Friedens- und Freundschaftsvertrag von Angora

Friedens- und Freundschaftsvertrag von Angora

Der Friedens- und Freundschaftsvertrag von Angora (bulgarisch Ангорски договор/Angorski dogowor), war ein Freundschaftsvertrag zwischen dem Königreich Bulgarien und der Türkei. Außerdem regelte er die Entschädigung für den Verlust des Grundbesitzes der jeweilige Flüchtlinge aus den Balkankriegen von 1912/1913, die im von Vertrag von Konstantinopel 1913 offen geblieben waren. Der Vertrag wurde am 18. Oktober 1925 in Angora (heute Ankara) von Simeon Radew und Tevfik Kyamil Bej unterzeichnet. Er wurde zwar von den Parlamenten der beiden Staaten ratifiziert, jedoch seitens der Türkei bis heute nicht umgesetzt.

Der zu entschädigende Grundbesitz teilt sich wie folgend auf:

Häuser: 34.062 bulgarische Häuser in die Türkei und 3.607 türkische Häuser in Bulgarien
Felder und Wiesen: 1.960.000 da bulgarischer Grundbesitz in die Türkei und 286.000 da türkischer Grundbesitz in Bulgarien
Wälder: 216.000 da von Bulgaren in die Türkei und 1.225 da von Türken in Bulgarien.

Da die Umsetzung noch offen ist und vor dem Hintergrund der laufenden Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei, wurde das seit 1925 offene Problem der Entschädigung dem Europäischen Parlament 2008 als ein Punkt für die Beitrittsverhandlungen aufgenommen[1]. Mit dem Protokoll fordert das Europaparlament die türkische Regierung unter anderem auf, die Entschädigungsverfahren für die bulgarischen Flüchtlinge aus Thrakien zu beschleunigen. Nach offiziellen Angaben der bulgarischen Regierung von 1983 sind noch Zahlungen an Bulgarien in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar durch den türkischen Staat offen[2][3][4][5].

2010 bezifferte Boschidar Dimitrow, Minister ohne Geschäftsbereich und zuständig für die im Ausland lebenden Bulgaren die Zahl auf 20 Milliarden US-Dollar. Weiter gab die bulgarische Regierung bekannt, ihr Vetorecht im Bezug der Entschädigung der thrakischen Bulgaren bei einem möglichen EU-Beitritt der Türkei in Betracht zu ziehen. [6]

Im Oktober 2010 sprach der Vorsitzende der Partei Ataka Wolen Siderow von 10 Milliarden Euro. Nach seinen Worten könne nur durch deren Bezahlung die Frage nach den Gütern und Ländern der durch völkermörderische Vertreibung verjagten Bulgaren gelöst werden.[7]

Einzelnachweise

  1. http://www.socialistgroup.eu/gpes/pressdetail.do?id=80825&lg=en
  2. http://news.ibox.bg/news/id_1991960601 Interview mit dem Europaabgeordnete Ewgeni Kirilow
  3. http://www.bourgas.org/bourgas-news-13208-bg.html Interview mit dem Europaabgeordnete Ewgeni Kirilow
  4. http://bulgaria.actualno.com/news_232256.html Interview mit der Europaabgeordnete Marusja Ljubtschewa
  5. http://www.dnevnik.bg/evropa/evropeiski_parlament/2008/05/21/499266_iskaneto_za_kompensaciite_za_trakiiskite_bejanci_be/
  6. Bulgaria puts price on Turkey's EU membership, euobserver.com; Божидар Димитров очаква $20 млрд. от Турция под заплаха от вето за ЕС, mediapool.bg
  7. АТАКА: Въпросът към Турция за тракийските имоти не е решен, erschienen in: в-к Атака, 5 октомври 2010, стр. 3

Literatur

  • Stajko Trifonow: Thrakien. Der administrative Aufbau, das politische und wirtschaftliche Leben in den Jahren 1912-1915 (aus dem bulg. Стайко Трифонов: Тракия. Административна уредба, политически и стопански живот, 1912-1915), Verlag Thrakische Stiftung „Kapitan Petko Wojwoda“, 1992, Onlineversion des Buches in bulgarischer Sprache
  • Anastas Sp. Razbojnikow: Die Vertreibung der Bulgaren aus Westthtrakien 1919–1924 (aus dem bulg.: Обезбългаряването на Западна Тракия 1919–1924), Thrakischer Institut, Sofia, 1940

Weblinks


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