Friesische Minderheit

Friesische Minderheit
Das Siedlungs- und Sprachgebiet der Friesen

Die Friesen sind ein germanischer Volksstamm, der an der Nordseeküste in den Niederlanden und Deutschland lebt [1][2][3]. In Deutschland und den Niederlanden sind die Friesen als Minderheit beziehungsweise als Volksgruppe anerkannt.

Siehe auch Friesland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das älteste schriftliche Zeugnis vom Gebiet der Friesen stammt von dem Griechen Pytheas von Massilia, der um 325 v. Chr. das Gebiet der heutigen Deutschen Bucht und Mittelnorwegen erreichte. „An einem Wattgebiet des Ozeans namens Metuonis, das eine Ausdehnung von 6000 Stadien hat, liegt von diesem entfernt die Insel Abalus, wo im Frühjahr Bernstein angetrieben wird.“ Dies ist die erste Erwähnung von Helgoland (Abalus) und der südlichen Nordseeküste. (E.H. Berger: Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen). Bernstein gehört zu den ältesten Fernhandelsgütern.

Die große Verlandung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. begann, hatte eine große Siedlungswelle zunächst in das Marschgebiet zur Folge. Spätere Siedler begannen auch Land zu besiedeln, das zweimal am Tag von der Flut bedeckt wurde, indem sie Hügel aufschütteten, die höher als die höchste Flut lagen, die Warften.

Römerzeit

Die antiken Friesen („Frisii“) wurden vom römischen Historiker Tacitus in seiner Germania der Gruppe der Ingaevones zugeordnet, zu denen noch die Chauken und Sachsen gezählt wurden. Das Land der Friesen lag an der Küste der Nordsee von der Mündung des Rheins bis etwa zur Ems. Ostwärts der Ems siedelten nach diesen römischen Angaben die Chauken. Die erste Erwähnung der Friesen stammt von Plinius dem Älteren und steht in Zusammenhang eines Feldzugs des römischen Feldherren Drusus, der im Jahre 12 vor Christus in den Friesen Verbündete fand. Doch bereits in den Jahren von 28 bis 47 lehnten sich die Friesen gegen die Ausbeutung durch die Römer auf, wie Tacitus berichtet. In seinen Annalen berichtete er über das Jahr 28: „Im selben Jahr brachen die Friesen, ein Volk jenseits des Rheins, den Frieden, mehr infolge unserer Habsucht als aus Trotz gegen unsere Herrschaft. Drusus hatte ihnen in Rücksicht auf ihre dürftigen Verhältnisse einen mäßigen Tribut auferlegt: Sie sollten für Heerzwecke Rinderhäute liefern.“ Obwohl die Rinder der Friesen damals klein waren, forderten die römischen Beamten Häute in der Größe von Auerochsen. Tacitus führt aus: „Die Bedingung, die auch andere Völker nur schwer hätten erfüllen können, war um so drückender für die Friesen; denn wenn auch ihre Wälder reich an mächtigen Ungetümen sind, sind ihre zahmen Rinder jedoch klein. So lieferten die Friesen am Anfang ihre Rinder; dann mussten sie auch ihre Frauen und Kinder oder beides an Tribut leisten. … Die römischen Soldaten, die zur Erhebung des Tributes nach Friesland kamen, wurden daher von den Friesen angegriffen und ans Kreuz geschlagen.

In Folge gelang es den römischen Legionen zwar den Aufstand niederzuschlagen, aber sowohl der Feldzug als auch die gewonnene Entscheidungsschlacht führten zu außerordentlichen Verlusten. So gerieten nahe dem heiligen Hain der Friesen, Baduhenna, einige römische Verbände in einen Hinterhalt und wurden ausgelöscht, wobei nach den Berichten 900 Römer den Tod fanden. Die Angehörigen eines weiteren Truppenverbandes von 400 Legionären wurde ebenfalls eingeschlossen und gaben sich überwiegend selbst den Tod, inden sie sich in ihre Schwerter stürzten, nachdem ihre Lage aussichtslos war. Tacitus berichtete: „Seither hat der Name der Friesen bei den Germanen einen hellen Klang.

