Friuli-Venezia Giulia

Friuli-Venezia Giulia
Friaul-Julisch Venetien
Wappen der Region Friaul-Julisch Venetien Flagge der Region Friaul-Julisch Venetien
Basisdaten
Hauptstadt: Triest
Amtssprachen: Italienisch; in Landesteilen werden Furlanisch, Slowenisch und Deutsch anerkannt.
Provinzen: 4
Fläche: 7.845 km² (17.)
Einwohner: 1.222.061 (2007)
Bevölkerungsdichte: 156 Einwohner/km²
Website: www.regione.fvg.it
ISO 3166-2: IT-36
Präsident: Renzo Tondo
Karte
Karte Italiens, Friaul-Julisch Venetien hervorgehoben
Die Provinzen

Friaul-Julisch Venetien (italienisch Friuli-Venezia Giulia, slowenisch Furlanija-Julijska krajina, furlanisch Friûl-Vignesie Julie) ist eine autonome Region im äußersten Nordosten Italiens. Friaul-Julisch Venetien hat eine Fläche von 7.845 km² und etwa 1,2 Millionen Einwohner. Hauptstadt der Region ist Triest.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Friaul-Julisch Venetien setzt sich aus den Gebieten Friauls (90% der Gesamtfläche) und Julisch-Venetiens zusammen. Letzteres Gebiet erstreckte sich auch auf die Halbinsel Istrien, die nach dem Zweiten Weltkrieg Jugoslawien zugeschlagen wurde. Der Name Julisch Venetien wurde vom Linguisten Graziadio Isaia Ascoli aufgrund der Tatsache geprägt, dass ein Großteils des Gebietes, mit Ausnahme des österreichischen Hafens Triest, über Jahrhunderte der Republik Venedig angehörte.

Die autonome Region liegt am Adriatischen Meer und grenzt im Norden an Kärnten (Österreich), im Osten an Slowenien, im Westen an Venetien. Das regionale Gebiet ist größtenteils durch Berglandschaften - Friaulische Dolomiten, Karnische Alpen, Julische Alpen - geprägt (42,5%), weitere 19,3% der Fläche sind hügelig (Collio-Gebiet), auf die restlichen 38,1% erstreckt sich die Poebene. Wichtigste Flüsse sind der Tagliamento und der Isonzo, an dessen Verlauf im Ersten Weltkrieg zwölf Isonzoschlachten geschlagen wurden. Die Region ist in 4 Provinzen und 219 Gemeinden unterteilt. Die Provinzen Pordenone (erst 1968 errichtet) und Udine sowie ein kleiner Teil der Provinz Görz bilden das Friaul, der Großteil der Provinz Görz und die Provinz Triest bilden den heute noch italienischen Teil von Julisch Venetien.

Provinz Autokennzeichen Bevölkerung (2007) Fläche (km²) Dichte (Einw./km²)
Provinz Gorizia GO 141.948 466 303
Provinz Pordenone PN 307.664 2.178 139
Provinz Triest TS 236.457 212 1.115
Provinz Udine UD 535.992 4.905 108
Friaul-Julisch Venetien 1.222.061 7.845 154

Die größten Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern sind in der Folge aufgelistet (Quelle Istat, 31. Dezember 2007).

Gemeinde Einwohner Provinz
Triest 205.356 TS
Udine 97.880 UD
Pordenone 50.851 PN
Görz 36.110 GO
Monfalcone 27.825 GO
Sacile 19.719 PN
Cordenons 18.340 PN
Codroipo 15.442 UD
Porcia 15.077 PN
San Vito al Tagliamento 14.972 PN
Azzano Decimo 14.457 PN
Tavagnacco 13.985 UD
Muggia 13.417 TS
Latisana 13.409 UD
Cervignano del Friuli 13.221 UD
Ronchi dei Legionari 11.946 GO
Spilimbergo 11.900 PN
Maniago 11.804 PN
Cividale del Friuli 11.547 UD
Gemona del Friuli 11.171 UD
Fiume Veneto 11.081 PN
Fontanafredda 10.939 PN
Tolmezzo 10.663 UD

