geiser, die der Lübecker Ehrenbürger Rodolfo Groth stiftete. Sie war ursprünglich für den Markt im Zentrum gedacht.

Der Stadtteil Moisling verfügt mit der Edelstahl-Wandplastik am Haus für alle von Günter Ferdinand Ris über eine Arbeit eines documenta-Teilnehmers.

Hauptartikel zur Kunst im Öffentlichen Raum sind Erinnerungs- und Denkmale in Lübeck und Skulpturen und Objekte in Lübeck.

Lübecker Stiftungskultur

Seit dem Mittelalter hat das Stiften in Lübeck Tradition. Ursprünglich wollten sich begüterter Kaufleute so ihr Seelenheil sichern. Das Heiligen-Geist-Hospital ist heute wohl die älteste bestehende Stiftung in Lübeck. Viele der Lübecker Gänge und Höfe beruhen auf Stiftungen Lübecker Kaufleute. Ohne das Engagement der in Lübeck ansässigen großen und kleinen Stiftungen wäre das reichhaltige Kulturleben der Stadt nicht denkbar und der Erhalt des Kulturerbes nicht darstellbar. Die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck betreut die Lübecker Museumslandschaft. Lübecks älteste Bürgerinitiative, die

ist auch Treuhänderin für eine Vielzahl kleinerer Stiftungen.

Weitere wichtige gemeinnützige Stiftungen in Lübeck sind die

Lübeck ist heutzutage immer noch die Stadt mit der größten „Stiftungsdichte“ Deutschlands.

Tourismus, Freizeit und Erholung

Tourismus

Lübeck kennt im Bereich der Altstadt den Städtetourismus, der sich in den letzten Jahren bedingt durch die Entwicklung des Flughafens mit seinen preiswerten innereuropäischen Linienverbindungen im bundesweiten Trend überdurchschnittlich entwickelt hat. Zielgruppen im Ausland sind die Ostsee Anrainerstaaten, Italien und England. In diesem Bereich ist Lübeck der wichtigste Faktor im Tourismus in Schleswig-Holstein. Daneben bietet das Seebad Travemünde an der Lübecker Bucht alle Möglichkeiten eines modernen Ostseebades. Neben den Stadtführungen bieten Ausflugsboote auch eine Umrundung der Altstadtinsel an. Eine Besonderheit sind Stadtführungen in den Abendstunden, geführt von einem Nachtwächter.

Freizeit und Erholung im Stadtgebiet

Die zugefrorene Wakenitz in Lübeck; Unterlauf nördlich der Brücke im Zuge der Moltkestraße; Aufnahme Januar 2005.

Wasser, Grünflächen und ausgedehnte Wälder bestimmen das Stadtgebiet Lübecks, das zu den größten kommunalen Waldbesitzern Deutschlands gehört. Die Gewässer von Trave, Wakenitz und Elbe-Lübeck-Kanal sind landseitig von Wanderwegen erschlossen und größtenteils mit den großzügigen und ausgedehnten Parkanlagen verbunden. Mit dem Freibad an der Falkenwiese von 1899 am Westufer der Wakenitz hat die Stadt Lübeck ein unter Denkmalschutz stehendes Flussschwimmbad. Auf der Trave verkehren Ausflugsschiffe zwischen Lübeck und Travemünde und auf der Wakenitz bis nach Rothenhusen mit Anschlussmöglichkeit über den Ratzeburger See nach Ratzeburg in den Naturpark Lauenburgische Seen (östlich des Sees: Biosphärenreservat Schaalsee). Die Stadtwälder wie das Lauerholz und die Naturschutzgebiete an Wakenitz und Trave (Lagune im Schellbruch, Dummersdorfer Ufer mit dem Bodendenkmal der mittelalterlichen Burg an der Stülper Huk) in unmittelbarer Nähe zum Stadtgebiet wie das Nebeneinander von Seebad und mittelalterlichem Weltkulturerbe im gemeinsamen Geist hanseatischer Tradition machen einen wichtigen Teil der Lebensqualitäten und des Freizeitwertes der Stadt aus. Der Travelauf mit den anliegenden Naturschutzgebieten wurde als FFH-Gebiet an die Europäische Union gemeldet.

Insbesondere in den Wäldern in und um Lübeck finden sich etliche Hünengräber aus der Steinzeit, unter anderem im Stadtgebiet in den Forsten von Blankensee und Waldhusen. Bei Pöppendorf ist eine der größten und besterhaltenen Burganlagen aus der Zeit der Wenden zu besichtigen. Diese Ringburg ist eine slawische Fluchtburg und hat einen Durchmesser von rund 100 Metern bei einer äußeren Wallhöhe von 8 bis 12 Metern.

