Friedrich Adolph von Heinze

Friedrich Adolph von Heinze

Friedrich Adolph von Heinze (* 28. Mai 1768 in Lüneburg; † 19. Mai 1832 auf Gut Niendorf) war ein deutscher Mediziner und Maire von Lübeck.

Leben

Heinze, der 1790 als Doktor der Medizin promoviert und danach in Kiel praktiziert hatte, erwarb 1802 Gut Niendorf mit einem heute noch bestehenden klassizistischen Herrenhaus von Johann Adam Soherr aus den Jahren 1761-63 und Umbauten aus dem Jahr 1771 im heutigen Lübecker Stadtteil Moisling. Nach der Wiederbesetzung Lübecks durch französische Truppen am 3. Juli 1813 musste er am 7. Juli auf Befehl Louis-Nicolas Davouts das Amt des provisorischen Maires übernehmen, da der bisherige Amtsinhaber, Anton Diedrich Gütschow, sich nicht mehr in der Stadt befand. In seine Amtszeit fällt die Hinrichtung des einfachen Knochenhauers Jürgen Paul Prahl durch die Franzosen wegen „Anstiftung zum Aufruhr“. Ein Gnadengesuch Heinzes an den französischen Militärgouverneur hatte keinen Erfolg.

Am 12. Oktober 1813 wurde Heinze verhaftet und zusammen mit einer Anzahl Angehöriger des Munizipalrats und weiterer Bürger als Geisel nach Hamburg verschleppt, wo man ihn bis zum 30. Mai 1814 festhielt. Die Amtsgeschäfte führte in dieser Zeit sein zweiter Stellvertreter Friedrich Wilhelm Grabau, der ihn so weit wie möglich schriftlich über die Vorgänge in Lübeck informierte.

Bei Heinzes Rückkehr nach Lübeck bestand die Verwaltung nach französischem Muster nicht mehr, so dass er das Amt des Stadtoberhauptes nicht erneut antreten musste.

Sein adliges Gut Niendorf blieb bis zum Verkauf an die Hansestadt Lübeck 1907 im Besitz der Familie, seit 1844 unter Josias v. Heinze als Fideikommiss Weißenrode. Heinze selbst wurde im weitläufigen Park des Gutes begraben. Die Gruft Christinental wird heute nur noch durch einen Grabhügel markiert, der 1865 vom übrigen Park des Herrenhauses durch die Bahnstrecke Lübeck–Hamburg der Lübeck-Büchener Eisenbahn getrennt wurde.

Eines der Hauptwerke des mittelalterlichen Bildhauers Johannes Junge ist die um 1420 datierte sogenannte Niendorfer Madonna im St.-Annen-Kloster Lübeck, benannt nach Heinzes Gut Niendorf, wo sie in den 1920ern in einer Scheune lagernd wieder aufgefunden wurde. Sie soll dort mit drei weiteren Skulpturen seit Anfang des 19. Jahrhunderts gelegen haben.[1] Es wird vermutet, dass sie ursprünglich zur Ausstattung der Petrikirche gehört haben könnten.

Literatur

  • K. Klug: Geschichte Lübecks während der Vereinigung mit dem französischen Kaiserreiche 1811-1813. Verlag H. G. Nahtgens, Lübeck 1856
  • Emil Ferdinand Fehling: Zur Lübeckischen Ratslinie 1814-1914. Verlag Max Schmidt, Lübeck 1915
  • Henning von Rumohr, Hubertus Neuschäffer: Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Frankfurt 1983, S. 346 - 349. ISBN 3-8035-1216-6

Belege

  1. Hildegard Vogler: Madonnen in Lübeck. Lübeck 1993, Nr. 40, S.82.

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