Friedrichstraße (Berlin)

Friedrichstraße (Berlin)
Blick in die Friedrichstraße Richtung Süden

Die Friedrichstraße liegt in den Berliner Ortsteilen Mitte und Kreuzberg. Sie ist eine der bekanntesten Straßen im Zentrum Berlins und wurde nach dem Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg benannt. Dieser regierte von 1688 bis 1713 und war ab 1701 als Friedrich I. König in Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Brücke am Bahnhof Friedrichstraße
Friedrichstraße/Kochstraße

Die Friedrichstraße ist die Hauptverkehrsverbindung der Friedrichstadt in Nord-Südrichtung und führt vom Mehringplatz in Kreuzberg über den ehemaligen alliierten Grenzübergang – den Checkpoint Charlie – und den Prachtboulevard Unter den Linden, vorbei am Bahnhof Berlin Friedrichstraße und dem Tränenpalast. Auf der Weidendammer Brücke führt sie über die Spree und mündet an ihrem nördlichen Endpunkt, dem Oranienburger Tor (Kreuzung mit der Hannoverschen Straße und der Torstraße) in die Chausseestraße, an der der Dorotheenstädtische Friedhof und das Bertolt-Brecht-Haus liegen.

Noch beginnend in den letzten Jahren der DDR, wurden von 1988 bis etwa 1996 im Bereich zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden mehrere großzügige Geschäftsneubauten errichtet. In diesem Bereich befinden sich in mehreren Quartieren Luxusgeschäfte wie das Kaufhaus Galeries Lafayette, Repräsentanzen namhafter, insbesondere teurer Bekleidungsmarken und repräsentative Ausstellungsräume von Autoherstellern wie dem Volkswagen-Konzern, Mini und Opel. Ebenso ist das sogenannte KulturKaufhaus Dussmann und eine große Filiale der Bücherkette Hugendubel vertreten.

Die Straße beheimatet etwas weiter nördlich das Maritim proArt Hotel Berlin, das 25-stöckige Internationale Handelszentrum (1978 erbaut) sowie den Bahnhof Friedrichstraße. Der Bahnhof an der Kreuzung der Stadtbahn mit der unterirdischen Nord-Süd-S-Bahn ist mit dem ehemaligen Tränenpalast als früherer Grenzbahnhof bekannt. Dahinter folgt der Admiralspalast (1955 bis 1997 Metropol-Theater) und der Friedrichstadtpalast, sowie der Gartenbereich des Kunsthauses Tacheles.

Weniger bekannt als der nördliche und mittlere Abschnitt ist das südliche Ende der Friedrichstraße hin zum Mehringplatz und dem Halleschen Tor. Dort befindet sich in einem Teil des Kreuzberger Kiezes eine Fußgängerzone mit verschiedenen Geschäften. Ein Denkmal aus beschrifteten Bodenplatten, der Pfad der Visionäre, soll der europäischen Verständigung dienen und diesen Bereich der Friedrichstraße für Besucher attraktiver machen.

Geschichte

Die sogenannte „Kaisergalerie“, 1875
Das Westin Grand Hotel, 1987 als Interhotel eröffnet
Quartier 206

Noch vor 300 Jahren, am Ende des 17. Jahrhunderts, erstreckten sich um die heute sehr belebte Straße Felder, Wiesen und Äcker und am Ufer der Spree wurden Schiffe gebaut bzw. Weiden verarbeitet. Durch einen Verkauf kurfürstlicher Äcker an Bauwillige und die Gewährung etlicher Vergünstigungen begann der Bau der damaligen Berliner Vorstadt: Straßen in regelmäßigen Rechtecken wurden abgesteckt, es entstand die Neustadt - nach ihrer Initiatorin, der zweiten Ehefrau von Friedrich Wilhelm später auch Dorotheenstadt genannt.

Die zweitwichtigste Straße in diesem Neubaugebiet nach der Straße Unter den Linden war die große Querstraße, die auch einfach so genannt wurde. Sie reichte damals von der Weidendammer Brücke bis zur Behrenstraße und wurde mit zwei- bis dreigeschossigen Reihenhäusern bebaut; auf den Höfen gab es Ställe für Nutzvieh (Schweine und Kühe) und Feuerungsgelasse. Da es noch keinerlei Kanalisation in Berlin gab, belästigten Abfälle aller Art die Bewohner und Spaziergänger.

