Gayk

Gayk

Andreas Gayk (* 11. Oktober 1893 in Gaarden bei Kiel; † 1. Oktober 1954 in Kiel) war ein deutscher Politiker (SPD). Er war nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister der Stadt Kiel und wirkte am Wiederaufbau der zerstörten Stadt entscheidend mit.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Beruf

Andreas Gayk wurde in Gaarden geboren, das erst 1901 in das Kieler Stadtgebiet eingemeindet wurde. Nach dem Besuch der Volksschule begann Gayk zunächst eine kaufmännische Lehre, die er jedoch abbrach, um als Journalist bei der SPD-Parteizeitung in Lüdenscheid zu arbeiten. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg kehrte er nach Kiel zurück und trat in die Redaktion der Volks-Zeitung ein, deren Lokalredakteur er ab 1926 war.

1927 organisierte Gayk auf dem städtischen Gelände Gut Seekamp am Westufer der Kieler Förde eine Kinderrepublik, an der ca. 2.000 Kinder teilnahmen. Die Idee war von der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde ausgegangen. Eine Dokumentation über die rote Kinderrepublik erschien 1929.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde die Volks-Zeitung verboten und Gayk kurzzeitig inhaftiert. Anschließend ging er nach Berlin und gab hier die regimekritische Zeitschrift Blick in die Zeit heraus, die dann aber im Mai 1935 ebenfalls verboten wurde. Gayk bestritt seit dem 1. April 1939 seinen Lebensunterhalt als pharmazeutischer Vertreter für die Chemischen Werke Albert-Wiesbaden-Biebrich. Am 26. Juli 1943 wurde Gayk zur Berliner Hilfspolizei eingezogen.

1946 übernahm Gayk in Kiel die Chefredaktion der wiederbegründeten Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung.

Familie

Andreas Gayk war der Sohn eines Tischlers, der gleichfalls schon der SPD angehört hatte. Gayk war verheiratet und hatte zwei Söhne, die im II. Weltkrieg gefallen sind. Das Ehepaar Andreas und Frieda Gayk wohnte nach dem Krieg im Kieler Westen (Virchowstraße 2/1. Etage). Im Jahr 1954 bezogen sie eine Wohnung in der Eichendorffstraße.

Partei

Andreas Gayk war Mitglied der SPD. Auf dem 1. Bezirks- (heute Landes-) parteitag der SPD in Schleswig-Holstein am 10. März 1946 in Neumünster wurde Gayk zum 3. Vorsitzenden der Bezirksorganisation gewählt. Seit dem 2. Bezirksparteitag, der am 7. Juni 1947 in Bad Segeberg stattfand, gehörte Gayk dem erweitertem Bezirksvorstand an.

Am 11. Mai 1946 wurde Andreas Gayk auf dem Parteitag in Hannover in den Parteivorstand gewählt. Durch Wiederwahlen war Gayk Mitglied des Parteivorstandes bis zu seinem Tod.

Abgeordneter

Von 1945 bis 1950 gehörte Gayk der Kieler Ratsversammlung an.

Am 20. April 1947 erfolgte seine Wahl in den schleswig-holsteinischen Landtag. Die SPD hatte mit 43 Sitzen die parlamentarische Mehrheit errungen, so dass Hermann Lüdemann (SPD) zum Ministerpräsidenten gewählt werden konnte. Von 1947 bis 1950 stellte die SPD die Landesregierung. Vom 26. Februar bis zum 11. November 1946 war Gayk Vorsitzender des Landtagsausschusses für Landesplanung und vom 11. April 1946 bis zum 10. Oktober 1950 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Gayk war stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Kiel-Ost in den Landtag eingezogen.

Er war außerdem 1948/1949 Mitglied des Parlamentarischen Rates, der seit dem 1. September 1948 das Grundgesetz für den provisorischen Staat der drei Westzonen ausarbeiten sollte.

Öffentliche Ämter

Am 11. März 1946 wählte die von der Britischen Besatzungsmacht ernannte Ratsversammlung den Zeitungsherausgeber Willi Koch zum Oberbürgermeister und Andreas Gayk zum Bürgermeister, der in dieser Eigenschaft das Amt für Stadtplanung und Wiederaufbau übernahm.

Am 13. Oktober 1946 wurde - erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg - die Ratsversammlung frei gewählt. In ihrer ersten Sitzung am 18. Oktober 1946 wählte sie Gayk zum Oberbürgermeister von Kiel. Zu dieser Zeit hatte die von der Besatzungsmacht verfügte Kommunalordnung noch Gültigkeit: Der Oberbürgermeister war politischer Repräsentant und Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, wogegen ein Oberstadtdirektor die Verwaltung leitete.

Nachdem der schleswig-holsteinische Landtag die Kommunalordnung revidiert hatte, kam es am 24. Oktober 1948 zu Neuwahlen in den Kreisen und Städten. Die neue Kieler Ratsversammlung wählte wiederum Andreas Gayk zum Oberbürgermeister. Eine nochmalige Revision der Kommunalordnung führte schließlich die Magistratsverfassung ein, so dass die Ratsversammlung Andreas Gayk am 20. Mai 1950 zum Oberbürgermeister mit einer Amtszeit von neun Jahren wählte.

In diesem Amt brachte Gayk es in der durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieg besonders schwer getroffenen Landeshauptstadt zu großem Ansehen. Er setzte sich vehement gegen die von der Britischen Besatzungsmacht geplante Demontage von Industrienanlagen ein. Unter dem Schlagwort Bürger bauen eine Stadt forcierte Gayk die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der zu 80 % zerstörten Stadt Kiel. Geräumte Trümmerflächen, die nicht sofort bebaut werden konnten, wurden nach seiner Idee mit Bäumen bepflanzt. Noch heute gibt es in Kiel einige Reste dieser sog. Gayk-Wäldchen. Auf seine Initiative hin wurde auch die Kieler Woche erneut ins Leben gerufen.

Ehrungen

Gayk wurde 1954 mit dem Großen Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. In Kiel ist die Andreas-Gayk-Straße, eine wichtige Hauptverkehrsstraße im Stadtzentrum, nach ihm benannt. Sie ist in seiner Amtszeit im Rahmen des Wiederaufbaus neu angelegt worden und hatte zuvor Neue Straße geheißen.

Literatur

  • Jürgen Jensen und Karl Rickers: Andreas Gayk und seine Zeit. 1893-1954. Erinnerungen an den Kieler Oberbürgermeister. Karl Wachholtz Verlag: Neumünster 1974.
  • Ida Hinz: Die Kinderrepublik Seekamp. In: Christa Geckeler (Hg.): Erinnerungen an Kiel zwischen den Weltkriegen 1918/1939. Husum Verlag, Husum 2007 (Bd. 58 der Ges. für Kieler Stadtgeschichte). ISBN 978-3-89876-342-4
  • Frank Lubowitz: Kiel kämpft um seine Lebensgrundlagen. Wiederaufbau und Demontage als zentrale Themen der kommunalen Selbstverwaltung. In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.
  • Franz Osterroth: 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Herausgeber: Landesverband Schleswig-Holstein der SPD. Kiel o.J. (Vermutlich 1963).
  • Hans-Jürgen Schilf: Der Aufbau der Kieler SPD 1945-1949. In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.

Historisches Tondokument

Interview mit Andreas Gayk am 22. August 1952: Aufbau der Stadt Kiel. (10:30 min.) In: Christa Geckeler und Jürgen Jensen (Hrsg.): Historische Tondokumente. Vol.1: Bürger bauen eine neue Stadt.(CD 73:00 min.) Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 2002.

Weblinks


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