Alessi (Design)

Alessi (Design)
Aschenbecher, Bauhaus, Marianne Brandt 1926, unter Bauhaus-Lizenz von Alessi hergestellt
Alessi, ovaler Brotkorb, entworfen 1955
Zitronenpresse „Juicy Salif“, Design von Philippe Starck, hergestellt von Alessi

Alessi ist der Name der bekannten italienischen Designfabrik von Alberto Alessi in Omegna, im Ortsteil Crusinallo (Region Piemont), die von dessen Großvater, Giovanni Alessi, 1921 gegründet wurde (nicht zu verwechseln mit Galeazzo Alessi, einem italienischen Architekten der Hochrenaissance).

Das umfangreiche Produktionsprogramm reicht von verspielten Stylingprodukten bis hin zu Re-Editionen von Designklassikern des Bauhauses. Allein 2000 Küchenartikel sind lieferbar; 2002 wurde ein Badprogramm eingeführt. Das Unternehmen beschäftigt 500 Mitarbeiter, der Jahresumsatz beträgt 108,5 Mio. Euro und es hat Kunden in 70 Ländern, wobei Deutschland wichtigster Exportmarkt ist (Stand 2002).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seine Wurzeln hat das Unternehmen in der italienischen Landschaft Cusio. Bereits im 17. Jahrhundert siedelten sich dort etliche Metallwarenhersteller an. 1920 beteiligte sich Alessi als noch eines der kleineren Unternehmen an der Mailänder Messe. Aber schon bald änderte sich das und aus dem kleinen Familienunternehmen wurde eines der führenden metallverarbeitenden Firmen Italiens. 1921 erwarb Giovanni Alessi ein Stück Land in dieser Region und gründete die Firma Alessi. Es war ein kleines, handwerkliches Unternehmen, welches sich auf Haushaltswaren aus Metall spezialisierte. Giovanni war ein erfahrener Metalldreher und legte großen Wert darauf, dass seine Objekte Qualität hatten. Diese sorgsame Ausführung machte seine Produktion schon bald sehr bekannt. Anfangs erfolgte die Produktion noch auf Bestellung.

Die 20er und 30er Jahre

Giovanni Alessi war Anfang der 20er Jahre auf die Herstellung von Messingknäufen spezialisiert. Damals waren die Gegenstände noch von soziologischer als ästhetischer Bedeutung. Das Markenzeichen waren die ineinander verschlungenen Initialen „FAO“, welche für „Fratelli Alessi Omegna“ standen. Auch die Qualität entwickelte sich dank neuer technischer Prozesse, wie z.B. die Vernickelung und Versilberung. Ab dem Jahre 1924 stellte „FAO“ kleinere Haushaltsgeräte sowie Cafékannen und Tabletts her. Damals fehlten noch das Material sowie das Know-how des Produktionsverfahrens um Töpfe und Besteck herzustellen.

Carlo Alessi, Giovannis Sohn, war gelernter Industriedesigner und etablierte das Design so wie man es heute versteht. Er übernahm das Unternehmen von seinem Vater. Die Gegenstände die in dieser Zeit entstanden, wie zum Beispiel das „Tee- und Caféservice“ aus versilbertem Alpaka (alte Bezeichnung für Neusilber) aus dem Jahre 1921, der „Tischflaschenhalter“ aus vernickeltem Messing von 1926 oder die „Käseschale“ aus poliertem Alpaka aus dem Jahre 1929, sind aus keinem italienischen Haushalt mehr wegzudenken. Während des 2. Weltkrieges, als sich die Produkte nicht mehr so gut verkauften, musste Alessi sich etwas Neues überlegen und fing an, Sterne für Uniformen und Kleinteile für Flugzeuge zu produzieren. Als der Krieg vorbei war, spezialisierte man sich auf die Massenproduktion. Seit 1945 arbeitete Ettore Alessi, Carlo Alessis um 11 Jahre jüngerer Bruder, in dem Unternehmen. Heutzutage aber arbeitet Ettore jedoch nicht mehr in der Unternehmensleitung, dennoch gilt er als Spezialist in der Technik des Kaltgusses von Metallen.

Die 50er und 60er Jahre

Alessis Symbol in den 50er Jahren war ein Obstkorb in Drahtdesign, der 1952 entworfen worden war. Carlo Alessi war in diesen Jahren Generaldirektor des Unternehmens, aber es war sein Bruder Ettore Alessi der im Jahre 1955 die Zusammenarbeit mit externen Designern einführte. Mit einigen Architekten entwarf er eine Reihe von Gegenständen welche für den Hotelbedarf geschaffen waren. Durch sein Zutun entstanden viele individuelle Gegenstände, welche zu Bestsellern wurden, wie die historische Serie der Drahtkörbe. Er führte auch eine Veränderung herbei was die Materialien betrifft, so ließ er Messing und Neusilber zurückgehen und führte den rostfreien Stahl ein, welcher eigentlich schon Ende der 30er Jahre von Carlo bei Alessi eingeführt wurde. Diese Neuerung brachte einige technische und strukturelle Veränderungen. Seit 1956 wird ein Set ganz im Stil der „Cafékanne 101“ für Gaststättenbetriebe produziert, welches zu den professionellsten und meist verkauftesten Gegenständen der Alessi Geschichte gehört. 1957 wurden der „Shaker“, der „Eiskübel“ und die „Eiszange“ aus dem „Programm 4“ für die 11. Triennale in Mailand im Rahmen einer Debatte für die Entwicklung des Industriedesigns auserwählt. Das war das erste Mal, dass Produkte von Alessi auf einer Ausstellung zur industriellen „Autorenproduktion“ gezeigt wurden. Unter der technischen Leitung von Ettore Alessi ging der Siegeslauf der Hotelbedarfsgegenstände weiter. 1963 wurden die Henkel und Tüllen des Services „Dani“ verlängert und entschlossener, so entstand eine gewisse Eigentümlichkeit, die von Cafékannen bis Milchkännchen reichte.

