Gauangelloch

Gauangelloch
Gauangelloch
Stadt Leimen
Ehemaliges Gemeindewappen von Gauangelloch
Koordinaten: 49° 21′ N, 8° 45′ O49.34258.7547222222222175Koordinaten: 49° 20′ 33″ N, 8° 45′ 17″ O
Höhe: 175–312 m ü. NN
Einwohner: 2.500
Eingemeindung: 1973
Postleitzahlen: 69181, 6900 (alt)
Vorwahl: 06226
Karte

Lage der Stadt Leimen im Rhein-Neckar-Kreis.

Gauangelloch ist ein Dorf südlich von Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Die etwa 2.500 Einwohner große Gemeinde vereinigte sich am 1. Oktober 1973 zusammen mit dem ihr angeschlossenen Dorf Ochsenbach mit der Stadt Leimen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Gauangelloch liegt am Südhang des Königstuhlmassives, dem Hausberg Heidelbergs, an dem auch das Heidelberger Schloss liegt, im Naturpark Neckartal-Odenwald. Die Gemarkung des Ortes liegt größtenteils im Kraichgau, der nördliche Gemarkungsteil zählt aufgrund des charakteristischen Buntsandsteins noch zum Kleinen Odenwald. Der zwischen 175 und 312 Meter über NN liegende Naturraum wird durch drei von Norden nach Süden ziehende Täler gegliedert. Eines der Täler ist das des Oberlaufs des Gauangelbachs, westlich davon liegen die Täler des Ochsenbachs und des Daisbächleins, Letzteres bildet auch die westliche Naturraumgrenze.

Nachbargemeinden

Die folgenden Orte grenzen an Gauangelloch - sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt: Gaiberg, Bammental, Schatthausen (Wiesloch), Ochsenbach (Leimen), Lingental (Leimen).

Geschichte

ehem. Burg Gauangelloch (ca. 1980)

Im Gebiet des heutigen Gauangelloch wurden Tonscherben und Mauerreste gefunden, die auf eine Besiedelung bereits in der Römerzeit schließen lassen; die Anlage des Ortes ist etwa in das 8. oder 9. Jahrhundert zu datieren.

Die erste Erwähnung des Dorfes als „Angelach“ in einer vermutlich gefälschten Urkunde auf 1016 gehört ins 12. Jahrhundert. „Angel(b)ach“ bezeichnete ursprünglich sowohl den Ort als auch das dort fließende Gewässer. Zur Unterscheidung gegenüber Waldangelloch am anderen Quellarm des Angelbachs ist um 1300 von „Angelach uf dem Geiberge“ (Angelach auf dem Gaiberg) die Rede, woraus sich in der Neuzeit der heutige Ortsname „Gauangelloch“ gebildet hat.

Die erste sichere Beurkundung der Gauangellocher katholischen Pfarrei mit Peterspatrozinium und den Filialen Gaiberg und Schatthausen stammt aus dem Jahr 1270; die Lehenshoheit der Pfalzgrafen über Gauangelloch wird erstmals 1391 bezeugt.

Während der Ritterzeit siedelten sich die Ritter von Angelach bzw. Angelloch hier an und erbauten sich die auch als Bettendorfsches Schloss bekannte Wasserburg Gauangelloch als Herrschaftssitz; um 1450 ging die Lehnsherrschaft derer von Angelloch an die Freiherrn von Bettendorff über. Um 1522 wurde die Reformation durchgeführt, indem die Familie von Bettendorff die Lutherische Lehre annahm, und mit ihr der überwiegende Teil der Bevölkerung.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gauangelloch vollständig zerstört, die Einwohner flohen oder wurden getötet. Erst 1665 bauten Johann Philipp und Helena von Bettendorff die Burg wieder auf. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verwahrloste die Burg jedoch und begann zu zerfallen. Franz Ludwig von Bettendorff stellte den zuwandernden Katholiken den Keller der Burg zur Verfügung, um darauf eine Kapelle zu errichten, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als Gotteshaus diente.

Die Familie Göler von Ravensburg stellt die Patronatsfamilie der Evangelischen Kirchengemeinde Gauangelloch dar.

Im Jahre 1937 wurde das benachbarte Ochsenbach nach Gauangelloch eingemeindet. Ochsenbach wurde erstmals im Verzeichnis der speyerischen Leibeigenen um 1300 erwähnt. Die Ortschaft wurde 1771 mit dem angrenzenden Hof Maisbach unter einem eigenen Stabhalter vereinigt, und dieser neuen Gemeinde wurde 1797 noch der Weiler Lingental zugewiesen. Die drei Gemeinden bestanden bis 1935; nachdem sie von 1935 bis 1937 zwangsweise eine einheitliche Gemeinde gebildet hatten, wurde am 1. April 1937 Lingental an Leimen, Maisbach an Nußloch und Ochsenbach an Gauangelloch angeschlossen.