Freizeit und Erholung in der näheren Umgebung der Stadt

Auch die nähere Umgebung der Stadt bietet eine Vielzahl von Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten: neben den Seebädern an der Lübecker Bucht die Seen und Wälder der Holsteinischen Schweiz um die Residenzstadt Eutin (mit den Carl Maria von Weber-Festspielen auf der Freilichtbühne im Schlosspark direkt am Eutiner See), den Klützer Winkel und die Hansestadt Wismar auf der Mecklenburger Seite der Lübecker Bucht, den Naturpark Lauenburgische Seen mit der Inselstadt Ratzeburg und der Stadt Mölln an der Alten Salzstraße, und nicht zuletzt den Sachsenwald.

Im Rahmen des Bundesmodellprogramms „Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft“ hat der Bereich Umwelt der Hansestadt Lübeck gemeinsam mit der „Regionalpartnerschaft Lübecker Bucht e. V.“ den Erholungsführer „Lübeck Natürlich! Naturnahe Erholung in der Region Lübeck“ herausgegeben. Aufgrund des Erfolges der ersten Auflage 2004/2005 wurde jetzt eine zweite Ausgabe 2006/2007 mit neuen Themenschwerpunkten und Ausflugszielen verausgabt.[23]

Auch die Städte des Umlands bieten eigene Attraktionen, wie zum Beispiel Bad Segeberg mit den Karl-May-Festspielen. Größter Freizeitpark ist der Hansa-Park in Sierksdorf.

Regelmäßige Veranstaltungen

Bräuche

  • Mai: In der Nacht zum ersten Mai findet gegen Mitternacht das alljährliche Mai-Singen unter den Arkaden des Rathauses statt. Junge und alte Sänger begrüßen dabei mitten in der Nacht den Mai mit dem Lied Der Mai ist gekommen des Lübecker Dichters Emanuel Geibel, das von Justus Wilhelm Lyra vertont wurde. Die Veranstaltung ist nicht organisiert und wird nicht kommerziell ausgenutzt. Es handelt sich eher um eine – vielleicht auch lokalpatriotische – Zusammenkunft Lübecker Familien. Der Initiator war nach dem Ersten Weltkrieg Otto Anthes mit seinem „Eulen“-Tisch.[24]

Kulinarische Spezialitäten

Beinahe schon weltweite Berühmtheit hat das Lübecker Marzipan, das seit dem späten Mittelalter in Lübeck hergestellt wird. Bekannte aktuelle Hersteller sind Niederegger und Erasmi & Carstens. Eine ebenso süße Leckerei ist der Plettenpudding, der in den Buddenbrooks Erwähnung findet: eine aus mehreren Schichten bestehende Süßspeise. In den Buddenbrooks findet auch der Lübecker National Erwähnung: ein Gemüseeintopf mit Spargel, Möhren und Rindfleisch. Beim Lübecker Rotspon handelt es sich um Rotwein, der früher auf Fahrten nach Bordeaux als Ballast auf dem Rückweg mitgeführt wurde, bis man merkte, dass durch die Lagerung im Meeresklima der Wein eine besondere Note erhielt. Analog dazu gibt es heute auch den Wittspon, der aus Weißwein hergestellt wird. Traditionelle Weinhändler in Lübeck sind Carl Tesdorpf und von Melle, hier kann man auch den Rotspon erwerben, den es ähnlich wie anderen Rotwein in unterschiedlichen Qualitätsstufen gibt. Die Lübecker Küche entspricht in ihren regionalen, norddeutschen Eigenarten mehr einer frugalen Variante der Hamburger als der Schleswig-Holsteiner Küche. Ein typisches Beispiel dafür ist Lübecker National, ein deftiger Eintopf.

Persönlichkeiten

Vereine

Der 1919 gegründete VfB Lübeck ist der bekannteste Sportverein der Stadt. Seine erste Herren-Fußballmannschaft spielt zurzeit in der Regionalliga Nord. Sein Heimstadion ist das Stadion an der Lohmühle. Größter Erfolg war der zweimalige Einzug in die Zweite Fußballbundesliga 1996 bzw. 2003, sowie das Erreichen des Halbfinales im DFB-Pokal in der Saison 2003/04. Die erste Fußballmannschaft des FC Phönix Lübeck spielte in den 1960er Jahren in der höchsten Spielklasse. Zu den größeren Sportvereinen gehört auch der TSV Siems. Der Lübecker Schachverein von 1873 war von 2001 bis 2003 Deutscher Meister und 2001 und 2002 Deutscher Pokalsieger. Neben der Waldjugend gibt es auch mehrere Pfadfindergruppen, darunter der Bund freier Pfadfinder mit dem Stamm der Freibeuter und der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e. V.. Mit den Lübeck Cougars ist die Hansestadt auch in der GFL 2, der zweiten Bundesliga im American Football, vertreten.

