Friedrich Weißler

Friedrich Weißler

Friedrich Weißler (* 28. April 1891 in Königshütte, Oberschlesien; † 19. Februar 1937 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Jurist. Er gehörte zum christlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weißler war protestantischer Christ jüdischer Herkunft. Sein Vater Adolf Weißler war Rechtsanwalt in Halle (Saale). Hier ging Friedrich Weißler zur Schule und studierte danach in Halle und Bonn Rechtswissenschaften. 1913 leistete er als Einjährigfreiwilliger seinen Militärdienst ab, nach dessen Beendigung er als Referendar an das Amtsgericht Eilenburg ging. 1914 promovierte er in Halle.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Weißler erneut freiwillig zum Militärdienst. Er wurde bis zum Leutnant befördert und war bis 1918 an der Front eingesetzt.

Nach Kriegsende nahm er 1920 in Halle sein Referendariat wieder auf und erhielt nach dessen Abschluss eine Position in der preußischen Justiz. Weißler war an diversen Gerichten, darunter auch am Oberlandesgericht Naumburg und als Vorsitzender des Arbeitsgerichts Halle tätigt. Am 1. Dezember 1932 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten des Landgerichts Magdeburg.

Wenige Monate nach seinem Amtsantritt erfolgte die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. In einem von Weißler geführten Strafverfahren verhängte er gegen einen in SA-Uniform auftretenden Angeklagten zulässigerweise eine Ordnungsstrafe von 3 Reichsmark. Weißler wurde daraufhin von SA-Mitgliedern mit Gewalt gezwungen, auf dem Balkon des Landgerichts eine Hakenkreuzfahne zu grüßen. Kurze Zeit später erfolgte seine Suspendierung vom Dienst. Im Wesentlichen mit seiner jüdischen Herkunft begründet, erfolgte dann die endgültige Entlassung aus dem Justizdienst.

Weißler zog daraufhin nach Berlin und war ab November 1934 zunächst als juristischer Berater, später als Leiter der Kanzlei der Bekennenden Kirche tätig. Er arbeitete mit Karl Barth und Martin Niemöller zusammen und war Mitverfasser einer an Adolf Hitler gerichteten Denkschrift der Bekennenden Kirche, in welcher die nationalsozialistische Rassenideologie und der Terror gegen Andersdenkende kritisiert wurde. Das Schriftstück, in welchem auch gegen Staatsverherrlichung, Antisemitismus, die Unterdrückung der Kirchen und die Konzentrationslager Position bezogen wurde, wurde am 4. Juni 1936 in der Berliner Präsidialkanzlei übergeben. Von den Verfassern nicht beabsichtigt, gelangte der Text durch eine Veröffentlichung u.a. in den Basler Nachrichten am 23. Juli 1936 an die internationale Öffentlichkeit. Weißler wurde verdächtigt, die Information an das Ausland gegeben zu haben.

Weißler wurde am 7. Oktober 1936 von der Gestapo verhaftet, gefoltert und am 19. Februar 1937 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet.

Weißlers Grab befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf nahe der Berliner Stadtgrenze (Bereich Epiphanien, Gartenblock II, Gartenstelle 17).

Werke

Weißler gehörte zu den Mitautoren eines noch heute regelmäßig, jedoch ohne Nennung seines Namens neu aufgelegten „Kommentars zur Grundbuchordnung. Als Nachfolger seines Vaters gab er das „Preußische Archiv“ sowie das „Formularbuch für Freiwillige Gerichtsbarkeit“ heraus.

Ehrungen

Gedenktafel für Weißler an seinem ehemaligen Wohnhaus in Berlin-Westend

Auf einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung der Gemeinde Stahnsdorf wurde der "OdF-Platz" am 5. März 1992 in Friedrich- Weißler-Platz umbenannt. Auf ihm steht seit 1951 ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus. Zu Ehren Weißlers wurde am 19. Februar 2005 eine Gedenktafel in Sachsenhausen unter Anwesenheit von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) Bischof Dr. Wolfgang Huber enthüllt. Sie wurde von Karl Biedermann geschaffen und von der EKD gestiftet.

2006 erfolgte die Enthüllung einer Gedenktafel für Weißler im Landgericht Magdeburg. Zuvor hatte die Stadt Magdeburg am 7. April 2005 ihm zu Ehren eine Straße als Dr.-Weißler-Weg benannt.

Am 19. November 2008 wurde das Gebäude des Landgerichts Magdeburg nach Friedrich Weißler benannt.

Literatur

  • Heinz Bergschicker, Deutsche Chronik 1933-1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur /Wiss. Beratung: Olaf Groehler. Verlag der Nation, Berlin 1981, 2. dgs. Aufl. 1982 (Abb. S. 195)
  • Albrecht Geck, Friedrich Weißler (1891–1937). Bekenntnis und Recht, in: Jürgen Kampmann (Hg.), Protestantismus in Preußen, Bd. 4: Vom Ersten Weltkrieg bis zur deutschen Teilung, Frankfurt 2011, 263-289.
  • Thomas Kluger, in Magdeburger Biographisches Lexikon, Magdeburg 2002, Scriptum Verlag, ISBN 3-933046-49-1, Seite 785 f.
  • Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, Magdeburg 1993, imPuls-Verlag, ISBN 3-910146-06-6, Seite 144
  • Werner Koch, "Friedrich Weißler (1891-1937), Christlicher Blutzeuge des Rechts", in: Streitbare Juristen, Festschrift für Jürgen Seifert, hrsg. von Thomas Blanke u.a., Baden-Baden 1998, S. 330-341.

"Die Weißlers - Ein deutsches Familienschicksal". Aufzeichnungen von Johannes Weißler. 144 Seiten, broschiert, mit zahlreichen Fotos und historischen Dokumenten. Oase Verlag Badenweiler, 2011. ISBN 978-3-88922-098-1.

Weblinks


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