Fürchtegott Leberecht von Nordenflycht

Fürchtegott Leberecht von Nordenflycht

Fürchtegott (oft auch Timotheus, Thaddeus) Leberecht Freiherr von Nordenflycht (* 1752 in Mitau; † 1815 in Madrid) war ein deutscher Bergbau-Ingenieur. Er leitete eine deutsche Bergbaukommission, die das Berg- und Hüttenwesen in Peru reformieren sollte.

Leben

Nordenflycht entstammte einer schwedischen Adelsfamilie, die 1762 nach Preußen übersiedelte. Ab 1778 studierte er an der Bergakademie Freiberg und trat anschließend in polnische Dienste, wo er als Geheimer Bergrat und Hüttendirektor in Miedziana Góra in der Wojewodschaft Krakau wirkte.

Im Auftrag der spanischen Krone stellte Nordenflycht 1776 eine Expedition zusammen, die aus 15 sächsischen Bergleuten bestand. Ziel dieser Bergbaukommission war die Steigerung der Produktivität der berühmten Silberbergwerke von Potosí, Cerro de Pasco und Huancavelica in Peru. Das Hauptaugenmerk galt dabei der Einführung einer neuen Methode der Silbergewinnung durch Quecksilber-Amalgamation nach Ignaz von Born in den südamerikanischen Bergwerken.

Nordenflycht stellte sicher, dass die Kommission mit königlichen Garantien hinsichtlich Religionsausübung, Pensionsansprüchen, Spesengeldern und materieller Hilfe in Peru versehen wurde. Da er zudem sehr auf Etikette bedacht war, holte er die Erlaubnis zum Tragen seiner polnischen Uniform ein und bat um die Anerkennung des Freiherrentitels in Spanien und dessen Kolonien.

Im Oktober 1788 traf Nordenflycht nach einer Reise über Hamburg, La Coruña und Madrid mit der Kommission in Buenos Aires ein und begab sich anschließend auf eine zweimonatige Landreise nach Potosí im damaligen Hochperu (Alto Peru), dem heutigen Bolivien. Dort begann er sofort mit der Konstruktion von Hüttenanlagen und der Vermessung des Cerro Rico.

Am 7. September 1790 traf Nordenflycht mit weiteren Teilnehmern der Kommission in Lima ein, wo er verschiedene Maschinen zur Analyse von Erzproben konstruierte und ein mineralogisches Laboratorium einrichtete, welches als Keimzelle für eine spätere Bergbauschule dienen sollte.

1796 heiratete Nordenflycht María Josefa Cortés. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor.

Von Lima aus dirigierte Nordenflycht auch den Wiederaufbau der Minen in Huancavelica. Aufgrund des hohen Finanzbedarfs und des Widerstands der dortigen korrupten Beamten, wurden diese Unternehmungen jedoch immer wieder behindert. Wegen der sich häufenden Misserfolge kam es auch zu Spannungen mit den Behörden in Lima.

Während seines Aufenthalts in Lima vom 23. Oktober bis 24. Dezember 1802 lernte Nordenflycht Alexander von Humboldt kennen. Dieser bezeichnete ihn als „einen gebildeten und außergewöhnlichen Charakter“.

In der Zwischenzeit häuften sich jedoch die Probleme Nordenflychts mit den Autoritäten vor Ort. So kam es unter anderen zu mehreren Rechstreitigkeiten mit Micaela Villegas, der berühmt-berüchtigten Mätresse des Vizekönigs Manuel de Amat y Juniet. 1803 wurde Nordenflycht vor das Inquisitionsgericht wegen Lesens von „schlechten Büchern“ vorgeladen. Diese Vorwürfe konnte er jedoch widerlegen und kam straffrei davon.

Die Tätigkeit der deutschen Bergbaukommission wurde schließlich durch eine königliche Verfügung am 22. Dezember 1811 als beendet erklärt. Aufgrund der andauernden Opposition und der vielen Hindernisse vor Ort in einem Land, in dem die primitivsten Voraussetzungen für eine fortgeschrittene technische Arbeit fehlten, konnten die ursprünglichen Ziele der Kommission nicht verwirklicht werden.

Nordenflycht kehrte daraufhin nach Europa zurück und starb 1815 im Alter von 58 Jahren in Madrid.

Literatur

  • Carlos Milla Batres: Enciclopedia Biográfica e Histórica del Perú. Bd. VII. Lima: Editorial Milla Batres 1994.
  • Hartmut Fröschle: Die Deutschen in Lateinamerika. Schicksal und Leistung. Tübingen und Basel: Horst Erdemann Verlag 1979.
  • Renée Gicklhorn: Nordenflycht und die deutschen Bergleute in Peru. Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie 1963.
  • Manuel Torres Marín: Los de Nordenflycht (Ensayo de Genealogia Descriptiva). Santiago de Chile: Editorial Andrés Bello 1986.

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