Gemeiner Efeu

Gemeiner Efeu
Efeu
Efeublätter

Efeublätter

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Araliengewächse (Araliaceae)
Gattung: Efeu (Hedera)
Art: Efeu
Wissenschaftlicher Name
Hedera helix
L.
Illustration aus einem Pflanzenbuch von 1885
Schwebfliege auf einem Efeu-Blütenstand
reife Früchte
Unter Naturschutz steht dieser Efeu, der in Loket (Tschechien) eine Felswand 15 Meter empor wächst
Efeubewachsener Eingang zur Marienburg.
Sehr alter Efeu an der Ruine des Tempelherrenhauses in Weimar
Efeuranken an einem Mauerwerk
An einem Baum hochklimmender Efeu – der römische Naturforscher Plinius der Ältere war der (nicht zutreffenden) Überzeugung, dass dies den Bäumen schade.
Mit Efeu überwachsener Betonpfeiler eines ehemaligen Eisenbahnviadukts

Der Gemeine Efeu oder kurz Efeu (Hedera helix) ist eine Kletterpflanze aus der Gattung Efeu (Hedera). In Österreich wird diese Art auch Eppich genannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der gemeine Efeu ist eine immergrüne, ausdauernde Pflanze, die durch Haftwurzeln in der Lage ist, an Bäumen und Mauern emporzuklettern; dabei erklimmt sie Höhen von bis zu 20 Metern. Durch Lichtkonkurrenz und Gewicht kann der Efeu den Trägerbaum schädigen. [1] [2] Der Gemeine Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer in Mitteleuropa.[2] Fehlen Mauern oder ähnliche Klimmstützen, so überwuchert der Efeu gelegentlich flächendeckend den Boden. Efeu kann ein Höchstalter von 450 Jahren erreichen.

Der Efeu ist gekennzeichnet durch Sprossdimorphismus und Heterophyllie:

  • Juvenilsprosse wachsen plagiotrop (d.h. mittels Kriechsprosse) und sind dorsiventral, nur sie bilden Haftwurzeln aus. Sie tragen die drei- bis fünflappigen Blätter (Schattenform).
  • Adulte Blühsprosse sind rundlich und aufrecht. Sie sind stets wurzellos und tragen einfache, ungeteilte, rautenförmige (Sonnen-) Blätter. Blühende Sprosse können ab einem Alter von rund 20 Jahren auftreten.

Die unscheinbaren, kleinen, gelbgrünen Blüten stehen in halbkugeligen Dolden und erscheinen in den Monaten September bis Oktober. Mit dieser späten Blütezeit ist der Efeu eine Besonderheit innerhalb der mitteleuropäischen Flora mit ihren hauptsächlich in den Frühjahrs- und Sommermonaten blühenden Pflanzen. Aufgrund dieser späten Blüte ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Wespen und Schwebfliegen. Von den Schmetterlingen besucht der Admiral die Blüten. Die Efeu-Seidenbiene hat sich sogar ausschließlich auf Efeu-Pollen für die Aufzucht ihrer Brut spezialisiert (Monolektie).

Die Früchte werden zwischen Januar und April reif. Sie werden u.a. von Gartenrotschwänzen, Mönchsgrasmücken, Staren, Amseln und Rotkehlchen gefressen, die auf diese Weise die Samen ausbreiten (Endochorie).

Verbreitung

Der Gemeine Efeu ist in West-, Mittel- und Südeuropa von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen heimisch, im Norden reicht sein Verbreitungsgebiet bis nach Südschweden.

Als Standort werden Wälder und Auengehölze, Steinbrüche und Ruinen bevorzugt. Im Bereich der Auwälder deutet ein Aufklettern des Efeus an den Bäumen auf eine höhere Luftfeuchte hin. Dies geht meist mit Veränderung der Blattformen im oberen Bereich einher. Der Efeu schadet dem bewachsenen Baum nicht, von einer umgreifenden Konkurrenz zu der weiteren Bodenvegetation ist nicht auszugehen.

Der Gemeine Efeu entstammt den Tropenwäldern des Tertiärs. Daran erinnern die Träufelspitzen seiner Blätter, die das Wasser rasch ableiten.

Vegetative Vermehrung

Mit Stecklingen in feuchter Erde lässt sich der Gemeine Efeu leicht vermehren. Juvenilformen behalten ihre Wuchsform bei und können bei geeigneten Bedingungen Blühsprossen bilden. Eine Efeu-Pflanze, die durch vegetative Vermehrung aus einer Adultform hervorgegangen ist, behält ihren aufrechten Wuchstyp bei und kann niemals Kriechsprossen ausbilden (Topophysis).

