Färber-Krapp

Färber-Krapp
Färberkrapp
Färberkrapp (Rubia tinctorum)

Färberkrapp (Rubia tinctorum)

Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
Unterfamilie: Rubioideae
Gattung: Färberröten (Rubia)
Art: Färberkrapp
Wissenschaftlicher Name
Rubia tinctorum
L.

Der Färberkrapp (Rubia tinctorum), auch Echte Färberröte, Krapp, ist eine bis zu etwa 1 m hohe traditionelle Färbepflanze. Ihre länglichen oder lanzettlichen, knapp 10 cm langen Blätter tragen an den Rändern und Unterseiten Stacheln. Die kleinen sternförmigen gelben Blüten öffnen sich im Sommer.

Färberkrapp ist eine Kulturpflanze aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae), zu der auch unsere heimischen Labkräuter und der Waldmeister sowie der Kaffeebaum gehören. Den Namen „Rubia“ (bis heute die wissenschaftliche Bezeichnung) verliehen die Römer dem Krapp, weil seine Wurzel roten Farbstoff enthält.

Inhaltsverzeichnis

Krapp als Färberpflanze

Historische Darstellung

Zum Färben wurden die drei Jahre alten Pflanzen im Frühjahr und Herbst ausgegraben, in Öfen getrocknet und zerkleinert. Frisch ist das Rhizom innen gelb, erst beim Trocknen entwickelt sich der rote Farbstoff (Alizarin). Neben Alizarin sind Purpurin, Pseudopurpurin und andere organische Verbindungen in der Wurzel enthalten. Zusammen mit Alaun als Beize wurde Wolle damit rot gefärbt, und mit Eisenbeize erzielte man schwärzliche Farbtöne. Der Farbton kann, je nach Beize und Extraktionsart, zwischen einem kräftigen Rot, einem Rot-Orange und Rosa schwanken.

Krapplack

Mit verschiedenen Metalloxiden beziehungsweise Metallsalzen (Aluminium- oder Zinnsalze) bilden die enthaltenen Farbstoffe sehr farbenfrohe Komplexe, die als Krapplacke bezeichnet werden (z. B. Alizarin Krapplack). Bei dem synthetischen Typ, der seit 1868 hergestellt werden kann, handelt es sich meist um einen Alizarinkrapplack. Krapplacke werden unter verschiedenen Namen gehandelt: „Bettoberlack“, „Krapp-Karmin“, „Krapp-Purpur“, „Rembrandtlack“, „Rubensrot“, „Türkischrot“ oder „Van-Dyck-Rot“. Krapplack ist bereits seit der Antike bekannt und wird von Dioscurides und Plinius dem Älteren beschrieben.

Krapplack wurde in allen künstlerischen Techniken wie z. B. Tafelmalerei, Pastell, Buchmalerei und Ölmalerei verwendet. Der Alizarinkrapplack dient auch als Pigment z. B. für die Herstellung von lichtechten Tapeten, für Künstlerfarben und Druckfarben. Der natürliche Lack ist nicht vollkommen lichtbeständig.

Krapp als Handelsware

Die Krappwurzel war einst ein wichtiges Handelsgut zwischen Asien und Europa. Angebaut wurde er bereits im Altertum von den Ägyptern – die schon im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung Stoffe mit Krapp färbten – und den Römern. Plinius der Ältere erzählt von Krappkulturen, auch im Papyrus Holmensis wird er zum Überfärben geblauter Wolle zu Purpur empfohlen.