Auch wird für das Jahr 16 die Anwesenheit eines großen römischen Heeres an der Ems bei Jemgum angenommen.

Die Quellenlage zu den Friesen wird vom 4. bis 7. Jahrhundert sehr dünn. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass um 300 die Bevölkerung stark zurückgegangen war, allerdings um das Jahr 500 wieder sprunghaft anstieg. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen wird vermutet, dass die Friesen um diese Zeit einen starken Zuzug aus den umliegenden angelsächsischen Stammesgruppen zu verzeichnen hatten. Dabei kann bis heute nicht ganz geklärt werden, ob die „Ur-Friesen“ überhaupt germanischen Ursprungs waren oder erst durch den Zuzug „germanisiert“ wurden, im Gegenzug den Neuankömmlingen allerdings auch ihren Stempel aufdrückten. Eine Kontinuität der „Frisii“ des Tacitus zu den Friesen ab dem Jahr 500 ist jedenfalls nur sehr bedingt gegeben. Zudem waren in den Randgebieten Frieslands sächsische und fränkische Bewohner durchaus nicht selten.

Ins Licht der Geschichte traten die Friesen zurück, als sie mit den Merowingern und Karolingern in Kontakt kamen.

Zeit der Völkerwanderung

Im 5. Jahrhundert, während der geschichtlichen Ruhe um die Friesen, haben sich wohl viele Friesen den Angeln und Sachsen angeschlossen, die über friesisches Land marschierten, um in Britannien einzufallen. Man vermutete bis etwa 1950, dass ein Teil der Friesen sich mit den Jüten in Kent niedergelassen habe. Als Begründung diente, dass das „Kentische“ bis heute eine große Ähnlichkeit mit dem Westfriesischen aufweist. Doch ist es geschichtlich überliefert, dass die Jüten über Friesland nach Britannien einfielen, und so dürfte es wahrscheinlicher sein, dass sie sich dort eine längere Zeit aufgehalten haben und sich sprachlich den dortigen Friesen anpassten.

Am Ende des 6. Jahrhunderts besetzten die Friesen die Küste bis zur Mündung der Weser. Dabei assimilierten oder vertrieben sie den Stamm der Chauken. Im Süden breiteten sie sich bis ins 7. Jahrhundert weiter südwärts bis nach Dorestad und sogar bis nach Brügge aus.

Herrschaft der Franken

Danach eroberte jedoch Karl Martell den westlichen Teil Frieslands, und der letzte Gesamtherzog der Friesen Poppo fiel in einem Kampf gegen einen fränkischen Adeligen. Diese größte Ausbreitung des friesischen Territoriums ist bekannt als Frisia Magna. Das, was heute von der Frisia Magna übriggeblieben ist, ist klein und verstreut. Das meiste ist von den sich ausbreitenden Nachbarn erobert worden, von den Sachsen, die in den Norden und Westen vordrangen und den Franken, die den Norden und Osten besetzten.

Karl der Große eroberte 785 nach dem Sieg über die Sachsen ganz Friesland einschließlich der östlichen Gebiete bis zur Weser für das fränkische Reich. Er vertrat eine Politik, die den einzelnen Stämmen im Reich eine gewisse Autonomie sicherte. Aus diesem Grund ließ er gegen Ende des 8. Jahrhunderts die überlieferten germanischen Stammesgesetze aufzeichnen, so auch die Lex Frisionum, das alte Gesetz der Friesen.

