Gemüsebau

Gemüsebau

Als Gemüsebau beschreibt man die Kultur von Gemüse zum menschlichen Verzehr. Dabei lässt sich der Erwerbsgemüsebau nach der Intensität der Bodennutzung in drei Kategorien unterteilen, den Feldgemüsebau, den gärtnerischen Freilandgemüsebau und den Unterglasgemüsebau.[1]

Inhaltsverzeichnis

Feldgemüsebau

Feldgemüsebau: Anbau von Weißkohl

Typisch für den Feldgemüsebau ist die meist nur einmalige Nutzung der Anbaufläche im Jahr zum Gemüsebau und regelmäßig ein Fruchtwechsel der Gemüsekultur mit anderen landwirtschaftlichen Kulturen. Nach der Bodenvorbereitung, die als Resultat eine lockere, unkrautfreie, vorgedüngte, pflanz- bzw. saatfertige Ackerkrume hat, wird das anzubauende Gemüse entweder unmittelbar ausgesät oder als vorkultivierte Jungpflanze gepflanzt. Das Feld als Kulturfläche wird häufig in Beete, bei Möhren auch Dämme, unterteilt; die Beetbreiten werden durch die Spurbreite des Schleppers und den Arbeitsbreiten der übrigen bei Anbau und Ernte verwendeten Maschinen vorgegeben. Innerhalb der Beete erfolgt der Anbau in Reihen. Der Feldgemüsebau erfordert ein hohes Maß an Mechanisierung, um einerseits die nötige Schlagkraft in den wenigen, für einen Arbeitsschritt günstigen Tagen zu haben, und andererseits trotz der niedrigen am Markt gezahlten Preise für das Gemüse wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können. Die für die Pflanzung und Ernte bzw. Ernteaufbereitung benötigten Arbeitskräfte kommen häufig aus dem osteuropäischen Ausland, da die Arbeit hart ist und nur niedrig entlohnt werden kann. Beim großflächigen, vertraglich abgesicherten Anbau von Gemüsen für die Lebensmittelindustrie (z. B. zur Produktion von Konservendosen) wird der Feldgemüsebau auch als Industriegemüsebau bezeichnet.

Gärtnerischer Freilandgemüsebau

Gärtnerischer Freilandanbau von Gemüse (Blumenkohlernte)

Kennzeichnend für den gärtnerischen Anbau von Gemüsen im Freiland ist die intensive Nutzung der Anbauflächen durch zwei bis vier Kulturen in einem Jahr (beispielsweise durch die Kulturfolge Wirsing - Kopfsalat - Blumenkohl im Zeitraum Mitte März bis Anfang Oktober). Um die dichte Kulturfolge zu erreichen, werden die Gemüsepflanzen regelmäßig an anderer Stelle (auch unter Glas) vorkultiviert und mit steigendem Platzbedarf bei fortschreitendem Wachstum auf die eigentliche Anbaufläche umgepflanzt. Gleichwohl nutzt man auch auf dem abschließenden Standort gegebenenfalls Möglichkeiten zur Ernteverfrühung bzw. Erntezeitverlängerung durch zum Beispiel Abdecken mit Folien oder Vliesen.

Unterglasgemüsebau

Tomatenproduktion auf Steinwolle im Gewächshaus

Der Unterglasgemüsebau umfasst den Anbau von Gemüse bis zur Ernte in beheizten oder auch ungeheizten Gewächshäusern einschließlich Folientunneln. Im Unterglasanbau werden Gemüse gezogen, welche entweder einen erhöhten Wärmebedarf haben oder deutlich früher oder später, als aus dem Freiland möglich, in den Verkauf gehen sollen. Der Unterglasgemüsebau ist ganzjährig möglich. Hierbei erfolgt der Anbau nicht nur in der klassischen Bodenkultur, sondern auch in erdfreien Kulturverfahren. Bei der erdfreien Kultur, etwa beim Anbau auf Würfeln aus Schaumstoffen (z. B. PU) oder Steinwolle (z. B. Grodan wassersaugend) oder beim Dünnschichtkultur-Verfahren, werden die für die Pflanze notwendigen Nährstoffe mittels einer Nährlösung als Bewässerungsdüngung zugeführt.[2]

Sonstige Anbauformen

Als sonstige Anbauform ist noch der Hängegemüsebau zu nennen. Dieser wird bislang eher privat und nicht gewerblich betrieben. Zum Zubehör gehören eine zylindrische Pflanzbox mit zwei kleinen Öffnungen oben und unten, sowie Befestigungsstricke, die an einem unter der Decke hängenden Haken festgezurrt werden. Die obere Öffnung der Pflanzbox dient der Bewässerung, aus der unteren Öffnung wächst die Gemüsepflanze ins Licht, weshalb das Gemüse idealerweise in einem nach allen Seiten offenen Raum, wie z.B. einem Carport oder einer überdachten Terrasse angepflanzt werden sollte. Vorteile dieser Anbaumethode sind der recht geringe Wasserverbrauch, die gute Durchlüftung des offenen Raums, die Vermeidung von Hitzestaus, sowie die geringere Erreichbarkeit für kleine Säugetiere und Schnecken.

Eine weitere Unterteilung des Gemüsebaus ist durch eine Klassifizierung der in der Produktion befindlichen Pflanzen möglich:

Literatur

  • Christoph Wonneberger, Fritz Keller: Gemüsebau, Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8001-3985-9
  • Heinz Bahnmüller: Gartenbauliche Betriebslehre: Produktionsgartenbau / Dienstleistungsgartenbau, Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8001-4146-3
  • Helmut Krug, Hans-Peter Liebig, Hartmut Stützel: Gemüseproduktion, Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 978-3800135844
  • Lothar Bendel: Das große Lexikon der Früchte und Gemüse. Herkunft, Inhaltsstoffe, Zubereitung, Wirkung, Anaconda, Köln 2008, ISBN 978-3-8664-7201-3
  • Michael Pollock: Obst- und Gemüseanbau: Die praktische Enzyklopädie. 150 Obst-, Gemüse- und Kräuterarten. Mit ausführlichen Pflanzenporträts: Standort, Boden, Aussaat, ... Tipps zu Lagerung und Schädlingsbekämpfung, Dorling Kindersley, München 2002, ISBN 978-3-8310-0369-3
  • John Seymour: Selbstversorgung aus dem Garten: Wie man seinen Garten natürlich bestellt und gesunde Nahrung erntet, Urania, Freiburg 2009, ISBN 978-3-7831-6145-8
  • Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 3, Baumschule, Obstbau, Samenbau, Gemüsebau. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1986/1989, ISBN 3-8001-1148-9, insbesondere Abschnitt C ab S. 167 ff.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 3, Baumschule, Obstbau, Samenbau, Gemüsebau. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1986/1989, ISBN 3-8001-1148-9, S. 167
  2. Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 1, Grundlagen des Gartenbaues. 5. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1984, 2001, ISBN 3-8001-1184-5, S. 380

Weblinks

Wikibooks Wikibooks: „Handbuch Gemüsebau“ – Lern- und Lehrmaterialien

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