Giftigkeit und Verwendung in der Pflanzenheilkunde

Siehe auch: Liste giftiger Pflanzen

Sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig. Bekannte giftige Inhaltsstoffe sind α-Hederin (Triterpensaponin, darunter 80% Hederasaponin C) und Falcarinol. Zeichen der Vergiftung können schon nach Einnahme von zwei bis drei Beeren auftreten: Brennen im Rachen, Durchfall und/oder Erbrechen, Kopfschmerzen, erhöhter Puls, Krämpfe. Nach Aufnahme großer Mengen (unwahrscheinlich, da sehr bitter) können Schock und Atemstillstand auftreten. Häufig sind auch Kontaktdermatiden durch Reaktion des Falcarinols mit den Proteinen der Haut.[3]

Die Saponine werden als Wirkstoffe in der Medizin, insbesondere in der Kinderheilkunde eingesetzt. Zubereitungen aus Efeublättern (in sehr geringen Mengen) finden wegen ihrer schleim- und krampflösenden Eigenschaften Verwendung in Mitteln gegen Bronchitis.[4]

In der Volksheilkunde wird ein Efeu-Umschlag bei Nervenschmerzen empfohlen. [5]

Historisch wird auch von der empfängnisverhütenden und sogar abtreibenden Wirkung der Pflanze berichtet [6], die wohl auf die toxische Wirkung zurückzuführen ist: „Alle frommen Frauen sollen sich hüten, von diesem Safte gekochte oder gebrannte Wasser zu sich zu nehmen“ (Otto Brunfels: Contrafayt Kreuterbuch. 1532.).

Der Efeu als Gartenpflanze

Historische Entwicklung

Im klassischen Altertum war der Efeu den Göttern des Weines geweiht. Sowohl der altägyptische Osiris als auch der griechische Dionysos und der römische Bacchus wurden mit Wein- und Efeulaub bekränzt dargestellt.

Die Griechen trugen bei festlichen Gelagen Efeukränze, weil die Blätter teils als bacchische Begeisterung weckend, teils als gehirnkühlend galten. Auch die Trinkbecher auf Festen zu Ehren des Gottes Bacchus wurden mit Efeu berankt.

Dionysosverehrer glaubten, reichliches Efeuvorkommen an einem Ort sei ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit des Gottes. Dichter bekränzte man mit Efeu, weil der Efeu auch eine heilige Pflanze des Gottes Apoll und der Musen war. In der Antike ist er deshalb bereits in den Gärten angebaut worden, obwohl Plinius der Ältere in seinen Schriften behauptete, dass diese Pflanze Mauerwerk und Bäumen schadete und sich unter ihren Blättern Schlangen heimisch fühlten. Bereits in der Antike kannte man Sorten, deren Blätter weiß oder gelb panaschiert waren.

Für Deutschland lässt sich seine gärtnerische Verwendung erstmals für die Mitte des 16. Jahrhunderts belegen. Der schweizerische Arzt und Naturforscher Konrad Gessner, der ein Verzeichnis der Gartenpflanzen Deutschlands anlegte, zählte den Efeu 1561 zu den Gartenpflanzen. Gartenbücher, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, nannten auch erstmals seit der Antike wieder Sorten mit panaschierten Blättern. Die Gärten des Barock und der Renaissance boten für den wuchernden Efeu jedoch wenig Raum. Populärer wurde der Efeu als Gartenpflanze erst, als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die weiträumigen Landschaftsparks in Mode kamen. Mit der zunehmenden Popularität des Efeus nahm auch die Anzahl der Sorten zu. Eine 1872 in Großbritannien von Shirley Hibberd veröffentlichte Efeu-Monographie listete bereits mehr als 200 Sorten auf.

Efeu-Sorten

Vom Efeu existieren heute etwa 400 Sorten mit einer großen Bandbreite an Blattformen und -farben. Sie werden üblicherweise vegetativ mit Stecklingen vermehrt. Manche Formen sind in weiten Teilen Europas winterhart, andere Formen nur in den wärmeren Lagen; einige werden als Zimmerpflanzen verwendet.

Hier eine Auswahl von Zuchtformen:

  • 'Atropurpurea': Diese Form hat violettfarbene Blätter und wird bis zu 8 Meter hoch.
  • 'Buttercup': Diese Sorte zeichnet sich durch leuchtend gelbe Blätter aus, die nur gelegentlich noch grüne Flecken aufweisen. Die Pflanze wächst lediglich bis zu einer Höhe von 2 Metern.
  • 'Goldchild': Diese Form wird nur bis etwa einen Meter hoch; ihre Blätter besitzen einen goldgelben Rand.
  • 'Ivalace': Diese ebenfalls nur bis zu einem Meter hoch werdende Zuchtform hat glänzend dunkelgrüne Blätter mit deutlich helleren Blattadern.