Etwa um 800 besiedelten Friesen die heutigen nordfriesischen Inseln zwischen Eiderstedt und Sylt. Die in den Uthlanden wohnenden Friesen unterstanden als Königsfriesen direkt der dänischen Krone. Deutlich später, vermutlich im 11. Jahrhundert, wurde in einer zweiten Welle dann auch die Westküste Südjütlands (das spätere Herzogtum Schleswig) zwischen den Flüssen Eider und Vidå besiedelt. Möglicherweise bestand bei dieser Auswanderung ein Zusammenhang mit der Ausdehnung der fränkischen Herrschaft, denn die Nordfriesen siedelten außerhalb des karolingischen Machtbereichs, der an der Eider endete.

Unter der Frankenherrschaft wurden die Friesen im alten Kernland christianisiert. Bis zum Jahr 800 war die Oberschicht zum Christentum konvertiert, bei der einfachen Bevölkerung dauerte der Prozess deutlich länger. Die an die jütische Küste in Schleswig ausgewanderten Friesen wurden dagegen erst im 11. Jahrhundert Christen, nachdem die Annahme dieser Religion für sie nicht mehr automatisch die Unterwerfung unter die fränkische Herrschaft bedeutete. Unter Karl dem Großen wurden die Friesen von der Heerfolge (d. h. vom fränkischen Militärdienst) befreit und mussten nunmehr nur das Kirchen-Zehntel (Vorläufer der Kirchensteuer) zahlen.

Die friesischen Seelande um das Jahr 1300.

Nachdem die Friesen schließlich die von den Frankenkönigen eingesetzten Grafen wieder vertreiben konnten, begann die häufig romantisch überhöht dargestellte, aber dennoch bemerkenswerte Zeit der Friesischen Freiheit. Diese Form der friesischen Selbstverwaltung bedeutete einen deutlichen Unterschied zu anderen Territorien in Europa. In Friesland von der Zuidersee bis zur Weser bildeten sich zahlreiche kleine Landesgemeinden, die häufig freiheitlich und genossenschaftlich organisiert waren und eigene Ratsverfassungen besaßen. Die Friesen beriefen sich auf Freiheitsrechte, die der Legende nach von Karl dem Großen, tatsächlich wohl aber von einem seiner Nachfolger an die Friesen verliehen wurden. Im Gegensatz zum übrigen Europa etablierte sich kein feudalistisches System.

Nach Karl dem Großen

Nach dem Zerfall des Frankenreiches unter den Erben Karls des Großen gehörte das Gebiet der Friesen ab 843 zum Mittelreich Lothars I. und nach dessen Zerschlagung zum Ostfränkischen Reich. Dort wurden sie lose dem „Herzogtum Niederlothringen“ zugeordnet.

Friesische Freiheit

Hauptartikel: Friesische Freiheit

Die Landesgemeinden, symbolisch die sieben friesischen Seelande genannt, waren somit reichsunmittelbar und nur dem Kaiser untertan. Die Abgesandten der Landesgemeinden trafen sich einmal im Jahr am Upstalsboom. Die Zeit der Friesischen Freiheit dauerte etwa vom 12. bis zum 14. Jahrhundert.

Neuzeit

Mit dem Tod des ostfriesischen Fürsten Carl Edzard erlosch mit dem Haus Cirksena im Jahr 1744 das letzte einheimische friesische Geschlecht, das eine Herrschaft auf friesischem Boden begründen konnte. Anschließend wurde Ostfriesland von Friedrich dem Großen für Preußen in Besitz genommen.

Wirtschaftsgeschichte

Bis zum Aufstieg der Hanse waren die Friesen das bedeutendste Handels- und Seefahrervolk der Nordseeküste.

Der älteste Bericht von der Wirtschaftweise an der Nordseeküste stammt von Plinius dem Älteren, der im Jahr 47 als Reiteroffizier am Feldzug des Corbulus gegen die Chauken, die östlichen Nachbarn der Friesen an der Nordseeküste, teilnahm. Diese Schilderung der Chauken gibt auch sicherlich ein exaktes Bild der Wirtschaftsweise der Friesen.