Literatur

  • Heinrich Christian Zietz: Ansichten der freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen. Mit 16 Kupfern. Friedrich Wilmans, Frankfurt M 1822, Weiland, Lübeck 1978 (Repr.).
  • Otto Grautoff: Lübeck. Stätten der Kultur. Bd 9. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1908.
  • Fritz Endres (Hrsg.): Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck. Otto Quitzow, Lübeck 1926, Weidlich, Frankfurt M 1981 (Repr.), ISBN 3-8035-1120-8
  • Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte. Bd 1. Nordostdeutschland. Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages. Kohlhammer, Stuttgart 1939.
  • Abram Enns: Kunst und Bürgertum – Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians – Weiland, Hamburg – Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8
  • Lübeck 1226 – Reichsfreiheit und frühe Stadt. Scheffler, Lübeck 1976.
  • Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der Freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7
  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.): Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, ISBN 3-7950-3203-2
  • Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Schmidt-Römhild, Lübeck 1973
  • Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Lübeck 2004. ISBN 978-3-7950-7005-2
  • Heinz Stoob: Stadtmappe Lübeck. in: Deutscher Städteatlas. Bd 3. Teilband 6. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. Im Auftrag des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte e. V. und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hrsg. von Heinz Stoob, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek. Dortmund-Altenbeken 1984, ISBN 3-89115-006-7
  • Lübeck-Lexikon. Die Hansestadt von A bis Z. Hrsg. von Antjekathrin Graßmann. Schmidt-Römhild, Lübeck 2006, ISBN 3-7950-7777-X
  • Manfred Finke: UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt von Lübeck. Stadtdenkmal der Hansezeit. Wachholtz-Verlag, Neumünster 2006, ISBN 978-3-529-01335-5.
  • Stefanie Rüther: Prestige und Herrschaft. Zur Repräsentation der Lübecker Ratsherren in Mittelalter und Früher Neuzeit (Norm und Struktur 16). Böhlau, Köln (u.a.) 2003.
  • Uwe Albrecht (Hrsg.): Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Band 2: Hansestadt Lübeck. Die Kirchen der Stadt, Verlag Ludwig, Kiel 2009, ISBN 978-3-933598-76-9

Anmerkungen

  1. Aussprache regional mit langem geschlossenen e, also [ˈlyːbeːk], vgl. Dehnungs-c, Bühnendeutsch aber [ˈlyːbɛk].
  2. Geoklima 2.1
  3. Die zweite Silbe „-beck“ hat hier also nichts mit der sonst in Norddeutschland üblichen Herkunft „bäke“ = „Bach“ zu tun.
  4. Antjekathrin Graßmann: Lübeckische Geschichte. Schmidt-Römhild, Lübeck 1997. ISBN 3-7950-3215-6
  5. Adam von Bremen: la:Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum. Hahn, Hannover 1993. ISBN 3-7752-5288-6
  6. Helmold von Bosau: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
  7. C.-H. Seebach: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988. ISBN 3-529-02675-1
  8. G. P. Fehring: Die Burg in Lübeck. in: Lübecker Schriften für Archäologie und Kulturgeschichte. Habelt, Bonn 6.1982. ISSN 0721-3735
  9. Für alle: Philippe Dollinger: Die Hanse. Kröner, Stuttgart 1998. ISBN 3-520-37105-7
  10. Arnold von Lübeck: Chronica Slavorum. Neu übertragen und erläutert von Heinz Stoob. In: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 19.1963. ISSN 0067-0650
  11. Quellenausschnitte zur ma. Geschichte Lübecks
  12. Philippe Dollinger: Die Hanse. ebda.
  13. Abraham B. Enns: Kunst und Bürgertum. Weiland, Lübeck 1978. ISBN 3-7672-0571-8
  14. Schaufenster-Ausstellung in der Hüxstraße in Lübeck
  15. Gerhard Schneider: Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, Verlag Schmidt-Römhild zu Lübeck 1986, ISBN 3-7950-0452-7
  16. http://www.luebeck.de/aktuelles/presse/pressedienst/view/080117R/
  17. Peter Guttkuhn: Kleine deutsch-jüdische Geschichte in Lübeck. Schmidt-Römhild, Lübeck 2004. ISBN 3-7950-7005-8
  18. Dr. Robert Dollinger: Geschichte der Mennoniten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 17, Neumünster 1930
  19. a b Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  20. Josephine von Zastrow: Wird die Hüxstraße zur Fußgängerzone? In: Lübecker Nachrichten vom 18. Dezember 2008, S. 15
  21. http://www.lvs-sh.de/media/pdf/090320_lnvp_090306_web_FINAL.pdf
  22. vergl. Informationen der Deutschen Bahn zur Elektrifizierung Hamburg–Lübeck-Travemünde
  23. Ursula Kühn: Lübeck Natürlich. Lübeck 2004
  24. Bernd Gatermann und Peter Guttkuhn: „Zur Eule“. Erinnerungen an eine Lübecker Künstlerkneipe. In: Der Wagen. 1986, S. 176–183. ISSN 0933-484 X.

Siehe auch

Weblinks

Portal
 Portal: Lübeck – Wikipedia Portal Lübeck

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