Efeu in der Symbolik

Marianne Beuchert berichtet, dass die ersten Christen gläubige Verstorbene auf Efeu, die nicht Bekehrten auf Zypressen legten. Wer in Christo getauft sei, der sei unsterblich, die Ungetauften aber seien ohne Hoffnung auf Auferstehung, gleich den Zypressen, die einmal gefällt, nie mehr nachwachsen. Wenn heute Grabstätten häufig mit Efeu bepflanzt werden, so ist das eine meist unbewusste Nutzung des Symbols vom ewigen Leben. „Wie im Leben so im Tod“ steht als Inschrift auf manchem alten efeuumschlungenen Grabstein.

Da der Efeu nicht bestehen kann, ohne sich anzuschmiegen, ist er seit alters her auch Sinnbild für Freundschaft und Treue. Schon im Altertum war diese immergrüne Pflanze Sinnbild der Treue und des ewigen Lebens, im Alten Griechenland erhielt ein Brautpaar einen Efeuzweig als Symbol immerwährender Treue.

Da Efeu den Göttern des Weines sowohl im Alten Ägypten (Osiris) als auch in Griechenland (Dionysos) und in Rom (Bacchus) zugeordnet war, galt er auch als Symbol der Heiterkeit, der Geselligkeit und der Freundschaft. [7]

Efeu im Aberglauben und im Brauchtum

In Westfalen brachten am 3. Fasten-Sonntag Mädchen den Nachbarn Efeukränze, die über dem Herd aufgehängt wurden, um so den Frühling ins Haus zu bringen. Als Orakelpflanze soll Efeu am 24. Februar - Matthias - verwendet worden sein. Nachts tanzten die Mädchen bei Fackelschein und warfen die Efeu- und Strohkränze ins Wasser. Hinter ihrem Rücken mussten sie versuchen, einen Kranz zu fassen. Der Efeukranz bedeutete Glück in der Liebe, es sollte noch in demselben Jahr Hochzeit sein. Der Strohkranz zeigte dagegen Unglück an. Ebenso wurde mit Efeublättern in der Andreasnacht orakelt. Man warf zwei Efeublätter in eine Schale mit Wasser, so dass sie auf der Oberfläche schwammen. Waren die Blätter am nächsten Morgen zusammengetrieben, dann sollte es noch in diesem Jahr Hochzeit geben. Trieben sie getrennt voneinander, dann musste man noch länger warten.

Efeu in der Kunst

Als Hinweis auf treue Verbundenheit und ewiges Leben ist die besonders häufige Darstellung von Efeublättern auf frühchristlichen Sarkophagen und Katakomben-Fresken zu verstehen. Der Efeu bedeutet, dass die Seele lebt, wenn auch der Körper tot ist.

Arzneipflanze des Jahres

Efeu ist die Arzneipflanze des Jahres 2010. [8]

Einzelnachweise

  1. Uni Konstanz: Führer Waldparzelle, S. 27, PDF-Datei, 2,8 MB
  2. a b Uni Ulm: Wurzelkletterer
  3. Giftpflanzen in Deutschland
  4. Warum wirkt Efeu gegen Husten?
  5. wdr.de vom 25. Februar 2010: fit & gesund - Arzneipflanze des Jahres 2010 – Efeu. In: wdr.de 25. Febr. 2010.
  6. Robert Jütte: Lust ohne Last: Geschichte der Empfängnisverhütung. Beck'sche Reihe. Beck, München, S.61. ISBN 3-406-49430-7
  7. Blatt-Extrakte gegen Keuchhusten - Der Efeu ist „Arzneipflanze des Jahres 2010“
  8. Efeu ist Arzneipflanze des Jahres 2010

Literatur

  • Hartmut Dierschke: Zur Lebensweise, Ausbreitung und aktuellen Verbreitung von "Hedera helix", einer ungewöhnlichen Pflanze unserer Flora und Vegetation. In: Hoppea. 66.2005, S. 187-206. ISSN 0340-4196
  • Daniel J. Metcalfe: Hedera helix. L. Biological flora of the British Isles. Bd 240. In: Journal of Ecology 93.2005, S. 632-648. ISSN 1365-2745 (PDF, 0,7 MB)

Weblinks

 Commons: Gemeiner Efeu – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Sunblocker in den Haftwurzen des Efeus http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/drucken/311577.html

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