Das Wattgebiet: Fischfang und Leben auf der Warft, Binsen und Schilf, Torfstecherei

Plinius: „Gesehen haben wir im Norden die Völkerschaften der Chauken, die die größeren und die kleineren heißen. In großartiger Bewegung ergießt sich dort zweimal im Zeitraum eines jeden Tages und einer jeden Nacht das Meer über eine unendliche Fläche und offenbart einen ewigen Streit der Natur in einer Gegend, in der es zweifelhaft ist, ob sie zum Land oder zum Meer gehört. Dort bewohnt ein beklagenwertes Volk hohe Erdhügel, die mit den Händen nach dem Maß der höchsten Flut errichtet sind. In ihren erbauten Hütten gleichen sie Seefahrern, wenn das Wasser das sie umgebende Land bedeckt, und Schiffbrüchigen, wenn es zurückgewichen ist und ihre Hütten gleich gestrandeten Schiffen allein dort liegen. Von ihren Hütten aus machen sie Jagd auf zurückgebliebene Fische. Ihnen ist es nicht vergönnt, Vieh zu halten wie ihre Nachbarn, ja nicht einmal mit wilden Tieren zu kämpfen, da jedes Buschwerk fehlt. Aus Schilfgras und Binsen flechten sie Stricke, um Netze für die Fischerei daraus zu machen. Und indem sie den mit den Händen ergriffenen Schlamm mehr im Winde als in der Sonne trocknen, erwärmen sie ihre Speise und die vom Nordwind erstarrten Glieder durch Erde.“ Gekocht und geheizt wurde also mit Torf.

Salzgewinnung im Wattgebiet

Fässer mit gesalzenem Hering wurden in großen Mengen ins Inland verkauft.

Neben Fischen und dem auch in der Nordsee fündigen Bernstein lieferte Salzgewinnung ein wertvolles und wichtiges Handelsgut für die Wattbewohner. Dazu wurde salzhaltiger Torf getrocknet, verbrannt, das Restsalz gelöst und filtriert und die Sole mittels Torffeuern verdampft, wodurch das „friesische Salz“ gewonnen wurde, das von der Römerzeit bis ans Ende des Mittelalters ein gefragtes und teures Handelsgut war. Später wurde es auch Grundlage für den Export von gesalzenem Hering.

Ackerbau und Viehzucht in den Marschen, bäuerliche Textilindustrie

In den Marschen baute man nach den archäologischen Befunden Gerste und Hafer an, Bohnen und Raps, und züchtete Rinder, Pferde, Ziegen und Schafe. Wegen der Kälte und des Windes verwendeten die Friesen viel Mühe darauf, die Wolle der Ziegen und Schafe zu guten Fäden zu verspinnen und zu dichten Stoffen zu weben. Neben Salz und getrockneten oder gesalzenen Fischen wurden Stoffe und Mäntel ein wichtiges Exportgut der Friesen. Bereits die Römer waren Kunden für friesische Wollmäntel. Damit standen den Friesen drei selbstproduzierte gesuchte Handelwaren für den Fernhandel zur Verfügung.

Handel

Neben den selbstproduzierten Handelsgütern verfügten die Friesen als Fischer und Küstenbewohner über einen ausgezeichneten Schiffbau und viel Erfahrung auch mit rauher See, die über die Jahrhunderte gewachsen war. Damit hatten sie die Mittel, ihre Exportwaren an die Kunden und das Eingehandelte heimzubringen. Da sie auch sehr wehrhaft waren, ihnen wie früher den Griechen und Phöniziern im Mittelmeer und später den Portugiesen im Indienhandel das wertvolle Handelsgut nicht leicht zu rauben war, waren alle Voraussetzungen für das lukrative Geschäft des Handels gegeben.

Die Friesen bauten eine andere Schiffform als ihre Konkurrenten, die Wikinger. Das 1891 in einem Tief südlich Dornum-Westeraccum gefundene Schiff von Roggenstede war flach gebaut (zum Trockenliegen bei Ebbe), 1,37 Meter breit und 8 Meter lang. Gebaut war es stabil aus starkem Eichenholz. Später wurde das weiterhin im Rumpf flach gebaute friesische Schiff zur hochbordigen Kogge, mit dem Ruder mitschiffs, und zum Vorläufer der Hansekoggen.