In den folgenden Jahren wandelte sich die Gemeinde Gauangelloch mit ihrem Ortsteil Ochsenbach vom Bauerndorf zur Pendlergemeinde. Seit dem Zusammenschluss mit Leimen im Zuge der Kreisreform zum 1. Januar 1973 haben sich Gauangelloch und Ochsenbach zu attraktiven Wohngemeinden entwickelt. Beide Gemeinden haben jedoch ihren dörflichen Charakter beibehalten und sind deshalb beliebte Wohnorte, die zum Wandern durch Kraichgau und Odenwald einladen.

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Blau ein silberner Angelhaken.“ Es geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1762. Dieses wiederum nahm Bezug auf das Familienwappen der Herren von Angelloch. Die Weiß-Blaue Flagge wurde 1961 vom Innenministerium verliehen.

Politik

Bedingt durch die Vereinigung im Jahr 1973 untersteht Gauangelloch seither dem Oberbürgermeister der Stadt Leimen.

Gemeinde-/Ortsvorsteher und Bürgermeister

Historischer Überblick der Gemeinde-/Ortsvorsteher und Bürgermeister in Gauangelloch

Schultheißen und Vögte
  • Frohmüller 1770-1780
  • Martin Klingmann 1780-1796
  • Ph. Carolus 1796-1825
  • Martin Salzgeber 1825-1839
Bürgermeister
  • Jakob Salzgeber 1839-1841
  • Andreas Dornes 1841-1845
  • Valentin Dussel 1845-1851
  • Josef Weckesser 1851-1861
  • Bernhard Himmelmann 1861-1876
  • Heinrich Rehm 1876-1903
  • Andreas Klingmann 1903-1911
  • Jakob Lämmler 1912-1934
  • Georg Litterer 1934-1936
  • Ludwig Baier 1936-1948 (1937 Eingemeindung des Nachbardorfes Ochsenbach)
  • Josef Lang 1948-1950
  • Jacob Kast 1950-1968
  • Alois Lang 1968-1973

Städtepartnerschaften

Gauangelloch unterhält seit 1981 eine Städtepartnerschaft mit Cernay-lès-Reims (Frankreich).

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßenverkehr

Wichtigste Straße des Ortes ist die Kreisstraße von Heidelberg nach Schatthausen (K4160/4161). In Richtung Westen zweigt eine Straße nach Nußloch über Ochsenbach ab, in Richtung Osten führt eine weitere Straße ins Elsenztal nach Bammental. Außerdem besteht eine durch Lingental führende Verbindung nach Leimen (L600).

Öffentlicher Nahverkehr

Gauangelloch liegt im Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.

Die Buslinie 757 des BRN verkehrt nach Heidelberg und Schatthausen. BRN-Linie 737 (von Gaiberg nach Wiesenbach) verbindet Gauangelloch mit dem S-Bahnhof Bammental-Reilsheim. Zudem gibt es eine Ruftaxiverbindung nach Leimen.

Über die Bahnhöfe im Nachbarort Bammental besteht Anschluss an die zwischen Heidelberg und Heilbronn verkehrende Elsenztalbahn sowie die S-Bahn Rhein-Neckar, die mit ihren Zügen der neuen Linien S 5 auf dieser Strecke von Heidelberg nach Eppingen (Linie S 5) verkehrt. Seit Juni 2010 wird die ebenfalls neue Linie S51 von Heidelberg aus über die Schwarzbachtalbahn nach Aglasterhausen geführt. Anfängliche Pläne zur Führung der S51 von Mainz über Ludwigshafen (Rhein), Heidelberg, Neckargemünd nach Aglasterhausen [1] wurden vorerst von Seiten der DB Regio RheinNeckar zurückgestellt und sollen ggf. nach Ende des Vorlaufbetriebs realisiert werden.

Im Leimener Stadtteil St. Ilgen befindet sich der an der Bahnstrecke Heidelberg–Karlsruhe beziehungsweise Heidelberg–Stuttgart liegende Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen. Hier verkehrt die S-Bahn Rhein-Neckar in Richtung Karlsruhe (Linie S 3) und Bruchsal (Linie S 4).