Geschichte

Das Friaul kam 1866 zum Königreich Italien, als Folge des dritten Unabhängigkeitskrieges. Weil das mit Italien verbündete Preußen Österreich in der Schlacht von Königgrätz besiegt hatte, musste Österreich das Friaul an Frankreich (das eine - wenn auch nicht unbedingt neutrale, sondern eher mit dem werdenden Einheitsstaat sympathisierende - Vermittlerrolle einnahm) abtreten, das es dann an Italien weitergab.

Julisch Venetien, also Triest und die gesamte istrische Halbinsel, musste Österreich als Folge des Ersten Weltkrieges entsprechend dem Vertrag von Saint-Germain an Italien abtreten.

Das am 21. Oktober 1939 zwischen Hitler und Mussolini abgeschlossene Abkommen zur Umsiedlung der deutschen Minderheiten in Norditalien wurde von den Bewohnern des Kanaltal, von Sauris und Timau ebenso wahrgenommen wie von Südtirolern. Der Verlauf des Krieges behinderte jedoch die Umsiedlung, und viele ausgewanderte Optanten kehrten danach in ihre Heimatdörfer zurück.

Nach der Niederlage Italiens im Zweiten Weltkrieg wurde die italienische Zugehörigkeit des Friauls nicht in Frage gestellt, sehr wohl aber die von Julisch Venetien. Ein Großteil Istriens wurde sofort Jugoslawien zugeschlagen, in Folge dessen rund 300.000 Italiener vertrieben wurden. Etliche fielen schon während und nach dem Krieg dem Foibe-Massaker zum Opfer.

Komplizierter gestaltete sich das Schicksal von Triest. Am 10. Februar 1947 wurde in Paris der Friedensvertrag mit den Alliierten unterzeichnet, der die Errichtung des Freien Territoriums Triest unter dem Schutz der Vereinten Nationen vorsah. Das Territorium sollte in zwei Zonen eingeteilt werden:

  • Zone A im Norden mit einer Fläche von 222,5 km² und 262.000 Einwohnern umfasste hauptsächlich Triest und wurde von britischen und US-amerikanischen Soldaten besetzt.
  • Zone B mit einer Fläche von 515,5 km² und 71.000 Einwohnern umfasste den Nordwesten Istriens und wurde von der Jugoslawischen Volksarmee besetzt.

Formell entstand das Freie Territorium Triest am 15. September 1947, dem Tag des Inkrafttretens des Friedensvertrags. Nachdem sich die Alliierten auch sieben Jahre nach Gründung des Territoriums im UN-Sicherheitsrat nicht auf die Nominierung eines Gouverneurs einigen konnten und sich die innere Zonenteilung des Territoriums vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs zunehmend verfestigte, zeigte sich das Scheitern des Versuchs, einen neutralen, multiethnischen Freistaat Triest zu schaffen. Ohne einen gemeinsamen Gouverneur konnte eine einheitliche und von den Besatzungsmächten unabhängige Verwaltung nicht etabliert werden. Dies erkannten schlussendlich auch die Alliierten – sie beendeten das Triestiner Experiment.

Am 5. Oktober 1954 wurde in London von den Regierungen Italiens, Großbritanniens, der USA und Jugoslawiens ein Memorandum unterzeichnet, mit dem die Zivilverwaltung in Zone A „provisorisch“ an Italien und in Zone B an Jugoslawien übergeben wurde (mit nur geringfügigen Grenzänderungen). Italien sicherte den Fortbestand Triests als Freihafen gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags zu. Das Memorandum wurde auch vom UN-Sicherheitsrat angenommen. Mit der Übergabe der Verwaltung in Zone A an Italien durch die Alliierte Militärregierung am 26. Oktober 1954 hörte das Freie Territorium Triest auf zu bestehen. Endgültig zwischen Italien und Jugoslawien aufgeteilt wurde das Gebiet des früheren Freien Territoriums Triest erst am 10. November 1975 mit dem Vertrag von Osimo.

