Friedrich Hirschl

Friedrich Hirschl

Friedrich Hirschl (* 15. Oktober 1956 in Passau) ist Lyriker und Pastoralreferent. Mit sechs Gedichtsammlungen, zahlreichen Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen sowie mehreren literarischen Auszeichnungen hat sich der Schriftsteller über die Grenzen Passaus hinweg einen Namen gemacht.

Hirschl ist Mitglied des „Passauer Literaturkreises“ und der „Regensburger Schriftstellergruppe International“.

Der Lyriker Friedrich Hirschl

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der St. Nikola Volksschule Passau (1963–1967) besuchte Hirschl das Adalbert-Stifter-Gymnasium Passau, wo er 1976 die allgemeine Hochschulreife erlangte. Auch den Grundwehrdienst absolvierte er in der Dreiflüssestadt, bevor er 1977 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Passau das Studium der katholischen Theologie aufnahm. Seit 1982 ist Hirschl Diplom-Theologe.

Als solcher wirkte er in Niederbayern. Die Tätigkeit als Pastoralreferent führte Hirschl nach Simbach am Inn (1982–1983), nach Bad Griesbach im Rottal (1983–1984), Zwiesel (1984–1993) und schließlich zurück nach Passau in den Pfarrverband St. Paul/St. Nikola (1993–1999). Seit 1999 arbeitet er als Religionslehrer an der Grundschule Grubweg.

Hirschl lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Passau.

Werk

Die Begeisterung für Georg Trakl brachte Hirschl während seines Studiums zum Schreiben. Schon damals verfasste er Lyrik und Prosa. Eine Auswahl beider Gattungen veröffentlichte er 1987 in seinem ersten Buch „Erdzeit“.

Seitdem konzentriert sich Hirschl auf die Lyrik. Es folgten die Gedichtbände „Im Fluß der Zeit“ (1989), „… und Sehnsucht singt ein leises Lied“ (1992), „Glut am Himmel“ (2002), „Herbstmusik“ (2006) und „Nachthaus“ (2009).

Während Hirschls Frühwerk unmittelbar den Menschen und dessen Befindlichkeiten in den Blick nimmt, betrachtet er Personen zusehends durch den Spiegel der Natur. In knappen, reduzierten, oftmals überraschenden Metaphern stellt er Landschaften und damit zugleich den Menschen aus ungewöhnlicher Perspektive dar. Mensch und Natur werden dabei letztendlich eins. Dieses Zusammenspiel betrachtet Hirschl mit einem Augenzwinkern. Entsprechend humorvoll ist der Unterton seiner Gedichte.

Hirschls inhaltlicher Anspruch ist es, der Natur ihren verlorenen Zauber zurückzugeben. Dennoch tritt er bisweilen als Mahnender auf. Stets wird Hirschl dabei von der christlich motivierten Achtung der Schöpfung geleitet.

Veröffentlichungen

Erdzeit (1987)

„Erdzeit“ (Gauke Verlag, Hannoversch Münden) enthält als einzige Buchveröffentlichung Hirschls neben Gedichten auch Prosawerke. Die Texte entstanden während seines Theologiestudiums sowie in den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Pastoralreferent. Als solche sind sie stark christlich beeinflusst. Es dominieren Gefühle im Allgemeinen, im Speziellen die Liebe. Auf diese Weise eröffnet Hirschl „erd- und endzeitliche Geheimnisse“ . Er ordnet seine Texte dem Lauf der Jahreszeiten entsprechend an. Auch seine späteren Werke folgen diesem Aufbau.

Auszug: Der Stachel
„deine Lippen/ schwer/ gläsern/ deine Augen/ du denkst an morgen/ auch an mich/ der tödliche Stachel in dir/ angesetzt gestern/ heute bohrt er/ und doch/ ist er zerbrochen/ für immer“

Im Fluß der Zeit (1989)

Mit seinem ersten reinen Lyrikband „Im Fluß der Zeit“ (Verlag Lippmann-Mindl, Passau) beginnt Hirschl, bereits den literarischen Weg einzuschlagen, dem er noch heute folgt: Er erhebt verstärkt die Natur zum Protagonisten, personifiziert sie.