Friedrich III. berief eine Kommission zum Ausbau des neuen Stadtteils ein und per kurfürstlicher Order beschied er, die Querstraße umzubenennen und zwar mit den Worten: „Was heißt hier Querstraße? Ein anständiger Name muss es sein – der meinige.“ Nach dieser Änderung wurde die Straße durch Zukauf weiteren Grund und Bodens nach Süden verlängert. Mit dem Bau weiterer Häuser wurden jetzt auch Architekten betraut, das waren hauptsächlich Walter Nehring und Fa. Smid. So gehörten bis 1695 bereits 300 Häuser zu dem Stadtteil, der den Namen Friedrichstadt erhielt. In diese Gegend waren meist die Hugenotten gezogen, die durch hohe handwerkliche Fähigkeiten das Ansehen des Herrschaftshauses und der Stadt Berlin mehrten. Nach dem Tode von Friedrich III. übernahm der spätere Friedrich Wilhelm I. die preußische Herrschaft und forcierte den Ausbau der Friedrichstadt, sogar mit Militärgewalt. Aufgrund dessen konnte die südliche Friedrichstraße Anfang der 1830er-Jahre schon bis zum Halleschen Tor und der nördliche Teil bis zum Oranienburger Tor verlängert werden.

Der Straßenabschnitt nördlich der noch hölzernen Weidendammer Brücke blieb noch lange Zeit im dörflichen Charakter, sie hieß auch noch gar nicht Friedrich- sondern Dammstraße. Dafür wurden hier vierstöckige Kasernenbauten für das Zweite Königliche Husarenregiment gebaut, Kontore und erste Manufakturen ließen sich hier nieder.

Bei den Märzrevolutionen im Jahre 1848 war die Friedrichstraße, besonders die Kreuzung mit der Jägerstraße, auch ein Schauplatz der Geschichte: Barrikadenkämpfe fanden statt, in deren Ergebnis ein Abzug der königlichen Militärs aus der Stadt erzwungen wurde. Eine Gedenktafel erinnert heute an die Ereignisse.

Im 19. Jahrhundert gewann der Abschnitt zwischen Weidendammer Brücke und dem Halleschen Tor an Bedeutung: teure Hotels, Restaurants, Künstleretablissements richteten sich hier ein und zogen Gäste an. Eine langjährige Baulücke, direkt an der Nordseite des Bahnhofs Friedrichstraße (Hausnummer 100), beherbergte von 1927 bis 1945 das Speiserestaurant „Franziskaner“. Eingerichtet und betrieben wurde dieses Bier- und Weinlokal mit bis zu 2500 Plätzen von Ernst Barthels, bis es durch einen Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Im Jahre 2008 wurde die Fläche an einen Investor verkauft, der hier nun ein neues Hotel- und Bürohaus errichten lässt. Bei den Bauarbeiten kommen Keller und Fundamente des früheren Lokals zum Vorschein.[1] Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts galt die Friedrichstraße als Handelsplatz für Edelsteine und Gold und war ein Zentrum der Prostitution.

Mit dem Bau der Eisenbahn von und nach Berlin und der damit verbundenen Errichtung des Bahnhofs Friedrichstraße im Jahr 1882 war die hervorragende Bedeutung dieser Straße für das Leben in Berlin endgültig „besiegelt“. Alle Bilder und Fotos aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zeigen eine viel bevölkerte und quicklebendige Straße, dabei eng bebaut.

Die Kreuzung mit der Straße Unter den Linden wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine der belebtesten der Stadt überhaupt. Unzählige Pferdebahnen, Droschken, Kraftfahrzeuge, Handwagen, Omnibusse, Radfahrer und Fußgänger teilten sich die Straße. Ampeln oder andere ordnende Hilfsmittel gab es noch nicht. Ein erster Verkehrspolizist wurde nötig, der mit Trillerpfeife und Armbewegungen eine Verkehrslenkung versuchte. Die Kreuzung mit der Leipziger Straße galt vor dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls als sehr verkehrsreicher Knotenpunkt.