Die Region Friaul-Julisch Venetien entstand schließlich 1963 und wurde ähnlich wie Trentino-Südtirol mit einem Sonderstatut versehen. Als regionale Hauptstadt wurde Triest gewählt, was bei der furlanischen Bevölkerungsgruppe mit Unmut aufgenommen wurde. Die Regierung in Rom wollte aber der seit Ende des Ersten Weltkrieges ewig kriselnden Stadt zur alten Pracht wiederverhelfen. Tatsächlich gehört Triest heute zu den italienischen Städten mit der höchsten Lebensqualität.

Das Friaul wurde 1976 von einem schweren Erdbeben erschüttert, das in ganz Norditalien und im benachbarten Jugoslawien zu spüren war. Die Katastrophe ereignete sich am Abend des 6. Mai und traf vor allem das Gebiet nördlich von Udine. 965 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 45.000 wurden obdachlos.

Bevölkerung und Sprache

In der Region ist Italienisch Amtssprache und wird von der ganzen Bevölkerung gesprochen, als erste oder zweite Muttersprache.

Aufgrund des Staatsgesetzes 482/99 werden das Furlanische, das Slowenische und das Deutsche als geschützte Minderheitensprachen anerkannt.

Deutsche Mundarten werden im Kanaltal, im Ortsteil Timau-Tischelwang der Gemeinde Paluzza, in Sauris-Zahre gesprochen. Insgesamt werden in der Region 4.800 Deutschsprachige gezählt. Sie bilden somit die kleinste Minderheit und genießen im Vergleich zu den anderen Sprachgruppen sehr bescheidene Rechte.

Slowenisch spricht man ebenfalls im Kanaltal, in der Beneška Slovenija (it. Slavia veneta), im Gebiet Collio, im Görzer Karst, in einigen Gemeinden der Bisiacaria und im Résiatal. 56.000 Einwohner, das entspricht 4,7% der regionalen Bevölkerung, sind slowenische Muttersprachler. Die Slowenen sind die am besten geschützte Minderheit. In den Provinzen Triest und Görz, wo ihr Anteil bei überdurchschnittlichen 7,1% bzw. 7,4% liegt, wird der muttersprachliche Unterricht garantiert: Auch die Abiturprüfung wird, so wie in Südtirol, in der eigenen Muttersprache abgelegt [1], und ist dem italienischen Abschluss gleichgestellt. Es gibt insgesamt 109 Schulen mit slowenischer Unterrichtssprache. Überdies stehen der Sprachgruppe der RAI-Sender Triest, die Tageszeitung Primorski Dnevnik sowie drei Wochenzeitschriften zur Verfügung. Im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung ist der Minderheitenschutz ebenfalls verwirklicht worden.

Ein Großteil der Bevölkerung spricht neben Italienisch auch Friaulisch, das eine anerkannte und geförderte Sprache ist. Alle Schulen im Friaul sind verpflichtet, mindestens eine Wochenstunde im Fach Friaulisch anzubieten. Die Schüler können allerdings bei der Inskribierung auf den Unterricht verzichten. Mehr als 50% der Schüler hat sich dafür entschieden, den Unterricht wahrzunehmen. Vielerorts ist die auch Toponomastik zweisprachig. 40% der Verkehrsbeschilderung trägt schon italienische und furlanische Ortsnamen. Somit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass es über 500.000 friaulische Muttersprachler gibt, die in der Provinz Udine fast 75% der Bevölkerung ausmachen und im regionalen Durchschnitt immerhin 43%.[2]

An der Grenze zu Venetien, entlang der Küste und in Triest werden venetische Dialekte gesprochen. Diese genießen jedoch keinerlei Anerkennung.