Auszug: Winter
„Wasser/ mit einer Eisdecke überzogen/ schöne Stimmen eingefroren/ aus verschneiten Zweigen/ schauen wartende Augen“

... und Sehnsucht singt ein leises Lied (1992)

Knapper und märchenhafter werden Hirschls Zeilen in „... und Sehnsucht singt ein leises Lied“ (Edition Töpfl, Tiefenbach). Zugleich gewinnen die Texte an Anschaulichkeit. Zu dieser tragen auch die Farbillustrationen von Christine Költze-Füller bei. Für sein Gedicht „Regen“ wurde Hirschl 2007 im Rahmen des „Wasserpoesie“-Lyrik-Wettbewerbs ausgezeichnet.

Auszug: Regen
„Wolken nähen/ mit nassen Fäden/ Himmel und Erde/ zusammen“

Glut am Himmel (2002)

Zehn Jahre Zeit nahm sich Hirschl für die Veröffentlichung von „Glut am Himmel“ (Edition Töpfl, Tiefenbach; Illustrationen von Theo Bottler). Mit dieser zeitlichen Distanz geht eine inhaltliche einher: Hirschl nimmt den Menschen endgültig durch den Spiegel der Natur in den Blick. Sein Gedicht „Spieler Herbst“ wird Anknüpfungspunkt für den Folgeband „Herbstmusik“.

Auszug: Spieler Herbst
„Er hatte/ ein schlechtes Blatt/ Nun zahlt er/ in Gold/ seine Spielschuld“

Herbstmusik (2006)

Mit „Herbstmusik“ (Verlag Karl Stutz, Passau) legt Hirschl sein bislang reifstes Werk vor. Es ist lakonischer, humorvoller und zugleich ironischer als seine Vorgänger. Es enthält „Sinnsprüche, die auf den Kern reduziert sind“ . „Herbstmusik“ lässt verstehen, wieso Hirschl einmal das Prädikat „Spieler Dichter“ verliehen bekam: Hirschl spielt nicht nur mit der Sprache. Er spielt auch mit den Assoziationen seiner Leser. Entsprechend positiv fielen die Resonanzen in zahlreichen Besprechungen und bei Lesungen aus.

Auszug: Herbstmusik
„Ungestüm/ spielt der Wind/ auf den vielen Baumpianos/ dass die bunten Blättertasten/ nur so fliegen/ und die Lieder auch“

Nachthaus (2009)

Dem Spiel mit der Sprache bleibt Hirschl in seinem sechsten Lyrikband „Nachthaus“ (Verlag Karl Stutz, Passau) ebenso treu wie dem Spiel mit den Elementen. Mit knappen Worten und einem Augenzwinkern skizziert der Autor ausdrucksstarke Bilder. Meist sind sie der Natur entnommen. Und meist sind sie doppelbödig. Denn in der Natursymbolik spiegelt Hirschl menschliche Empfindungen. Damit knüpft er an den Stil an, zu dem er in „Glut am Himmel“ und „Herbstmusik“ gefunden hat. Doch er hat ihn vervollkommnet. In „Nachthaus" werden Mensch und Natur erstmals eins.

Auszug: Nachthaus
„Ein Haus/ aus Dunkel/ und Stille/ Mit Lichträumen/ und Traumfenstern/ Das Dach/ voller Sterne“

Auszeichnungen

Für seine lyrische Qualität verlieh der „Ernste-Lyrik-Kreis München“ Hirschl 1992 die ELK-Feder.

2008 gehörte Hirschl zu den Preisträgern des „Wasserpoesie“-Lyrik-Wettbewerbs.

2009 war Hirschl beim Lyrik-Wettbewerb „Luft & Erde“ erfolgreich.

2010 gehörte Hirschl zu den Gewinnern des Lyrik-Wettbewerbs „Hören & Sehen“.

2011 wurde Hirschl nominiert für den E.ON-Kulturpreis Bayern im Bereich Literatur.

Bibliografie

Quellen

  • Dietz-Rüdiger Moser: Friedrich Hirschl – Porträt und neue Lyrik. In: Literatur in Bayern, 23. Jahrgang, Nr. 92, Juni 2008, S. 6 ff.
  • Stefan Rammer: Friedrich Hirschl – Herbstmusik. In: Passauer Pegasus, Heft 44/45, 2008, S. 144 ff.
  • Georg Bergmeier: 80 ansprechende Sinngedichte quer durchs Jahr. In: Buchprofile, Jahrgang 52/2007, Heft 2.
  • Theo Breuer: Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000, Edition YE, 2005, S. 380 f., ISBN 3-87512-186-4.
  • Rupert Schützbach: Berührende Stille. In: Passauer Neue Presse vom 26. März 2002.
  • Anonymus: Gedichte – zu einem Konzert vereint. In: Passauer Neue Presse vom 19. Februar 1988.

Weblinks


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