Alchoin

Alchoin
Hrabanus Maurus (links), unterstützt von Alkuin (mitte), übergibt sein Werk an Otgar von Mainz (rechts) – Darstellung aus manuscriptum Fuldense um 830

Alkuin, angelsächsisch Ealhwine, auch Alhwin, Alchoin, inschriftlich ALCHVVINVS, latinisiert Albinus mit Beinamen Flaccus (* 735 in der Nähe von York; † 19. Mai 804 in Tours?) war ein Gelehrter und wichtigster Berater Karls des Großen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Alkuin war der Sohn einer Adelsfamilie und wuchs in Yorkshire auf. Er war Schüler der weit über die Britischen Inseln hinaus anerkannten Domschule in York und später deren Leiter. An dieser unterrichtete er unter anderen auch den heiligen Liudger, den "Apostel der Friesen". [1] Im Jahre 781 traf er Karl den Großen in Parma und akzeptierte dessen Einladung, zu ihm an die Hofschule nach Aachen zu kommen, deren Leitung er ab 782 übernahm. In dieser Funktion avancierte Alkuin, der als größter Gelehrter seiner Zeit galt, zum einflussreichsten Ratgeber Karls des Großen in Staats- und Kirchenfragen. Darüber hinaus leitete er die Hofschule Karls, wodurch der großen Einfluss auf die Elite des Frankenreichs ausübte. Zwischen 789 und 793 reiste er mehrmals nach England.

Als Gegner des Adoptianismus trug er erheblich dazu bei, dass diese Lehre auf den Synoden von Frankfurt (794) und Aachen (799) als Irrlehre verurteilt wurde. Im Jahre 796 verließ er den Hof und wurde, obwohl er selbst kein Priester war, sondern lediglich Diakon, von Karl dem Großen zum Abt von Saint-Martin de Tours ernannt, möglicherweise, um ihn wegen seiner offenen Kritik am Vorgehen Karls in den Sachsenkriegen vom Hof zu entfernen.

Wirken

Alkuin war ein bedeutender Vermittler der in England und Irland durch die Zeit der Völkerwanderung hindurch geretteten lateinischen Bildung ins Frankenreich. Er gilt als einer der Begründer der Karolingischen Renaissance und ist mitverantwortlich für die Verbreitung der karolingischen Minuskel, einer aus Kleinbuchstaben bestehenden Schrift, die vom 9. bis in das 12. Jahrhundert im Gebrauch war und als Vorbild für die heute verwendeten Kleinbuchstaben gilt.

Sein Schaffen war von umfassender Leistung auf allen Gebieten der frühmittelalterlichen Wissenschaft geprägt. Neben theologischen Abhandlungen, unter denen er selbst die drei Bücher über die Trinität (De fide sanctae et individuae Trinitatis) als sein Hauptwerk betrachtete und die man nach Albert Hauck als den Anfang der mittelalterlichen Theologie ansehen darf, sind zahlreiche andere seiner Werke erhalten geblieben, darunter 311 Briefe, in denen sich das Spektrum seiner vielfältigen Beziehungen als Gelehrter und Berater zur königlichen Familie, Hofleuten, geistlichen Führern und Gemeinschaften widerspiegelt. Weiterhin erhalten sind Gedichte, Predigten, historiographische, theologische Werke sowie Abhandlungen über Rhetorik, Dialektik und Astronomie. Die größte zeitgenössische Breitenwirkung dürfte die von Alkuin begonnene Überarbeitung der Vulgata entfaltet haben. De fide sanctae et individuae Trinitatis hatte nicht zuletzt eine politische Dimension, indem es dem Kaiser neben der weltlichen auch eine kirchliche Lehrautorität zusprach.

Eine ihm gewidmete Gedenktafel fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Literatur

Bücher

  • Andrew Fleming West: Alcuin and the Rise of the Christian Schools, New York: Greenwood Press 1969, ISBN 0-8371-1635-X
  • Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter, Stuttgart, Berlin, New York: Verlag W. Kohlhammer 2001, ISBN 3-17-017225-5

Aufsätze

  • Kerstin Springsfeld: Karl der Große, Alkuin und die Zeitrechnung. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 27(1), S. 53–66 (2004), ISSN 0170-6233

Einzelnachweise

  1. Altfrid: Vitae sancti Liudgeri

Weblinks


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