Gaiserich

Gaiserich
Silbermünze Siliqua, Geiserich

Geiserich (Genserich, Gaiserich, bedeutet „Speerfürst“; * um 389; † 25. Januar 477 in Karthago) war König der Vandalen von 428 bis 477 und Gründer das vandalischen Königreichs in Afrika.

Inhaltsverzeichnis

Regentschaft

428 wurde Geiserich König der Vandalen. Die Vandalen waren zu dieser Zeit in Spanien ansässig, wurden aber von den in römischen Diensten stehenden Westgoten bedrängt. 429 setzten die Vandalen zusammen mit den Alanen von Iulia Traducta aus nach Afrika über. Nach dem spätantiken Historiker Prokopios von Caesarea wurde Geiserich angeblich vom weströmischen Feldherrn Bonifatius zu Hilfe gerufen, der sich mit Flavius Felix, dem obersten Heermeister des Westreichs, zerstritten hatte. In der modernen Forschung ist man sich jedoch weitgehend einig, dass die Geschichte Prokops nicht auf Fakten basiert oder diese zumindest recht frei interpretiert. Viel wahrscheinlicher ist, dass es sich um ein sorgfältig geplantes, die gegenwärtige militärische Schwäche Roms ausnutzendes Unternehmen handelte. Schon 425 hatten die Vandalen ihre nautischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und waren bis zur Provinz Mauretania gesegelt. Salvianus von Massilia berichtet sogar, dass Geiserich die Eroberung Afrikas als eine ihm von Gott gestellte Aufgabe sah.

Die aus 80.000 Köpfen bestehende Menschenmenge - darunter wohl 15.000 bis 20.000 Krieger - ging in Tingis an Land und begann zunächst ihren Marsch nach Osten in Richtung Karthago. Da sie die stark befestigte Stadt nicht einnehmen konnten, wandten sie sich wieder nach Westen und zogen die Küste entlang nach Hippo Regius. Auf ihrem Weg dorthin kam es zum Kampf mit dem inzwischen als comes Africae bestätigten Bonifatius, in dem die Vandalen Sieger blieben. Bonifatius musste sich mit dem Rest seiner Streitkräfte in die Stadt zurückziehen. Der Kirchenvater Augustinus war zu dieser Zeit Bischof der Stadt. Im Juni 430 begannen die Vandalen die Belagerung der Stadt, die erst 431, nach vierzehn Monaten, fiel. Bonifatius, dem es gelungen war, vor dem Fall aus der Stadt zu entkommen, schloss sich mit dem vom oströmischen Reich entsandten Heermeister Aspar zusammen. 432 kam es erneut zu einer Schlacht zwischen Römern und Vandalen. Erneut blieben Letztere Sieger. Während Aspar nun die Verteidigung Karthagos übernahm, kehrte Bonifatius an den Hof nach Ravenna zurück, um dort den Posten als oberster Heermeister des Westreiches zu übernehmen.

Geiserich konnte schließlich die Abtretung ansehnlicher Gebiete erzwingen (Vertrag von 435), die er bald durch die handstreichartige Einnahme von Karthago im Jahre 439 entscheidend erweiterte. 442 wurde Geiserich als erster König eines „germanischen“ Reiches auf dem Boden des Imperiums von Kaiser Valentinian III. anerkannt.

In Africa gründete Geiserich ein Reich, welches etwa für hundert Jahre bestand und zum Schrecken der Römer wurde. Africa war dicht besiedelt und galt neben Ägypten als die Kornkammer Roms; es war somit von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Allerdings stellten die Vandalen nur eine dünne Oberschicht - moderne Schätzungen gehen von circa 10 Millionen Römern beziehungsweise Romanen und kaum 100.000 Vandalen aus. Karthago wurde zur Hauptstadt, in der Geiserich die Vandalen verstärkt ansiedelte - dennoch schrumpfte die Stadt, die vor 439 über 200.000 Einwohner gezählt hatte. Der König schuf eine bedeutende Flotte, eroberte Sardinien, Korsika, die Balearen und einen Teil von Sizilien. 455 plünderte er Rom in 14 Tagen und zerstörte im Jahr 461 Teile der weströmischen Flotte in Spanien, die gegen ihn in Marsch gesetzt worden war. Eine weitere großangelegte Strafexpedition West- und Ostroms konnte Geiserich 468 mit viel Glück und dank des Versagens der römischen Feldherrn zurückschlagen.

Nach der Plünderung Roms im Jahr 455 entführte Geiserich die weströmische Kaiserinwitwe Licinia Eudoxia, der nachgesagt wurde, dass sie Geiserich aus Rache gerufen hatte, mit ihren beiden Töchtern Eudocia und Placidia nach Africa. Eudocia wurde schon als Dreijährige mit Geiserichs Sohn Hunerich verlobt, mit dem sie später auch verheiratet war.

Geiserich gehörte zu den bedeutendsten Königen der Völkerwanderungszeit, er wird in den Quellen als kriegerisch und dennoch weise beschrieben; sein Organisationstalent hatte er mit der Überführung der Vandalen und der Ansiedlung in Africa bewiesen, wenn es auch im Land zu starken Spannungen zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen kam.

Geiserich hatte mindestens vier Kinder: Hunerich, Theuderik († 479/81), Gento († vor 477) und mindestens eine namentlich nicht bekannte Tochter. Die Namen seiner Gemahlinnen sind nicht überliefert. Geiserich starb im Jahre 477, sein Nachfolger wurde sein Sohn Hunerich.

Denkmäler

Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Literatur

Weblinks



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