Autonomie und Politik

Wegen der damals isolierten Position, am Rande des eisernen Vorhangs, aber auch wegen der sprachlichen Vielfalt, wurde der Region eine gewisse Autonomie zugestanden. Was die finanzielle Autonomie betrifft, stehen Friaul-Julisch Venetien 60% der im regionalen Gebiet eingetriebenen Steuern zu.

Die Mitte-Links Regierung unter dem Unternehmer Riccardo Illy war bestrebt, die Rolle des Furlanischen zu untermauern und eine offizielle Anerkennung der drei Landessprachen Furlanisch-Slowenisch-Deutsch in der regionalen Verfassung zu verankern.

Nach den Regionalwahlen vom 13. und 14. April 2008 konnte die Mitte-Rechts Koalition unter Führung von Renzo Tondo die Regionalregierung zurückerobern.

Präsidenten von Friaul-Julisch Venetien

Amtsdauer
Präsident
Partei
1964 - 1973
Alfredo Berzanti
DC
1973 - 1984
Antonio Comelli
DC
1984 - 1991
Adriano Biasutti
DC
1992 - 1993
Vinicio Turello
DC
1993 - 1994
Pietro Fontanini
Lega Nord
1994
Renzo Travanut
PDS
1994 - 1995
Alessandra Guerra
Lega Nord
1995 - 1996
Sergio Cecotti
Lega Nord
1996 - 1998
Giancarlo Cruder
UDC
1998 - 2001
Roberto Antonione
Forza Italia
2001 - 2003
Renzo Tondo
Forza Italia
2003 - 2008
Riccardo Illy
Intesa Democratica
2008 -
Renzo Tondo
Popolo della Libertà

Wirtschaft

Landwirtschaft spielt mittlerweile nur noch eine geringe Rolle, einige Produkte wie der Rohschinken aus San Daniele del Friuli genießen jedoch einen ausgezeichneten Ruf.

Die Industrie ist, wie im italienischen Nordosten üblich, von Kleinst- und Kleinunternehmen geprägt, die vor allem im Textil- und Möbelbereich sehr aktiv sind.

Ferner ist in Triest der Versicherungsriese Assicurazioni Generali ansässig und auch der Kaffeefabrikant Illy (Espresso) hat seinen Sitz in der Hafenstadt.

Eine bedeutende Rolle spielt ebenfalls der Tourismus: die Badeorte Grado und Lignano Sabbiadoro gehören zu den beliebtesten an der Adria.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Region einen Index von 117,4 (EU-27:100) (2003). Nominal beläuft sich das pro-Kopf-Einkommen auf 26.098 €. [3]

Persönlichkeiten aus der Region

In Triest kam der Schriftsteller Italo Svevo zur Welt, der dort auch den Großteil seines Lebens verbrachte. Der bekannte Regisseur und Dichter Pier Paolo Pasolini ist zwar in der Region weder geboren noch gestorben, aber er hat eine Zeit in Casarsa della Delizia verbracht, dem Heimatort seiner Mutter, darüber geschrieben und ist dort begraben.

Auch die italienischen Fußballspieler und Fußballtrainer Enzo Bearzot, Dino Zoff und Fabio Capello sind gebürtige Friauler.

Literatur

  • Klaus Zimmermann, Andrea C. Theil, Christoph Ulmer Friaul und Triest DUMONT Kunstreiseführer; DuMont Reise Verlag, Ostfildern (3., aktualisierte Auflage 2006), ISBN 3-7701-6613-2
  • Daniela Schetar, Friedrich Köthe Friaul, Venetien mit Gardasee Verlag REISE KNOW-HOW Peter Rump, Bielefeld (2., aktualisierte Auflage 2007), ISBN 3-8317-1235-2

Weblinks

Quellen

  1. Abitur auf Slowenisch: Erste schriftliche Prüfung
  2. L'Aménagement Linguistique dans le Monde
  3. Regionales BIP pro Kopf der EU27, http://www.eds-destatis.de/de/press/download/07_02/023-2007-02-19.pdf

46.113.1166666666677Koordinaten: 46° N, 13° O


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