Friedrich Gottlieb Welcker

Friedrich Gottlieb Welcker
Friedrich Gottlieb Welcker, Stich von Adolf Hohneck (1840)
Robert Cauer der Ältere: Grabmedaillon Welckers auf dem Alten Friedhof Bonn

Friedrich Gottlieb Welcker (* 4. November 1784 in Grünberg; † 17. Dezember 1868 in Bonn) war ein deutscher klassischer Philologe und Archäologe, der als Professor in Gießen (1809–1816), Göttingen (1816–1819) und Bonn (1819–1868) wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Welcker ist eines von 17 Kindern des Pfarrers Heinrich Friedrich Welcker und Johannette, geb. Strack. Sein jüngerer Bruder Carl Theodor ist ein berühmter Staatsrechtler.

Welcker studierte seit 1801 klassische Philologie an der Universität Gießen, wo er sich 1801 dem Corps Lahnania anschloss.[1] 1803 wurde er Lehrer am Paedagogium, einer Vorstufe der Universität, und 1804 Privatdozent. 1806 reiste er nach Italien und war für ein Jahr Tutor in der Familie von Wilhelm von Humboldt, dessen Freund er wurde und mit dem er korrespondierte. 1809 wurde er in Gießen nach Empfehlung Humboldts Professor für griechische Literatur und Archäologie. Hierbei handelt es sich um die erste Angabe des Universitätsfaches Archäologie in Deutschland.[2] 1812 gründete er das (Klassisch-)Philologische Seminar, das zum Kern der Gymnasiallehrerausbildung wurde.

Welcker warb leidenschaftlich für den Kampf gegen den „Tyrannen“ Napoleon und hatte immer größeren Zulauf unter den Studenten. Er stand damit im Gegensatz zu vielen anderen Professoren wie dem Kameralisten August Friedrich Wilhelm Crome, der ein Verehrer Napoleons war. Seit der Jahreswende 1813/14 bestand im Raum Gießen/Mainz/Heidelberg ein nach dem Muster der Freimaurerlogen gebildeter politischer Geheimbund (meist nach den wichtigsten Mitgliedern Hoffmann-Snell-Gruner-Bund genannt), der ein einheitliches Deutschland unter preußischer Führung anstrebte. Darin einbezogen waren die Brüder Welcker und der Gießener Student Wilhelm Snell. 1814 nahm Welcker mit über 100 Gießener Studenten als Freiwilliger eines Jägerbataillons an den Freiheitskriegen teil.

1816 wurde er Professor in Göttingen und 1819 in Bonn. In Bonn gründete er die Universitätsbibliothek, deren Direktor er wurde.

Wegen seiner liberalen Gesinnung wurde Welcker während der Demagogenverfolgungen nach den Karlsbader Beschlüssen verhaftet.

In Bonn wurde im späteren Parlaments- und Regierungsviertel eine Straße zu Welckers Ehren benannt; dort saß jahrzehntelang das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Die Stadt Gießen ehrte ihn mit der nach ihm benannten Welckerstraße.

Werke

  • Sappho von einem herrschenden Vorurtheil befreyt, Göttingen 1816
  • Die Äschyleische Trilogie, 1824
  • Theognidis Reliquiae, 1826
  • Der epische Zyklus oder die Homerischen Dichter, 2 Bde., 1835
  • Die griechischen Tragödien mit Rücksicht auf den epischen Zyklus geordnet, 3 Bde., 1839-1841
  • Griechische Götterlehre, 3 Bde., Göttingen, 1857-1862

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 52, 15
  2. Matthias Recke, Wolfgang Maaß (Hrsg.): Gießen auf den zweiten Blick – Spaziergänge durch die Universitätsstadt. Brühlscher Verlag, Gießen 2003, ISBN 3-922300-57-X, S. 37.

Weblinks

 Commons: Friedrich Gottlieb Welcker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Friedrich Gottlieb Welcker – Quellen und Volltexte

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