Gefallener

Gefallener
Adolph Menzel
Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848
Denkmal am Bergisel für die 1866 gefallenen Kaiserjäger
Grabstein mit dem Eisernen Kreuz und der Inschrift Mit Gott für König und Vaterland, 1866 (Königgrätz/Problus)

Als Gefallene werden im deutschsprachigen Raum zumeist Kombattanten bezeichnet, die bei Kampfhandlungen, also meist in Kriegssituationen, durch Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sind.[1]

Als Nachweis dient bei Soldaten in der Regel die Aussage von Zeugen, bzw. seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Erkennungsmarke. Soldaten, über deren Verbleib keine Gewissheit besteht, werden als „vermisst“ eingestuft.

Im engeren Sinne versteht man unter Gefallenen nur Kombattanten, die bei Kampfhandlungen mehr oder weniger sofort sterben, im Unterschied zu denen, die zu einem späteren Zeitpunkt im Gefecht erlittenenen Verwundungen erliegen (tödlich verwundet).[2]

Weitere Kategorien personeller Totalverluste (unwiederbringlicher Verluste) von Streitkräften wären an Krankheiten, durch Unfälle und andere Einwirkungen (Suizid, Kriminalität) Verstorbene, die vermisst Gebliebenen, in Gefangenschaft Geratene sowie Invalidisierte. Ein wesensähnlicher Begriff ist Verwundeter für einen im Gefecht verletzten Soldaten, dabei muss es sich, was meist der Fall ist, um keinen "unwiederbringlichen Verlust" handeln.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Begriff stammt aus der Zeit, in der im Allgemeinen noch aufrecht stehend gekämpft wurde und getroffene Soldaten somit zu Boden „fielen“. Ein paralleler älterer Ausdruck dafür ist „bleiben“ (z. B.: „NN blieb in Flandern“). Auch die Deutsche Marine spricht von den „auf See gebliebenen Kameraden“. Frühe Hinweise finden sich in der Bibel, in der der Begriff offenbar als Synonym für „im Krieg sterben“ sowohl für nichtkämpfende Zivilisten als auch für Soldaten benutzt wird:

„seine söhne fielen vor dem feind; und alle, die des tages fielen, beide man und weiber, der waren zwelf tausent.“

Jos. 8, 25

„und ist viel volks gefallen.“

2 Sam. 1, 4;[3]

Ein Beispiel für den respektvollen Gehalt des Begriffs „gefallen“ ist in Schillers Nänie von 1800 zu finden:

„Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.“

Der deutsche Begriff "gefallen" kann auch als Euphemismus verstanden werden, da er die klare Benennung des Todes vermeidet; dies ist in anderen Sprachen nicht der Fall (vgl. "mort pour la France", "tué au combat", "killed in action"). So wurde die in den amtlichen deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges anfangs verwendete Bezeichnung "tot" für im Kampf getötete Soldaten bereits im Herbst 1914 allgemein durch "gefallen" ersetzt.

Sprachgebrauch bei der Bundeswehr

Todesfälle von Soldaten bspw. in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurden bis zum Jahr 2008 nicht als Gefallene bezeichnet, auch wenn der Todesfall durch feindliche Handlungen verursacht worden ist. Am 24. Oktober 2008 sprach der Bundesminister der Verteidigung anlässlich der Trauerfeier für zwei in Afghanistan getötete Soldaten erstmals von Gefallenen.[4]

Bezeichnung in anderen Sprachen

Im englischen und US-amerikanischen Sprachgebrauch wird heute die Statusbezeichnung „Killed In Action“ (KIA) verwendet. Im Englischen war früher zumindest die Bezeichnung "fallen soldier" üblich. Die Abkürzung KIA findet neben den Abkürzungen WIA (Wounded In Action - im Kampf verwundet), POW (Prisoner Of War - Kriegsgefangener) und MIA (Missing In Action - vermisst) häufig in Verlustlisten angloamerikanischer Streitkräfte Verwendung.

Typografie

Gedenktafel Gefallener aus dem Krieg 1870-71

Für Gefallene wird auf Grabsteinen, in Genealogien und Lexika vor dem Todesdatum anstatt des Zeichens „†“ ein Kürzel verwendet, das zwei diagonal gekreuzte Schwerter (Griffe nach oben) symbolisiert, gelegentlich auch ein Eisernes Kreuz.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Berlin (Ost), 1965.
  • Michael J. Clodfelter: Warfare and Armed Conflicts. A Statistical Reference to Casualty and Other Figures, 1500-2000. Jefferson, N.C. and London, 2nd Ed., 2002.

Einzelnachweise

  1. Streitkräfteamt InfoService Bürgeranfragen der Bundeswehr
  2. Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Berlin (Ost) 1965, S. 18.
  3. siehe Grimms Deutsches Wörterbuch, bd 3, Spalte 1277-1287
  4. Jung spricht erstmals von "gefallenen" Soldaten | Start | Deutsche Welle | 24.10.2008

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