Behörden

Gauangelloch verfügt über eine Amtsverwaltung, die im ehemaligen Schul- und Rathaus untergebracht ist.

Bildung

Gauangelloch verfügt über eine Grundschule sowie einen Kindergarten. Beide Einrichtungen wurden im Jahr 2008 durch das Kultusministerium Baden-Württemberg in das Modellprojekt "Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige" aufgenommen, das den Schülern durch die enge Verzahnung von Kindergarten und Grundschule neue Möglichkeiten im Bereich einer frühkindlichen Bildung und Förderung bieten soll.[2] Im Kindergarten wird eine Ganztagsbetreuung angeboten.

Weitere Einrichtungen

Elektronische Kommunikation

Seit Ende 2009 ist Gauangelloch mit bis zu 54MBit/s an das Breitbandnetz (DSL) angeschlossen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Am Europäischen Fernwanderweg, der dem Verlauf einer alten Römerstraße folgt, finden sich auf dem Gickelsberg eine Bildsäule, die das Wappen des ortsansässigen Geschlechts derer von Bettendorff trägt, sowie ein Grabkreuz, das als „Römergrab“ bekannt ist. Kurz vor dem Gickelsberg, direkt gegenüber dem Römerhof, befindet sich ein aus Sandstein gefertigtes Kreuz, das auf das 17./18. Jahrhundert datiert wird.[3]

Bauwerke

Im Stammschloss Bettendorfsches Schloss der Familie von Bettendorff und im umgebenden Schlossgarten kann heute im Rahmen von wechselnden Ausstellungen afrikanischer Künstler ganzjährig eine Galerie für zeitgenössische afrikanische Kunst besichtigt werden.

Das ehemalige Schul- und heutige Rathaus datiert von 1899.

Im Ort gibt es zwei Kirchen, die beide im neugotischen Stil erbaut wurden: eine evangelische Kirche (vermutlich Petrus geweiht) mit viereckigem Glockenturm und zusätzlichem runden Treppenturm, erbaut in den Jahren 1901-1902, sowie eine katholische Kirche (St. Peter), erbaut zwischen 1902 und 1904. Darüber hinaus sind in Gauangelloch noch mehrere historische Fachwerkhäuser erhalten geblieben.

Regelmäßige Veranstaltungen

Alljährlich werden in Gauangelloch die Kerwe (am letzten Augustwochenende) gefeiert. Parallel zur Kerwe findet eine über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Kunstausstellung statt, bei der Künstler aus Gauangelloch und Ochsenbach ihre Malereien, Plastiken und Fotografien ausstellen. Des Weiteren wird jedes Jahr das „Ortsturnier“, ein Amateur-Fußballturnier, ein Frühlingsfest sowie ein Weihnachtsmarkt ausgerichtet. Neuerdings wird in der Weihnachtszeit auch ein Adventssingen auf dem Rathausplatz veranstaltet. Jede der beiden Kirchengemeinden organisiert zudem jeden Sommer ein eigenes Gemeindefest.

Dialekt

Die lokale Mundart ist Kurpellsisch’“ oder auf Hochdeutsch: der Pfälzer Dialekt in Kurpfälzer Ausprägung.

Von Kaiserslautern bis Mosbach wird ein fränkischer bzw. rheinfränkischer Dialekt in unzähligen kleinräumigen Varianten „gebabbelt“, das Hochdeutsche und der Anteil Zugezogener hat den Dialekt jedoch etwas zurückgedrängt.

Vereine und Gruppen

Der TSV Nordstern Gauangeloch wurde 1905 gegründet. Er betreibt seit den 1960er Jahren eine in Eigenleistung gebaute kleine Sporthalle, hat rund 850 Mitglieder, zwei aktive Fußballmannschaften sowie weitere Abteilungen für Wandern sowie Turnen/Leichtathletik.[4] Im Jahre 1929 wurde der Musikverein Gauangelloch gegründet, der noch bis heute besteht.[5]

Persönlichkeiten

Berühmte Söhne und Töchter

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verkehrsverbund Rhein-Neckar: Realisierungsprogramm Liniennetz S-Bahn Rhein-Neckar
  2. Kultusministerium Baden-Württemberg: Modellprojekt "Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige"
  3. Bernhard Losch: Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg. Kommissions-Verlag Konrad Theiß, Stuttgart 1981, ISBN 3-8062-0754-2, S.182
  4. TSV Nordstern Gauangeloch, abgerufen 13. Dezember 2010
  5. Musikverein 1929 Gauangelloch e.V., abgerufen 23. März 2011

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