Die 70er Jahre

Im Juli 1970 begann die Karriere von Alberto Alessi, Carlo Alessis ältestem Sohn, direkt einen Tag nach seinem Juraexamen. Er delegierte die verschiedenen Aufgaben des Design-Managements und setzte auf neue, frische Kreativität. So setzte er sich dafür ein, dass das Unternehmen für immer ein Familienunternehmen bleiben sollte und holte Michele und Alessio Alessi, sowie Stefano Alessi an Bord. Diese Voraussetzungen waren für die Entstehung der Politik des „Design Exellence“ verantwortlich, welche das Design „Made in Italy“ auch weltbekannt machte. Ab 1971 benutzte man das neue Logo von Alessi. Die ersten Designer die von Alberto Alessi in das Unternehmen gebracht wurden, waren Franco Sargiani und Eija Helander. Sie arbeiteten auch an Entwürfen für Stände oder an der Gestaltung eines Teils des Büros in Omegna. Zusammen mit Franco Sargiani entwickelte man das „Programm 8“ (ein Haushaltswaren-Sortiment), welches 5 Jahre dauerte. Die Idee war, dass alle Objekte eine quadratische oder rechteckige Grundform hatten und aus Stahl herzustellen waren; was damals sehr schwer war. International war das auch eine Neuheit und es gab eine große Werbekampagne. 1979 wurde Alessandro Mendini Designberater des Unternehmens.

Die Jahrtausendwende

Fabrik-Outlet von Alessi im Ortsteil Crusinallo von Omegna

2002 entwarf Stefano Giovannoni das Projekt „One“, welches sich dem Badebereich widmete. Danach war es schwer weitere Designer zu finden die sich diesem Bereich widmen würden. Alberto Alessi entschied sich nicht nur mit Projektdesignern zusammenzuarbeiten, sondern auch mit Bauarchitekten. Ebenfalls im Jahre 2002 präsentiere Alessi in Zusammenarbeit mit SII Marketing International Inc. in Austin, Texas, seine erste komplette Uhrenkollektion. Schon in den 80er Jahren befasste man sich mit Armbanduhren. Damals wurden u.a. die Architekten Achille Castiglioni und Aldo Rossi damit beauftragt, Armbanduhren zu entwerfen. „Momento“, die Version von Aldo Rossi, wurde neu nachgebaut während Achille Castiglionis Design des Stücks „Record“ als eine Chronograph-Variante in der „Alessi Watches” Kollektion aufgenommen wurde. 2003 widmete sich Alessi auch den Kindern und entwarf deshalb das bunte Kindergeschirr „Alessibambino“, welches runde und freundliche Formen hat. Die Kollektion sollte noch mit Lampen und Spielzeug erweitert werden. 2005 wurden zwei neue Kooperationen präsentiert, einmal das Auto „Panda Alessi“ mit Fiat und einmal die Heimtextilien „Alessi Textile“ mit der belgischen Firma Lyntex. In demselben Jahr gab es übrigens noch eine Neuauflage der „Programm 8“-Reihe. Durch die rechteckigen und quadratischen Formen entwickelten sich verschiedene Behälter, die man alle untereinander kombinieren kann.

2006 brachte eine bedeutende Änderung mit sich: Die gesamte Produktpalette wurde in 3 Marken gegliedert, nämlich „Officina Alessi“, „Alessi“ und „A di Alessi“:

  • Officina Alessi

Hierbei handelt es sich um eine exklusive Marke für ausgewählte Produkte, Einzelstücke und limitierte Serien. Im Grunde handelt es sich um Meilensteine des zeitgenössischen Designs, baulich wie funktionell. Alle Produkte hier haben einen experimentellen Charakter und sind in der höheren Preisklasse angesiedelt.

  • Alessi

Das Beste vom Besten umfasst immer noch das traditionelle Markenzeichen „Alessi“, und zwar Serienproduktion für den Haushalt. Hier fließen innovatives Design und produktive Qualität zusammen. Preislich liegen die Produkte hier auf dem Niveau der Mittel- und Oberklasse.

  • A di Alessi

Die „Traumfabrik“ folgt dem ursprünglichen Ziel des Designs: hochwertige Produkte für ein großes Publikum zu kreieren, das sich möglichst viele Menschen leisten können.

Die Metallproduktion für alle 3 Marken liegt weiterhin am Ursprungsort in Crusinallo.

Seit April 2007 gibt es eine neue Badkollektion, „ILBAGNOALESSI Dot“. Auch hier arbeitete Alessi mit zwei anderen Unternehmen zusammen, mit „Laufen“ aus der Schweiz und „Oras“ aus Finnland.

Bekannte Designobjekte aus der Alessi-Produktion sind beispielsweise die Wasserkessel von Michael Graves (1985) und Richard Sapper (1983) sowie die in ihrer Funktionalität umstrittene Zitronenpresse Juicy Salif von Philippe Starck (1990).

Designer

Eine Auswahl der Designer und Architekten die für Alessi arbeiten oder gearbeitet haben:

Literatur

  • Alberto Alessi: Die Traumfabrik - Alessi seit 1921. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-8290-1374-4.
  • Michael Collins: Alessi. Design Classic. Bassermann, Niedernhausen 1999, ISBN 3-8094-0780-1.

Zitate des Inhabers Alberto Alessi

  • „Gutes Design ist für die Ewigkeit.“
  • „Künstler sind wie Federn in der Luft: Man muss sie schweben lassen. Sobald man Wirbel verursacht, ist alles vorbei.“

Weblinks


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