GERD

GERD
Klassifikation nach ICD-10
K21.9 Gastroösophageale Refluxkrankheit
K21.0 Refluxösophagitis / endoskopisch positive Refluxkrankheit
R12.0 Sodbrennen
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Refluxösophagitis (engl.: reflux oesophagitis, Gastroesophageal Reflux Disease, GERD), bezeichnet eine entzündliche (-itis) Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), die durch den anormal (unphysiologisch) langen Rückfluss (Reflux) von Magensäure hervorgerufen wird. Es findet daher auch der eigentlich allgemeinere Begriff der Refluxkrankheit Verwendung oder man spricht nach dem häufigsten Symptom von chronischem Sodbrennen.

Inhaltsverzeichnis

Pathogenese (Ursachen)

Die Refluxösophagitis kann drei Ursachen haben:

  1. der Ausstoß an Magensäure ist so groß, dass die Peristaltik der Speiseröhre ihn nicht mehr bewältigen kann
  2. die Peristaltik der Speiseröhre ist bereits beeinträchtigt und kann auch normalen - und erst recht übermäßigen - Ausstoß an Magensäure nicht richtig zurückführen
  3. der innere Schließmuskel (Ösophagussphinkter), der die Speiseröhre vom Magen trennt, funktioniert nicht richtig.

Meist liegt eine Kardiainsuffizienz zugrunde. Oft steht die Erkrankung auch in Verbindung mit einer axialen Hiatushernie: Fast alle Patienten mit Refluxösophagitis haben eine solche Hernie, aber nur 10 % aller Patienten mit einer solchen axialen Hernie zeigen Symptome der Refluxösophagitis.

Zusätzlich sind meist andere Noxen („Schadstoffe“), wie Kaffee, scharfe Gewürze, Pfefferminze, Alkohol, Tabakrauch oder Medikamente involviert.

Symptome

Vor allem nachts (im Liegen), nach Mahlzeiten, häufig nach Kuchen oder süßen Speisen, beim Bücken oder Heben von Lasten oder Konsum von Tabakrauch oder Alkohol kommt es zum sauren Aufstoßen von Magensaft und/oder zu Sodbrennen. Es kann auch ohne Sodbrennen ein unspezifischer Brustschmerz auftreten, selten im Oberbauch. In diesen Fällen ist die Abgrenzung von Herzerkrankungen schwierig.

Besonders Patienten in Sprechberufen und auch Sänger klagen wegen der Reizungen durch den Magensaft über chronische Kehlkopfentzündungen und ein morgendliches Gefühl, als ob die „Kehle brenne“, und sind deshalb in ihrer Berufsausübung oft stark behindert. Weitere Symptome sind z. B. chronischer Husten, häufig fälschlicherweise als Asthma bronchiale diagnostiziert.

Diagnostik

Peptische Striktur (Stadium IV)

Die Diagnosestellung erfolgt hauptsächlich durch eine Magenspiegelung (Ösophagogastroduodenoskopie). Zusätzlich kann eine 24-h-pH-Metrie (Säuremessung) durchgeführt werden. Aufgrund des festgestellten Ausmaßes der Gewebestörungen (Läsionen) unterscheidet man nach Savary und Miller vier Krankheitsstadien:

  • I - Eine oder mehrere nicht konfluierende Schleimhautläsionen mit Rötung und Exsudation
  • II - Konfluierende erosive und exudative Läsionen, die noch nicht der gesamte Zirkumferenz des Ösophagus einnehmen
  • III - Die Läsion nimmt die gesamte Zirkumferenz des Ösophagus ein
  • IV - Ulcus oesophagei, Barrett-Ösophagus, Strikturen und andere chronische Schleimhautläsionen

Therapie

Im Vordergrund steht eine fettarme Diät, sowie Tabakrauch- und Alkoholkarenz. Sehr zu empfehlen ist eine Gewichtsreduktion, wodurch der erhöhte Druck im Bauchraum abnimmt. Nächtliche Beschwerden lassen sich durch Hochlagerung des Oberkörpers, Keilkissen, Schrägstellen des Bettes lindern.