Im 7. Jahrhundert begannen die Friesen nicht nur Warften für Einzelgehöfte zu bauen, sondern errichteten auch bogenförmig längs an Buchten und Prielen Dorfwarften als Handelsniederlassungen für Händler und Handwerker wie Bootsbauer, Küfer, Segelmacher. Diese als Straßendörfer angelegten Handelsniederlassungen wurden Wik genannt.

Nordsee, Ostsee

Zunächst handelten die Friesen an der ganzen Nordseeküste und vor allem mit Jütland und Irland. Im Laufe der nächsten hundert Jahre gewannen sie auch über die Zwischenstation Haithabu eine führende Stellung im Ostseehandel. Bezogen wurden von dort Pelze. Wie die Wikinger handelten die Friesen aber auch über Gotland, Nowgorod und die russischen Flüsse bis nach Byzanz und bezogen von dort Seide, die von China über die Seidenstraße gekommen war, und Pfeffer der über arabische Zwischenhändler bezogen wurde und von den Gewürzinseln stammte.

Dorestad

Das größte Wik war Dorestad an der Gabelung des Alten Rheins und der Lek, das sich am flachen Ufer 1000 Meter hinzog und eine Breite von 90 bis 150 Meter hatte. Die Straße verlief in Nord-Südrichtung und war auf der Westseite dicht mit Häusern bebaut. Gehandelt wurden vor allem Tuche und Wollmäntel in verschiedenen Farben, Salz und Nahrungsmittel, vor allem Getreide und getrockneter Fisch. Nach Norden, nach Dänemark, Norwegen und Schweden wurden dort hochgeschätzte Ziegenhaardecken aus friesischer Produktion verkauft. Kauffahrer aus Byzanz verkauften Seide und erwarben friesische Tuche. Soweit nicht Waren getauscht wurden, war Silber in Drahtstücken oder als Münzen das Hauptzahlungsmittel. Die von Dorestad selbst geprägten Münzen waren überall anerkannt und zeugen in ganz Europa von den weiten Handelsbeziehungen der Friesen. Über den Rhein nach Deutschland und weiter über die Alpen verlief eine weitere wichtige Handelsroute.

Rheinroute, Deutschland, Alpen, Rom und Italien

Friesische Mäntel genossen höchste Wertschätzung. So verschickte Karl der Große diese Mäntel als Geschenke, auch zum Beispiel an Harun al-Raschid. Fränkische Hofbeamte erhielten als Teil ihrer Entlohnung jährlich einen Mantel aus Friesland. Großkunden wie das Kloster Fulda bezogen pro Jahr 700 bis 800 Mäntel für die Mönche und zum Weiterverkauf. Die Besitzungen des Klosters Werden hatten ihren Zehnten in Wolle, Ziegenhaardecken und Mänteln zu entrichten. Der „Fries“ war ein überall in Norden anerkanntes Tuchmaß.

Über den Rhein importierten die Friesen etwa aus dem Brohtal bei Andernach Tuffstein für den Kirchenbau, Krapp zum Rotfärben der Wolle und Wein aus der Pfalz und dem Elsaß. Handelsniederlassungen der Friesen gab es in allen Rheinstädten bis Straßburg und Basel. In Speyer etwa, dem zentralen Weinumschlagplatz der Pfalz und Zentrum eines großen Krappanbaus, bestanden im 11. Jahrhundert die Händler im Bereich der Domimmunität aus Friesen und Juden.[4] Siehe auch: Geschichte der Juden in Ostfriesland.

