G. Christian Lobback

G. Christian Lobback

G. Christian Lobback (* 1938 in Hamburg) ist ein deutscher Orgelbaumeister und Restaurator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lobback studierte zunächst Geige bei Georg Gerwien am Klaerschen Konservatorium in Blankenese und danach Kunstgeschichte in Hamburg. Seine Orgelbaulehre absolvierte er bei der Lübecker Orgelbauwerkstatt von Emanuel Kemper. Die Entscheidung, Orgelbauer zu werden, wurde beeinflusst durch Professor Adolf Detel, der sich Ende der 1930er Jahre für die Einlagerung der Arp-Schnitger-Orgel von St. Jacobi Hamburg eingesetzt hat, um eine Zerstörung im II. Weltkrieg zu verhindern. Die folgenden Jahre arbeitete er bei Walcker in Ludwigsburg und Detlef Kleuker in Brackwede. Es folgte die Meisterprüfung in München und die Werkstattgründung in Wedel/Holstein, die 1981 nach Neuendeich b. Hamburg verlegt wurde und durchschnittlich fünf Orgelbauer beschäftigt. Seine Instrumente stehen in der gesamten Bundesrepublik. Bis zum Jahr 2006 wurden 200 Orgeln gebaut und restauriert.

Orgelbau

Die Lobback-Orgel der Hl. Dreikönigskirche in Haselau

Lobback praktiziert ein harmonikales Klang- und Gestaltungsprinzip bei seinen Instrumenten, was ihn 1985 zur Gründung des Arbeitskreises Harmonikaler Orgelbau (AHO) veranlasste. Seither werden die Erkenntnisse aus dieser Arbeit für den Neubau und die Restauration herangezogen. So werden beispielsweise für die Gehäuseentwürfe reine Intervalle, also Oktave, Quinte, Quarte und Prime verwendet, die mit Hilfe einer arithmetischen Maßstabeinteilung in zwölf gleiche Teile - in den Entwurf integriert werden. Die Einteilung in zwölf Teile ist einleuchtend, weil von der Zahl 12 in ganzen Zahlen die Hälfte, die Oktave 6:12, zwei Drittel, die Quinte 6:9 und drei Viertel, dementsprechend die Quarte 6:8 gebildet werden kann. Der Maßstab dient Lobback zur Festlegung der Gehäusemaße und Proportionen. So kann beispielsweise die Breite des Untergehäuses 12 Fuß (3,60m) betragen. Nunmehr kann die Höhe des Untergehäuses mit Blick auf das Gesamtgehäuse 8 : 12, was oktavreduziert dem Grundintervall 2 : 3, der Quinte entspricht, proportioniert werden. Im Obergehäuse entspricht das Verhältnis logischerweise aus harmonikaler Perspektive 3:4 (Breite: Höhe), also der Quarte. Die Bewertung des Entwurfs kann nur positiv ausfallen, da die Proportionen 2 : 3 und 3 : 4 konstitutiv im Unter- und Obergehäuse zusammengefügt sind. Das Ergebnis ist folglich die Oktave, denn es gilt bekanntlich die mathematische Gleichung:

2/3 x 3/4 = 6/12 = 1 : 2

Einheit in der Vielfalt - wie das bereits in der ursprünglichen Bedeutung der Oktave enthalten ist, stellt zugleich die allgemeinste und kürzeste Formulierung der Harmonie dar; und das ist architektonisch und mathematisch nachvollziehbar bei diesem Entwurf erreicht worden.

Die Klanggestaltung erfolgt mit Hilfe eines Diagramms (Lambdoma). Für die Klanggewichtung der Instrumente sind die Teiltonkoordinaten ein Erkenntnis - und Arbeitsinstrument. Die gestaltbildenden Faktoren sind die Zahlen 2, 3 und 5. Mit diesen Zahlen können die Tongewichte bestimmt werden. Je weiter die Teiltöne vom Zentrum des Diagramms entfernt sind, desto geringer ist die zugeteilte Energie für die betreffende Teiltongruppe. Die Dominanz der Aequaltonlagen mit ihren Unter- und Oberoktaven ist eindeutig. Die Anteile der Quinten und Terzen sind recht ausgeglichen vertreten, liegen aber gegenüber den Oktaven weit zurück. 11/16 der gesamten Energie wird den Oktaven zugeteilt, 3/16 den Quinten und 2/16 den Terzen. Letztlich ist der Konsonanzgrad der Tonlage maßgeblich für die Zuordnung der Energie. Die Umsetzung der Tongewichtung erfolgt wie üblich mit Hilfe der Mensuren, des Winddrucks und der Parameter Akustik, Aufstellungsort und Intonation im Aufstellungsraum. Nähere Informationen zu einzelnen Orgelwerken sind auf der Website der Werkstatt erhältlich.