Daneben ist der Verzicht auf ein spätes Abendessen wichtig. Hier empfehlen Ärzte, die letzte Nahrung nicht nach 18 Uhr aufzunehmen. Mehrmals wöchentliches „Dinner Cancelling“, wobei nach 16 Uhr nichts mehr gegessen, sondern nur noch getrunken wird, zeigt ebenfalls gute Heilungserfolge.

Medikamentös sollte der Wirkung der Magensäure mit Antazida - aber nicht langfristig, da ansonsten der Magen mit einem erhöhten Ausstoß an Magensäure reagiert -, Histamin-H2-Rezeptorblockern und Protonenpumpenhemmern (z. B. Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol) begegnet werden. Zur Akuttherapie sind Antazida besser geeignet, da sie eine rasche Symptomlinderung bewirken. Standard in der Dauertherapie sind Protonenpumpenhemmer.

In gravierenden Fällen, insbesondere bei Stenosen und anhaltenden Schluckbeschwerden, ist eine operative Intervention notwendig. Die Operation wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, siehe auch laparoskopische Chirurgie. Durch diese Methode wird die Indikation zur Operation weiter gestellt, da die Ergebnisse deutlich besser sind als die der herkömmlichen offenen Operationsmethode. Aufgrund des erhöhten Karzinomrisikos sind regelmäßige gastroskopische Kontrollen notwendig. Dort sollte auch regelmäßig ein Test auf Helicobacter pylori mittels Biopsie durchgeführt werden. Seit einigen Jahren gibt es auch einen Helicobacter-Atemtest, ein bequemes, nicht invasives Messverfahren, bei dem mit hoher Genauigkeit der Befall mit Helicobacter pylori über die Atemluft nachgewiesen werden kann.

Im Rahmen einer internationalen Studie wurden 2005 insgesamt 160 Patienten mit einer neuen Operationsmethode erfolgreich behandelt. Dabei wird die Speiseröhre an der Verbindung zum Magen mittels einer Naht verengt. Derzeit ist jedoch die Korrektur der Risikofaktoren und medikamentöse Therapie Standard, operative Verfahren sind sehr schweren Fällen vorbehalten.

Komplikationen

Es kann zu Blutungen, Geschwüren und Stenosen im Bereich des gastroösophagealen Übergangs kommen. Die Ausbildung eines Endobrachyösophagus, also einer Umwandlung des Epithels in einen gastralen oder intestinalen Typ ist möglich. Patienten mit längerstreckigem (>3 cm) Endobrachyösophagus haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Ösophaguskarzinome.

Es liegt ein enger Zusammenhang zwischen Refluxkrankheit und Asthma bronchiale vor: Ein überraschend hoher Prozentsatz der Asthmatiker (mind. 30%, wahrscheinlich mehr) leidet auch an Reflux. Der genaue Mechanismus ist noch nicht geklärt. Evtl gelangt der rückfließende Magensaft teilweise bis in die Bronchien und löst dort starke Reizungen aus. Möglich ist auch, dass die Säure den Vagusnerv (10. Hirnnerv) reizt, welcher daraufhin eine Engstellung der Bronchien (= Asthma) bewirkt.

Bei vielen Patienten mit einer Refluxkrankheit kommt es zu Erosionen des Zahnschmelzes, sodass regelmäßige Inspektionen der Mundhöhle (Zahnarztbesuche) angezeigt sind.[1]

Literatur

  • Holger Stark, Yvonne Syha, Laura Popescu, Manfred Schubert-Zsilavecz: Neue Wirkstoffe zur GERD-Behandlung. Pharmazie in unserer Zeit 34(3), S. 224–227 (2005), ISSN 0048-3664

Weblinks

Gesundheitshinweis
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Einzelnachweise

  1. Pace F, Pallotta S, Tonini M, Vakil N, Bianchi Porro G.: Systematic review: gastro-oesophageal reflux disease and dental lesions.. In: Aliment Pharmacol Ther.. 27, 2008, S. 1179–86. PMID 18373634

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