Auf der Route über die Alpen ließen sich Friesen oberhalb von Bern im Haslital nieder. Die Ortsnamen dort erinnern an Friesland und vor allem das Jeverland. Sehr früh waren die Friesen auch in Rom vertreten. So half die Bruderschaft der Friesen in Rom (Schola) im Jahr 854 dem Papst, Rom gegen die Sarazenen zu verteidigen. In Trani in Mittelitalien bargen die Friesen die Gebeine des Heiligen Magnus und bestatteten sie in der Friesenkirche St. Michaelis und St. Magnus neben dem Petersplatz. Die Rettungstat wurde in der Kirche durch eine Mamortafel vermerkt. Später wurden die Reliquien von St. Magnus nach Friesland gebracht und in einem Schrein in der St. Magnuskirche in Esens bestattet, was seit 1150 bezeugt ist.

Bremen, Kreuzfahrschiffe, Westfalen, Flandern

Zwischen Rüstringen und Bremen wurde am 9. Juli 1220 ein regelrechter Handelsvertrag geschlossen. Rüstringen lieferte Schlachtvieh, Häute, Schafe, Käse, Eier, während Bremen Bier lieferte. An diesem Handel beteiligte sich auch das Harlinger Land.

In der Zeit der Kreuzzüge rüsteten die friesischen Werften viele Schiffe, ja ganze Flotten aus, die Friesen stellten auch Seeleute und Soldaten. Friesische Kreuzfahrer waren am 21. Oktober 1147 dabei, als Lissabon zurückerobert wurde. Dabei fiel Bischof Popted Ulvinga. 1187 fuhren friesische und dänische Kreuzfahrer mit 50 Schiffen ab, eroberten auf dem Weg die portugiesische Stadt Silves und erreichten 1189 Akkon.

Friesland blieb auch Agrarexportland. So lieferte es zum Beispiel 1383 über Oldenburger Händler Pferde, Rinder, Schafe, Butter und Heringe nach Westfalen. Im Hafen Damme am Swin, dem Hafen von Brügge in Flandern, sind friesische Viehhändler bereits seit 1252 bezeugt. Damme wünschte gemäß einer Urkunde von 1394 ausdrücklich den Besuch von Kaufleuten aus Norden und Harling. Graf Ludwig von Mele sicherte auf Wunsch von Brügge, Gent und Ypern auf drei Jahre freien Handel mit Flandern zu. Auf der Rückfahrt wurde Tuch aus Flandern, dem neuen Zentrum der Tuchindustrie importiert.

Friesland lehnte trotz eines Aufnahmeangebots den Beitritt zur Hanse ab und verlor an diese seine Rolle im Fernhandel.

Die Friesen heute

Heute gibt es noch drei Gebiete, in denen traditionell Friesen anzutreffen sind. Die in den Niederlanden zwischen dem IJsselmeer (der ehemaligen Zuiderzee) und der Lauwers lebenden Friesen werden in Deutschland als Westfriesen bezeichnet. Ihre Selbstbezeichnung lautet aber nur Friesen oder westlauwers'sche Friesen, da die Westfriesland genannte Region in der heutigen Provinz Nordholland liegt und nicht mit der Provinz Friesland (Fryslân) identisch ist. Die westlauwers'schen Friesen leben zum größten Teil in dieser Provinz, die etwa 600.000 Einwohner hat.

Die zweite Gruppe lebt an der Küste des deutschen Bundeslandes Niedersachsen, von der niederländischen Grenze bis jenseits der Weser (Ost-Friesland). Aufgrund ihrer Geschichte sind diese Ostfriesen territorial sehr zersplittert. Traditionell friesische Gebiete, in denen die friesische Identität mehr oder weniger stark ausgeprägt ist, sind Ostfriesland und das Oldenburger Friesland, das Saterland, Butjadingen und das Land Wursten. Die tatsächliche Anzahl der Friesen in Niedersachsen ist nur schwer zu schätzen, in allen genannten Gebieten leben über 500.000 Menschen. Obwohl eng verwandt, bezeichnen sich nur die aus dem Gebiet der ehemaligen Grafschaft Ostfriesland stammenden Friesen uneingeschränkt als Ostfriesen. Die anderen Gruppen bevorzugen Bezeichnungen in Zusammenhang mit ihrer territorialen Zugehörigkeit, etwa Wurtfriesen oder Saterfriesen.