Zerstörungen in der Friedrichstraße, Frühjahr 1945
Nachbau der Baracke am ehemaligen Kontrollpunkt Checkpoint Charlie
Weidendammer Brücke

Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg begannen parallel die Trümmerbeseitigung und Aufbaumaßnahmen in der DDR. Bei den neuen Bauwerken wurde unter anderem auf postmoderne, historische und moderne Elemente zurückgegriffen, wie beim Friedrichstadtpalast, dem Interhotel Grand Hotel oder dem Internationalen Handelszentrum. Der südliche Teil der Straße lag in West-Berlin; hier wurde unter anderem der Mehringplatz mit modernen Mitteln neu errichtet. Nach der Wiedervereinigung wurden einige Stadtquartiere neu errichtet, unter anderem das Quartier 207 (Galeries Lafayette) und das Quartier 206. In den kommenden Jahren bis 2010 sollen die letzten Baulücken geschlossen werden, unter anderem am Spreedreieck und an der Kreuzung Unter den Linden auf dem Platz des ehemaligen Hotelbaus.[2]

Sehenswürdigkeiten in der Friedrichstraße

Zu den wichtigsten Bauwerken zählen:

Persönlichkeiten, die in der Friedrichstraße lebten oder wirkten

Chronologisch und mit den jeweiligen Hausnummern angegeben

  • Christoph Wilhelm Hufeland, wohnte hier ab 1800 (Haus Nr. 130),
  • Alexander von Humboldt, der ebenfalls ab 1800 hier eine Wohnung mietete (Haus Nr. 139),
  • Napoléon Bonaparte, der 1806 mit drei Begleitern in dem Haus der Madam Bernhard eine „vergnügte Nacht“ verbrachte (Haus Nr. 63),
  • Karl Friedrich Schinkel, wohnte ab 1809 kurzzeitig hier (Haus Nr. 99),
  • Johann Gottlieb Fichte, als Rektor der neuen Berliner Universität, von 1811 bis 1814 (Haus Nr. 139/141),
  • Rahel Varnhagen, die zwischen 1819 und 1827 an der Ecke Französische Straße ihren berühmten Literarischen Salon betrieb,
  • Johann Georg Kranzler, ein österreichischer Konditor, der 1825 an der Kreuzung Unter den Linden eine Conditorei eröffnete und erfolgreich betrieb,
  • Adelbert von Chamisso, der hier lange Jahre bis zu seinem Tode (1838) wohnte (Haus Nr. 208),
  • Friedrich Engels, der zwischen 1841 und 1842 während seiner Militärdienstzeit hier wohnte (Ecke Dorotheenstraße),
  • die Fotografenfamilie Schwartz mit ihrem Atelier (Haus Nr. 185),
  • Egon Erwin Kisch, der nach der Eröffnung der Wilhelmpassage 1873 diese oft durchstreifte und das Flair beschrieb,
  • Max Skladanowsky, der 1895 sein Bioskop einem erstaunten Publikum erstmalig vorführte (Haus Nr. 40),
  • Paul Lincke, der zur Erstaufführung der Operette Frau Luna am 1. Mai 1899 im Apollotheater weilte (Haus Nr. 218),
  • Otto Reutter, der 1920 im Wintergarten mit seinen Couplets auftrat,
  • Adolph Menzel, der im Café Bauer (Haus Nr. 85) Personen zeichnete,
  • Theodor Fontane, Haus Nr. 153, der in der damaligen Polnischen Apotheke arbeitete, die 1898/1899 durch einen Neubau, die Dorotheenstädtische Apotheke in der Friedrichstraße ersetzt wurde,
  • Ludwig Ganghofer, der als Student in einem Amüsierhaus Logis nahm (Haus Nr. 63),
  • Max Reinhardt, als Schauspieler nach Berlin engagiert, wohnte im Haus Nr. 134.

Literatur

  • Die Friedrichstraße – Geschichte und Geschichten, Berlin-Information, 1986
  • Hans Prang, Horst Günter Kleinschmidt: Durch Berlin zu Fuß, VEB Tourist Verlag Berlin Leipzig, 1983; Seiten 94, 135, 171

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Einst flogen Zigarettenkippen in die Suppe, Berliner Zeitung vom 3. September 2008
  2. http://www.uppereastsideberlin.de/

52.51666666666713.3891666666677Koordinaten: 52° 31′ 0″ N, 13° 23′ 21″ O


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