Anbau in Mitteleuropa

Die Benediktiner waren es wohl, die die Pflanze über die Alpen brachten, und Karl der Große empfahl dringend ihre Kultur. Wichtige Anbaugebiete lagen im Mittelalter im niederländischen Zeeland (seit dem 12. Jahrhundert), am Oberrhein (Elsass, seit dem 13. Jahrhundert; Speyer). Kleinere Anbaugebiete gab es um Braunschweig, in Frankreich (Provence), Spanien (Kastilien) und Ungarn. Der Elsässer Krapp, die „Hagenauer Röte“, war weit berühmt und wurde in bedeutenden Mengen ausgeführt. Sie hat im Mittelalter mit zum Reichtum der freien Reichsstadt Straßburg beigetragen. Große Anbaugebiete gab es auch in Frankreich, besonders um das Städtchen Senlis bei Paris. Im 15. Jahrhundert nahm Holland die führende Stellung im Krappanbau ein, in den folgenden Jahrhunderten überflügelten es die Franzosen durch intensive Kultivierung in Südfrankreich und im Elsass. Als hier der Krappanbau durch die Revolutionswirren nach 1789 zum Erliegen gekommen war, befahl Louis-Philippe (1830–1848), dass die französischen Soldaten mit Krapp gefärbte rote Hosen zu tragen hätten. Durch diese Anordnung konnte Frankreich den Krappanbau fördern und seine bedeutende Stellung als Lieferant des Farbstoffs zurückerobern. Im Jahre 1868 kam Krapp im Werte von 25 Mio. Reichsmark in den Handel. Seit man 1869 den Farbstoff Alizarin auch synthetisch aus Steinkohleteer herstellen konnte, ging der wesentlich teurere Krappanbau drastisch zurück. Erstmals synthetisierten die deutschen Chemiker Carl Graebe und Carl Liebermann den Krappfarbstoff.

Im Orient waren extrem komplizierte Färbetechniken unter Verwendung fetter Öle (Türkischrotöl) bekannt, mit denen ein sehr farbintensives Rot erzielt werden konnte (Türkisch Rotgarn). Verwendet wurde der Farbstoff unter anderem, um die traditionelle türkische Kopfbedeckung, den Fes, zu färben. Auch die herrlichen Rot-Farben in Elsässer Trachten waren nur mit Krapp möglich. Krapp wurde auch in der mittelalterlichen Tafelmalerei eingesetzt, da sein rotbraunes bzw. rosafarbenes Farbmittel nicht so lichtempfindlich war wie das nuancenreichere Farbmittel aus dem teuren Brasilholz, das dementsprechend häufiger in der Buchmalerei eingesetzt wurde.

Färberkrapp als Heilpflanze

Für Heilzwecke wird die Wurzel des Färberkrapps eingesetzt. Man verwendete den Färberkrapp früher als Heilpflanze wegen seiner positiven Wirkung bei Erkrankungen der Harnwege, vor allem bei Nieren- und Blasensteinen, ferner bei Gicht, Rachitis und Blutarmut. Von dieser Verwendung sieht man heute ab, weil einige Inhaltsstoffe als krebserregend gelten.

In der Homöopathie wird die aus dem frischen, blühenden Kraut gewonnene Ur-Tinktur bei Anämie, Unterernährung, Amenorrhoe und Milzbeschwerden angewendet.[1]

Inhaltsstoffe

Alizarin-Vorstufe

Wichtigste Inhaltsstoffe des Färberkrapps sind Di- und Trioxyantrachinon-Glycoside. Diese bilden die kristallisierende, zitronengelbe Ruberythrinsäure, die das β-2-Primverosid (Vorstufe) des Farbstoffs Alizarin darstellt; daneben in geringeren Mengen Rubichlorsäure, Zitronensäure und andere Pflanzensäuren, Gerbstoffe, Pectinstoffe, bis zu 15 % Gesamtzucker, Eiweiß und etwas fettes Öl.[1]

Literatur

  • H. Schweppe: Handbuch der Naturfarbstoffe.
  • G. Schneider: Färben mit Naturfarben. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1979.
  • G. Orzechowski (Hrsg.), O. Gessner: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 3. Auflage. Winter, Heidelberg 1974. ISBN 3-533-02372-9
  • F. E. Köhler: Köhlers Medizinal – Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte. 1887. (Abbildung)
  • W. Herbst, K. Hunger: Industrielle Organische Pigmente. Herstellung, Eigenschaften, Anwendung. VCH, Weinheim 1995.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b G. Orzechowski (Hrsg.), O. Gessner: Gift- und Arzneipflanzen von Mitteleuropa. 3. Auflage. Winter, Heidelberg 1974. ISBN 3-533-02372-9

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