Die dritte Gruppe sind die Nordfriesen in Schleswig-Holstein. Sie leben im Westen des Kreises Nordfriesland sowie auf den Inseln und Halligen. Zu ihnen werden in der Regel auch die Helgoländer Friesen gerechnet. Es wird von offizieller Seite davon ausgegangen, dass sich etwa 50.000 Menschen zu den Nordfriesen rechnen. Durch die Nationalisierung des Grenzraums und die Volksabstimmung in Schleswig über die Zugehörigkeit zu Dänemark oder Deutschland im Jahr 1920 spalteten sich die Nordfriesen ideologisch in deutsch gesinnte und Nationale Friesen, welche sich für einen Anschluss an Dänemark aussprachen. Nachdem das friesische Siedlungsgebiet zum allergrößten Teil bei Deutschland verblieb, betonten die Nationalen Friesen die Eigenständigkeit der Friesen als Volk und betrieben aktive Minderheitenpolitik, während die deutsch gesinnten Friesen die Pflege der friesischen Kultur am besten unter dem Dach des Deutschtums aufgehoben sahen und die Friesen nationalromantisch als „deutschen Stamm” betrachteten. Durch den Nationalsozialismus wurde diese ideologische Verwerfung noch verstärkt, erst seit dem späten 20. Jahrhundert näherten sich die aus diesen Gruppen hervorgegangenen Vereine einander wieder an.[5], was unter anderem in der Arbeit des Nordfriisk Instituut zum Ausdruck kommt.[6]

Kultur und Sprache

In Deutschland und den Niederlanden sind die Friesen als nationale Minderheit beziehungsweise als eigene Volksgruppe anerkannt. Wie viele Mitglieder diese Volksgruppe hat, ist jedoch nicht genau festzustellen, da das Bekenntnis zu einer Minderheit frei ist und vom Staat nicht abgefragt werden darf.

Die engste Definition der Minderheit ist jedoch jene, die sich rein über die Sprache definiert. Demnach gelten nur solche Menschen als Friesen, die eine der friesischen Sprachen sprechen. Diese „Sprachfriesen“ sind heute vor allem in der niederländischen Provinz Friesland anzutreffen. Dort sprechen noch etwa 400.000 Menschen auf dem Festland und auf den Wattenmeerinseln Terschelling und Schiermonnikoog Westfriesisch.

Im schleswigschen Nordfriesland findet man dagegen nur noch geschätzte 10.000 Menschen, die einen der nordfriesischen Dialekte sprechen, vor allem auf den Nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr und in der Nähe der deutsch-dänischen Grenze, besonders um Risum-Lindholm. Das Friisk Gesäts führte ab 2004 zu einem rechtlich klaren Status der Sprache.

Im östlichen Friesland ist die Ostfriesische Sprache dagegen bereits seit Jahrhunderten nahezu ausgestorben. Bis heute hat nur das Saterfriesische, ein von 2000 Menschen gesprochener ostfriesischer Dialekt, im Saterland überlebt.

Die wenigen Menschen, die heute noch Friesisch sprechen, bedienen sich im Alltag auch der verwandten Sprachen wie Niederländisch, Niederdeutsch, Hochdeutsch oder Dänisch. Wie viele andere kleine Minderheitensprachen Europas auch ist das Friesische akut vom Aussterben bedroht.

Viele Friesen sprechen somit heute kein Friesisch mehr. Aber insbesondere in Ostfriesland, das seit Jahrhunderten komplett Niederdeutsch geprägt ist, hat die friesische Identität den Untergang der friesischen Sprache überlebt. Das Ostfriesische Platt ist zudem eine noch relativ stark friesisch geprägte Variante des Niederdeutschen. Sie ist in Ostfriesland ähnlich identitätsstiftend wie die friesischen Sprachen in Nord- und Westfriesland und hebt sich von anderen niedersächsischen Dialekten deutlich ab. In der niederländischen Provinz Friesland wird neben dem Friesischen in manchen Gebieten ebenfalls traditionell Niedersächsisch gesprochen. Auch holländisch-friesische Mischdalekte sind dort zu finden (Stadtfriesisch, Bildts).