Quellen

  • Wolfgang Adelung: Orgeln der Gegenwart, Bärenreiter 1972
  • Herbert Glossner, Fono Forum 8/1980
  • Werner Steinmeier: Ein "großer Abend", Nordseezeitung Bremerhaven, 7. September 1981
  • G.C.Lobback: Die Orgel der St. Pauli-Kirche in Hamburg, Aspekte der Orgelbewegung, S. 321-336 Merseburger 1985
  • Roman Summereder: Aufbruch der Klänge, Edition Helbing Innsbruck 1995, ISBN 3-900590-55-9
  • G.C.Lobback: Bedeutung und Erhaltung der norddeutschen Orgellandschaft aus der Sicht eines Orgelbauers, Vortrag v. 19. Februar 1986, Evangelische Akademie Hamburg
  • Werner Ohmsen: Die Orgel der Versöhnungskirche in Tarp, Orgelbauverein Tarp e.V. 1989
  • G.C.Lobback: Das Gehäuse der Orgel zu Lohne (Oldenburg), St. Gertrud, Acta Organologica, Bd.22, Seite 383-390, Merseburger 1991
  • Hans Linder: Wiederbegegnung mit einem Meisterorganisten, Nordseezeitung 6. Juli 1980
  • G.C.Lobback: Hans Henny Jahnn und sein Bild von der Orgel, Musik und Kirche 6/1994, S. 323-328, Bärenreiter-Verlag
  • Sigrid Kroner: Domorganist Philippe Lefebvre ließ die Orgel in ihrer ganzen Schönheit erklingen, Westfälischer Anzeiger 6. Februar 1980
  • G.C.Lobback: Der Orgelbauer Hans Henny Jahnn und das harmonikale Gesetz, Uwe Schweikert(Hg),"Orgelbauer bin ich auch", S.11-18, Igel-Verlag Paderborn 1994
  • G.C.Lobback: Das absolute Tonbewußtsein und die Orgel, Orgelmonografie, (Hg) Ev.-luth. Kirchengemeinde Tarp 1989
  • Hans Enzweiler: Im Gespräch, (Hg) Kath. Kirchengemeinde St. Augustinus Hannover-Ricklingen 1991
  • G.C.Lobback: Das harmonikale Grundgesetz, Vortrag 18. Januar 1997, Arbeitskreis Harmonik München
  • Wolfgang Stockmeier: Russische Orgelmusik, Musik und Kirche 2/1998, S. 135, Bärenreiter-Verlag
  • G.C.Lobback: Die Bedeutung des Lambdoma für die Disposition der Orgel, Vortrag 1. Juli 1999, Evangelische Kirche St. Peter-Ording
  • Hans-Herbert Räkel: Urpfeifen, orphisch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. August 1999, Nr.201/S.55
  • G.C.Lobback: Die Kirchenorgel - stilfixiert oder kreativ?, Vortrag 19. November 2001, deutsch-russisches Seminar in Zusammenarbeit mit der Gnessin-Musikakademie Moskau, Don Bosco Haus, Hannover
  • Reiner Niehoff: H.H. Jahnn, Die Kunst der Überschreitung, Matthes&Seitz München 2001
  • G.C.Lobback: Hanseatischer Orgelbarock, Organ – Journal für die Orgel 2001/02, Schott-Verlag Mainz
  • G.C.Lobback: Klangpolarität und Klanggewichtung der Orgel, Vortrag 2. Juni 2004, Arbeitstagung der Vereinigung der Orgelsachverständigen in Deutschland, Elsa-Brändström-Haus Hamburg
  • Hannalore Reuter: Historische Orgeln in Westfalen Lippe, Kulturlandschaft Westfalen, Band 8, Ardey-Verlag Münster 2007

Weblinks


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