Zahlreiche historisch friesische Gebiete werden heute nicht mehr zu Friesland gezählt. Das heute zu den Niederlanden gehörende Hauptgebiet der Friesen, West- und Mittelfriesland, erstreckte sich von Alkmaar in der Provinz Nordholland entlang der Küste der Provinzen Friesland und Groningen (Ommelande) bis zur Mündung der Ems. Friesische Identität ist in Nordholland und Groningen heute jedoch kaum noch vorhanden.

Es gibt auch noch einige Nachkommen der Friesen an der Küste von Jütland. Es handelt sich hierbei um einige Orte zwischen der deutsch-dänischen Grenze und dem Fluss Wiedau. Die Inseln Rømø und Fanø werden zum Teil geographisch zu den Nordfriesischen Inseln gezählt, wurden jedoch nie von Friesen besiedelt. An der Ostseeküste beherbergte nur Flensburg lange Zeit eine bedeutende friesische Minderheit, da im 17. und 18. Jahrhundert viele Nordfriesen in die Stadt zogen, um dort als Seeleute anzuheuern. Heute ist von dieser Vergangenheit aber nur noch wenig zu bemerken.

Die Wissenschaft von der Sprache, Literatur und Landeskunde der Friesen wird als Frisistik bezeichnet.

Politik

Die friesische Volksgruppe stellt zusammen mit der dänischen und der sorbischen Minderheit sowie den in Deutschland lebenden Roma und Sinti eine der vier staatlich anerkannten, in Deutschland ansässigen nationalen Minderheiten dar. Die gesetzlich anerkannte dänische Minderheitspartei, der Südschleswigsche Wählerverband, arbeitet auch mit der Strömung der Nationalen Friesen in Nordfriesland zusammen. Somit setzt sich der SSW auch für friesische Interessen ein. In den Niederlanden gibt es die seit Jahrzehnten etablierte Friesische National Partei und daneben seit 2006 eine Partei namens „DeFriezen”. In Ost-Friesland gibt es friesische Interessensgemeinschaften und die politische Partei Die Friesen.

Die Friesen aus West, Ost und Nord haben sich im Interfriesischen Rat zusammengeschlossen.

Herzöge Frieslands

  • Finn um 400
  • Audulf um 600
  • Aldegisel 654–680
  • Radbod 680–719
  • Poppo 719–734

Literatur

  • Thomas Steensen (Hrsg.): Die Frieslande. Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2006, ISBN 978-3-88007-333-3
  • Franz Kurowski: Die Friesen. Das Volk am Meer. Türmer-Verlag, Berg am Starnberger See 1984, ISBN 3-88199-356-8, Seite 12 f.

Einzelnachweise

  1. Nordfriesischer Verein: Die Geschichte der Friesen
  2. Nordfriisk Instituut: Karte des Nordfriesischen Sprach- und Besiedlungsraums
  3. NDR Friesisches Programm: Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Kultur Nordfrieslands – einige Grundzüge
  4. Günter Stein: Stadt am Strom, Speyer und der Rhein. Zechner, Speyer 1989, ISBN 3-87928-892-5, S. 35/36 (Erwähnung von Friesen und Juden als Fernkaufleute im hohen Mittelalter)
  5. Thomas Steensen: Die Nordfriesen zwischen Kiel, Bonn, Kopenhagen, Berlin und Straßburg. In: Heinrich Schmidt et al (Hrsg.): Tota Frisia in Teilansichten. Aurich 2005.
  6. ebd. Seite 500

Weblinks

http://www.roman-britain.org/military/coh1fri.htm

Siehe auch


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